Kinder­wunsch bei Eier­stock­krebs

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© iStock / Elena Nechaeva
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„Kann ich denn dann noch Kinder bekommen?“ Dies ist oft eine der ersten Fragen, die jüngere Frauen ihren Ärzten stellen, wenn sie mit der Diagnose Eierstockkrebs konfrontiert werden. Wenn erkrankte Frauen sich ein Kind wünschen, muss im individuellen Fall sehr sorgfältig geprüft werden, ob bei der chirurgischen Entfernung des Tumors die Fruchtbarkeit (Fertilität) erhalten werden kann.

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Fertilitätserhaltende Operation

Fertilitätserhaltend operieren bedeutet: Es wird nur ein Eierstock entfernt, der zweite Eierstock mit dem Eileiter sowie die Gebärmutter bleiben intakt. Ob das möglich ist, hängt in erster Linie vom Stadium der Erkrankung ab, aber auch die Aggressivität des Tumors spielt eine Rolle. Wenn der Tumor noch sehr klein und nur einer der beiden Eierstöcke befallen ist, bestehen gute Chancen, dass die Fertilität erhalten werden kann.

Manchmal wird auch vorübergehend organerhaltend operiert, um einer an Eierstockkrebs erkrankten Frau die Möglichkeit zu geben, schwanger zu werden. Nach der Schwangerschaft werden dann aber in einer zweiten Operation auch die verbliebenen Fortpflanzungsorgane entfernt, um so die Rezidivgefahr zu minimieren und die Prognose zu optimieren. Unumgänglich ist eine komplette Entfernung beider Eierstöcke und der Gebärmutter bereits beim ersten Eingriff in fortgeschrittenen Stadien, wenn der Tumor eine gewisse Größe überschritten oder Absiedelungen gebildet hat.

Bei jüngeren Frauen, die an Eierstockkrebs erkranken, liegt in vielen Fällen ein Keimzelltumor vor, der aus einer Eizelle hervorgegangen ist. Keimzelltumore werden in der Regel früh erkannt und damit bestehen gute Chancen einer fertilitätserhaltenden Operation. Dasselbe gilt auch für Keimstrangstromatumoren.

Kryokonservierung von Eizellen

Ein zweiter Aspekt, der für das Thema Schwangerschaft bedeutsam ist, ist die Chemotherapie. Die Standardtherapie bei primärem Eierstockkrebs besteht aus der chirurgischen Entfernung des Tumors und einer anschließenden Chemotherapie, die eventuell verbliebene Krebszellen zerstören soll. Die dazu verwendeten Wirkstoffe sind Zellgifte, die das Potential besitzen, Eizellen zu zerstören bzw. so zu schädigen, so dass sie nicht mehr befruchtungsfähig sind. Dasselbe gilt auch für die Strahlentherapie, die bei Eierstockkrebs allerdings von nachrangiger Bedeutung ist. Durch eine Chemotherapie hervorgerufene Eizellschäden können zu dauerhafter Unfruchtbarkeit führen, weil Frauen nur über einen begrenzten Pool an Eizellen verfügen.

Erkrankte Frauen, die sich ein Kind wünschen, müssen also mit ihren Ärzten erstens klären, ob eine fertilitätserhaltende Operation möglich ist, und zweitens, inwieweit Maßnahmen zum Schutz der Eizellen vor Auswirkungen der Chemotherapie angeraten sind.

Seit einigen Jahren gibt es das Netzwerk fertiPROTEKT, dem Universitätsklinken, aber auch nicht-universitäre Zentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz angehören. Frauen und Männer können sich dort vor einer Chemo- bzw. Strahlentherapie beraten lassen, wie sie ihre Keimzellen vor eventuellen Schäden schützen können. Auf Wunsch können in diesen Zentren, wo Onkologen eng mit Reproduktionsmedizinern zusammenarbeiten, auch entsprechende Schutzmaßnahmen durchgeführt werden.

Patientinnen mit Eierstockkrebs, aber auch ihre Ärzte können sich an die Zentren von fertiPROTEKT wenden, falls sie sich über die aktuellen Möglichkeiten des Fertilitätsschutzes informieren möchten. Eine Liste der Zentren ist auf der Webseite von FertiPROTEKT abrufbar.

Während bei Männern die Kryokonservierung – das Einfrieren – von Spermien längst Routine ist, existieren bei Frauen erst seit einigen Jahren entsprechende Techniken der Eizellprotektion. Folgende Möglichkeiten gibt es: Eizellen können vor einer Chemotherapie entnommen, künstlich mit Spermien des Partners befruchtet (in vitro Fertilisation) und dann eingefroren werden. Zum gewünschten Zeitpunkt werden die befruchteten Eizellen dann aufgetaut und in die Gebärmutter eingesetzt. Die Chance, auf diesem Wege schwanger zu werden, liegt bei einer Serie von Embryotransfers um bis zu 50 Prozent. Die Anwendung dieser Methode setzt voraus, dass die Patientin in einer festen Partnerschaft lebt.

Ist dies nicht der Fall, besteht die Möglichkeit, vor der Chemotherapie unbefruchtete Eizellen einzufrieren und später zu befruchten. Vor der Entnahme unbefruchteter wie auch befruchteter Eizellen muss sich die Patientin einer zweiwöchigen hormonellen Behandlung unterziehen.

Die Entscheidung für oder wieder eine Schwangerschaft im Fall einer Eierstockkrebserkrankung ist sehr schwierig, und es sind eine Vielzahl von Aspekten zu bedenken. Der Wunsch nach einem Kind und die damit verbundenen Maßnahmen können in dieser Situation leicht zur Überforderung werden. Die psychische Belastung, die der Prozess von Eizellentnahme, künstlicher Befruchtung und Folgeschritten mit sich bringt, ist nicht zu unterschätzen. Andererseits kann das Wissen, alles Mögliche für eine Schwangerschaft getan zu haben, auch eine große Beruhigung darstellen. Das kann jede Frau nur selbst entscheiden, aber sie sollte sich vorher eingehend professionell beraten lassen.

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