Mamma Mia › Eierstockkrebs
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Bei Frauen mit Eierstockkrebs bildet sich ein bösartiger Tumor in einem oder beiden Eierstöcken, den Ovarien. Sie gehören zu den inneren weiblichen Geschlechtsorganen und beherbergen die Eizellen. In der Fachsprache heißt Eierstockkrebs auch Ovarialkarzinom oder abgekürzt Ovarial-Ca. Die Eierstöcke setzen sich aus verschiedenen Geweben zusammen. Prinzipiell kann aus all diesen Zelltypen Eierstockkrebs entstehen. Am häufigsten haben die Tumoren ihren Ursprung jedoch in der obersten Zellschicht, dem Epithel. Daher heißen sie auch „epitheliale Tumoren“.
Häufigkeit und Erkrankungsalter
Eierstockkrebs ist eine vergleichsweise seltene Krebsart: Im Jahr 2020 erkrankten in Deutschland 7.180 Frauen neu daran, berichtet das Robert Koch-Institut (RKI). Zum Vergleich: Die Diagnose Brustkrebs erhielten im gleichen Zeitraum 70.550 Frauen. Etwa 1 von 74 Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Eierstockkrebs.
Wie bei vielen anderen Krebsarten spielt auch bei Eierstockkrebs das Alter eine wichtige Rolle, aber es sind noch einige andere Faktoren am Werk, wenn ein Ovarialkarzinom entsteht.
- Bis zum 85. Lebensjahr steigen die Erkrankungsraten kontinuierlich an. Im Schnitt liegt das Alter bei der Diagnose bei 68 Jahren.
- Ungefähr fünf bis zehn Prozent aller bösartigen Erkrankungen des Eierstocks treten schon vor dem 45. Lebensjahr auf. Meist handelt es dich um sogenannte Keimzelltumoren. Dabei einsteht Krebs aus einer entarteten reifen Eizelle.
- Bei einer erblichen Veranlagung für Brust- und Eierstockkrebs, zum Beispiel bei einer BRCA-Mutation, steigt das Risiko für ein Ovarialkarzinom etwa ab dem 40. Lebensjahr.
Welche Arten von Eierstockkrebs gibt es?
Die Eierstöcke bestehen aus mehreren Arten von Zellen und Gewebetypen. Aus allen kann sich Krebs entwickeln. Ärztinnen und Ärzte unterscheiden diese Eierstockkrebsarten:
- Epitheliale Tumoren: Hier entsteht der Eierstockkrebs in der obersten Zellschicht. Etwa neun von zehn Ovarialkarzinomen sind epitheliale Tumoren, berichtet das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). In diese Gruppe fallen auch sogenannte Borderline-Tumore der Eierstöcke. Diese lassen sich nicht eindeutig als gutartig oder bösartig einstufen.
- Keimstrangstromatumoren: Sie bilden sich aus dem Stützgewebe der Eierstöcke. Diese Eierstocktumoren kommen nur selten vor (circa drei Prozent).
- Keimzelltumore: Zu den Keimzellen gehören die Eizellen (und Samenzellen). Keimzelltumore entwickeln sich aus den Eizellen, die sich im Eierstock befinden und dort heranreifen. Diese seltene Art von Eierstockkrebs (nur rund ein Prozent aller Ovarialkarzinome) betrifft oft schon Kinder und junge Frauen.
Nicht nur in den Eierstöcken, sondern auch in den Eileitern und im Bauchfell kann sich Krebs bilden. Eileiterkrebs (Tubenkarzinom) und Bauchfellkrebs (Peritonealkarzinom) gelten als zwei eigenständige Krebsarten, sind jedoch dem Eierstockkrebs sehr ähnlich. Die Behandlung aller drei Krebsarten ist daher gleich.
Anatomie und Funktion der Eierstöcke
Die beiden Eierstöcke befinden sich rechts und links von der Gebärmutter (siehe Grafik). Sie sind ungefähr so groß wie eine Walnuss und oval geformt. Allerdings verändert sich die Größe der Eierstöcke während des Monatszyklus, weil die Eibläschen heranreifen und größer werden. Neben der Gebärmutter, den Eileitern und der Scheide gehören die Eierstöcke zu den inneren weiblichen Geschlechtsorganen.
