Der Zauberbaum – App für Kinder krebskranker Eltern

Redaktion Mamma Mia!

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Die Diagnose Krebs ist nicht nur für die erkrankten Frauen ein Schock, sie betrifft die ganze Familie. Insbesondere für Kinder ist es schwer, weil ihr Grundvertrauen und ihr Sicherheitsgefühl verletzt werden. Je nach Alter können beziehungsweise wollen Kinder nicht über ihre Nöte sprechen – teilweise, weil sie nicht in der Lage sind, diese zu artikulieren, teilweise aber auch, weil sie ihre Mütter nicht zusätzlich belasten wollen.

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Der Verein „Hilfe für Kinder krebskranker Eltern e.V.“ hat viel Erfahrung mit Kindern, deren Leben durch die Krankheit eines Elternteils aus den Fugen geraten ist. Da Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei jungen Frauen ist, hat der Verein nun eine App entwickelt, die Kinder in einer spielerischen Art und Weise über die Krankheit Krebs aufklären und Fragen beantworten soll. Prof. Dr. Christian Jackisch, Chefarzt der Frauenklinik am Sana Klinikum Offenbach und Vorstandsvorsitzender des Vereins „Hilfe für Kinder krebskranker Eltern e.V.“ erläutert im Gespräch mit Mamma Mia! die Entstehung und den Nutzen dieser App.

 

                                          
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Mamma Mia!: Herr Prof. Jackisch, Sie sind seit 2012 Vorsitzender des Vereins „Hilfe für Kinder krebskranker Eltern“. Was hat Sie dazu bewogen, sich ehrenamtlich für diesen Verein zu engagieren?

Prof. Dr. Christian Jackisch: Im klinischen Alltag ist mir in den vergangenen Jahren immer wieder bei Beratungsgesprächen von Patientinnen und ihren Familien aufgefallen, dass die Sorge um das Wohl der Kinder, vor allem wenn es sich um sehr junge Kinder handelt, weit über der Sorge um die eigene Gesundheit der betroffenen Frauen und Mütter ging. Viele der jungen Mütter hatten und haben Probleme damit, das Gespräch mit den Kindern zu beginnen, da die gerade gestellte Diagnose vielen Eltern wie ein Kloß im Halse stecken bleibt und es darum geht, einen guten Gesprächsbeginn zu finden. Im häuslichen Ablauf ist die anstehende Therapie, sei es eine Operation oder eine Chemotherapie, ein deutliches Zeichen, dass sich etwas daheim ändert. Es bereitet sehr nachvollziehbar allen Familienmitgliedern große Sorgen, wenn „Mama“ nicht mehr so einsatzfähig ist, wie es vor wenigen Tagen noch der Fall war. Die Möglichkeiten, die der Verein, dem ich zuvor schon über einige Jahre angehörte, hier mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung einbringt, haben mich dann sehr motiviert, Verantwortung zu übernehmen und diese Arbeit weiter aktiv mitzugestalten.

Mamma Mia!: Das neueste Projekt dieses Vereins der „Zauberbaum“, eine App speziell für Kinder, deren Mütter an Brustkrebs erkrankt sind. Können Sie uns die Inhalte der App kurz schildern?

Prof. Dr. Christian Jackisch: Mit der App haben wir gemeinsam mit verschieden Experten versucht, die relevanten Inhalte, die aus unserer Sicht in einem solch wichtigen Thema berücksichtigt werden sollten, zusammenzufassen. Hierbei ist uns vor allem die Expertise von Frau PD Dr. Cornelia Liedtke von der Universitäts-Frauenklinik in Lübeck, aber auch die Erfahrung von Frau Schumacher-Wulf und dem gesamten Team von Mamma Mia! wichtig gewesen, um wirklich den Zahn der Zeit zu treffen und aus der täglichen Erfahrung zu lernen, die Ängste und Sorgen der Betroffenen zu kennen, um effektiv helfen zu können. Inhaltlich geht es darum, mit der Brustkrebsbehandlung verbundene Begriffe zu erläutern und den Behandlungsablauf zu schildern. Um die Aufmerksamkeit der Kinder nicht zu sehr zu belasten, sind in der App verschiedene Spiele eingebaut, um Momente der Entspannung und Ablenkung zu ermöglichen.

Mamma Mia!: Warum eine App? Worin sehen Sie die Vorteile dieses Mediums?

