Familiäres Krebsrisiko: was tun?

Redaktion Mamma Mia! mit freundlicher Unterstützung von MSD Sharp & Dohme

Frau denkt nach
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Ein familiäres Krebsrisiko, etwa für Brust- und Eierstockkrebs bei einer BRCA-Mutation, geht oft mit vielen Ängsten und Sorgen einher. Lesen Sie, welche Strategien der Psyche helfen können.

Wenn sich in der Familie die Fälle von Brust- und/oder Eierstockkrebs häufen, fragen sich viele, ob sie selbst auch ein erhöhtes familiäres Krebsrisiko haben. Ein Grund für ein solches Risiko kann eine Veränderung der BRCA-Gene (aus dem englischen von BReast CAncer) sein. Die Vorstellung, dass im Erbgut eine Gefahr schlummern könnte, kann Ängste auslösen und zu Unsicherheit führen. Gleichzeitig kann das Wissen darum aber auch helfen, der Erkrankung vorzubeugen oder sie frühzeitig zu erkennen. Deswegen sollte man sich vor einer genetischen Untersuchung gut über die Vor- und Nachteile informieren, um die individuell bestmögliche Entscheidung treffen zu können.

Psychische Folgen bei Krebserkrankungen in der Familie

Die sogenannte „gemeinsamGEN Studie“ ergab, dass die psychologischen Folgen von familiären Krebssyndromen ein schwerwiegendes Problem sind. Betroffene litten vermehrt unter seelischen Nöten, so das zentrale Ergebnis.

Dass Ängste im Zusammenhang mit einer BRCA-Mutation keine Seltenheit sind, zeigt eine Zahl des Zentrums Familiärer Brust- und Eierstockkrebs in Köln: Rund 20 Prozent der Frauen mit einer BRCA-Mutation litten an stark erhöhten Ängsten. Dies galt unabhängig davon, ob sie gesund
oder an Brustkrebs erkrankt waren.

Allerdings waren diese Frauen keiner dauerhaften emotionalen Belastung durch das Testergebnis ausgesetzt, sondern die Klarheit konnte auch zu einer psychischen Entlastung führen. Langfristig waren die Frauen mit einem positiven Testergebnis sogar weniger ängstlich als diejenigen, die trotz familiärer Vorbelastung keinen Gentest durchführen ließen oder bei denen trotz familiärer
Häufung keine eindeutige Mutation nachweisbar war.

 

BRCA-Test – ja oder nein?

Die Konfrontation mit Krebserkrankungen in der Familie und die Auseinandersetzung mit dem Thema BRCA-Mutation kann psychisch belastend sein. Ängste spielen bei einem eventuellen familiären Krebsrisiko an ganz verschiedenen Stellen und Zeitpunkten eine Rolle:

  • In der Zeit vor dem Gentest, wenn viele Unklarheiten und Unsicherheiten herrschen. Man muss Argumente abwägen, die Auswirkungen bedenken und sich schließlich die Frage beantworten, ob ein Gentest durchgeführt werden soll oder nicht.
  • Wenn das Testergebnis vorliegt: Ein positives BRCA-Testergebnis ist oft mit vielen Fragen, Sorgen und Nöten behaftet. Es kann nicht nur für einen selbst weitreichende Auswirkungen haben, sondern auch für die Familienangehörigen.

 

Vielen Menschen fällt die Entscheidung für oder gegen einen BRCA-Test daher nicht ganz leicht. Der Entschluss ist immer sehr persönlich, wobei verschiedene Faktoren (zum Beispiel die eigene Persönlichkeit, Werte und Überzeugungen sowie Haltungen und Erfahrungen) eine Rolle spielen.

Angst vor dem (Nicht-)Wissen

Die beiden Positionen, zwischen denen man sich bei der Frage nach dem Für und Wider eines Gentests bewegen kann, lassen sich in etwa wie folgt beschreiben:

Nichtwissen

Jeder Mensch hat das Recht auf Nichtwissen. Manche Menschen kommen vielleicht besser damit zurecht, nicht zu erfahren, ob sie Träger:in einer krebsverursachenden erblichen Veränderung sind. Andere haben womöglich die Überzeugung, dass sich das Erbgut nicht beeinflussen lässt, oder lehnen eine genetische Untersuchung grundsätzlich ab. Sie versuchen, ihr Leben so normal wie möglich zu gestalten, alles auf sich zukommen zu lassen und die Ereignisse dann so zu akzeptieren, wie sie sind.

Die Entscheidung, ein familiäres Krebsrisiko nicht zu kennen, kann auch dazu führen, dass ein Gefühl der Unsicherheit und der Angst zurückbleibt. Denn das Risiko, womöglich eines Tages selbst an Brust– und/oder Eierstockkrebs zu erkranken, kann im Hinterkopf präsent bleiben. Der Gedanke, dass vielleicht ein „Damoklesschwert“ über einem schwebt und nach einer Krebsdiagnose das bisherige Leben stark beeinflussen kann, trübt manchmal den Alltag und die Lebensfreude. Auch die Unklarheit, ob man ein verändertes Gen womöglich an die Nachkommen weitergibt, kann eine seelische Belastung sein.

Wissen und handeln

Bei einem negativen Ergebnis des BRCA-Tests sind wohl die meisten Menschen erleichtert. Ihnen fällt in der Regel ein „Stein vom Herzen“, wenn kein verändertes krankheitsauslösendes Gen gefunden wurde. Sie müssen nicht mit Auswirkungen auf ihre Zukunft und die ihrer Familie rechnen.

