Print Friendly, PDF & Email

Eierstockkrebs-Operation

Redaktion Mamma Mia!

iStock-1148850979_Eierstockkrebs_Operation
© iStock / SvetaZi

Die Eierstockkrebs-OP hat zum Ziel, möglichst alle Krebsherde zu entfernen. Diese können sich auch an anderen Organen als den Eierstöcken ansiedeln. Oft lässt sich erst während der Operation erkennen, wie weit sich das Ovarialkarzinom bereits ausgebreitet hat.  

Die Operation steht in der Regel am Anfang der Eierstockkrebstherapie. Ärztinnen und Ärzte versuchen im Rahmen der OP, den Eierstockkrebs sicher zu diagnostizieren und den Tumor dann möglichst vollständig zu beseitigen. Der chirurgische Eingriff dient also sowohl der Diagnose als auch der Therapie. Oft wird erst während der OP sichtbar, wie weit sich der Eierstockkrebs tatsächlich ausgebreitet hat. Ungefähr 75 Prozent aller Ovarialkarzinome finden Ärztinnen und Ärzte erst im fortgeschrittenen Stadium, berichtet das Robert Koch-Institut (RKI). Der Grund sind die fehlenden oder untypischen Symptome im Anfangsstadium. 

Ärztinnen und Ärzte führen die OP bei Eierstockkrebs unter Vollnarkose durch. Notwendig ist ein Längsschnitt vom Unterbauch bis zum Brustbein, um eine gute Übersicht über alle Bereiche in der Bauchhöhle zu bekommen. Anschließend untersuchen sie verschiedene Organe und überprüfen, ob dort Krebszellen nachweisbar sind oder nicht. Manchmal ist es unumgänglich, Organe während der Operation teilweise oder sogar ganz zu entfernen. Lesen Sie, welche Organe bei Eierstockkrebs noch beteiligt sein können und wie Ärztinnen und Ärzte dann vorgehen.  

Eierstockkrebs und Bauchfell

Bauchfell
© bsd studio

Anatomie und Funktion 

Das Bauchfell (Peritoneum) ist eine glatte, durchsichtige Zellschicht in der Bauchhöhle, das den Bauchraum vom Zwerchfell bis zum kleinen Becken auskleidet. Es besteht aus zwei Schichten: 

  • Die innere Schicht des Bauchfells liegt den Organen im Bauchraum direkt auf. Beispiele: Leber, Milz, Magen oder ein Großteil des Dünn- und Dickdarms. 
  • Die äußere Schicht befindet sich an der Innenseite der Bauchwand und des Zwerchfells. 

Zwischen beiden Schichten befindet sich Flüssigkeit. Diese sorgt dafür, dass sich die Organe gegeneinander verschieben können, ohne dass sie aneinander reiben.  

Operation 

Typisch für Eierstockkrebs ist, dass er sich sehr früh im Bauchraum ausbreitet. Dort liegen alle Organe und Gewebe nah beieinander und es gibt keine direkten Grenzen. Daher breiten sich Krebszellen entlang der Flüssigkeitsbewegungen aus. Tumorzellen können das Bauchfell befallen und in verschiedenen Bereichen kleine Tumorknötchen bilden. In der Fachsprache heißt dies „Peritonealkarzinose“ (also Bauchfellkrebs).  

Eierstockkrebs wächst in der Regel oberflächlich. Die „Tumorinseln“ befinden sich dann direkt auf Bauchfell, wachsen aber nicht in die Tiefe hinein. Meist lassen sich jene Anteile des Bauchfells, auf denen Krebszellen nachweisbar sind, so entfernen, dass darunter liegende Strukturen keinen Schaden nehmen.  

Anders kann es sein, wenn das Bauchfell auf den Organen befallen ist. Dann ist es für Operateurinnen und Operateure manchmal schwierig, nur die oberflächliche Schicht zu beseitigen. Vor allem beim Darm müssen sie manchmal einen ganzen Abschnitt entfernen, um eine Verletzung der tieferen Darmwand und mögliche Komplikationen zu vermeiden. 

Obwohl nach der OP bestimmte Abschnitte des Bauchfells fehlen, macht sich dies dennoch kaum für eine Frau bemerkbar. Denn: Es bildet sich ein sogenanntes „Pseudo-Peritoneum“. Dieses gewährleistet, dass sich die Organe im Bauchraum auch weiterhin gegeneinander verschieben können. 

