Bei der Rehabilitation (Reha) nach Eierstockkrebs geht es vor allem darum, das körperliche, seelische, geistige und soziale Wohlbefinden so weit wie möglich wiederherzustellen. Durch den Eierstockkrebs selbst, aber auch durch Krebsbehandlungen wie eine Operation oder Chemotherapie können verschiedene Beschwerden, Folgen und Komplikationen auftreten.
Reha - wann, wo und warum?
Eine Reha nach einer Krebserkrankung wie Eierstockkrebs ist zwar medizinisch empfohlen, aber sie ist kein Muss. Sie können sich frei dafür oder dagegen entscheiden. Eine Reha kann zu verschiedenen Zeitpunkten stattfinden, zum Beispiel im direkten Anschluss an die ersten Therapien als sogenannte Anschlussheilbehandlung (AHB). Ist zunächst keine AHB möglich, können Sie innerhalb der ersten zwei Jahre nach dem Therapieabschluss eine sogenannte Regelheilbehandlung über ihre Renten- oder Krankenversicherung beantragen.
Es gibt Rehakliniken, die auf Krebserkrankungen spezialisiert sind. Sie können die Reha ambulant oder stationär durchführen. Außerdem haben Sie bei Rehaeinrichtungen ein Wunsch- und Wahlrecht.
Im IX. Buch des Sozialgesetzbuches (SGB IX) wird das Recht auf Rehabilitationsleistungen gesetzlich geregelt. Es besteht ein gesetzlicher Anspruch auf Leistungen zur Teilhabe (§ 4) mit dem Ziel:
- bestehende oder drohende Behinderung, Einschränkung der Erwerbsfähigkeit oder Pflegebedürftigkeit abzuwenden, zu beseitigen oder zu mindern.
- Verschlimmerungen zu verhüten und Folgen zu mildern.
- andere Sozialleistungen zu vermeiden oder zu mindern.
- die Teilhabe am Arbeitsleben und am Leben in der Gesellschaft zu sichern oder zu erleichtern.
- die persönliche Entwicklung ganzheitlich zu fördern.
- eine möglichst selbstständige und selbstbestimmte Lebensführung zu ermöglichen.
Reha bei Eierstockkrebs – welche Behandlungen?
Neben einer psychoonkologischen Betreuung leiten Ärztinnen und Ärzte in der Rehabilitation Maßnahmen und Therapien gegen häufige Nebenwirkungen der Eierstockkrebsbehandlungen ein. Dazu gehören zum Beispiel die Fatigue, das Lymphödem und Nervenschäden aufgrund der Chemotherapie (Chemotherapie-induzierte periphere Polyneuropathie = CIPN).
Zwar gibt es nur wenige Studien dazu, welche Behandlungen gegen diese Nebenwirkungen bei einem Ovarialkarzinom effektiv sind. Allerdings lassen sich die Erkenntnisse, die Forschende durch andere Krebserkrankungen gewonnen haben, auch auf Eierstockkrebs übertragen – einige Beispiele.
Fatigue
Diese übermäßige Müdigkeit und Erschöpfung – die Fatigue – nehmen viele als schwere und einschränkende Nebenwirkung der Krebstherapie (zum Beispiel Chemotherapie, Strahlentherapie) wahr. In einer europaweiten Umfrage gaben mehr als ein Drittel der Frauen mit Eierstockkrebs an, sie wünschten sich mehr Informationen über mögliche Maßnahmen und Behandlungen bei Fatigue.
Was hilft?
Als wirksam hat sich zum Beispiel die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) erwiesen, aber auch Bewegung und Sport können die Fatigue in vielen Fällen bessern. Wenn das Trainingsprogramm schon parallel zur Chemotherapie stattfindet, lässt sich die Ausbildung einer Fatigue verringern.
Lymphödem
Ein Lymphödem kann sich an den unteren Extremitäten (meist am Bein und einseitig) nach einer Eierstockkrebs-Operation entwickeln, wenn viele Lymphknoten entnommen wurden. Die Lymphe kann in diesem Fall nicht ausreichend abfließen und staut sich im Bein. Das Lymphödem kommt bei Eierstockkrebs relativ häufig vor. Nach Angaben der Leitlinie „Eierstockkrebs“ leiden zwischen bis zu 40 Prozent der Frauen darunter.
Das Lymphödem kann den Alltag und die Lebensqualität empfindlich beeinträchtigen. So fällt es vielen Frauen schwer, körperlich aktiv zu sein und ihren normalen Alltagsaktivitäten oder ihrem Beruf nachzugehen. Auch kann das Lymphödem psychisch belastend sein. Die soziale Isolation und fehlende Intimität in der Partnerschaft können mögliche Folgen sein. Das Tragen von Kompressionsstrümpfen oder ein Wechsel der Kleidung, um die geschwollenen Beine zu verbergen, sind zusätzlich eine finanzielle Belastung.
Was hilft?
Es gibt keine aussagekräftigen Studien, wie das Lymphödem der unteren Extremitäten bevorzugt behandelt werden sollte. Medizinische Fachleute haben die Empfehlungen aus der Behandlung des Lymphödems nach einer Brustkrebserkrankung abgeleitet.
Eine Kombination aus Physiotherapie (Entstauungstherapie), Hautpflege, manueller Lymphdrainage, Bewegungstherapie und Kompressionstherapie hat sich als geeignete Behandlungsmethode erwiesen.
Polyneuropathie
Eine Polyneuropathie bedeutet die Schädigung mehrerer Nerven. Bei der Behandlung von Eierstockkrebs kommt in manchen Fällen eine Chemotherapie mit Zytostatika wie Carboplatin und Paclitaxel zum Einsatz. Diese Chemotherapeutika können eine periphere Polyneuropathie auslösen. Die peripheren Nerven sind jener Teil des Nervensystems, der außerhalb des Gehirns und Rückenmarks liegt.
Die Polyneuropathie geht mit verschiedenen Symptomen einher, zum Beispiel Missempfindungen (z.B. Kribbeln, Taubheitgefühle) oder Störungen der Tiefensensibilität, die wiederum mit Gleichgewichtsstörungen und Gangstörungen verbunden sein können.
Was hilft?
Für nervenschädigende Chemotherapeutika ließ sich in Studien ein positiver Effekt eines vorbeugenden sensomotorischen Trainings zeigen, das zeitgleich mit einer Chemotherapie durchgeführt wird. Sensomotorische Übungen zielen darauf ab, die Stabilität, Mobilität sowie Koordinationsfähigkeit zu verbessern beziehungsweise zu erhalten. Auch nach dem Abschluss der Chemotherapie, zum Beispiel währen einer Reha, konnte ein sensomotorisches Training die Lebensqualität der Patientinnen verbessern.
- S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren, Stand: Oktober 2024, abgerufen am 3.12.2024
- Deutsche Krebsgesellschaft, Eierstockkrebs, Rehabilitation und Nachsorge, abgerufen am 2.12.2024
- Gynäkologische Krebserkrankungen Deutschland e.V., Eierstockkrebs, Therapie und Behandlung, abgerufen am 2.12.2024
Unser Ziel ist es, wissenschaftliche Informationen verständlich zu vermitteln. Die Informationen können jedoch eine professionelle Beratung durch ausgebildete und anerkannte Ärztinnen und Ärzte nicht ersetzen. Auch dienen sie nicht dazu, eigenständig eine Diagnose zu stellen oder eine Therapie einzuleiten.