Eierstockkrebs erkennen: Diagnoseverfahren

Redaktion Mamma Mia!

Diagnose Eierstockkrebs
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Eierstockkrebs lässt sich oft nur schwer erkennen, weil der Tumor anfangs keine Symptome verursacht. Besondere Maßnahmen zur Früherkennung gibt es nicht. Untersuchungen wie der Ultraschall liefern Hinweise – eine sichere Diagnose bringt aber erst die Operation. 

Die Diagnose „Eierstockkrebs“ stellen Ärztinnen und Ärzte bei vielen Frauen erst spät. Ungefähr zwei Drittel aller Ovarialkarzinome befinden sich bei der Diagnose schon in einem fortgeschrittenen Stadium 3 oder 4, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI). Weil bei Eierstockkrebs im Frühstadium typische Symptome fehlen, suchen Frauen oft erst spät eine gynäkologische Arztpraxis auf. So lässt sich Eierstockkrebs oft erst entdecken, wenn sich der Tumor schon weiter ausgebreitet hat.  

Dabei gilt auch für das Ovarialkarzinom: Je früher Ärztinnen und Ärzte die Diagnose „Eierstockkrebs“ stellen, desto besser lässt sich die Erkrankung behandeln und desto günstiger sind auch der Verlauf und die Prognose. Das gilt eigentlich für fast alle Krebsarten.  

Ist Früherkennung von Eierstockkrebs möglich?

Für Eierstockkrebs gibt es keine speziellen Vorsorge- oder Früherkennungsuntersuchungen – im Gegensatz zu Brustkrebs (Mammographie-Screening) oder Gebärmutterhalskrebs (PAP/HPV-Test). Gynäkologische Praxen bieten aber einige Untersuchungen an, die Eierstockkrebs frühzeitig aufzuspüren sollen.  

Dazu gehört der Ultraschall (Sonographie) der Eierstöcke durch die Scheide (vaginaler Ultraschall). Ärztinnen und Ärzte können auf den Ultraschallbildern den Zustand der Eierstöcke und der Gebärmutter beurteilen. So lassen sich mögliche Auffälligkeiten und Veränderungen erkennen.  

Beim Verdacht auf Eierstockkrebs ist der Ultraschall der Eierstöcke eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen – sie tragen die Kosten für die Untersuchung. Anders ist es, wenn der vaginale Ultraschall ohne konkreten Verdacht durchgeführt wird. Dann ist die Untersuchung eine sogenannte Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL). Die Kosten dafür müssen Sie selbst übernehmen. Laut dem Portal IGeL-Monitor liegen sie zwischen 25 und 52 Euro.  

Was ist IGeL?
  • Individuelle Gesundheitsleistungen umfassen Untersuchungen oder Behandlungen, die nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen gehören. Daher tragen sie auch die Kosten dafür nicht.  
  • Entweder wurde die Wirksamkeit dieser Untersuchungen oder Behandlungen nicht ausreichend in klinischen Studien nachgewiesen oder sie wurden noch nicht untersucht. 
  • Der IGeL-Monitor bietet eine Beschreibung und Bewertung verschiedener IGeL-Angebote.
  • Den Ultraschall der Eierstöcke zur Früherkennung von Eierstockkrebs hat der IGeL-Monitor als „negativ“ bewertet. Es gebe keine Hinweise auf einen Nutzen dieser Früherkennungsmaßnahme. Die Begründung: Eine große Studie namens UK Collaborative Trial of Ovarian Cancer Screening“ (UKCTOCS) aus dem Jahr 2021 hatte Folgendes ergeben: 
  • Die allgemeine und durch Eierstockkrebs bedingte Sterblichkeit war bei allen Studienteilnehmerinnen unabhängig von der wahrgenommenen Untersuchung gleich. Es spielte also keine Rolle, auf welche Weise die Frauen untersucht worden waren –alleiniger Ultraschall, Ultraschall in Kombination mit einem Tumormarker oder überhaupt keine Untersuchung. 
  • Trotz der Früherkennungsuntersuchung starben also nicht weniger Frauen als ohne Untersuchung. 
  • Auch 16 Jahre nach dem Abschluss der Studie war die Sterblichkeit aufgrund von Eierstockkrebs nicht nachweislich zurückgegangen.  