Zwerchfell und Eierstockkrebs

© bsd studio

Anatomie und Funktion 

Das Zwerchfell ist eine Platte aus Sehnen und Muskeln, welche die Brust- und Bauchhöhle voneinander trennt. Es ist der wichtigste Atemmuskel.  

Operation 

Bei Eierstockkrebs kann das Zwerchfell in Mitleidenschaft gezogen sein. Manchmal ist der Tumor schon tief in das Zwerchfellgewebe eingedrungen. Während der OP lässt sich ein Teil des Muskel-Sehnen-Gewebes herausschneiden, wenn es dem Ziel der Operation – der möglichst vollständigen Beseitigung des Tumors – dient.  

Der dadurch entstandene Defekt im Muskelgewebe lässt sich (je nach Größe) durch eine Naht raffen und verschließen. Wenn der Defekt zu groß ist, genügt dies jedoch nicht. Dann wird Fremdmaterial wie Gore-Tex oder ein Vicryl-Netz in das Zwerchfell eingenäht. So lassen sich das Zwerchfell sowie seine Funktion wiederherstellen. 

Brustfell (Pleura) und Ovarialkarzinom

Brustfell
© bsd studio

Anatomie und Funktion 

Die Pleura (Brustfell) ist eine dünne Haut in der Brusthöhle und besteht aus zwei Blättern: Das Lungenfell umgibt die Lungen, während sich das Rippenfell darüber (innere Auskleidung des Brustkorbs) befindet. Zwischen beiden Blättern ist der sogenannte Pleuraspalt, der mit Flüssigkeit gefüllt ist.  

Das Brustfell ist für die Atmung wichtig. Bei Atembewegungen kann die Lunge mit dem Lungenfell durch den dünnen Flüssigkeitsfilm im Pleuraspalt am Rippenfell entlang gleiten. Manchmal funktioniert die Zirkulation dieser Flüssigkeit nicht mehr ausreichend, sie staut sich und ein Pleuraerguss entsteht. Bemerkbar macht er sich zum Beispiel durch Atemnot, Husten und Schmerzen. Manchmal sind schon vor der Eierstockkrebs-Operation Anzeichen für einen Pleuraerguss zu erkennen. Dann lässt sich das Ausmaß der Pleurakarzinose vor der großen Bauchoperation durch eine Spiegelung der Pleurahöhle beurteilen. 

Operation 

Bei Eierstockkrebs können sich Krebszellen auch außerhalb des Bauchraums im Brustkorb ansiedeln. Dies heißt „Pleurakarzinose“ (Pleura = Brustfell). Die Ausbreitung des Ovarialkarzinoms in den Brustkorb bedeutet das FIGO-Stadium IV.  Auch wenn sich der Tumor schon außerhalb der Bauchhöhle ausgebreitet hat, ist eine Operation der Pleura möglich. 

Dabei werden jene Teile der Pleura entfernt, auf denen Krebszellen nachweisbar sind. Manchmal werden auch befallene Lymphknoten im Fettgewebe rund um den Herzbeutel herausoperiert. Nur in absoluten Ausnahmefällen entfernen Operateurinnen und Operateure einen Teil der Lunge oder führen weitere Eingriffe im Bereich des Brustkorbs durch.

Lymphknoten bei Eierstockkrebs

© newannyart

Anatomie und Funktion 

Auch wenn die Anzahl der Lymphknoten individuell verschieden ist: Jeder Mensch besitzt mehrere hundert Lymphknoten, die über den gesamten Körper verteilt sind. In bestimmten Regionen sind sie jedoch „geballt“ vorhanden, etwa in der Achsel- und Leistenregion, im Halsbereich sowie in der Bauchhöhle. Normalerweise ist ein Lymphknoten ungefähr fünf bis zehn Millimeter groß und oval geformt. 

Lymphknoten sind ein Hauptbestandteil des Lymphsystems. Sie sind für die Aufnahme und Filtration von Gewebswasser (Lymphflüssigkeit) einer bestimmten Körperregion zuständig. Im Prinzip funktionieren sie wie kleine Filterstationen oder „Klärwerke“. Zusammen mit der Milz, den Mandeln im Halsbereich (Tonsillen), bestimmten Bereichen der Darmschleimhaut und anderen Körperregionen gehören sie zu den „sekundären lymphatischen Organen“. Sie sind ein sehr wichtiger Teil des Immunsystems und für die Abwehrfunktion zuständig, beispielsweise gegenüber Krankheitserregern.  