Die Eierstöcke bestehen aus der äußeren Rinde und dem inneren Mark. Die Rinde besitzt einen Überzug aus dünnem Deckgewebe (Epithel) und enthält die Eizellen. Das Mark setzt sich aus Binde- und Stützgewebe zusammen. Es beinhaltet Blutgefäße, Lymphgefäße und Nervenfasern.
Die Ovarien spielen eine wichtige Rolle bei der Fortpflanzung. In den Eierstöcken reifen jeden Monat mehrere Eibläschen (Follikel) heran, welche die Eizelle umhüllen. Meist wird aber nur eine Eizelle pro Monat aus einem Eibläschen des Eierstocks freigesetzt. Der Eileiter (Tube) nimmt die Eizelle auf und transportiert sie in Richtung Gebärmutter (Uterus). Wird die Eizelle durch eine Samenzelle (Spermium) befruchtet, nistet sie sich in die Gebärmutter ein – dann kommt es zu einer Schwangerschaft.
Die Eizellen – es sind ungefähr 400.000 – sind von Geburt an in den Eierstöcken angelegt. Anders ist es mit den Samenzellen, die täglich millionenfach produziert werden. Jede Frau besitzt eine „Eizellreserve“, die sich im Laufe ihres Lebens „verbraucht“. Nur ungefähr 500 Eizellen reifen tatsächlich während der Geschlechtsreife heran, die anderen gehen zugrunde.
Eine weitere wichtige Aufgabe der Eierstöcke ist die Produktion von Hormonen. Vor allem Östrogene, aber auch Gestagene (weibliche Geschlechtshormone) werden in den Ovarien gebildet. Die Hormonproduktion beginnt mit der Pubertät, regelt den Zyklus einer Frau und sorgt für das hormonelle Gleichgewicht. Endet diese Hormonproduktion – entweder auf natürliche Weise ab einem Alter etwa 52 Jahren oder durch eine operative Entfernung der Eierstöcke – bleibt die Menstruation aus und die Wechseljahre setzen ein. Diese machen sich bei vielen Frauen durch Symptome wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Stimmungstiefs oder Schlafstörungen bemerkbar.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen von Eierstockkrebs sind nicht genau bekannt. Dies gilt auch für viele andere Krebsarten. Fachleute gehen aber davon aus, dass Krebs nicht „die eine“ Ursache hat, sondern mehrere Faktoren zusammenkommen müssen, damit ein bösartiger Tumor entsteht. Bekannt sind einige Risikofaktoren für Eierstockkrebs. Dazu gehören zum Beispiel das Alter, Kinderlosigkeit oder eine familiäre Krebsveranlagung, zum Beispiel durch ein verändertes BRCA1- oder BRCA2-Gen.
Anzeichen von Eierstockkrebs
Eierstockkrebs verursacht lange Zeit keine Symptome. Zudem sind die Beschwerden oft unspezifisch und können auch im Rahmen anderer Erkrankungen vorkommen. Anzeichen für ein Ovarialkarzinom im Anfangsstadium können Völlegefühl, Blähungen oder unklare Bauchschmerzen sein.
Untersuchungen und Diagnose von Eierstockkrebs
Weil eindeutige Symptome bei Eierstockkrebs meist fehlen, finden Gynäkologinnen und Gynäkologen das Ovarialkarzinom oft zufällig, beispielsweise im Rahmen einer Routineuntersuchung. Spezielle Maßnahmen zur Früherkennung wie die Mammographie bei Brustkrebs gibt es für Eierstockkrebs nicht. Bei einer familiären Vorbelastung für Brust- und Eierstockkrebs sind jedoch ein intensiviertes Früherkennungsprogramm und vorbeugende Operationen möglich.
Bei einem Verdacht auf einen bösartigen Tumor an den Eierstöcken sind Ihre Krankengeschichte und verschiedene Untersuchungen wichtig.
Klassifikation und Stadien
Ovarialkarzinome lassen sich klassifizieren und verschiedenen Stadien zuordnen. Aus dieser Einteilung lässt sich ablesen, wie weit sich der Eierstockkrebs ausgebreitet hat und ob es schon Metastasen gibt. Davon hängt wiederum die Behandlung ab.
Welche Therapien gibt es?
Für die Behandlung von Eierstockkrebs gibt es mehrere Möglichkeiten. Die Therapie sollten erfahrene Ärztinnen und Ärzte durchführen, am besten in einem zertifizierten gynäkologischen Krebszentrum beziehungsweise in einem Kompetenzzentrum für Eierstockkrebs. An erster Stelle steht meist die Operation, bei der der Tumor möglichst vollständig entfernt wird. Dies gilt für frühen und fortgeschrittenen Eierstockkrebs. Meist schließen sich weitere Behandlungen wie eine Chemotherapie an.
