Mamma Mia › Brustkrebs › Nachsorge bei Brustkrebs
Die Nachsorge bei Brustkrebs beginnt, wenn alle ersten Behandlungen wie die Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie abgeschlossen sind. Ärztinnen und Ärzte fahnden im Rahmen der Brustkrebs-Nachsorge nach möglichen Anzeichen für einen Rückfall (Rezidiv) oder Metastasen. Im Gegensatz zu anderen Krebsarten kann Brustkrebs auch noch viele Jahre oder sogar Jahrzehnte nach dem Abschluss der Krebstherapien wiederkehren. Auch eine zweite Brustkrebserkrankung, meist der anderen Brust, ist möglich. Viele medizinische Fachleute betrachten das Mammakarzinom daher auch als chronische Erkrankung. Sie empfehlen, die Nachsorge über mindestens zehn Jahre durchzuführen.
Nachsorge – wo und wie oft?
Viele Frauen stellen sich die Frage, welche Ärztinnen und Ärzte für die Nachsorge zuständig sind. Meist koordinieren niedergelassene Gynäkologinnen und Gynäkologen die Nachsorge. Sie können die Untersuchungen aber auch in einer onkologischen Praxis oder Klinikambulanz durchführen lassen. Suchen Sie sich Ärztinnen und Ärzte mit Erfahrung und zu denen Sie Vertrauen haben.
Die Nachsorge umfasst verschiedene Untersuchungen und findet in regelmäßigen zeitlichen Abständen statt. Erst sind die Zeitintervalle kürzer, dann dehnen sie sich immer weiter aus, wenn es keine Hinweise auf ein Rezidiv oder Metastasen gibt und Sie sich gut fühlen.
Die Nachsorge ist für jede Frau anders. Welche Maßnahmen notwendig sind, hängt zum Beispiel von den absolvierten Krebstherapien, aber auch von Ihrem körperlichen, psychischen und geistigen Befinden ab. Die Maßnahmen werden also auf jede Frau „zugeschnitten“. Expertinnen und Experten raten außerdem dazu, das Schema der Nachsorge zukünftig an das individuelle Risikoprofil einer Frau anzupassen. Manche Frauen haben ein höheres Rückfallrisiko als andere.
Alle Nachsorge-Untersuchungen im Überblick
Die medizinische Leitlinie zu Brustkrebs beschreibt genauer, wie die Nachsorge ablaufen soll und welche Untersuchungen in welcher Zeit vorgesehen sind. Dieser Zeitplan ist jedoch nur eine allgemeine Empfehlung. Je nach Ihren individuellen Bedürfnissen und Ihrem persönlichen Risikoprofil lassen sich die Abstände zwischen den Nachsorge-Untersuchungen und auch die Art der Untersuchungen anpassen.
Ohnehin gilt: Wenn Sie Veränderungen spüren, unter Beschwerden leiden oder sich unsicher fühlen, können Sie jederzeit einen Termin bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt vereinbaren. Sie müssen nicht bis zum nächsten Kontrolltermin warten.
Zeit nach der Therapie | Welche Untersuchung | Wie oft |
1. bis 3. Jahr | Gespräch, körperliche Untersuchung | vierteljährlich |
nach Brusterhaltung Mammographie | alle 12 Monate beidseits | |
Mammasonographie (Ultraschall) | alle 12 Monate beidseits | |
weitere Bildgebung, Laboruntersuchungen, u. ä. | nur bei Verdacht auf Rezidiv und/oder Metastasen bzw. Therapienebenwirkungen | |
Ab 4. Jahr | Gespräch, körperliche Untersuchung | halbjährlich |
Mammographie und Brustultraschall | alle 12 Monate beidseits | |
Laboruntersuchungen, weitere Bildgebung | nur bei Verdacht auf Rezidiv und/oder Metastasen bzw. Therapienebenwirkungen | |
ab 6. Jahr | Früherkennung (Mammographie und Brustultraschall) | einmal jährlich |
weitergehende Untersuchungen | bei Verdacht auf Rezidiv und/oder Metastasen bzw. Therapienebenwirkungen |
Ziele der Nachsorge
Die Nachsorge soll Frauen nach einer Brustkrebserkrankung auf ihrem Weg zurück in den Alltag (und eventuell Beruf) begleiten. Brustkrebs und die Behandlungen hinterlassen oft Spuren – körperlich, seelisch und geistig. Die Nachsorge bei Brustkrebs hat verschiedene Ziele.