 

Die Bestimmung des TumormarkersCA 125“ im Blut soll ebenfalls Hinweise auf ein Ovarialkarzinom liefern können. CA 125 ist ein Eiweiß, das in vielen Zellen und Geweben gebildet wird, etwa in den Eierstöcken, im Darm oder in der Bauchspeicheldrüse. Erhöhte Werte können ein Hinweis auf Eierstockkrebs oder Tumoren im Verdauungstrakt sein. Anhand einer Blutprobe lässt sich CA 125 bestimmen. Dieser Blutwert ist jedoch ein relativ unspezifischer Tumormarker. Der CA 125-Wert kann nämlich auch bei gutartigen Erkrankungen erhöht sein, beispielsweise bei Entzündungen in der Bauch- und Beckenregion. Der Blutwert ist also allein nicht aussagekräftig genug, um Eierstockkrebs zu diagnostizieren.  Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen die Bestimmung des CA 125 im Rahmen der Früherkennung von Eierstockkrebs nicht. Die Kosten müssen Sie deshalb selbst tragen.  

Auch für Frauen mit einem familiären Risiko für Brust- und Eierstockkrebs, zum Beispiel aufgrund einer BRCA-Mutation, scheinen der vaginale Ultraschall und die Bestimmung des CA 125 keine Vorteile zu bringen und die Sterblichkeit zu senken. Für Frauen mit einem krankhaft veränderten Gen wie BRCA1 oder BRCA2 gibt es die Möglichkeit, die Eileiter und Eierstöcke vorbeugend (prophylaktisch) entfernen zu lassen. Diese OP senkt das Risiko erheblich, an Eierstockkrebs zu erkranken.  

Untersuchungen beim Verdacht auf Eierstockkrebs

Beim Verdacht auf ein Ovarialkarzinom kommen verschiedene Untersuchungen zum Einsatz – eine sichere Diagnose liefert meist erst eine Operation. Die OP dient der Diagnostik und Therapie zugleich. 

Am Anfang steht immer das Gespräch zu Ihrer Krankengeschichte (Anamnese). Ärztinnen und Ärzte fragen Sie zum Beispiel: 

  • welche Symptome Sie haben, seit wann sie bestehen, wie intensiv sie sind und ob sie sich zwischendurch wieder gebessert oder kontinuierlich verschlechtert haben. 
  • ob und welche Grunderkrankungen bei Ihnen bekannt sind. 
  • ob Sie Medikamente einnehmen und falls ja, welche und seit wann. 
  • ob Sie schon einmal an Krebs erkrankt waren. 
  • welche Behandlungen Sie in der Vergangenheit durchlaufen haben. 

 

Wenn Ärztinnen und Ärzte aufgrund Ihrer Symptome den Verdacht auf Eierstockkrebs hegen, schließt sich eine körperliche und gynäkologische Untersuchung an. Dabei tasten die Medizinerinnen und Mediziner den Bauch von außen sowie die Lymphnoten in der Bauch- und Beckenregion ab. Die inneren Geschlechtsorgane lassen sich über die Scheide abtasten.  Mithilfe einer Spiegeluntersuchung (Spekulum) lassen sich die inneren Geschlechtsorgane noch besser beurteilen, etwa die Scheidenwände oder der Gebärmuttermund. 

Ein Ultraschall über die Scheide kann bei einem Eierstockkrebs-Verdacht weitere Informationen liefern.  Bei der Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke wird eine spezielle stabförmige Ultraschallsonde in die Scheide eingeführt. So lassen sich mögliche Veränderungen sichtbar machen, zum Beispiel eine Vergrößerung der Eierstöcke. Auch ein Bauchultraschall kann Hinweise geben. Dieser geschieht von außen und zeigt den Zustand der Leber, Milz, Nieren und des Darms. Ärztinnen und Ärzte können zum Beispiel erkennen, ob sich in der Bauchhöhle Wasser angesammelt hat (Bauchwassersucht oder Aszites). Dies kann ein Anzeichen für fortgeschrittenen Eierstockkrebs sein.  

