Zehn Jahre Tamoxifen – Welche Patientin profitiert?

Hände einer älteren Frau mit einer Tablettenbox, aus der eine Tablette entnommen wird
© iStock / FilippoBacci

Die Entscheidung über Art und Dauer einer antihormonellen Therapie des Hormon­rezeptor­positiven Mamma­karzinoms wird in der Regel post­operativ in den Tumor­konferenzen der Brust­zentren getroffen.

Danach über­nimmt der nieder­gelassene Frauen­arzt die Nach­sorge der anti­hormonell therapierten Patientin mit allem, was dazugehört:

  • Häufig zahlreiche motivierende Gespräche über die Notwendig­keit/Effek­tivität der Therapie (immerhin brechen etwa 20 Prozent die Therapie ab)
    Einordnung und gegebenenfalls Therapie der häufig belastenden Neben­wirkungen (inklusive eventuellem Wechsel der Substanz oder Therapie­abbruch)
  • Planmäßige Umstellung der Substanzgruppen („Switch“) inklusive Wahl des richtigen Zeitpunkts gemeinsam mit der Patientin
  • Überwachung des Knochenstoffwechsels und gegebenenfalls Einleitung einer knochenschützenden Therapie
  • Regelmäßiger Ultraschall der Gebärmutterschleimhaut unter Tamoxifen
    Beratung bezüglich Fertilität, Verhütung und Sexualität (immer noch zu selten thematisiert!)
    Bewerten internistischer Risiken (zum Beispiel Thromboserisiko unter Tamoxifen)
  • Beratung und Führung bei therapiebedingter Gewichtszunahme
    Entscheidung über erweiterte adjuvante Therapie mit Aromatasehemmer oder Tamoxifen.

Die ATLAS-Studie und die aTTom-Studie untersuchten den Nutzen einer zehn­jährigen Tamoxifen­therapie gegenüber dem Therapie­standard von fünf Jahren nach einem Follow-up von aktuell 15 Jahren. In ATLAS wurden lediglich hormon­rezeptor­positive Patientinnen eingeschlossen. In aTTom war bei 4.198 Patien­tinnen der Rezeptor­status unbekannt, was möglicher­weise die Ergebnisse „zu schlecht“ erscheinen lässt, da auch erwartungs­gemäß hormon­rezeptor­negative Patientinnen einge­schlossen wurden. Ent­gegen den Ergebnissen älterer kleiner Studien (zum Beispiel NSABP B-14; 4) zeigte sich bei beiden Studien ein signifi­kanter Vorteil für die längere Therapie­dauer. War der Therapie­effekt vom fünften bis neunten Jahr noch verhältnis­mäßig gering, ergab sich nach dem zehnten Jahr (nach Absetzen von Tamoxifen) bei beiden Studien ein deutlicher Unter­schied. In beiden Studien kam es (im Gegen­satz zur NSABP B-14) nur zu einer leichten Steigerung des Gebär­mutter­krebs-Risikos im 10-Jahres-Arm.

Verlängerte Therapie bei prä- und perimenopausalen Frauen

Die Therapieoption einer zehnjährigen Tamoxifen­therapie stellt sich in der Praxis insbesondere für prä- und perimenopausale Patientinnen, die nach Abschluss von fünf Jahren Tamoxifen noch eine Eier­stock­funktion aufweisen. Bekannter­maßen ist eine erweiterte Therapie mit Aromatase­hemmern hier nicht möglich. Obwohl die Sub­gruppen­analyse der ATLAS-Studie für Lymph­knoten­befall und große Tumoren dies nicht deutlich zeigen konnte, bieten die klassischen Prognose­faktoren (zusätzlich GIII und hohe Proliferation) eine Möglich­keit zur Risiko­stratifizierung. Die Hinzu­ziehung einer Gen­expressions­analyse (EndoPredict) zur Voraus­sage eines Spätrezidivs ist prinzipiell möglich und kann in Einzel­fällen zur Ent­scheidungs­findung hinzu­gezogen werden.

Lebensqualität ist wichtiges Entscheidungskriterium

Bei hohem Rezidivrisiko sollte der Patientin eine Fortsetzung der Therapie angeboten werden. Dabei sollte aber auch die Lebens­qualität unter der anti­hormonellen Therapie als wichtiges Entscheidungs­kriterium für eine Therapie­erweiterung hinzugezogen werden. Die meisten der jüngeren Patientinnen sehnen das Ende der anti­hormonellen Therapie verständlicher­weise regel­recht herbei. Neben aus­geprägten klimakterischen Syndromen, Gelenk­beschwerden, Gewichts­problemen, Schlaf­störungen und Libido­beeinträchtigung liegt nicht selten noch Kinder­wunsch vor. Die Erfahrung zeigt jedoch auch, dass einige gut informierte Patientinnen Spät­rezidive fürchten und die Fortsetzung der Tamoxifen­therapie trotz der Neben­wirkungen gerne auf sich nehmen, ja sogar aktiv ein­fordern. Eine gemeinsame Entscheidungs­findung erfordert viel Finger­spitzen­gefühl und Empathie und sollte erfahrungs­gemäß über mehrere Gesprächs­termine erfolgen. Die zu erwartende Inzidenz an Gebär­mutter­tumoren unter einer erweiterten Tamoxifen­therapie ist in dieser Patienten­gruppe als gering einzu­schätzen, während individuelle Risiken (zum Beispiel Thrombose­risiko) zu beachten sind.