Die wichtigsten sind:
- Lebensqualität und Wohlbefinden verbessern
- Körperliche Leistungsfähigkeit und Fitness erhöhen
- Neue Tumoren rechtzeitig finden und bei Symptomen auch nach Metastasen suchen – bei Brustkrebs bilden sie sich oft in den Knochen (meist Wirbelsäule), in der Leber oder Lunge, seltener im Gehirn oder in der Haut.
- Nebenwirkungen aufgrund der Therapien vermindern oder zeitnah erkennen – die notwendigen Therapien auf den Weg bringen
- Weitere Therapien begleiten, etwa eine Antihormontherapie
- Tipps für einen gesunden Lebensstil vermitteln, etwa für eine ausgewogene Ernährung, Bewegung, Sport, ein normales Körpergewicht oder das Nichtrauchen.
- Anleitung zur Selbstuntersuchung der Brüste
Beschwerden und Spätfolgen lindern
In der Nachsorge stehen mögliche Nebenwirkungen und Spätfolgen der Brustkrebstherapien im Zentrum. Chemotherapie oder Bestrahlung können unerwünschte Wirkungen mit sich bringen, welche die Lebensqualität beeinträchtigen.
Dazu gehören zum Beispiel:
- Fatigue – eine schwere körperliche, geistige und seelische Erschöpfung
- Bewegungseinschränkungen, etwa nach einer Brustoperation
- Lymphödem – wenn viele Lymphknoten entfernt wurden
- Schmerzen, zum Beispiel nach einer Operation
- „Chemobrain“ – darunter versteht man kognitive Einschränkungen, etwa der Denk- und Merkfähigkeit oder Aufmerksamkeit. Viele Frauen leiden darunter nach einer Chemotherapie. Allerdings sind die Ursachen des Chemobrains noch nicht ganz aufgeklärt. Es könnten auch die Brustkrebsdiagnose selbst und der damit verbundene seelische Stress mit verantwortlich sein.
- Nervenschäden mit Missempfindungen und Taubheitsgefühlen aufgrund der Chemotherapie
- Psychische Folgen wie Ängste (zum Beispiel vor einem Rezidiv), depressive Verstimmungen oder Depressionen
- Knochenschwund (Osteoporose)
- Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
- Sexuelle Probleme – eine Brustkrebsdiagnose kann auch die Sexualität und Partnerschaft empfindlich stören
Weitere Behandlungen einleiten und begleiten
Ärztinnen und Ärzte begleiten und koordinieren in der Nachsorge auch die weiteren Behandlungen, zum Beispiel eine Antihormontherapie (endokrine Therapie), Anti-HER2-Therapie oder die Anwendung von Bisphosphonaten. Letztere sind Medikamente zum Schutz vor Knochenmetastasen.
Alle weiteren Krebstherapien können Nebenwirkungen mit sich bringen. So bedeutet zum Beispiel die Antihormontherapie, dass Frauen schlagartig in die Wechseljahre versetzt werden. Dies kann wiederum mit Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Schlafstörungen, trockenen Schleimhäuten oder Stimmungstiefs verbunden sein. Auch Knochen- und Gelenkschmerzen erleben viele Frauen unter einer endokrinen Therapie.
Ärztinnen und Ärzte können zudem im Rahmen der Nachsorge weitere Behandlungs- und Betreuungsmöglichkeiten in die Wege leiten. Dazu gehören zum Beispiel:
- Physiotherapie (früher Krankengymnastik, zum Beispiel bei Lymphödem oder Einschränkungen der Beweglichkeit)
- Psychologische Angebote (zum Beispiel bei Ängsten, depressiven Verstimmungen, Depression)
- Soziale Beratungsangebote (etwa. bei Schwierigkeiten, den Alltag zu bewältigen oder in den Beruf zurückzukehren)
- Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe für Brustkrebs – in Deutschland gibt es viele Selbsthilfegruppen, auch regionale vor Ort.
Ablauf der Nachsorge
Die Nachsorge beginnt immer mit einem ausführlichen Gespräch. Ärztinnen und Ärzte aus der Gynäkologie oder Onkologie fragen, wie es Ihnen derzeit körperlich, seelisch und geistig geht. Im Zentrum stehen mögliche Nebenwirkungen und Spätfolgen der Krebstherapien.
Meist schließt sich eine körperliche Untersuchung an. Die Ärztin oder der Arzt tastet die erkrankte, aber auch die andere Brust sowie die Achselhöhlen ab. So lassen sich Veränderungen der Brüste oder verdickte Lymphknoten in den Achselhöhlen aufspüren.