Operation 

Bei einer Krebserkrankung wie Eierstockkrebs kommt den Lymphknoten eine besondere Rolle zu. Das Lymphgefäßsystem ist (neben den Blutbahnen) ein möglicher Weg, über den sich Krebszellen im Körper ausbreiten können. Dabei sammeln sie sich in den Lymphknoten an. Dass sich Krebszellen in den Lymphknoten befinden, lässt sich mit Hilfe bildgebender Verfahren nachweisen. Dazu gehören die Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) oder die Positronenemissionstomographie in Kombination mit einer CT (PET-CT).  

Meist genügen die Erkenntnisse aus den Aufnahmen aber nicht. Deshalb ist es wichtig, Lymphknoten im Rahmen der Operation zu entnehmen und sie genauer feingeweblich (histologisch) zu untersuchen. Dies übernimmt eine Pathologin oder ein Pathologe im Labor unter dem Mikroskop. So lässt sich sicher nachweisen, ob in den Lymphknoten Krebszellen vorhanden sind oder nicht.  

Lange Zeit war es Standard, während der Eierstockkrebs-OP auch die Lymphknoten mit herauszuoperieren, die den jeweiligen Organen nächstgelegen sind. Manche Frauen hatten danach mit einschneidenden Nebenwirkungen zu kämpfen. Dazu gehörten zum Beispiel die Ansammlung von Lymphflüssigkeit im Gewebe (Lymphödem), Lymphzysten (Lymphozelen) und Entzündungen im Wundgebiet. Eine Studie (2017) kam zu dem Schluss, dass bei Frauen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom keine Lymphknotenentfernung notwendig ist, wenn die Lymphknoten unauffällig sind. Anders ist es, wenn die Lymphknoten eindeutig vergrößert sind. Sie müssen samt dem umliegenden Lymphknotenbereich herausgenommen werden. 

Manchmal stufen Ärztinnen und Ärzte Eierstockkrebs vor der Operation als Frühstadium ein.  Wenn sich während der OP jedoch herausstellt, dass die Lymphknoten von Krebszellen befallen sind, ist das Ovarialkarzinom schon fortgeschritten. Dies wirkt sich wiederum auf die Therapieplanung aus, denn Ärztinnen und Ärzte müssen jetzt ein deutlich höheres Rückfallrisiko berücksichtigen.  

Bei Eierstockkrebs im Anfangsstadium ist zum Beispiel eine Chemotherapie verzichtbar. Dagegen ist die Behandlung mit Zytostatika für Frauen mit fortgeschrittenem Eierstockkrebs ratsam. Außerdem kommen für sie noch weitere Behandlungen in Frage. Dazu gehören zielgerichtete Therapien, zum Beispiel mit dem Angiogenesehemmer Bevacizumab (ein Antikörper, verhindert die Ausbildung neuer Blutgefäße), oder mit PARP-Hemmern (bei einer Mutation in den Krebsrisikogenen BRCA1 und BRCA2). 

Zusammengefasst: Die Lymphknoten werden heute nicht mehr so umfassend und radikal entfernt wie früher. Dadurch erleben Frauen mit fortgeschrittenem Eierstockkrebs weniger Nebenwirkungen und sind nach der Operation in einer besseren körperlichen Verfassung. Manchmal ist die Entfernung der Lymphknoten dennoch nötig. Sie kann dabei helfen, die weitere Therapie zu planen und festzulegen.  

Eierstockkrebs und Darm

© bsd studio

Anatomie und Funktion 

Der menschliche Darm bildet viele Windungen und schlängelt sich durch den Bauchraum.  Er besteht aus zwei Hauptteilen: dem Dünndarm, der sich an den Magen anschließt, und dem Dickdarm, der mit dem Schließmuskel am After endet. Das letzte Stück des Dickdarms heißt Mastdarm oder Enddarm. Der Darm ist für die Verdauung der Nahrung sowie für die Aufnahme der verwertbaren Nährstoffe über die Darmschleimhaut in den Körper zuständig.  

