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Erblicher Brustkrebs

Mutter ubd Tochter unterhalten aich am Tisch bei einer Tasse Tee
© iStock / jeffbergen

Erblicher oder familiärer Brustkrebs bedeutet, dass Brust- und Eierstockkrebs in einer Familie gehäuft vorkommen. Beim erblichen Brustkrebs sind krankheitsauslösende Genveränderungen der Grund, am häufigsten im BRCA1 oder BRCA2-Gen. Durch einen Gentest sind sie nachweisbar. 

Bei einem erblichen Brustkrebs liegt die Veranlagung für das Mammakarzinom in den Genen. Wer ein verändertes, krankheitsauslösendes Gen (ein Hochrisikogen) trägt, hat ein deutlich höheres Risiko für Brustkrebs als Frauen ohne ein solches Gen. Zusätzlich ist bei Mutationsträgerinnen das Risiko für Eierstockkrebs erhöht.  

Bis zu 30 Prozent aller Frauen mit Brustkrebs bringen eine familiäre Belastung mit, berichtet die Leitlinie „Brustkrebs“. In diesen Familien gibt es mehrere Fälle von Brust- und Eierstockkrebs. Bei ungefähr fünf bis zehn Prozent sei die Krebserkrankung auf eine genetische Veränderung (Mutation) in einem Hochrisikogen für Brustkrebs zurückzuführen, so das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Am häufigsten handelt es sich dabei um die „Brustkrebsgene“ BRCA1 und BRCA2. Bis zu 25 Prozent aller Frauen mit Eierstockkrebs haben ebenfalls eine erbliche Belastung.  

Schon gewusst?

Fachleute unterscheiden erblichen Brustkrebs, bei dem die Gene eine Rolle spielen, und familiären Brustkrebs, bei dem sich mehrere Erkrankungsfälle in der Familie häufen, ohne dass eine genetische Veränderung nachgewiesen (oder ein Gentest durchgeführt) wurde.

Nicht nur gehäufte Krebsfälle in der Familie sind ein Hinweis darauf, dass die Gene mitbeteiligt sein könnten. Auch wenn Frauen zum Zeitpunkt der Krebsdiagnose noch jung sind (das durchschnittliche Erkrankungsalter für Brustkrebs beträgt 64 Jahre) oder an einem triple-negativen Brustkrebs (TNBC) erkranken, könnte dies auf einen erblichen Brustkrebs hindeuten. Bei einem TNBC fehlen den Krebszellen bestimmte Merkmale, die Angriffsziele für eine Therapie sein können. Dies sind Andockstellen (Rezeptoren) für Östrogen, Progesteron (HR+) und den humanen epidermalen Wachstumsfaktor (HER2). 

BRCA-Gene erhöhen das Brust- und Eierstockkrebsrisiko

Gut bekannt und bisher am besten untersucht sind die beidenBrustkrebsgeneBRCA1 und BRCA2, die das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs steigern Das Kürzel BRCA steht für EnglischBReast CAncer“, also Brustkrebs. Auch wenn diese beiden Gene die größte Bedeutung für erblichen Brust- und Eierstockkrebs haben es gibt viele Krebsfälle, die sich nicht durch veränderte BRCA-Gene erklären lassen. 

Eine BRCA1- oder BRCA2-Mutation bedeutet, dass Frauen:
  • rund 20 Jahre früher als Frauen ohne familiäres Risiko erkranken. 
  • ein lebenslanges Risiko von durchschnittlich 60 Prozent haben, an Brustkrebs zu erkranken. 
  • ein durchschnittliches Risiko von 40 Prozent für Brustkrebs in der anderen Brust (kontralaterales Mammakarzinom) besitzen. 
  • ein Risiko von 16 bis 55 Prozent haben, Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) zu entwickeln.  

Quellen: S3-Leitlinie „Mammakarzinom 

Zwischen BRCA1 und BRCA2 gibt es einer Studie zufolge Unterschiede. So erkranken zum Beispiel 72 Prozent der Frauen mit einer BRCA1-Mutation bis zum Alter von 80 Jahren an Brustkrebs. Bei Frauen mit einem mutierten BRCA2-Gen liegt diese Rate bei 69 Prozent. Dieses höhere Lebenszeitrisiko bei einer BRCA1-Mutation ist dadurch bedingt, dass sie schon ungefähr zehn Jahre früher zu einer Krebserkrankung führt.  

Auch für Männer mit einer BRCA-Mutation erhöht sich das Brustkrebsrisiko. Dies gilt besonders, wenn sie Träger einer BRCA2-Mutation sind.  

