Stadien und Klassifikation bei Eierstockkrebs

Redaktion Mamma Mia!

Eierstockkrebs Stadien und Klassifikation
© iStock / blueringmedia

Für die Behandlung von Eierstockkrebs ist es wichtig, einen genauen Steckbrief des Tumors zu erstellen. Dafür nutzen Ärztinnen und Ärzte das TNM-System und die FIGO-Klassifikation. Auch das Grading liefert Hinweise. Lesen Sie, was das ist! 

Eierstockkrebs kann sich im Frühstadium befinden, aber auch weiter fortgeschritten sein und sich schon ausgebreitet haben. Anhand verschiedener Parameter lässt er sich in verschiedene Stadien einteilen. Dafür verwenden Ärztinnen und Ärzte eine international anerkannte Klassifikation, die sie auch bei anderen Krebsarten nutzen: das TNM-System. Bei Eierstockkrebs gibt es aber noch eine weitere Möglichkeit der Einteilung, die FIGO-Klassifikation. Beide Varianten beschreiben aber genauer, wie groß der Tumor ist, wie weit er sich ausgebreitet hat, wie aggressiv er ist und welche besonderen Eigenschaften und Merkmale er besitzt. So können sich alle Ärztinnen und Ärzte, die an der Behandlung beteiligt sind, ein genaues Bild des Ovarialkarzinoms machen.  

Das jeweilige Stadium von Eierstockkrebs hat eine wichtige Bedeutung für die Wahl der Therapien und beeinflusst auch die Prognose und Lebenserwartung. Allgemein gilt: Je weiter fortgeschritten ein Tumor bei der Diagnose ist, desto intensiver sind meist die Behandlungen und desto ungünstiger ist die Prognose.  

Stadien von Eierstockkrebs

Ärztinnen und Ärzte legen die verschiedenen Stadien bei Eierstockkrebs danach fest, wie weit sich der Tumor vom Eierstock aus schon ausgebreitet hat: 

  • Örtlich (lokal) begrenzter Tumor (Stadium 1 bis 2): Er wächst nur in einem Eierstock oder in beiden Eierstöcken oder beschränkt sich nur auf die Geschlechtsorgane im Becken. 
  • Fortgeschrittener Tumor (Stadium 3 oder 4): Er hat sich auf andere Organe im Becken beziehungsweise in der Bauchhöhle ausgedehnt oder hat in weiter entfernt liegende Organe des Körpers gestreut – er hat Fernmetastasen gebildet. 

 

Das Robert Koch-Institut (RKI) schreibt, dass Eierstockkrebs bei 76 Prozent der Frauen erst im Stadium 3 oder 4 gefunden wird, also erst relativ spät. Dies beeinflusst auch die Krebstherapien und die Überlebenschancen. Ein Grund für diese oft späte Diagnose ist, dass das Ovarialkarzinom anfangs kaum oder keine Symptome verursacht. Der Tumor macht sich oft erst bemerkbar, wenn er schon fortgeschritten ist.  

Metastasen bei fortgeschrittenem Eierstockkrebs

Fortgeschrittener Eierstockkrebs bedeutet, dass nicht nur ein oder beide Eierstöcke beziehungsweise die Geschlechtsorgane im Bauchraum von Krebszellen befallen sind. Hier hat das Ovarialkarzinom andere Organe in der Nähe oder weiter entfernte Organe und Gewebe erreicht. Krebszellen können sich über die Lymphwege und Blutbahnen überall im Körper ausbreiten. Bei Eierstockkrebs bilden sich Metastasen (Fernmetastasen) vor allem in weiter entfernten Lymphknoten, in der Leber, Lunge, Milz, im Gehirn oder in den Knochen.  

Klassifikation von Eierstockkrebs

Für die Klassifikation von Eierstockkrebs kommen zwei verschiedene Einteilungssystem zum Einsatz: die TNM-Klassifikation (auch bei anderen Krebsarten genutzt) und die FIGO-Klassifikation (für gynäkologische Tumoren, auch zum Beispiel bei Gebärmutterkrebs). 

TNM-System und FIGO-Klassifikation

Das TNM-System ist eine Einteilung bei Krebs, die international gebräuchlich ist und die alle Ärztinnen und Ärzte weltweit „lesen“ können. Den Buchstaben T, N und M werden jeweils Zahlen zugeordnet, die Informationen über die Ausbreitung des Tumors liefern.  

Die Buchstaben TNM bedeuten Folgendes: 

  • T = Tumor: Die Zahl beschreibt, wie groß der Primärtumor ist. 
  • N = engl. node, deutsch „Knoten“: Sie gibt Auskunft, ob und wie viele Lymphknoten schon von Krebszellen befallen sind. Die Zahl zeigt, ob sich die Krebszellen vom Eierstock aus schon auf „Wanderschaft“ in die benachbarten Lymphknoten begeben haben.  
  • M = Metastasen: Darüber lässt sich angeben, ob Fernmetastasen in anderen Organen und Geweben vorliegen und wo sie sich genau befinden.  