Meist kommen zusätzlich bildgebende Verfahren zum Einsatz. Dazu gehören der Ultraschall (Sonographie) und die Mammographie. So lassen sich Auffälligkeiten in der Brust oder Brustwand aufdecken.
Diese bildgebenden Verfahren gehören nicht zu den Routineuntersuchung in der Nachsorge:
- Magnetresonanztomographie (MRT, auch Kernspintomographie) – sie wird nur in speziellen Fällen angewendet. Beispiel: Wenn die Ergebnisse aus dem Ultraschall und der Mammographie nicht eindeutig sind oder sich das Brustgewebe (zum Beispiel aufgrund einer hohen Brustdichte) nicht gut beurteilen lässt. Ein MRT kann auch sinnvoll sein, wenn ein höheres Rückfallrisiko besteht.
- Positronenemissionstomographie (PET): Bei einem Verdacht auf Metastasen kann die PET hilfreich sein. Sie kann Metastasen sehr genau aufspüren.
Manchmal ist es sinnvoll, die Herzfunktion in einer kardiologischen Praxis kontrollieren zu lassen. Zum Einsatz kommen eine Elektrokardiographie (EKG) oder ein Herzultraschall (Echokardiographie). Dies gilt beispielsweise, wenn Sie eine Chemotherapie mit sogenannten Anthrazyklinen durchlaufen haben oder eine Antikörpertherapie mit dem Wirkstoff Trastuzumab erhalten. Diese Krebsbehandlungen können den Herzmuskel schädigen und die Herzfunktion beeinträchtigen. Ein erhöhtes Risiko besteht vor allem, wenn Sie in einem höheren Lebensalter sind oder Grunderkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) mitbringen. Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, ob die Herzuntersuchung sinnvoll ist.
Nachsorge – warum keine weiteren Untersuchungen?
Wer einmal an Brustkrebs erkrankt ist, wünscht sich oft die größtmögliche Sicherheit – und deshalb oft noch mehr Untersuchungen bei der Nachsorge. Allerdings bringen zusätzliche Untersuchungsmethoden, die über das Abtasten der Brüste und Achselhöhlen, den Ultraschall und die Mammographie hinausgehen, keine weiteren Vorteile. Dies haben Studien gezeigt.
Deshalb sind folgende Untersuchungen kein Teil der Nachsorge:
- Computertomographie (CT)
- Kernspintomographie (MRT) des gesamten Körpers
- Knochenszintigraphie
- Röntgenuntersuchung des Oberkörpers
- Nachweis von Tumormarkern (Blutuntersuchung)
Sie sind aber eine Möglichkeit, wenn Symptome oder Auffälligkeiten auf ein Brustkrebs-Rezidiv oder Metastasen hindeuten.
- Die Empfehlungen zur Nachsorge basieren auf älteren Studien. Jetzt soll eine neue Studie – die sogenannte SURVIVE-Studie – überprüfen, ob dieses Vorgehen der sogenannten „symptomorientierten Nachsorge“ noch ausreicht oder ob eine „intensivierte Nachsorge“ sinnvoll wäre. Diese bezieht regelmäßige Blutuntersuchungen und bildgebende Verfahren mit ein. Eine Teilnahme an der Studie ist derzeit möglich, wenn Sie bestimmte Voraussetzungen mitbringen.
- Die Studie läuft über zehn Jahre – mehr Infos zur SURVIVE-Studie
Intensivierte Nachsorge bei familiärem Brustkrebs
Für Frauen mit familiärem oder erblichem Brustkrebs gibt es ein intensiviertes Früherkennungs- und Nachsorgeprogramm (IFNP). Es richtet sich an Personen, die aus Hochrisikofamilien für Brustkrebs und Eierstockkrebs kommen. Die Nachsorge findet in kürzeren Zeitabständen statt und umfasst viele verschiedene Untersuchungen, auch mit bildgebenden Verfahren wie Ultraschall, Mammographie und MRT. Die Nachsorgeuntersuchungen finden an einem Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs (FBREK) statt. In Deutschland gibt es mehrere dieser spezialisierten Zentren.
- Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, Stand: Juni 2021, abgerufen am 30.6.2024
- Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO), Leitlinien Kommission Mamma, Version 2024, abgerufen am 30.6.2024
- Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ): Brustkrebs Nachsorge, abgerufen am 1.7.2024
- Deutsche Krebsgesellschaft: Basisinformationen Krebs, Leben mit Brustkrebs, Nachsorge, abgerufen am 1.7.2024
- Universitätsklinikum Ulm, Survive Studie, abgerufen am 1.7.2024
- Deutsches Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs: Betreuungskonzept, Prävention, Früherkennung, abgerufen am 1.7.2024
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