Lymphprobleme nach Brustoperation

Lymphprobleme
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Durch schonendere Operationen und seltenere Entfernung der Lymphknoten sind Lymphödeme bei Brustkrebspatientinnen seltener geworden. Es gibt jedoch Erkrankungsstadien, die die Entfernung der Lymphknoten erfordern, was wiederum Lymphprobleme nach sich ziehen kann.

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Prof. Dr. Dr. Lukas Prantl leitet die Klinik für Plastische und Ästhetische, Hand- und Wieder-herstellungschirurgie am Universitätsklinikum Regenburg und am Caritas-Krankenhaus St. Josef. Gemeinsam mit seinem Team verfügt er über eine langjährige Erfahrung in der Lymphchirurgie und erläutert im Gespräch mit Mamma Mia!, welche Behandlungsoptionen es bei Lymphproblemen gibt.

Mamma Mia!: Die Radikalität der Brustoperationen wurde in den vergangenen Jahren sukzessive reduziert. Wurden dadurch Lymphprobleme seltener? Können Sie uns in etwa sagen, wie viele Patientinnen heute noch unter einem Lymphproblem nach einer Operation bei Brustkrebs leiden?

Prof. Dr. Dr. Lukas Prantl: Aufgrund der Sentinel-Lymphknotenentnahme beim Mamma-Karzinom sind Lymphödeme deutlich weniger geworden (etwa sechs Prozent). Bei einer Axilla-Dissektion, also der Entfernung der Lymphknoten in der Achsel, ist das Auftreten von Lymphödemen jedoch unverändert geblieben (20 Prozent). Nach Axilla-Dissektion und anschließender Strahlentherapie treten Lymphödeme vermehrt auf (70 Prozent).

Mamma Mia!: Was sind die ersten Zeichen eines Lymphproblems? Worauf müssen Frauen nach einer Brustoperation achten?

Prof. Dr. Dr. Lukas Prantl: Zu den ersten Zeichen eines Lymphödems gehört das Auftreten von Schwellungen an den Armen zusammen mit der Bildung von Dellen. Später kann es zu Verhärtungen, Vernarbungen, Schmerzen und Infektion (Erysipel) bis hin zu Sepsis kommen. Das kann mit einer deutlichen Bewegungseinschränkung und Verminderung der Lebensqualität einhergehen. Bei einem Lymphödem ist eine richtige Hauthygiene und Hautpflege entscheidend. Sehr hilfreich ist auch eine hohe körperliche Aktivität, zum Beispiel das Schwimmen. Also ist das Selbstmanagement sehr wichtig.

Lymphödemen gezielt vorbeugen

Mamma Mia!: Gibt es eine Möglichkeit, den Lymphproblemen vorzubeugen?

Prof. Dr. Dr. Lukas Prantl: Das Wichtigste ist, dass man Infektionen vermeidet. Eine Infektion geht mit einer Zerstörung von Lymphgefäßen einher, wodurch sich das Lymphödem verstärkt. Es muss auf eine richtige Hauthygiene und Hautpflege geachtet werden, um Infektionen zu vermeiden. Neben der Lymphdrainage ist das Tragen von angepassten Kompressionsstrümpfen sehr wichtig. Bei einem fortgeschrittenen Stadium des Lymphödems sollte mindestens ein bis zwei Mal pro Jahr eine LymphReha erfolgen.

Mamma Mia!: Welche Behandlungsoptionen gibt es bei Vorhandensein eines Lymphproblems?

Prof. Dr. Dr. Lukas Prantl: Die wichtigste Maßnahme ist natürlich eine regelmäßige Lymphdrainage sowie das Tragen von Kompressionen. Erst nach erfolglosen konservativen Maßnahmen sollte eine Operation erfolgen. Hier muss man jedoch aufpassen, dass auch eine Operation keine völlige Heilung verspricht, es aber zu einer deutlichen Linderung führen kann. Die Kombination aus einer guten Operation zusammen mit manueller Lymphdrainage, Kompression und LymphReha verspricht optimalen Erfolg und kann sogar bei einigen Patienten zu einem kompletten Rückgang des Lymphödems führen.

Mamma Mia!: Wie verläuft eine Lymphoperation? Was gilt es nach einer Lymphoperation zu beachten?

Prof. Dr. Dr. Lukas Prantl: Es gibt verschiedene Operationsmöglichkeiten. Zunächst wird eine minimal-invasive Operation empfohlen. Hier kann durch eine circa ein bis zwei Zentimeter lange Schnittführung ein sogenannter Lymphovenöser-Bypass/-Anastomose (LVA) erfolgen, wofür viel operative Erfahrung sowie das Verständnis von molekularbiologischen Grundlagenwissen von Lymphgefäßen von Bedeutung ist. Eine weitere Wichtigkeit ist die präoperative Diagnostik. Dabei ist der Einsatz der Indocyaningrün-Lymphographie von großem Vorteil, womit die Lymphgefäße visuell live dargestellt werden können. Eine große Expertise des Operateurs ist entscheidend, um die Bildgebung der Lymphgefäße entsprechend interpretieren zu können und damit eine erfolgreiche Operation zu planen.

Eine weitere Operationsmethode ist die sogenannte vaskularisierte Lymphknoten-Transplantation. Hier werden Lymphknoten von einer Region entnommen, wo sehr viele Lymphknoten vorkommen. Diese Lymphknoten werden in die betroffenen Areale eingesetzt, zum Beispiel in die Axilla. Mit der Lymphknotentransplantation besteht auch die Möglichkeit der gleichzeitigen Durchführung einer Brustaufbau-Operation.

Ein entscheidender Aspekt bei dieser Operation ist es, die sogenannte Hebemobilität zu vermeiden. Die Vermeidung von Problemen (zum Beispiel Entstehung eines Lymphödems oder einer Lymphfistel) an der Stelle, wo die Lymphknoten entnommen wurden, ist sehr wichtig. Dafür ist eine sehr gute Kenntnis der Anatomie des Lymphknotensystems erforderlich.

Bei der Durchführung einer LVA am Arm darf der Ellenbogen etwa sieben Tage nicht über 90° gebeugt werden und keine Kompression an der Operationsstelle erfolgen. Einzelheiten werden je nach Operationsverlauf mit dem Operateur besprochen.

Prof. Dr. Dr. Lukas Prantl

Leiter der Klinik für Plastische und Ästhetische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie
Universitätsklinikum Regenburg / Caritas-Krankenhaus St. Josef Regensburg

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