Ein positiver BRCA-Test und das Wissen um ein familiäres Krebsrisiko sind für die Mehrzahl der Menschen psychisch einschneidend. Vor allem direkt nach einem genetischen Test auf eine familiäre Vorbelastung ist man oft einem hohen Belastungsgefühl ausgesetzt. Viele fragen sich, wie es jetzt weitergeht. Meist stabilisiert sich die psychische Situation aber mit der Zeit wieder.

Bei einem positiven Testergebnis auf eine BRCA-Mutation erhält man Klarheit und eine Erklärung dafür, warum es in der Familie vermehrt Fälle von Brust- und/oder Eierstockkrebs gibt. Man ist dem Ergebnis aber nicht hilflos ausgeliefert, sondern kann jetzt aktiv werden und selbstbestimmt handeln. So befindet man sich nicht in der „Opferrolle“, sondern kann persönliche Strategien für den Umgang mit dem Testergebnis und das weitere Handeln entwickeln.

Außerdem ist man in dieser Situation nicht allein. Ärzt:innen und Träger:innen der Genveränderung können gemeinsam eine Entscheidung treffen, welchen Weg sie persönlich weiter gehen möchten. Darüber hinaus unterstützen zum Beispiel auch Psychoonkolog:innen, die auf psychische Belange im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung spezialisiert sind. Diese Zusammenarbeit hilft oft auch bei der Angstbewältigung.

Positiver BRCA-Test: Welche Handlungsmöglichkeiten gibt es?

Für BRCA-Träger:innen gibt es verschiedene Möglichkeiten der Früherkennung und Behandlung. Informieren Sie sich hier weiter:

Umgang mit Sorgen und Ängsten

Bei manchen Träger:innen einer BRCA-Mutation nehmen die Ängste überhand und bestimmen einen Großteil ihres Lebens. Hier gilt es gegenzusteuern und sich nicht von der Angst dominieren zu lassen.

Einige Tipps und Strategien, die Ihnen helfen können:

  • Sich informieren: Wissen kann ein gutes Mittel gegen die Angst sein. Informieren Sie sich möglichst umfangreich zu BRCA, Brustkrebs, Eierstockkrebs, Früherkennungs- und Behandlungsmöglichkeiten. Sprechen Sie mit Ihrem Behandlungsteam und wägen Sie das Für und Wider eines BRCA-Tests gut gegeneinander ab. Dann entscheiden Sie, welcher Weg zu Ihnen persönlich passt – ob Nichtwissen, Früherkennungs-, medikamentöse oder operative Maßnahmen.
  • Mit Vertrauten reden: Suchen Sie das Gespräch mit Menschen, die Ihnen nahestehen. Das kann der Partner oder die Partnerin, aber auch eine Freundin oder ein Freund sein. Wichtig ist, dass Sie eine gemeinsame Vertrauensbasis haben und auf Verständnis treffen.
  • Gespräch mit einem Psychologen oder einer Psychologin: Es kann hilfreich sein, wenn Sie gegenüber einer/einem psychologisch geschulten Gesprächspartner:in Ihre Ängste formulieren und diese frei aussprechen. Dies gelingt mit Psycholog:innen oft besser als mit einem nahestehenden Menschen, der vielleicht genauso große Angst hat wie Sie selbst. Ein professionelles psychologisches Gespräch kann Ihnen außerdem helfen, Ihre Gedanken besser zu sortieren, zu strukturieren und zu reflektieren. Im Anschluss daran können Sie gemeinsam persönliche Strategien im Umgang mit der Angst entwickeln, die Sie in Ihrem Alltag anwenden können. Außerdem können Sie Ressourcen entdecken, die in Ihnen schlummern und Ihnen schon früher in schwierigen Situationen geholfen haben.
  • Mit Betroffenen austauschen: Das BRCA-Netzwerk e. V. ist eine wichtige Anlaufstelle für Menschen mit einer BRCA-Mutation. Es bietet Unterstützung, Hilfestellung in allen Fragen und den Austausch mit anderen Betroffenen sowie deren Angehörigen. Dort treffen Sie auf Personen, denen es vielleicht ähnlich geht wie Ihnen. Sie haben oft Tipps zur Hand, wie sich die Angst besser bewältigen lässt.
  • Entspannungstechnik erlernen: Zu den Entspannungsmethoden gehören zum Beispiel Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Auch Yoga, Meditation oder sanfte Bewegungsarten, wie Tai-Chi und Qigong, können zur Entspannung und Stressbewältigung beitragen.


Zuletzt: Angst ist eigentlich normal und ein wichtiger Mechanismus, der in Gefahrensituationen überlebenswichtig ist – es heißt kämpfen oder flüchten. Allerdings sollten Ängste nicht so groß werden, dass sie Ihr Leben bestimmen. Scheuen Sie sich nicht sich psychologische oder psychoonkologische Hilfe zu suchen!

Deutsche Krebshilfe: Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, Blaue Ratgeber, abgerufen am 01.03.2024

BRCA-Netzwerk. gemeinsamGen (2022), abgerufen am 01.03.2024

Mamma Mia! Das Brustkrebsmagazin – Spezial. Komme ich aus einer Krebsfamilie? 3. Aktualisierte Auflage 2019, abgerufen am 01.03.2024

DE-68299/2024

Mit freundlicher Unterstützung von MSD Sharp & Dohme

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