Einige Zahlen:
  • Für Männer mit einer BRCA1-Mutation beträgt das Brustkrebsrisiko etwa ein Prozent. Das Risiko für Prostatakrebs ist etwa 1,8 – bis 3,75-fach erhöht (≤ 65 Jahre) 
  • Männer mit einer BRCA2-Mutation haben ein Lebenszeitrisiko für Brustkrebs von fünf bis sieben Prozent und ein etwa 2,5- bis 8,6-faches Risiko für ein Prostatakarzinom (≤ 65 Jahre).

Quelle: AGO 

Neben den BRCA-Genen wurden inzwischen noch einige weitere Risikogene gefunden, die mit erblichem Brust- und Eierstockkrebs in Verbindung stehen. Sie können das Krebsrisiko moderat bis stark erhöhen. Manche dieser Gene sind eher mit Brustkrebs, andere mit Eierstockkrebs und manche auch mit beiden Krebsarten assoziiert.  

Das DKFZ hat die derzeit bekannten Gene so zugeordnet: 

  • Risiko-Gene für Brustkrebs: ATM, BARD1, BRCA1, BRCA2, CDH1, CHEK2, PALB2, PTEN, RAD51C, RAD51D, TP53 
  • Risiko-Gene für Eierstockkrebs: BRCA1, BRCA2, BRIP1, RAD51C, RAD51D 

 

Forschende arbeiten daran, noch weitere Risikogene zu identifizieren. Denn es sind längst noch nicht alle Gene gefunden. Außerdem untersuchen und beschreiben sie die entdeckten Risikogene weiter.  

Risikofaktoren für erblichen Brustkrebs

Für erblichen Brustkrebs gibt es einen wesentlichen Risikofaktor, und das sind veränderte oder mutierte Gene wie BRCA1 und BRCA2, die vererbbar sind. Auf die Gene haben Menschen keinen Einfluss.  

Trägerinnen und Träger einer BRCA- Mutation müssen jedoch nicht zwangsläufig an Brustkrebs oder Eierstockkrebs erkranken. Es scheint auch einige „Schutzfaktoren“ zu geben, die vielleicht im Lebensstil liegen könnten. Es gibt zum Beispiel Hinweise darauf, dass Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel das Risiko von BRCA-Trägerinnen erhöhen, an Brustkrebs zu erkranken. Auch eine Diabeteserkrankung könnte sich negativ auswirken. Beobachtet wurde zudem, dass Mutationsträgerinnen, welche die „Pille“ einnahmen, später seltener an Eierstockkrebs erkrankten.   

Nicht alle Risikofaktoren lassen sich ausschalten. Außerdem bedeutet das Ausschalten dieser und anderer Risikofaktoren nicht, dass eine Trägerin oder ein Träger mit Sicherheit nicht erkrankt.  An diesen Zusammenhängen wird derzeit noch geforscht. Womöglich lassen sich in Zukunft daraus Empfehlungen und Maßnahmen zum Schutz vor dem Ausbruch einer Krebserkrankung ableiten.  

Vererbung der BRCA-Mutation

BRCA-Gene haben alle Menschen – Männer wie Frauen. Allerdings liegen sie meist in einer „intakten“ Variante vor. BRCA-Gene funktionieren als „Reparaturgene“, die dabei mithelfen, das Erbgut (die DNA) beschädigter Zellen wieder zu reparieren. Sie tragen also normalerweise dazu bei, Krebs zu verhindern.  

In den BRCA-Genen ist der Bauplan für spezielle Eiweiße verschlüsselt, die BRCA-Proteine. Sind die BRCA-Gene jedoch krankhaft verändert (mutiert), werden fehlerhafte Eiweiße hergestellt. Und diese können ihre Reparaturfunktion nicht mehr ausreichend ausüben – dann kann aus einer beschädigten Zelle eine Krebszelle entstehen.  

Ein verändertes BRCA1 oder BRCA2 kann sowohl die Mutter als auch der Vater vererben. Nachkommen haben eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent, ein verändertes BRCA-Gen zu erben. Dieser Erbgang heißt in der Genetik „autosomal-dominant“.  

Die BRCA-Mutation wird durch die Keimzellen, also die Eizellen und Spermien, von Generation zu Generation weitergegeben. Die genetische Veränderung befindet sich dann in allen Körperzellen. Fachleute sprechen von einer „Keimbahnmutation“. Die Veränderung eines BRCA-Gens kann aber auch im Laufe des Lebens erworben sein und in den Körperzellen entstehen. Dies heißt „somatische Mutation“. Dann betrifft die Veränderung alle Zellen, die durch Zellteilung aus dieser veränderten Zelle (mit der BRCA-Mutation) hervorgehen. Sie ist also nicht in allen Körperzellen vorhanden und wird auch nicht an die Nachkommen weitervererbt.  