Ein Standard ist meist auch eine Blutuntersuchung und die Bestimmung mehrere Blutwerte im Labor. Auch eine Darmspiegelung (Koloskopie) kann Erkenntnisse liefern. Manchmal kommen weitere bildgebende Verfahren zum Einsatz, zum Beispiel eine Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) oder Positronen-Emissions-Tomographie (PET). Sie liefern Informationen, wie weit sich ein Tumor im Bauchraum ausgebreitet oder ob er bereits Metastasen gebildet hat.  

Operation zur sicheren Diagnose von Eierstockkrebs

Um eine sichere Diagnose zu stellen und das Stadium und die Ausbreitung des Tumors zu bestimmen, ist eine Operation notwendig. Dies ist eine Besonderheit bei Eierstockkrebs, weil die OP nicht nur der Diagnostik dient, sondern in der Regel auch der erste Schritt der Behandlung ist. 

In der Pathologie werden die Gewebeproben, die während der Operation entnommen wurden, feingeweblich untersucht. Unter dem Mikroskop lässt sich erkennen, ob die Zellen gutartig oder bösartig sind und ob es sich tatsächlich um Eierstockkrebs handelt. Auch das Stadium lässt sich bestimmen. In der Fachsprache heißt dieses Vorgehen „operatives Staging“. Daneben untersuchen Pathologinnen und Pathologen die Krebszellen auf besondere Merkmale, die sich anschließend bei der Behandlung nutzen lassen.

Klassifikation und FIGO-Stadien bei Eierstockkrebs

Wenn die Diagnose „Eierstockkrebs“ feststeht, ordnen Ärztinnen und Ärzte den Tumor nach der sogenannten TNM-Klassifikation einem bestimmten Stadium zu. Die Stadieneinteilung beschreibt: 

  • T: wie groß der Tumor ist und wie weit er sich schon im Bauchraum ausgebreitet hat. 
  • N: ob und wie viele Lymphknoten (engl. nodes) von Krebszellen befallen sind. 
  • M: ob sich bereits Metastasen in anderen Organen gebildet haben. 


Zudem untersucht die Pathologie die Krebszellen auf weitere Eigenschaften. Es lässt sich zum Beispiel feststellen, wie aggressiv die Krebszellen sind, wie schnell sie sich teilen und aus welchem Gewebe in den Eierstöcken sie hervorgegangen sind. Diese Informationen helfen Ärztinnen und Ärzten, anschließend die passende Therapie für Eierstockkrebs zu finden. 

Die Stadieneinteilung erfolgt bei Eierstockkrebs aber nicht nur mit Hilfe der TNM-Klassifikation, sondern auch mit Hilfe der sogenannten „FIGO-Klassifikation“. Das Kürzel FIGO steht für Fédération Internationale de Gynécologie et d’Obstétrique, auf die diese Einteilung zurückgeht.  

Stadien Eierstockkrebs
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  • FIGO-Stadium I: Der Tumor ist noch auf die Eierstöcke begrenzt und hat sich nicht darüber hinaus ausgebreitet. 
  • FIGO-Stadium II: Der Tumor hat sich bereits im Becken ausgebreitet und ist in die Gebärmutter und/oder die Eileiter eingewachsen. 
  • FIGO-Stadium III: Der Tumor hat Absiedlungen im Bauchfell außerhalb des Beckens und/oder in umliegenden Lymphknoten gebildet. 
  • FIGO-Stadium IV: Der Eierstockkrebs hat Metastasen in weiter entfernten Organen gebildet (Fernmetastasen). Metastasen können zum Beispiel in der Leber, in den Lymphknoten außerhalb des Bauchraums, der Milz sowie in der Lunge oder dem Lungenfell auftreten. Sehr selten entwickeln sich Metastasen im Gehirn und in den Knochen. 

 

Die FIGO-Stadien I bis II bedeuten, dass der Eierstockkrebs örtlich begrenzt ist. Dagegen bezeichnen die FIGO-Stadien III und IV einen fortgeschrittenen Eierstockkrebs. Ungefähr 75 Prozent der Frauen erhalten die Diagnose Eierstockkrebs, wenn ihr Tumor schon fortgeschritten ist.  

Vom jeweiligen Eierstockkrebsstadium hängt die weitere Therapie ab. Auch Ihr allgemeiner Gesundheitszustand, Ihr Alter sowie Ihre Überzeugungen und Wünsche spielen in die Therapiewahl mit hinein. 

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