Operation 

Eierstockkrebs bildet meist schon früh Krebsabsiedlungen auf dem Bauchfell und befällt dann oft auch den Darm. Im Gegensatz zu anderen Krebsarten wachsen die Tumorherde in vielen Fällen nur auf der Darmoberfläche und dringen nicht in tieferes Gewebe ein. Kleinere Tumorherde lassen sich oberflächlich entfernen, ohne dass der Darm dabei verletzt wird. 

Bei sehr ausgedehntem und großflächigem Befall der Darmoberfläche müssen Operateurinnen und Operateure einzelne Abschnitte des Darms entfernen (Darmresektion). Sonst besteht die Gefahr, dass Tumorreste zurückbleiben und es nicht gelingt, den Tumor komplett zu beseitigen. Am häufigsten wird der letzte Teil des Dickdarms (Colon sigmoideum) und des Mastdarms (Rektum) operiert. Falls möglich, geschieht die Entfernung ‚en bloc‘. Das bedeutet: im Ganzen mit der Gebärmutter, den Eileitern, Eierstöcken und der Auskleidung des kleinen Beckens (Beckenperitoneum). Anschließend werden die beiden Enden wieder miteinander verbunden (vernäht).  

Selten hat der Tumor den Darm vollständig befallen oder ist in den Bereich der versorgenden Gefäße eingedrungen. Manchmal können Ärztinnen und Ärzte dann nicht operieren, weil die notwendigen Operationsschritte dazu führen könnten, dass die Lebensqualität anschließend nicht akzeptabel ist. 

Bei einer Darmoperation besteht immer ein Restrisiko, dass an der Darmnaht Wundheilungsstörungen auftreten. Diese Komplikation kann schwerwiegend sein und erfordert in der Regel mindestens eine weitere Operation. Fast immer wird dann ein vorübergehender künstlicher Darmausgang (protektives Stoma) angelegt. Manchmal wird schon bei der ersten Eierstockkrebs-Operation die Entscheidung für einen künstlichen Darmausgang getroffen. Dies kann der Fall sein, wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass mehrere Eingriffe am Darm mit entsprechenden Nähten folgen müssen. 

Wichtig zu wissen ist, dass der künstliche Darmausgang nur vorübergehend vorhanden ist. Er lässt sich nach einer bestimmten Zeit zurückverlegen, oft nach ungefähr drei Monaten. Viele Frauen haben Angst vor einem Stoma und machen sich Sorgen, zum Beispiel, dass Gerüche nach außen treten könnten. Meist zeigt sich aber im Alltag, dass Frauen gut mit dem künstlichen Darmausgang zurechtkommen und sich weniger eingeschränkt fühlen als gedacht. 

Im langfristigen Verlauf macht sich die Entfernung kleinerer Darmabschnitte in der Regel kaum bemerkbar, denn die verbliebenen Darmabschnitte können die Funktionen übernehmen. Je nach Ausmaß der Darmoperation – vor allem im Bereich des Dickdarms – können jedoch Probleme mit der Stuhlregulierung auftreten. Hier gibt es aber spezielle Behandlungen und Maßnahmen. 

Nach der Darm-OP 

Direkt nach der Darmoperation ist die frühe Mobilisation (Aufstehen aus dem Bett, Bewegung) wichtig. Auch ein früher Kostaufbau hilft, die Darmtätigkeit rasch zu normalisieren. Fachleute unterschiedlicher Disziplinen müssen hier eng zusammenarbeiten. Alle ärztlichen, pflegerischen und physiotherapeutischen Maßnahmen müssen gut koordiniert und miteinander verzahnt sein. Entscheidend ist zudem eine ausreichende Schmerztherapie, um den Kreislauf aus Bettlägerigkeit, verminderter Darmtätigkeit und geringer Anregung für den Darm, seine Aktivität zu steigern, zu durchbrechen. Zum Einsatz kommt meist eine Narkose (Anästhesie) in der Nähe des Rückenmarks, ein sogenannter Periduralkatheter.   

Dadurch lässt sich der Bedarf an Schmerzmedikamenten deutlich senken. Außerdem vermindert dies den negativen Einfluss der Schmerzmedikamente auf die Darmtätigkeit. 