Prof. Dr. Christian Jackisch: Die App ist ein gutes Medium, um unabhängig von Ort und Zeit, je nach Bedarf der Betroffenen, verschiedene Themen alleine oder gemeinsam mit den Eltern zu besprechen. Grundsätzlich ist die App „Der Zauberbaum“ für die gemeinsame Nutzung von Kindern und Eltern gedacht und konzipiert. Mit Hilfe der Tablet-Computer oder der modernen Mobiltelefone können das Gespräch und die Beschäftigung von überallher erfolgen, vor allem aber in einer angenehmen Atmosphäre, und sind nicht an ein festes Medium gebunden.

Mamma Mia!: Werden Sie die App auch in Ihrem täglichen Berufsalltag nutzen?

Prof. Dr. Christian Jackisch: Ich bin davon überzeugt, dass diese App einen sehr guten Einstieg bietet, das Thema mit den Kindern im Alter von drei bis zehn Jahren zu beginnen. Wir hoffen, es für die Zielgruppe optimal konzipiert zu haben, um damit in spielerischer Form altersgerecht gesundheitliche Themen um die Brustkrebserkrankung und Behandlung aufzuarbeiten. Durch die eingebauten Sachinformationen wird es den Eltern erleichtert, den Dialog mit ihren Kindern zu beginnen und erfolgreich zu gestalten. Gerade die neuen Medien ermöglichen es Kindern und ihren Eltern, die unterschiedlichen Themen bei Bedarf aufzugreifen und auch zu vertiefen. Wir hoffen daher auf eine sehr gute Verbreitung.

Mamma Mia!: Was bietet der Verein Familien noch an?

Prof. Dr. Christian Jackisch: Unser Verein bietet zunächst die Möglichkeit der Aufklärung und Information durch Einzelgespräche an. Mit Hilfe einer Psycho-Onkologin und einer Psychologin werden Einzel- und Gruppengespräche organisiert. Über das Jahr verteilt werden auch Projektwochenenden angeboten, an denen sich unsere Psychologin, Frau Sabine Brütting, über ein gesamtes Wochenende mit den Familien zu dieser Problematik austauscht und berät. Diese Wochenenden wurden in der Vergangenheit sehr gut angenommen. Dazu haben wir ein ausführliches Informationsmaterial erstellt, das als Büchlein verschickt werden kann, um so auch dezentral erste Hilfestellungen und Ratschläge zu vermitteln. Das kann den Ratsuchenden auf Wunsch zugeschickt werden.

Mamma Mia!: Wie finanziert sich der Verein?

Prof. Dr. Christian Jackisch: Der Verein Hilfe für Kinder krebskranker Eltern e.V. finanziert sich über Mitgliedsbeiträge der rund hundert aktiven Mitglieder und über Spenden.

Mamma Mia!: Gibt es etwas, das Sie an Brustkrebs erkrankten Müttern ans Herz legen möchten?

Prof. Dr. Christian Jackisch: Zunächst geht es uns ja darum, eine realistische Einschätzung der Heilungsaussichten zu vermitteln, das ist uns rein medizinisch gesehen ein großes Anliegen. Wir wissen, dass die Heilungsraten heute immer besser werden. Weiterhin möchte ich den Patientinnen und ihren Familien vermitteln, das der gewohnte Ablauf des häuslichen Lebens so wenig wie möglich von der Therapie beeinträchtigt werden sollte und wir allein hier schon eine gute Therapieplanung benötigen, um anderen Familienmitgliedern oder Freunden die Möglichkeit einzuräumen, unterstützend agieren zu können. Uns allen geht es um eine gute und realistische Beratung und Therapiedurchführung, die die Bedürfnisse der Patientinnen so gut es geht berücksichtigen. Das offene Gespräch mit den Kindern ist aus unserer Erfahrung ein wichtiger Schritt, das bestehende Vertrauen in die Eltern aber auch in die eigene Zukunft der Kinder nicht unnötig zu belasten. Hier ist vor allem Offenheit und Klarheit in den Gesprächen von enormer Bedeutung.

Die kostenlose iOS- und Android-App „Der Zauberbaum“ ist im App Store/Play Store erhältlich.

 

Prof. Dr. med. Christian Jackisch
Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
Sana Klinikum Offenbach
Starkenburgring 66
63069 Offenbach

www.klinikum-offenbach.de


Weitere Infos:
Verein „Hilfe für Kinder krebskranker Eltern“ e.V.
Tel.: 0180 4435530

www.hilfe-fuer-kinder-krebskranker-eltern.de

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