Impfen bei Krebs – warum Schutz so wichtig ist

Impfen bei Krebs
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Menschen mit einer Krebserkrankung brauchen einen guten Impfschutz, weil ihr Immunsystem geschwächt ist. Doch welche Impfungen und Impfstoffe gibt es und welche sind bei Krebs empfohlen? Ein Überblick.

Bei einer Krebsdiagnose stehen zunächst die Krebsbehandlungen im Fokus, um den Tumor zu bekämpfen und möglichst zu beseitigen. Allerdings gilt es auch, den Körper vor gefährlichen Krankheitserregern wie Bakterien und Viren zu schützen. Denn durch eine Krebserkrankung und ihre Behandlung ist der Organismus anfälliger für solche Eindringlinge und kann sich schlechter gegen sie zur Wehr setzen. Daher sind Impfungen bei Krebs besonders wichtig.

Was ist eine Schutzimpfung?

Eine Schutzimpfung kann Menschen vor Infektionskrankheiten oder deren schweren Verlauf schützen, die durch Bakterien oder Viren ausgelöst werden. Dazu gehören zum Beispiel Grippe (Influenza), Corona (Covid-19), RSV- (Respiratorisches Synzytial-Virus) oder Pneumokokken-Infektionen, die oft für gefährliche Lungenentzündungen verantwortlich sind. Auch die Gürtelrose, bei der das Varizella Zoster Virus (Erste Infektion: Windpocken) reaktiviert wird, kann im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung gehäuft auftreten.

Impfungen setzen ein Abwehrprogramm in Gang und trainieren das Immunsystem, damit es beim Kontakt mit einem Erreger gewappnet ist und ihn besser bekämpfen kann. Es gibt verschiedene Arten von Impfungen und Impfstoffen.

Bei einer Aktivimpfung verabreichen Ärztinnen und Ärzte inaktivierte Krankheitserreger (Lebendimpfstoffe), deren Bestandteile oder die Erbinformation (Totimpfstoffe). Durch die aktive Impfung lässt sich ein langanhaltender Impfschutz aufbauen und es entsteht eine langfristige Immunität gegenüber dem jeweiligen Erreger. Der Körper bildet durch die aktive Impfung selbst Abwehrstoffe (Eiweiße als Antikörper) sowie Gedächtniszellen, die bei der Wiedererkennung des Erregers und dessen Abwehr helfen.

Beispiele für Aktivimpfungen mit Lebendimpfstoffen sind die Impfungen gegen Masern-Mumps-Röteln (MMR), Windpocken oder Rotaviren. Totimpfstoffe sind zum Beispiel die Impfstoffe gegen Tetanus, Keuchhusten oder Diphtherie.

Bei einer Passivimpfung werden dagegen fertige Antikörper verabreicht, die einen schnellen, aber nur kurzfristigen Infektionsschutz bieten. Die passive Impfung wirkt zwar sofort, aber der Körper baut die Antikörper mit der Zeit wieder ab. Ein Beispiel für Passivimpfungen die Gabe von Tetanus-Immunglobulin nach einer Verletzung, wenn der Impfstatus unklar ist.

Es gibt noch einige weitere Impfungen, die erst während der Corona-Pandemie zugelassen wurden. Der Auslöser der Pandemie war das Coronavirus namens  SARS-CoV-2, die hervorgerufene Erkrankung heißt Covid-19. Aus dieser Zeit ist die mRNA-Impfung den meisten Menschen gut bekannt. Der mRNA-Impfstoff enthält keine vollständigen Viren, sondern nur Teile der viralen Erbinformationen. In diesen ist der Bauplan für die Herstellung eines bestimmten Eiweißes (beim Coronavirus SARS-Cov-2 handelte es sich um das Spike-Protein) verschlüsselt. Die Zellen können es dann selbst herstellen.

Die Vektorimpfung funktioniert mit sogenannten Vektorimpfstoffen. Sie enthalten genetisch veränderte Viren, die für Menschen ungefährlich sind, die Vektoren. Diese sind nicht oder nur begrenzt vermehrungsfähig. Die Vektoren funktionieren als Transportmittel. In ihrem Erbgut tragen sie ein Gen, das den Bauplan für ein bestimmtes Protein (beim Coronavirus das Spike-Protein) enthält. Dieses wird in die Zellen eingeschleust.

Zudem gibt es proteinbasierte Impfstoffe, bei denen künstliche Eiweiße als Impfstoffe verabreicht werden, sowie DNA-Impfstoffe, die Teile des viralen Erbguts (DNA) enthalten.