Nicht alle Trägerinnen und Träger einer BRCA-Mutation erkranken automatisch an Brust- oder Eierstockkrebs. Die Art und genaue Lage der Veränderung im BRCA-Gen sind daran beteiligt, wie sich die Mutation letztlich auswirkt. Auch Umwelteinflüsse scheinen eine Rolle zu spielen. Welche das genau sind, das versuchen Forschende noch herauszufinden. 

Tipp!

Zur Orientierung können Sie vor dem Beratungsgespräch Fragen aus der Checkliste des Konsortiums beantworten (unter „Brustkrebszentren“, dann „Checkliste zur Erfassung der erblichen Belastung für Brust- oder Eierstockkrebs).  

Genetische Beratung und Diagnosemöglichkeiten

Eine Mutation in einem krankheitsauslösenden Gen für Brust- und Eierstockkrebs lässt sich anhand eines Gentests feststellen. Am Anfang steht jedoch eine ausführliche Beratung. Wenn in Ihrer Familie vermehrt Fälle von Brust- und/oder Eierstockkrebs vorkommen oder Sie selbst schon in jungen Jahren (vor dem 50. Lebensjahr) daran erkrankt sind, können eine genetische Beratung und ein anschließender Gentest sinnvoll sein.  

Zentren für familiären Brust- und Eierstockkrebs bieten Beratungsgespräche an. In Deutschland gibt es mehrere solcher Zentren, die sich auf die Beratung und Betreuung von Familien mit einer erblichen Krebsveranlagung spezialisiert haben. Eine Übersicht finden Sie auf der Webseite des Deutschen Konsortiums Familiärer Brust- und Eierstockkrebs. 

Das Konsortium hat mehrere Einschlusskriterien festgelegt, bei denen ein Gentest sinnvoll sein kann. Diese Kriterien werden laufend überprüft und erweitert, wenn es neue Erkenntnisse aus der Forschung gibt.   

Im genetischen Beratungsgespräch versuchen Spezialistinnen und Spezialisten zunächst herauszufinden, wie die Risikokonstellation in Ihrer Familie aussieht und ob ein genetischer Test infrage kommen könnte. Ein junges Erkrankungsalter und mehrere Krebsfälle in der Familie sind Anhaltspunkte dafür. 

Sie erhalten außerdem Informationen darüber, welche Tragweite ein Gentest für Sie selbst und Ihre Familienangehörigen haben kann, wie der Gentest abläuft und welche präventiven Maßnahmen bei einem positiven Testergebnis möglich sind. Dazu gehören die intensivierte Früherkennung (und Nachsorge) sowie risikoreduzierende (prophylaktische) Operationen. Wenn Sie schon an Brustkrebs erkrankt sind, kann eine nachgewiesene BRCA-Mutation auch einen Einfluss auf die Behandlung haben und für die weitere Therapieplanung wichtig sein. Infrage kommen zielgerichtete Therapien, zum Beispiel mit einem sogenannten PARP-Hemmer 

Sie müssen sich nicht sofort für oder gegen einen Gentest entscheiden, sondern können sich Bedenkzeit nehmen und alle Argumente dafür und dagegen sorgfältig abwägen. Außerdem können Sie sich noch weitere Informationen einholen, zum Beispiel beim BRCA-Netzwerk e.V.  Spezialisierte Zentren für familiären Brust- und Eierstockkrebs bieten zudem psychologische Unterstützung bei der Entscheidung für oder gegen einen Gentest und beim anschließenden Umgang mit dem Testergebnis an.  

Vor- und Nachteile eines genetischen Tests können zum Beispiel sein: 

  • Bei einem positiven Testergebnis können Sie selbst aktiv werden, handeln und verschiedene Maßnahmen ergreifen (intensivierte Früherkennung, vorbeugende Operationen).  
  • Andere Familienmitglieder können sich beraten lassen und überlegen, ob sie sich ebenfalls testen lassen möchten. 
  • Ein negatives Testergebnis bedeutet wohl für die meisten eine große Erleichterung. Wenn sie keine Mutation tragen, haben sie lediglich das durchschnittliche Risiko für eine Krebserkrankung. 
  • Das Wissen um eine vorhandene Genmutation kann psychisch sehr belastend sein und auch für andere Familienmitglieder weitreichende Auswirkungen haben. 