Reha und Nachsorge
Nach dem Abschluss der Krebsbehandlungen gibt es das Angebot einer Reha (Anschlussrehabilitation oder Anschlussheilbehandlung). Auch regelmäßige Nachsorgetermine sollten Sie wahrnehmen. Ärztinnen und Ärzte fragen zum Beispiel nach Ihren Beschwerden und suchen nach Anzeichen für einen Rückfall, ein Rezidiv.
Prognose, Lebenserwartung, Heilungschancen
Allgemein gilt für die meisten Krebserkrankungen: Je früher ein bösartiger Tumor entdeckt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen und Prognose. Dies ist auch bei Eierstockkrebs der Fall. Im Stadium 1 liegen die relativen Überlebensraten bei 90 Prozent.
Allerdings werden Ovarialkarzinome oft erst spät diagnostiziert, weil sie lange Zeit keine Symptome hervorrufen. 76 Prozent der bösartigen Tumore in den Eierstöcken befinden sich laut RKI im Stadium 3 oder 4. Dann ist der Tumor fortgeschritten und hat sich schon im Becken und Bauchraum ausgebreitet. Außerdem wirken etablierte Krebstherapien wie die Bestrahlung bei Eierstockkrebs weniger gut und kommen daher nur selten zum Einsatz. Umgekehrt werden neue Medikamente entwickelt, die auch bei dieser Krebsart helfen können.
Im Vergleich zu anderen Krebsarten sind die Prognose und Überlebenschancen bei Eierstockkrebs eher ungünstig. Das RKI nennt folgende Zahlen für 2020:
- 265 Frauen starben an Eierstockkrebs.
- Fünf Jahre nach der Diagnose waren noch 44 Prozent der Frauen am Leben.
- Nach zehn Jahren lebten noch 34 Prozent der Frauen.
Eierstockkrebs vorbeugen
Die Ursachen von Eierstockkrebs sind nicht genau bekannt – daher gibt es auch keine speziellen Maßnahmen, um dieser Krebsart vorzubeugen. Allerdings sind einige Risikofaktoren für Eierstockkrebs bekannt. Manche dieser Faktoren lassen sich nicht beeinflussen, zum Beispiel das Alter oder die Gene. Andere Faktoren wie Kinderlosigkeit sind für die meisten Frauen wohl keine Option, um sich vor Eierstockkrebs zu schützen. An manchen Faktoren können Sie aber selbst ansetzen, weil sie mit dem Lebensstil zu tun haben, zum Beispiel Übergewicht. Allerdings lässt sich Eierstockkrebs nie mit Sicherheit vorbeugen, selbst wenn Sie sämtliche Risikofaktoren ausschalten würden.
Für das Ovarialkarzinom wurden einige Faktoren identifiziert, die sich risikosenkend und schützend auswirken. Dazu zählen nach Angaben des DKFZ:
- Viele Geburten
- Längere Stillzeiten
- Einnahme der „Pille“ über mehrere Jahre – sie hemmt den Eisprung
- Sterilisation – ein Verschluss der Eileiter
- Bei familiärer Veranlagung (zum Beispiel BRCA-Mutation) – vorbeugende Entfernung der Eierstöcke und Eileiter
- S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren, Stand: Mai 2022 (in Überarbeitung), abgerufen am 31.7.2024
- Deutsche Krebshilfe, Patientinnenleitlinie „Eierstockkrebs“, abgerufen am 31.7.2024
- Deutsche Krebsgesellschaft, Eierstockkrebs Basis Informationen für Patienten und Angehörige, abgerufen am 31.7.2024
- Deutsche Krebshilfe, Eierstockkrebs, abgerufen am 31.7.2024
- Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Eierstockkrebs, abgerufen am 1.8.2024
- Robert Koch-Institut (RKI), Eierstockkrebs, abgerufen am 1.8.2024
- BRCA-Netzwerk, familiäre Krebserkrankungen, Eierstockkrebs, abgerufen am 1.8.2024
- Krebsliga Schweiz, Eierstockkrebs, abgerufen am 1.8.2024
- Journal Onkologie, Ovarialkarzinom, abgerufen am 1.8.2024
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