Warum ist Impfen bei Krebs so wichtig?

Menschen mit einer Krebserkrankung wie Brustkrebs, Gebärmutterkrebs oder Eierstockkrebs brauchen einen guten Impfschutz, weil sie anfälliger für Infektionen sind, zum Beispiel durch Bakterien oder Viren. Außerdem kann eine Infektion bei ihnen schwerer verlaufen als bei Personen mit einem gesunden, intakten Immunsystem.

Manchmal muss die Krebsbehandlung aufgeschoben werden, wenn Sie sich mit einem Krankheitserreger angesteckt haben, weil zuerst diese Erkrankung bekämpft werden und ausheilen muss. Dies kann sich eventuell auf den Verlauf einer Krebserkrankung auswirken.

Ein Grund für die geringere Schlagkraft des Immunsystems kann die Krebserkrankung selbst sein. Manche Krebsarten, zum Beispiel Blutkrebs oder Lymphdrüsenkrebs, greifen die Immunzellen direkt an und schwächen das Abwehrsystem. Auch feste (solide) Tumore wie Brustkrebs oder Gebärmutterkrebs können den Körper belasten und seine Immunabwehr schwächen.

Verminderte Abwehrkräfte können außerdem durch die Krebstherapien bedingt sein. Meist müssen sich Menschen mit einer Krebserkrankung verschiedenen Behandlungen unterziehen, zum Beispiel einer Chemotherapie, Bestrahlung, zielgerichteten Therapien oder einer Immuntherapie. Diese und andere Krebstherapien können auch gesunde Zellen wie die Immunzellen schädigen. Das Immunsystem wird geschwächt und die Infektionsanfälligkeit steigt.

Darüber hinaus spielt das Alter eines Menschen eine Rolle. Das Immunsystem älterer Menschen ist allgemein weniger schlagkräftig. Alle Faktoren können dazu beitragen, dass Ihr Immunsystem Krankheitserreger schlechter abwehren kann.

Wichtig:
  • Totimpfstoffe sind bei einer Krebserkrankung anwendbar, genauso wie Vektorimpfstoffe und mRNA-Impfstoffe.
  • Lebendimpfstoffe dürfen dagegen nicht verabreicht werden, solange das Immunsystem geschwächt ist.

Welche Impfungen empfiehlt die STIKO bei Krebs?

Für Menschen mit einer Krebserkrankung empfiehlt die STIKO unter anderem diese Schutzimpfungen :

  • Grippe (Influenza): Die Impfung wird jährlich neu durchgeführt. Geimpft wird mit einem Impfstoff, der jedes Jahr an die derzeit kursierenden Grippeerreger angepasst wird.  Es handelt sich um einen Hochdosis-Impfstoff oder einen Impfstoff mit einem Adjuvans. Dies ist ein Zusatz, der die Impfwirkung verstärkt.
  • Keuchhusten (Pertussis): Die sogenannte ap-Impfung gegen Keuchhusten wird meist gemeinsam mit der Impfung gegen Diphterie (d) und Tetanus (T) angeboten (Tdap).
  • Pneumokokken: Diese Bakterien sind häufige Erreger einer Lungenentzündung (Pneumonie). Empfohlen wird der Impfstoff PCV20 für Menschen mit einer Krebserkrankung ab 18 Jahren. Wer in der Vergangenheit schon eine sogenannte sequenzielle Impfung (Konjugat-Impfstoff PCV13 + Polysaccharid-Impfstoff PPSV23) erhalten hat, sollte in einem Mindestabstand von sechs Jahren nach der PPSV23-Impfung eine Impfung mit PCV20 erhalten.
  • Haemophilus influenzae Typ b (Hib): Das sind Bakterien, die Atemwegserkrankungen und in der Folge eine Lungenentzündung verursachen können. Zunächst wird eine Grundimpfung durchgeführt, später eine  Auffrischimpfung.
  • Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV): Eine RSV-Impfung kann schwere Lungenentzündungen vermeiden; empfohlen für ältere Erwachsene ab 75 Jahren sowie für Menschen mit schweren Grunderkrankungen schon ab 60 Jahren. Dazu zählen schwere Formen von chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane, chronischen Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen, chronischen Erkrankungen des Nervensystems, bösartige Erkrankungen des blutbildenden Systems, Diabetes mellitus (mit Komplikationen) und eine schwere angeborene oder erworbene Abwehrschwäche (Immundefizienz).
  • SARS-CoV2 (Corona, COVID-19): Am Anfang steht eine Grundimmunisierung, gefolgt von einer jährlichen Auffrischimpfung. Geimpft wird meist mit einem mRNA-Impfstoff, aber auch eine Impfung mit einem proteinbasierten Impfstoff ist möglich. Beide müssen an die aktuell vorherrschende Virusvariante angepasst sein.
  • Gürtelrose (Herpes Zoster): Das Varizella-Zoster-Virus (VZV) löst beim Erstkontakt Windpocken (Varizellen) aus. Es bleibt danach lebenslang im Körper und „schläft“ dort. Ist das Immunsystem geschwächt, kann es reaktiviert werden und eine schmerzhafte Gürtelrose auslösen. Geimpft wird mit einem Totimpfstoff, der ein Viruseiweiß sowie einen Wirkverstärker enthält. Die Zosterimpfung kann das Risiko für eine Reaktivierung des Virus längerfristig verringern.
  • HPV (humane Papillomviren): Die HPV-Impfung ist besonders für junge Menschen mit einer Krebserkrankung vor dem Therapiebeginn empfohlen.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) nennt allgemeine Grundsätze fürs Impfen bei Krebs:

  • Ärztinnen und Ärzte dürfen krebskranke Menschen ohne eine schwerwiegende Immunschwäche so wie gesunde Menschen impfen.
  • Die Impfung mit Lebendimpfstoffen ist zu bestimmten Zeitpunkten nicht empfohlen: kurz vor, während und kurz nach einer Krebsbehandlung. Das Impfen mit Totimpfstoffen ist dagegen möglich. Allerdings kann die Wirksamkeit der Impfung eingeschränkt sein, weil der Körper nicht genügend Abwehrstoffe bildet.
  • Nach dem Abschluss der Krebstherapie sollten fehlende oder nicht vollständige Grundimmunisierungen nachgeholt Ansonsten sind einmalige Wiederholungsimpfungen ratsam.
  • Auch Menschen im Umfeld eines krebskranken Menschen, zum Beispiel Angehörige oder enge Freunde, sollten auf einen ausreichenden Impfschutz achten. Dieser schützt auch Menschen mit Krebs.

Wichtig vor und während der Krebstherapie

Das Behandlungsteam überprüft Ihren Impfschutz vor dem Beginn der Krebstherapie: Welche Impfungen müssen aufgefrischt oder nachgeholt werden? Es wägt ab, wie stark Ihr Immunsystem geschwächt ist und wie groß Ihr persönliches Infektionsrisiko ist. Fehlende Impfungen werden ergänzt, wenn dies sicher möglich ist. Die Impfungen sollten Sie möglichst vor dem Beginn der Therapie durchführen lassen, damit für den Zeitraum der Behandlungen und danach ein möglichst guter Impfschutz besteht.

Impfungen mit Lebend- und Totimpfstoffen sollten idealerweise etwa vier Wochen vor dem Behandlungsbeginn abgeschlossen sein, um eine ausreichende Immunantwort sicherzustellen.

Während einer Krebsbehandlung dürfen Lebendimpfstoffe nicht geimpft werden. Möglich sind jedoch Schutzimpfungen mit Totimpfstoffen. Allerdings kann die Immunantwort schwächer ausfallen und daher die Wirksamkeit der Impfung eingeschränkt sein. Besprechen Sie deshalb mit Ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten, ob und wann eine Impfung im Therapieverlauf sinnvoll ist. Lebendimpfstoffe dürfen während der Krebsbehandlung nicht eingesetzt werden.

Achtung:
  • Eine Stammzelltransplantation setzt einen früher aufgebauten Immunschutz außer Kraft. Während und nach einer autologen oder allogenen Blutstammzelltransplantation sollten Schutzimpfungen immer in Absprache mit dem Transplantationszentrum erfolgen. „Autolog“ bedeutet, dass eigene Stammzellen transplantiert werden. Bei einer allogenen Transplantation werden fremde Stammzellen eines Spenders übertragen. Nach der Stammzelltransplantation muss der Impfschutz neu aufgebaut werden.
  • Auch für Menschen, bei denen die Milz entfernt wurde, gelten besondere Impfempfehlungen. Die Milz ist ein immunogenes Organ, das für die Immunabwehr besonders wichtig ist.

Nach der Therapie – welche Impfungen aufgefrischt werden sollten

Nach einer Krebsbehandlung sollten Sie fehlende oder unvollständige Grundimmunisierungen nachholen. Ansonsten sind einmalige Wiederholungsimpfungen empfohlen. Das Immunsystem muss sich jedoch nach einer Krebsbehandlung erst einmal erholen. Impfungen mit Totimpfstoffen sollten Sie am besten ab drei Monaten nach dem Therapieende vornehmen lassen. Für Lebendimpfstoffe gilt in der Regel ein Zeitraum ab sechs Monaten nach dem Abschluss der Therapien.

