Yoga ist allgegenwärtig. Und auch wir haben schon das eine oder andere Mal über die fernöstliche Entspannungspraxis berichtet. Offenbar zu Recht, wie eine jetzt veröffentlichte Studie zeigt. Denn sowohl während als auch nach der Therapie profitieren Krebspatienten von regelmäßigen Yoga-Übungen. Und zwar auf körperlicher, emotionaler, sozialer und kognitiver Ebene.
Überwiegend positive Effekte
Natürlich können weder Sonnengruß noch Krieger oder Krähe Krebszellen abtöten oder Tumoren vertreiben. Yoga kann aber durchaus dabei helfen, Beschwerden zu lindern, die mit der Krebserkrankung oder der Therapie zusammenhängen. Den Beweis dafür liefert die Auswertung von 29 Studien, die ein Team von Wissenschaftlern um Dr. Suzanne Danhauer von der US-amerikanischen Wake Forest School of Medicine in Winston-Salem durchgeführt hat. In diesen Studien wurden Patienten, die während oder nach der Krebstherapie mit einem Yogakurs starteten, mit Patienten verglichen, die entweder eine andere Sportart ausübten oder gar kein Bewegungs- oder Entspannungsprogramm in Anspruch nahmen. Und auch wenn die miteinander verglichenen Kurse und die Trainingsintensität sehr unterschiedlich waren: Yoga hatte überwiegend positive Effekte. Die Teilnehmer litten zum Beispiel deutlich weniger unter Erschöpfung (Fatigue), ihr Stresslevel sank, Schlaf und Konzentrationsfähigkeit verbesserten sich, sie fühlten sich insgesamt fitter und ausgeglichener.
Objektive Verbesserungen
Neben diesen subjektiven Kriterien zeigten sich in den Studien aber auch objektiv messbare Verbesserungen. So lassen sich Auswirkungen einer Operation, etwa schmerzendes Narbengewebe oder allgemeine Bewegungseinschränkungen, mit gezielten Übungen abmildern. Auch Lymphödeme treten seltener auf. Und sogar im Blut konnte der positive Effekt nachgewiesen werden: Unter Yoga nahm die Konzentration von Biomarkern wie den sogenannten proinflammatorischen Zytokinen und Cortisol ab. Sie gelten als Zeichen für Stress und Entzündungsgeschehen im Körper.
Auch die Seele profitiert
Zusätzlich kann Yoga auch auf psychischer Ebene einen Beitrag in der Krebstherapie leisten. Nach der Diagnose geht es für viele Betroffene darum, Halt zu finden und sich der Erkrankung zu stellen. Dabei können innere Ruhe und positive Gedanken, die im Rahmen von Yoga vermittelt werden, hilfreich sein. Oft müssen Patienten nicht nur den Schock der Diagnose verarbeiten. Bei vielen Patienten hinterlässt die Behandlung Spuren – in Form von Narben, dem vorübergehenden Verlust von Haaren, dauerhaften Schmerzen oder der Entfernung eines Körperteils wie der Brust. Diese Spuren zeigen sich dann oft auch auf der Seele: Der eigene Körper wird fremd und nicht mehr als Einheit betrachtet. Auch hier kann Yoga helfen, den eigenen Körper wieder positiv zu erleben.
Keine Nebenwirkungen
Übrigens: In keiner der untersuchten Studien kam es beim Yoga zu einem sogenannten unerwünschten Ereignis. Yoga ist also nebenwirkungsfrei. Und zusätzlich auch noch relativ günstig. Damit ist es auch in den Augen der Wissenschaftler durchaus sinnvoll, Yoga künftig noch stärker bei der Behandlung von Krebspatienten zu berücksichtigen.
In Ihrer Nähe gibt es keinen passenden Kurs? Yoga lässt sich auch online erlernen. Ein kostenloses Video mit „Einfachen Yoga-Übungen für Frauen mit metastasiertem Brustkrebs“ finden Sie auf YouTube.
Plattformen wie yogaeasy.de und yogamehome.org bieten verschiedene, aber kostenpflichtige Kurse an, yogamehome.org sogar einen für Krebspatienten. Ebenfalls kostenpflichtig ist der Kurs von Christine Raab der sich speziell an (ehemalige) Brustkrebspatientinnen richtet.
Es ist ratsam, zumindest während der Therapie einen Kurs für Menschen mit Krebserfahrung zu besuchen, da sich diese speziell ausgebildeten Yogalehrer:innen mit den Nebenwirkungen der unterschiedlichen Therapien sowie mit den unterschiedlichen Krebsarten auskennen. Auf Yoga-und-Krebs.de findet man als Patient:in Informationen hierzu und kann nach qualifizierten Yogalehrer:innen in der Nähe suchen.