Fazit: Im Gesamtkonzept der Eierstockkrebstherapie ist der Darm von großer Bedeutung. Das interdisziplinäre Behandlungskonzept sollte dieses Organ besonders berücksichtigen. Ärztinnen und Ärzte planen die Operation im Vorfeld gut. Auch die Fragen und Sorgen der Frauen werden vorab ausführlich besprochen und geklärt. 

Leber und Eierstockkrebs

Leber
© bsd studio

Anatomie und Funktion 

Die Leber befindet sich im rechten Oberbauch direkt unterhalb des Zwerchfells. Sie besitzt einen rechten und einen linken Leberlappen. Die Leber ist ein zentrales Organ des menschlichen Stoffwechsels, das viele verschiedene Aufgaben hat. Die Leber: 

  • entgiftet und baut schädliche Stoffe ab (Abbaufunktion) 
  • verarbeitet Nährstoffe wie Fette, Kohlenhydrate und Eiweiße (Stoffwechselfunktion) 
  • speichert Glukose, wichtige Vitamine und Spurenelemente (Speicherfunktion)  
  • bildet Bluteiweiße, etwa Gerinnungsfaktoren (Synthesefunktion).  

 

Operation 

Krebszellen können die Leber über den Blutkreislauf erreichen und sich dort in der Tiefe des Gewebes einnisten. Eierstockkrebs metastasiert aber nur sehr selten über die Blutbahn. Allerdings ist die Leber bei einem fortgeschrittenen Ovarialkarzinom dennoch oft beteiligt, weil die Krebszellen einen anderen Ausbreitungsweg wählen: Vom Eierstock aus können sich Tumorzellen vom kleinen Becken aus über das Bauchfell im gesamten Bauchraum verbreiten und auch die oberflächliche Schicht der Leber befallen (Leberkapsel oder viszerales Peritoneum). Diese Tumorinseln lassen sich jedoch im Rahmen der Operation meist ohne größere Verletzung der Leber entfernen.  

Manchmal wachsen solche oberflächlichen Tumorherde aber auch in die Tiefe der Leber hinein. Dann müssen Operateurinnen und Operateure ein Teil des Lebergewebes mit entfernen, manchmal auch einen ganzen Leberlappen – je nach Ausdehnung des Tumors.  Die Leber-OP ist knifflig und komplex. Daher wird meist im Team mit spezialisierten Fachleuten aus der Leberchirurgie operiert.  

Das verbliebene Lebergewebe kann anschließend die Leberfunktionen übernehmen. Zudem besitzt die Leber eine gewisse Regenerationsfähigkeit und gesundes Lebergewebe kann im Lauf der Zeit nachwachsen. Eine Lebertransplantation ist für Frauen mit Eierstockkrebs keine Option, weil die erforderliche Immunsuppression bei ihnen nicht möglich ist.  

Zusammengefasst: Bei Eierstockkrebs können Krebszellen die Leber oberflächlich befallen, aber auch tiefer ins Lebergewebe vordringen. Die Leber-OP sollten medizinische Fachleute in einem spezialisierten Zentrum durchführen, die eine hohe Expertise für diese Operation mitbringen. Bei fortgeschrittenem Eierstockkrebs ist es aber immer möglich, das übergeordnete Ziel der Tumorfreiheit zu erreichen – auch wenn die Leber betroffen ist.  

Eierstockkrebs: Befall der Milz

© bsd studio

Anatomie und Funktion 

Die Milz besitzt ungefähr die Größe einer Faust und liegt links im oberen Teil der Bauchhöhle (unterhalb des Brustkorbs). Sie ist von einer Kapsel aus Bindegewebe umhüllt. Im Inneren befindet sich das Milzgewebe.  

Die Milz ist neben den Lymphknoten unabdingbar für ein funktionstüchtiges Immunsystem. Sie spielt bei der körpereigenen Abwehr von Infekten eine wichtige Rolle. Zudem speichert sie rote Blutkörperchen (Erythrozyten), weiße Blutkörperchen (Lymphozyten) und andere Blutbestandteile. Sie reinigt außerdem das Blut. Die Milz filtert funktionsuntüchtige und „verbrauchte“ Erythrozyten, Bakterien, Tumorzellen und kleine Blutgerinnsel aus dem Blut und zerlegt sie. Für die anschließende Entsorgung sind spezielle Zellen zuständig, sogenannte Fresszellen oder Makrophagen.  