Reiseimpfungen– besondere Vorsicht

Reisen ist auch mit einer Krebserkrankung möglich. Allerdings sollten Sie dies vorab unbedingt mit Ihrem Behandlungsteam besprechen. Nicht jedes Urlaubsziel ist vielleicht bei oder nach einer Krebserkrankung gut geeignet. So gibt es zum Beispiel Länder mit unzureichenden hygienischen Bedingungen, in denen die Infektionsrisiken höher sind.

Reiseimpfungen mit Totimpfstoffen sollten ungefähr drei Monate nach dem Ende der Therapien verabreicht werden. Sie können zum Beispiel vor Infektionskrankheiten wie Tollwut, Typhus, Cholera (Schluckimpfstoff) oder Hepatitis A und B schützen. Auch die FSME-Impfung die vor einer durch Zecken übertragenen Frühsommer-Meningo-Enzephalitis schützen kann, ist – je nach Reisegebiet – empfohlen. Das Robert Koch-Institut weist die FSME-Gebiete in Deutschland jedes Jahr neu aus.

Wenn im Rahmen einer Reise eine Impfung mit einem Lebendimpfstoff nötig ist, zum Beispiel gegen Gelbfieber, raten Fachleute zu einem Abstand von sechs Monaten nach Ende der Krebstherapie.

Nach einer Stammzelltransplantation gilt ein zuvor aufgebauter Impfschutz als vollständig verloren. Denn: Vor der Transplantation steht eine intensive Chemotherapie, die die gesamte bestehende Immunabwehr zerstört. Lebendimpfstoffe, etwa gegen Gelbfieber, Typhus oder Cholera, dürfen erst einmal nicht geimpft werden. Ratsam ist ein Abstand von mindestens 24 Monaten nach einer Stammzelltransplantation. Dann hat sich das Immunsystem voraussichtlich wieder ausreichend erholt und stabilisiert. Totimpfstoffe können dagegen frühestens sechs Monate nach der Transplantation der Stammzellen verabreicht werden. Allerdings kann der Impfschutz zu diesem Zeitpunkt noch eingeschränkt sein.

Welche Nebenwirkungen sind bei Impfungen möglich?

Impfungen können einige allgemeine Nebenwirkungen hervorrufen. Meist sind sie mild ausgeprägt und klingen innerhalb kurzer Zeit von selbst wieder ab. Häufig treten Schmerzen, Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle auf. Auch Müdigkeit, Fieber oder Kopfschmerzen können vorkommen. Schwere Nebenwirkungen sind selten. 

Die meisten Impfungen sind seit Jahren oder Jahrzehnten zum Schutz vor Infektionskrankheiten bewährt. Bisher gebe es keine wissenschaftlich belegten Hinweise, dass sie Krebs fördern oder den Verlauf einer Krebserkrankung verschlechtern können, schreibt das DKFZ.

Wer berät zum Impfen bei Krebs?

Lassen Sie sich zum Thema Impfen bei Krebs ausführlich informieren und beraten. Mögliche Anlaufstellen sind Ihre Hausarztpraxis, Ihre onkologische Praxis oder Ihr onkologisches Behandlungsteam in der Klinik. Für Reiseimpfungen gibt es speziell ausgebildete Reisemediziner und -medizinerinnen.  Am besten führen Sie auch einen Impfpass mit sich. Geplant ist zukünftig der elektronische Impfpass (eImpfpass), in dem die Impfungen digital erfasst sind.

  1. Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts (RKI), Impfen bei Immundefizienz, abgerufen am 21.8.2025
  2. Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Informationsblatt: Impfen bei Krebs und Aktuelles: Impfungen bei Krebs und Schutzimpfungen bei Krebs – Wie funktioniert das? und Reiseimpfungen bei Krebs, abgerufen am 21.8.2025
  3. Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (früher BZgA), Aktive und passive Immunisierung und Impfempfehlungen für Erwachsene, Pneumokokken, abgerufen am 22.08.2025
  4. Journal Onkologie, Impfen bei Krebs – worauf zu achten ist, abgerufen am 22.8.2025
  5. Kinderkrebsinfo, Vorbereitung und Begleitung, Impfungen, abgerufen am 22.8.2025

NP-DE-AOU-WCNT-250016 (11/2025)

Mit freundlicher
Unterstützung von GlaxoSmithKline

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