Testverfahren für BRCA-Mutationen

Meist werden im Rahmen eines Gentests viele Gene gleichzeitig untersucht. Fachleute sprechen von „Genpanels“. Ein Gentest auf ein verändertes BRCA 1 und BRCA 2 (und andere Risikogene) wird meist anhand einer Blutprobe durchgeführt. Sie wird analysiert und auf veränderte Gene untersucht – ein aufwändiger Prozess im Labor, der meist einige Wochen in Anspruch nimmt. Der BRCA-Test ist zudem anhand einer Gewebeprobe durchführbar. Ein BRCA-Test zur Therapieplanung wird meist beschleunigt vorgenommen, damit das Testergebnis schneller vorliegt. 

Behandlungsmöglichkeiten und präventive Maßnahmen bei BRCA-Mutation

Wenn der Gentest ergeben hat, dass Sie eine Mutation im BRCA1 oder BRCA 2 tragen, haben Sie verschiedene Möglichkeiten. Die intensivierte Früherkennung zielt darauf ab, Brustkrebs möglichst frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Den Ausbruch der Krebserkrankung verhindern können diese Maßnahmen aber nicht. Anders ist es bei prophylaktischen Operationen, die das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs entscheidend senken können. 

Präventive Maßnahmen für Trägerinnen einer BRCA-Mutation

Die intensivierte Früherkennung richtet sich an gesunde Trägerinnen und Träger einer BRCA-Mutation, also gesunde Ratsuchende. Teilnehmen können aber auch Personen mit einem veränderten BRCA-Gen, die schon an Brustkrebs erkrankt sind (als Nachsorgeprogramm). Sie haben nämlich ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs in der zweiten Brust und für ein Rezidiv 

Das intensivierte Früherkennungs- und Nachsorgeprogramm (IFNP) umfasst verschiedene Untersuchungen in bestimmten Zeitintervallen. Zum Einsatz kommen vor allem bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Mammographfie und Magnetresonanztomographie (MRT). Die Untersuchungen finden in einem spezialisierten Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs statt. 

Prophylaktische (vorbeugende) Operationen sind eine weitere Möglichkeit für Trägerinnen eine BRCA-Mutation. Sie vermindern das Erkrankungsrisiko für Brust- und Eierstockkrebs deutlich. Allerdings sind diese Operationen sehr „einschneidend“ und können Folgen für den Körper, die Psyche und die weitere Lebensplanung haben, zum Beispiel bei einem Kinderwunsch. Risikoreduzierende Operationen umfassen die Entfernung beider Brüste, der Eierstöcke und Eileiter. Es gibt aber die Möglichkeit einer Brustrekonstruktion, zum Beispiel mit Implantaten oder körpereigenem Gewebe.  

Lassen Sie sich in einem Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs umfassend zu beiden Optionen informieren und beraten. Eine Entscheidung für die Früherkennung oder Operationen zu treffen, fällt den meisten nicht leicht. Eine Möglichkeit sind Entscheidungshilfen, die Betroffene in dieser Frage unterstützen können.  

Zudem ist die Einnahme vorbeugender Medikamente möglich, die sogenannte Chemoprävention. Ein Beispiel dafür ist die Antihormontherapie (zum Beispiel Tamoxifen, Aromatasehemmer). Eine chemopräventive Behandlung sollten Ärztinnen und Ärzte aber immer nur nach individueller und umfassender Beratung anbieten. Der Nutzen präventiver Medikamente hängt von Ihrem persönlichen Erkrankungsrisiko, Alter und bestehenden Risiken für Nebenwirkungen ab. 

Daneben untersuchen Forschungsteams in Studien noch weitere Medikamente auf ihre präventive Wirksamkeit bei einer BRCA-Mutation. Ein Beispiel ist der Wirkstoff Denosumab (ein Antikörper) bei einer BRCA 1-Mutation. Getestet wird auch die Wirksamkeit einer präventiven Bestrahlung von gesundem Brustdrüsengewebe. 

Behandlungsoptionen für BRCA-positive Menschen mit Brustkrebs

Frauen (und Männer) mit einer nachgewiesenen Mutation im BRCA1 oder BRCA2, die schon an Brustkrebs erkrankt sind, haben verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Welche Therapien zum Einsatz kommen, hängt unter anderem vom Stadium, der Ausbreitung und Aggressivität des Tumors sowie von seinen besonderen Merkmalen ab. Möglich sind zum Beispiel eine Operation, Chemotherapie, Bestrahlung, Antihormontherapie oder Anti-HER2-Therapie. Auch eine zielgerichtete Therapie mit sogenannten PARP-Hemmern kommt bei einer BRCA-Mutation infrage.

