Bewegung: Ein wichtiger Baustein der Krebstherapie

Cropped shot of a senior woman working out with dumbbells indoors
© iStock / wutwhanfoto
Print Friendly, PDF & Email

Krebspatienten sollen sich bewegen. Aber wie? Experten haben jetzt Empfehlungen für die Praxis veröffentlicht.

Print Friendly, PDF & Email

Auch wenn immer mehr Krebspatienten die eigentliche Erkrankung überstehen: Oft hinterlässt sie Spuren, die den Alltag teilweise massiv beeinträchtigen können. Zu ihnen gehören Erschöpfung, Schmerzen, Schlafstörungen, Ängste, Sorgen, Bewegungseinschränkungen und Polyneuropathie. Um diesen Beschwerden entgegenzuwirken, gelten Bewegung und Sport als probates Mittel. So haben mittlerweile viele Studien und Untersuchungen gezeigt, dass eine gezielte Bewegungstherapie vor, während und nach der Krebstherapie dabei hilft, körperliche Einschränkungen sowie Fitness und Lebensqualität zu verbessern.

Ziel: Ein individuelles Training für jeden Krebspatienten

Die Daten aus den vielen verschiedenen Studien zur Wirksamkeit von Sport und Bewegung bei Krebs hat jetzt eine internationale Expertenkommission unter Beteiligung des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg ausgewertet. Und Empfehlungen für Krebspatienten und alle in deren Betreuung eingebundenen Berufsgruppen – darunter auch Bewegungstherapeuten sowie Fitness­ und Gesundheitsexperten – erarbeitet. Diese sollen jetzt vor allem in die Nachsorge integriert werden – mit dem Ziel, „den Zugang zu betreuten Bewegungsinterventionen zu erleichtern und mehr Sportgruppen mit spezifisch geschulten Trainern aufzubauen. Letztendlich sollte ein individuell angepasstes Bewegungstraining Teil jedes Nachsorgeplans für Krebspatienten sein“, so PD Dr. Joachim Wiskemann, Sportwissenschaftler und Leiter der Arbeitsgruppe Onkologische Sport­ und Bewegungstherapie am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg und Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD).

Ein wichtiger Schritt, findet Mamma Mia!­ Chefredakteurin Eva Schumacher­ Wulf. Denn: „Patientinnen werden mit dem Auftrag, körperlich aktiv zu werden, meist alleine gelassen. Insbesondere für Frauen, die noch nie aktiv Sport betrieben haben, ist es schwierig, unter der Therapie damit zu beginnen. Deshalb sollten Bewegungseinheiten fester Bestandteil eines Therapieplans sein – und im Idealfall direkt im onkologischen Zentrum stattfinden.“

Nutzen teilweise wissenschaftlich nachgewiesen

Zu den krebsbezogenen Beeinträchtigungen, bei denen ein individuell angepasstes Trainings einen hohen Nutzen hat, gehören Angstzustände, depressive Symptome, Müdigkeit und die körperliche Leistungsfähigkeit. Auch die Lebensqualität lässt sich steigern. Besonders effektiv ist dabei die Kombination aus einem leichten Ausdauer­ und Krafttraining. Als Richtwerte für das Ausdauertraining geben die Wissenschaftler dabei 20 bis 40 Minuten vor, und das zwei­ bis dreimal pro Woche. Beim Krafttraining sollten es in der Regel zwei Sätze mit jeweils maximal 15 Wiederholungen sein. Eine Ausnahme bildet das Lymphödem: Hier raten die Experten zu einem reinen Krafttraining. Bei anderen gesundheitlichen Beschwerden, etwa bei Schlafproblemne oder einer abnehmenden Knochendichte, gibt es zwar Hinweise, dass ein körperliches Training die Symptome mildern kann. Sie reichen allerdings noch nicht aus, um detaillierte Trainings-empfehlungen zu geben. „Ebenso begrenzt ist das Wissen bei Nebenwirkungen wie Herzinsuffizienz, Polyneuropathie, Schmerzen oder Übelkeit. Hier müssen noch weitere Forschungsarbeiten folgen, die die Wirksamkeit von Bewegungstherapie prüfen“, erklärt Sportwissenschaftler Wiskemann.

Bewegung in der Praxis

Eine Initiative, die das individuelle Bewegungstraining bereits seit 2012 in die Praxis umsetzt, ist das am NCT Heidelberg gegründete Netzwerk OnkoAktiv. Es ermöglicht Krebspatienten wohnortnah ein qualitätsgesichertes sport­ und bewegungstherapeutisches Angebot. Neben den Trainings­ und Therapieinstitutionen in der Region Rhein­Neckar gibt es inzwischen auch drei überregionale OnkoAktiv­Zentren in Frankfurt, Coburg und Hamburg. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich über eine Online­Plattform einen individuellen Trainingsplan zusammenstellen zu lassen. Mehr zu OnkoAktiv lesen Sie hier.

Ein weiteres spezielles Angebot ist die Onkologische Trainings-­ und Bewegungstherapie (OTT), die in Zusammenarbeit des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) Köln Bonn, der Uniklinik Köln und der Deutschen Sporthochschule Köln entwickelt wurde. Qualifizierte OTT-Therapeuten lassen sich bundesweit hier finden.

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Interessante Artikel der gleichen Kategorie