Nervenschäden: Bei den ersten Anzeichen reagieren

iStock-1044148964_Tumor_Schmerzen_ArtikelHeader
© Shutterstock / Catcher_sketcher
Print Friendly, PDF & Email

Die Behandlung mit einer Chemotherapie kann die Schädigung von Nervenzellen zur Folge haben. Wie sich eine sogenannte Polyneuropathie zeigt und was man dagegen tun kann.

Print Friendly, PDF & Email

An Händen und Füßen fängt es meistens an: Es kribbelt, die Haut fühlt sich taub oder pelzig an. Die Missempfindungen können sich steigern zu Nadelstichen und Schmerzen. Bei allen diesen Beschwerden handelt es sich um Sensibilitätsstörungen, die durch eine Schädigung von Nerven in der Körperperipherie zustande kommen. Der Fachbegriff lautet Polyneuropathie. Eine Vielzahl von peripheren Nerven endet in der Haut. Sie werden durch bestimmte Reize wie Berührung aktiviert und schicken dann Signale zum Gehirn. An Händen – vor allem in den Fingerspitzen – und an den Füßen sind solche Nervenendigungen in besonders hoher Dichte zu finden. Werden die Nerven geschädigt, kann ein Sensibilitätsausfall die Folge sein. Neben Missempfindungen kann es zu Störungen der Feinmotorik kommen, die sich im Alltag im erschwerten Umgang mit Gebrauchsgegenständen (zum Beispiel Besteck, Hemdknöpfe) äußern. Weiterhin kann es zu einer Beeinträchtigung von Koordination und Gleichgewicht kommen, wodurch Gangunsicherheiten entstehen können.

Charakteristische Merkmale einer Polyneuropathie:

  • Veränderung der Empfindung durch Taubheitsgefühl, erhöhte Berührungswahrnehmung, Kribbeln
  • Unruhige Beine
  • Gestörtes Kälte-/Wärmegefühl
  • Schmerzen
  • Gangunsicherheit
  • Schwierigkeiten bei Fingerfertigkeiten, zum Beispiel beim Knöpfen, Binden von Schnürsenkeln

Treten unter einer Chemotherapie Anzeichen einer Nervenschädigung auf, ist es wichtig, umgehend den behandelnden Arzt zu konsultieren. Dieser kann die Dosis des Zytostatikums reduzieren oder die Behandlung unterbrechen, damit sich die Nerven erholen können. Periphere Nerven sind grundsätzlich in der Lage, sich komplett zu regenerieren. Allerdings kann das bei Schaden, die durch eine Chemotherapie hervorgerufen wurden, langer dauern, manchmal Wochen bis Monate. Auch ist nicht auszuschließen, dass die Störungen der Nervenfunktion bestehen bleiben.

Was tun bei Polyneuropathien?

Wird eine Polyneuropathie als Begleiterscheinung oder Spätfolge einer Chemotherapie festgestellt, gilt es möglichst umgehend eine Behandlung/Therapie zu starten, um den oben genannten Einschränkungen entgegenzuwirken, um die Lebensqualität aufrecht zu halten und wieder zu verbessern.

Folgende Übungen können hilfreich sein, um Gefühlsstörungen entgegenzuwirken:

  • Igelball: Hand- und Fußflächen mit Igelball massieren (=Oberflächensensibilität)
  • Therapieknete: Kneten und drehen in der Hand (=Kräftigung und Feinmotorik)
  • Zeitung: Mit den Zehen zerreißen (=Kräftigung und Feinmotorik der Füße)
  • Bewegungsbäder für Hände und Füße: Heißes und kaltes Wasser im Wechsel (=durchblutungsfordernd)
  • Fußmassagebad mit Rollen und oder Vibration (=durchblutungsfordernd, Tiefensensibilität)
  • Schalen mit verschiedenen Inhalten wie beispielsweise Trocken- und Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen, Linsen, und andere) Reis, Nudeln, Sand, Murmeln, Steine, Spielfiguren etc. füllen und mit den Händen und Füßen durchmischen. Orientieren Sie sich an: Gewicht, Größe, Form oder Oberflächenbeschaffenheit (=Oberflächensensibilität, Tastsinn, Wahrnehmungsschulung).

Allgemeine Empfehlungen zum Umgang mit einer Polyneuropathie:

  • Achten Sie auf eine gute Hand- und Fußpflege
  • Tragen Sie bei kalten Füßen Wollsocken
  • Schützen Sie sich vor Verletzungen, insbesondere bei Taubheitsgefühl an Händen und Fußsohlen
  • Barfuß gehen nur auf sicherem Gelände
  • Tragen Sie festes, gut passendes und bequemes Schuhwerk
  • Nehmen Sie auch professionelle und spezifische Physiotherapie, Sport- und Bewegungstherapie in Anspruch

Tipps aus der Pflege

  • Warme Hand7- Fußbäder mit Basensalz: 1 TL Basensalz (erhältlich in Apotheke oder Internet) auf 2 bis 3 Liter warmes Wasser geben, Fußbad 20 bis 30 Minuten, Handbad 15 Minuten. Anschließend ohne Reibung trocknen und rückfettend eincremen.
  • Zucker-Öl-Peeling: 1 TL Öl mit 1 TL Zucker mischen und damit ein bis zwei Mal/Woche Hände und/oder Füße für 5 bis 10 Minuten einreiben. Anschließend gut abspülen. Vorsicht, Rutschgefahr!
  • Bei Schmerzen: Einreibung mit beispielsweise Aconit Schmerz-Öl®kann Linderung schaffen. Dafür etwas Öl in der Hand erwärmen und auf den schmerzenden Stellen auftragen.
  • Lavendelöl-Einreibung bei unruhigen Beinen (vorher Allergietest am Unterarm durchführen).

Informationen zusammengestellt vom NCT Heidelberg.

Für alle, die bei Krebs mitreden wollen

Mamma Mia! möchte Betroffenen und Angehörigen ein Stück weit die Angst nehmen und Mut machen, sich der Erkrankung zu stellen. Mit unseren Magazinen wollen wir dabei helfen, einen Weg mit der Erkrankung zu finden: Mit wissenschaftlich fundierten Informationen, die eine wirkliche Auseinandersetzung mit der Erkrankung, den verschiedenen Therapiemöglichkeiten und dem Leben mit Krebs ermöglichen.
Hinterlassen Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Interessante Artikel der gleichen Kategorie