ADAPT-Studie
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T-DM1 als neuer Wirkstoff in der adjuvanten Therapie
Ende 2013 wurde mit dem Medikament T-DM1 (Handelsname Kadcyla®) ein sehr vielversprechender Wirkstoff für Frauen mit HER2-positivem, inoperablem, lokal fortgeschrittenem oder metastasierendem Brustkrebs, die zuvor mit Trastuzumab (Herceptin®) und einem Taxan separat oder kombiniert behandelt wurden, zugelassen. Kadcyla® ist ein gezielt gegen den HER2-Rezeptor gerichtetes Medikament, das zwei krebsbekämpfende Eigenschaften miteinander verbindet: die HER2-Hemmung durch Trastuzumab (den Wirkstoff in Herceptin®) und die zytotoxische Wirkung des Chemotherapeutikums DM1. Trastuzumab und DM1 sind durch eine stabile Verbindungssubstanz, einen so genannten Linker, miteinander verbunden, sodass DM1 direkt zu den HER2-positiven Krebszellen gebracht und erst dort in den Krebszellen freigesetzt wird.
In der so genannten ADAPT-Studie wird nun getestet, inwiefern auch ein früherer Einsatz dieses Medikaments, also bei Patientinnen ohne Fernmetastasen, von Nutzen sein könnte. Mamma Mia! sprach mit Prof. Dr. Nadia Harbeck vom Brustzentrum der Universität München über diese Studie.
Mamma Mia!: Frau Prof. Harbeck, können sie uns kurz erklären, was der Inhalt der ADAPT-Studie ist?
Prof. Dr. Nadia Harbeck: In der ADAPT-Studie werden sowohl die persönliche Tumorbiologie als auch das frühe Therapieansprechen nach drei Wochen berücksichtigt, um jeder Patientin eine individuelle, optimale Therapie anbieten zu können. Je nach Tumoreigenschaften (Hormon- und HER2-Status beziehungsweise triple negativ) werden die Studienteilnehmerinnen verschiedenen Sub-Studien zugeordnet. Dabei gibt es eine Sub-Studie für Frauen mit einem hormonrezeptor- und HER2-positiven Tumor. In diesem Arm kommt nun T-DM1 zum Einsatz.
Mamma Mia!: Wie genau sieht das Studiendesign in diesem Arm aus?
Prof. Dr. Nadia Harbeck: Beim „ADAPT HER2+/HR+ Sub-Protokoll“ werden folgende Therapieformen für zwölf Wochen vor der Operation verglichen:
- T-DM1 (Kadcyla ®) als Monotherapie
- T-DM1 + Antihormontherapie
- Trastuzumab (Herceptin ®) + Antihormontherapie.
Nach der Operation erhalten die Patientinnen eine Standardchemotherapie (aktuelle Empfehlung: 4 x EC, 12 x Pac). Bei Patientinnen, bei denen nach zwölf Wochen eine komplette pathologische Remission (pCR) erzielt wurde, der Tumor also unter dem Mikroskop nicht mehr nachweisbar ist, kann auch eine Taxan-freie Chemotherapie (4 x EC, dann Trastuzumab für ein Jahr) verabreicht werden, wenn die Patientin einverstanden ist.
Mamma Mia!: Bedeutet das, dass die Frauen im ersten Arm keine Antihormontherapie bekommen? Ist das nicht immer das Mittel der ersten Wahl bei einem hormonabhängigen Tumor?
Prof. Dr. Nadia Harbeck: Selbstverständlich erhalten alle Patientinnen mit einem hormonempfindlichen Tumor in der ADAPT-Studie eine Antihormontherapie entsprechend der AGO-Empfehlungen. In diesem Teil der ADAPT-Studie prüfen wir nur in den ersten zwölf Wochen vor der Operation, ob die Wirkung von T-DM1 durch die gleichzeitige Antihormontherapie beeinflusst wird. Nach der Operation erhalten hier alle Patientinnen ihre Antihormontherapie. Wir sind sehr froh, in der ADAPT-Studie unseren Patientinnen dieses vielversprechende Medikament T-DM1 bereits bei Erstdiagnose anbieten zu können. Die chemotherapie-freie Behandlung vor der Operation ist eine sehr moderne Vorgehensweise, die die Stärke dieser zielgerichteten Therapie ausnützt.
Mamma Mia!: Welche Sub-Protokolle gibt es außerdem in ADAPT?
Prof. Dr. Nadia Harbeck: Es gibt noch eine Sub-Studie für Frauen mit hormonabhängigem Tumor, der HER2-negativ ist. In dieser Studie kommen prognostische und prädiktive Marker, wie zum Beispiel Oncotype DX®, zur Prognoseabschätzung zum Einsatz. Wir erhoffen uns hierdurch, etwa der Hälfte der Patientinnen mit null bis drei befallenen Lymphknoten eine Chemotherapie ersparen zu können. Eine dritte Sub-Studie richtet sich an Patientinnen mit einem triple negativen Tumor. Hier werden die Wirkstoffkombinationen nab-Paclitaxel + Carboplatin oder nab-Paclitaxel + Gemcitabin vor der Operation miteinander verglichen.
Weitere Infos: www.wsg-online.com
Univ.-Prof. Dr. med. Nadia Harbeck
Leitung des Brustzentrums der Universität München
Standorte: Frauenkliniken Großhadern und Maistrasse-Innenstadt
Postadresse: Brustzentrum, Universitätsfrauenklinik
Klinikum Großhadern, Marchioninistraße 15, 81337 München
Tel.: +49 (0)89 7095-7581
Fax: +49 (0)89 7095-7582
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Das ist wirklich alles ganz toll, aber was ist mit uns – den an Brustkrebs erkrankten Männern?? In der ADAPT Studie kommen wir gar nicht vor! Mir bleibt somit die Chance versperrt, durch Teilnahme die immensen Kosten eines Oncotype DX Tests abzufangen! Es ist immer nur von Patientinnen die Rede; ist das fair?!
Nein, das ist definitiv nicht fair. Die European School of Oncology (ESO) hat auch erst jüngst gefordert, dass Männer ebenfalls in klinische Studien aufgenommen werden sollten. Wir setzen uns Auch dafür ein. Außerdem setzen wir uns dafür ein, dass Tests wie der Oncotype generell erstattet werden. Kommende Woche werden beim amerikanischen Krebskongress (ASCO) die 10-Jahres-Daten der TailorXStudie vorgestellt. Diese Daten werden hoffentlich wieder Bewegung in die Diskussion um die Erstattung bringen. Also… Fair ist es nicht und wir müssen alle daran arbeiten, dass sich das ändert.