Operation 

Fortgeschrittener Eierstockkrebs wächst nur selten tief ins Gewebe der Milz ein. Wenn sich Krebszellen auf dem Bauchfell nachweisen lassen, können sie sich aufgrund der engen „Nachbarschaft“ auch auf der Oberfläche der Milz (der Milzkapsel) angesiedelt haben. Auch im Bereich des Milzstiels und auf die versorgenden Gefäße können sich die Tumorzellen ausdehnen. 

In diesem Fall entfernen Operateurinnen und Operateure die gesamte Milz (Splenektomie). Aufgrund der Struktur der Milz ist es nicht möglich, sie nur teilweise zu operieren. Außerdem können starke Blutungen entstehen, wenn die Gefäße der Milz verletzt werden.  

Eine Entfernung der Milz beeinträchtigt die Lebensqualität meist nicht. Allerdings haben Frauen anschließend ein erhöhtes Infektionsrisiko durch bestimmte Bakterien (sie besitzen eine Kapsel). Dazu zählen zum Beispiel Pneumokokken, Meningokokken oder Haemophilus influenzae Typ b. Fachleute sprechen vom „Post-Splenektomie-Syndrom“ (engl. overwhelming post-splenectomy infection = OPSI). Daher sollten sich Frauen ungefähr zwei Wochen nach einer Milzentfernung vorbeugend gegen diese und andere bekapselte Bakterien impfen lassen.  Wenn es schon vor der Eierstockkrebs-OP absehbar ist, dass die Milz entfernt werden muss, lässt sich die Impfung eventuell auch schon vorher durchführen. 

Tipp!
  • Bei einer möglichen bakteriellen Infektion sollten Ärztinnen und Ärzte wissen, dass eine Frau keine Milz mehr hat 
  • Um diese Information schnell zur Hand zu haben, sollten sie einen Notfallausweis mit sich führen, einen sogenannten Asplenie-Pass.   

Außerdem haben Frauen, bei denen die Milz entfernt wurde, ein erhöhtes Thromboserisiko. Um dieses zu senken, setzen Ärztinnen und Ärzte bis etwa sechs Wochen nach der Operation niedrig dosiertes Heparin ein. Manchmal kommt auch eine Behandlung mit Acetylsalicylsäure infrage. Eine langfristige oder dauerhafte Blutverdünnung ist aber nicht nötig. 

Fazit: Die Entfernung der Milz ist ein Operationsschritt, der gut durchführbar ist und zur Tumorfreiheit führen kann. Er schränkt die Lebensqualität und Prognose der Frauen nicht wesentlich ein.  

Gallenblase und Eierstockkrebs

© bsd studio

Anatomie und Funktion 

Die Gallenblase ist ein Hohlorgan, in der die Gallenflüssigkeit gespeichert und eingedickt wird. Die Gallenflüssigkeit wird wiederum in der Leber produziert und hilft bei der Verdauung von Fettsäuren im Darm mit. Allerdings ist eine vorhandene Gallenblase heute nicht mehr unabdingbar, um eine gute Lebensqualität zu haben. Man kann auch ohne dieses Organ leben. 

Operation 

Bei Eierstockkrebs kann die Gallenblase oberflächlich von Krebszellen befallen sein, weil sie sich auf dem Bauchfell oder im Bereich der Leberpforte ausbreiten. Größere Operationen an der Gallenblase werden nicht durchgeführt, weil sie das Risiko von Verletzungen und Komplikationen bergen. Die Funktion der Gallenblase gilt als verzichtbar – daher entfernen Ärztinnen und Ärzte die Gallenblase vollständig. „Cholecystektomie“ heißt dieser Eingriff.  

Fazit: Die Entfernung der Gallenblase ist bei fortgeschrittenem Eierstockkrebs eine mögliche Maßnahme. Die Lebensqualität wird in der Regel nicht negativ beeinträchtigt. 

Textvorlage:

PD Dr. Alexander Burges
Prof. Dr. Sven Mahner
PD Dr. Fabian Trillsch

Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
LMU Klinikum der Universität München
Campus Großhadern und Campus Innenstadt
Marchioninistrasse 15, 81377 München

Weitere Informationen zum Thema