Tipp!

Für Frauen mit Brustkrebs und einer BRCA1- oder BRCA2-Mutation gibt es eine Entscheidungshilfe für die persönliche Präventionsplanung. 

Unterstützung und Selbsthilfegruppen für Betroffene

Der Nachweis einer BRCA-Mutation kann auf die Betroffenen selbst, aber auf enge Familienangehörige wie die Kinder oder Geschwister einige Auswirkungen haben. Stress und Ängste erleben die meisten vor dem BRCA-Test – und anschließend, wenn sie ein positives Testergebnis erhalten haben. Viele fragen sich, wie es jetzt weiter geht – auch für ihre Angehörigen, die womöglich ebenfalls Mutationsträgerinnen oder -träger sein könnten. Die Möglichkeit, ein krankheitsauslösendes Gen vielleicht weiter vererbt zu haben, kann belastend sein – genauso wie die Möglichkeit, dieses eventuell geerbt zu haben. 

Hilfreich können Gespräche mit Psychologinnen und Psychologen sein, zum Beispiel in einem Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs. Auch das BRCA-Netzwerk e. V. bietet betroffenen Familien Hilfestellung und Unterstützung. Eine weitere Anlaufstelle ist das Deutsche Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs. 

Aktuelle Forschung und Entwicklungen im Bereich BRCA

BRCA-Gene und andere Risikogene werden intensiv weiter erforscht. Einige Beispiele für aktuelle Forschungen, Entwicklungen und Studien in Deutschland: 

  • BRCA-P Studie: Hier wird untersucht, inwieweit der Antikörper Denosumab bei Frauen mit einer BRCA 1-Mutation präventiv wirken kann. Der Wirkstoff besitzt schon eine Zulassung für Menschen mit Knochenschwund (Osteoporose) und wird auch bei Knochenmetastassen eingesetzt.   
  • Libre-2 Studie: Forschende möchten herausfinden, ob sich das Krebsrisiko bei einer BRCA 1- oder BRCA 2-Mutation durch einen gesunden Lebensstil senken beziehungsweise die Prognose bei schon an erkrankten Frauen verbessern lässt. Frauen erhalten ein strukturiertes Lebensstilinterventionsprogramm, das eine gesunde Ernährungsweise, Bewegung und Sport umfasst.  Überprüft wird auch, ob das Programm zu einem verbesserten Gesundheitszustand, Normalgewicht, einer optimistischen Lebensperspektive und einer guten Stressverarbeitung beitragen kann.  
  • BRCA-F-Studie: Hier geht es darum, ob die Fruchtbarkeit bei Frauen mit einer BRCA-Mutation vermindert ist. Die Studie möchte zudem herausfinden, ob sich die Fruchtbarkeit durch das Interventionsprogramm der Libre-2-Studie positiv beeinflussen lässt. 
  • EDCP-BRCA-Studie: Kann eine strukturierte Entscheidungsunterstützung durch entsprechend geschulte Expertinnen und Experten Frauen mit einer BRCA-Mutation bei der Entscheidung helfen, welche präventiven Maßnahmen für sie richtig sind? Diese Frage möchte das Decision-Coaching-Programm beantworten.  

 

Das Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs bietet einen Überblick über ausgewählte Studien und Forschungsarbeiten. Sie können sich über laufende Studien bei Ihrem Behandlungsteam, beim BRCA-Netzwerk e. V. oder beim Konsortium informieren.  

  1. BRCA-Netzwerk, abgerufen am 23.7.2024
  2. Deutsches Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, abgerufen am 23.7.2024
  3. Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO), Leitlinien Kommission Mamma, Brustkrebsrisiko, Genetik und Prävention, abgerufen am 23.7.2024
  4. Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Broschüre Patientinnen erblicher Brustkrebs und Eierstockkrebs und Broschüre erblicher Brustkrebs und Eierstockkrebs – gesunde Angehörige, abgerufen am 24.7.2024
  5. Deutsche Krebsgesellschaft, Basisinformationen Krebs, erblicher Brustkrebs – wenn der Krebs in den Genen liegt, abgerufen am 24.7.2024)
  6. S3-Leitlinie Mammakarzinom, Stand: Juni 2021, abgerufen am 24.7.2024
  7. Kuchenbaecker KB, Hopper JL, Barnes DR, et al. Risks of Breast, Ovarian, and Contralateral Breast Cancer for BRCA1 and BRCA2 Mutation Carriers. JAMA. 2017;317(23):2402–2416. doi:10.1001/jama.2017.7112, abgerufen am 24.7.2024
Wissenswertes zu Brustkrebs

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