 

Beispiel: Eierstockkrebs im Frühstadium ohne Metastasen in den Lymphknoten und in anderen Organen = Fernmetastasen) würde als T1N0M0 bezeichnet. 

Eine zweite Einteilung von Eierstockkrebs erfolgt nach der FIGO-Klassifikation. Das Kürzel FIGO steht für die Fédération Internationale de Gynécologie et d’Obstétrique. Diese klinische Einteilung beruht auf den Ergebnissen der Operation und von Laboruntersuchungen. Die FIGO-Klassifikation unterscheidet insgesamt vier Stadien. 

TNM-StadiumFIGO-Stadium Tumorausbreitung 
TX Primärtumor nicht bekannt, keine Angaben möglich 
T0 Kein Anhalt für einen Tumor 
T1I

Tumor ist auf die Eierstöcke begrenzt: 

  • T1a/IA: begrenzt auf einen Eierstock, Bindegewebskapsel um den Eierstock herum intakt, kein Tumor auf der Oberfläche des Eierstocks 
  • T1b/IB: begrenzt auf beide Eierstöcke, Bindegewebskapsel intakt, kein Tumor auf der Oberfläche der Eierstöcke 
  • T1c/IC: begrenzt auf einen oder beide Eierstöcke: 

— T1c1/IC1: Kapsel ist in Folge eines ärztlichen Eingriffs gerissen 

–T1c2/IC2: Kapsel ist vor der Operation gerissen oder Tumor ist auf der Eierstockoberfläche 

–T1c3/IC3: Tumorzellen außerhalb der Kapsel nachgewiesen, zum Beispiel im Bauchwasser

T2II

Tumor hat einen oder beide Eierstöcke befallen und sich im Becken ausgebreitet: 

  • T2a/IIA: breitet sich auf die Gebärmutter und/oder die Eileiter aus. 
  • T2b/IIB: breitet sich weiter im Becken aus
T3 und/oder N1 III

Tumor hat einen oder beide Eierstöcke befallen, im Labor wurden Absiedlungen im Bauchfell außerhalb des Beckens nachgewiesen und/oder umliegende Lymphknoten sind befallen: 

  • T3a/IIIA2: Im Labor nachgewiesene Absiedlungen im Bauchfell jenseits des Beckens. 
  • T3b/IIIB: Mit bloßem Auge sichtbare Absiedlungen im Bauchfell jenseits des Beckens, größte Tumorausdehnung höchstens zwei Zentimeter. 
  • T3c/IIIC: Mit bloßem Auge sichtbare Absiedlungen im Bauchfell jenseits des Beckens, größte Tumorausdehnung mehr als zwei Zentimeter, die Kapsel von Leber und/oder Milz kann befallen sein.
NX Lymphknotenbefall nicht beurteilbar 
N0IIIA1 Umliegende Lymphknoten nicht befallen 
N1 

Umliegende Lymphknoten befallen: 

  • N1a/IIIA1i: Absiedlungen sind höchstens zehn Millimeter groß 
  • N1b/IIIA1ii: Absiedlungen sind größer als zehn Millimeter 
M0 Keine Fernmetastasen
M1IV

Fernmetastasen vorhanden, ausgenommen sind Tumorzellen im Bauchfell: 

  • M1a/IVA: Tumorzellen sind im Lungenwasser nachweisbar 
  • M1b/IVB: Absiedlungen in Leber und/oder Milz, Absied-lungen außerhalb des Bauchraums, zum Beispiel Gehirn, Knochen oder entfernte Lymphknoten 

Grading bei Eierstockkrebs

Das Grading bei Eierstockkrebs zeigt, wie sehr die Krebszellen gesundem Eierstockgewebe noch ähnlich sind (wie gut die Zellen „differenziert“ sind). Anhand von feingeweblichen Untersuchungen lässt sich das Grading vornehmen.  

Es gibt bei Eierstockkrebs drei Grade, die Anhaltspunkte für den wahrscheinlichen Krankheitsverlauf und die Prognose liefern: 

  • G1: Die Krebszellen sind ist dem normalen Eierstockgewebe noch ähnlich gelten als weniger aggressiv. Sie sind gut differenziert oder ausgereift. G1 sind niedrig-gradige (low grade) Tumore mit einer geringen Wachstumsrate. 
  • G2: Die Krebszellen weichen mehr vom normalen Gewebe im Eierstock ab und besitzen eine höhere Wachstumsrate.  
  • G3: Die Krebszellen ähneln gesunden Zellen im Eierstock kaum oder überhaupt nicht mehr. Sie sind schlecht differenziert und gelten als aggressiv.  G3 sind hoch-gradige Tumore (high grade) mit einer hohen Wachstumsrate.  
Weitere Informationen zum Thema

Unser Ziel ist es, wissenschaftliche Informationen verständlich zu vermitteln. Die Informationen können jedoch eine professionelle Beratung durch ausgebildete und anerkannte Ärztinnen und Ärzte nicht ersetzen. Auch dienen sie nicht dazu, eigenständig eine Diagnose zu stellen oder eine Therapie einzuleiten.