Therapieempfehlung nach den Wechseljahren

Im Falle einer alleinigen initialen fünfjährigen Tamoxifen­therapie hat sich bei hohem Rezidiv­risiko (besonders N+) in der Postmeno­pause die erweiterte adjuvante Therapie mit einem Aromatase­hemmer bewährt. Für bereits mit Aromatase­hemmer behandelte post­meno­pausale Patientinnen (Upfront oder Switch) bedeuten ATLAS und aTTom streng genommen keine Studien­evidenzen für eine erweiterte adjuvante Therapie über fünf Jahre hinaus, die Daten beziehen sich nur auf die Frauen, die zunächst fünf Jahre Tamoxifen genommen haben. Für die im absoluten Einzel­fall bei besonders hohem Rezidiv­risiko gängige Ver­längerung (Off-Label-Use) nach fünf Jahren Aromatase­hemmer bein­haltender Therapie kann nun Tamoxifen im vorsichtigen Analog­schluss eingesetzt werden.
Weitere Therapieoption: Bei ausgeprägten, im Einzelfall intolerablen, persistierenden Neben­wirkungen der Aromatase­hemmer­therapie zeigt die Erfahrung, dass solche Patientinnen trotz sympto­matischer Therapie dazu neigen, die anti­hormonelle Therapie vollständig abzusetzen. Hier ist die Option einer zehn­jährigen „primären“ Tamoxifen­therapie eine Alternative für Patien­tinnen mit hohem Rezidiv­risiko, die sonst mit einem Aromatase­hemmer behandelt würden. Dies ermöglicht eine deutliche Ver­besserung der Lebens­qualität bei nun belegter Effektivität.

Fazit für die Praxis

Beide Studien belegen zweifellos eine signifikante Reduktion von Spät­rezidiven (immerhin 50 Prozent aller Rezidive ereignen sich nach dem 5. Jahr!) und Sterblich­keits­risiko. Das Risiko für Gebär­mutter­krebs und Thrombosen ist geringer als der zu erwartende Nutzen. Vor allem für die Gruppe der prä- und perimeno­pausalen Patientinnen existiert nun eine neue Therapie­option mit ver­besserter Heilungs­prognose. Für den ver­antwortungs­voll nach­sorgenden Frauen­arzt ergibt sich dadurch eine anspruchs­volle Aufgabe: Das Rezidiv­risiko, individuelle Risiken und vor allem die Lebens­qualität müssen sorgsam gegen­einander abge­wogen werden. Die Berück­sichtigung des Patienten­wunsches nach ein­gehender Auf­klärung ist uner­lässlich. Wünschens­wert für die Zukunft sind bezüglich einer drohenden Spät­metastasierung valide Prognose- und Prädiktions­parameter. Möglicher­weise sind Gen­expression­analysen (EPScore/ EndoPredict; 5), aber auch neue Er­kenntnisse zur „Tumor Cell Dormancy“ („schlafende Tumorzellen“) erste Schritte in diese Richtung.

Dr. Steffen Wagner

Frauenärzte Saarbrücken West
Onkologischer und operativer Schwerpunkt
Lebacher Straße 78
66113 Saarbrücken
Tel.: +49 (0)681 71055
Fax: +49 (0)681 752251

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Kommentare • 15
  1. Guten Tag,
    ich fühle mich derzeit nicht so gut beraten von meinen Ärztinnen und Ärzten und/oder bekomme keine Termine. Deshalb versuche ich es hier mal.
    Ich (57) hatte die Brustkrebsvorstufe DCIS (G2, Komendotyp), wurde operiert, wird nun 6 Wochen lang bestrahlt und dazu soll ich nun für 3 Jahre jeden 2. Tag 10mg Tamoxifen nehmen. Bei mir war die Biopsie hormonrezeptorpositiv, das bei der OP entnommene Gewebe jedoch negativ.
    Ich bin jetzt erst beim 2. Blinder von Tamoxifen und spüre schon einige Nebenwirkungen. Die meisten bisher leicht, außer die Magen-Darm-Probleme (Bauchschmerzen, Blähungen, Magendrücken, Sodbrennen, Aufstoßen, anfangs Verstopfung).
    Nun meine Fragen:
    1. Was halten Sie von dieser Tamoxifen-Verschreibung, welche Wirkung gegen ein Rezidiv erwarten Sie dabei?
    2. Was kann ich gegen die Beschwerden im Verdauungstrakt tun? Gerne erstmal auf Basis von Hausmitteln, spezieller Ernährung o.ä. Aber wenn das nun über 3 Jahre stärker werden sollte, würde ich auch Medikamente einnehmen.
    Für Ihren Rat wäre ich sehr dankbar – super, dass das hier so niederschweflig möglich ist!
    Herzliche Grüße

    1. Liebe Barbara,
      haben Sie vielen Dank für Ihre Frage.
      Wir haben Sie an unseren Experten weitergeleitet, aber leider sind wir derzeit aufgrund der vielen Fragen etwas überlastet.
      Vielleicht kann Ihnen das Beratungs-Angebot von Brustkrebs Deutschland hier in der Zwischenzeit weiterhelfen. Dieses finden Sie unter https://brustkrebsdeutschland.de/beratung/
      Zudem bietet auch der Krebsinformationsdienst ein umfangreiches Beratungsangebot, zum Beispiel einen Ärztlichen Telefondienst unter 0800 420 30 40 (innerhalb Deutschlands kostenfrei) täglich von 8 bis 20 Uhr oder einen Ärztlichen E-Mail-Service unter krebsinformationsdienst@dkfz.de.

      Ich hoffe, ich konnte Ihnen zumindest ein wenig weiterhelfen und wünsche Ihnen alles Gute.
      Christiane Dettmer

    2. Hallo Barbara,
      unsere Expertin hat wie folgt geantwortet:

      Tamoxifen wird bei Hormonrezeptor-positivem DCIS eingesetzt, um das Risiko eines lokalen Rezidivs oder einer neuen Brustkrebserkrankung in beiden Brüsten zu senken. Allerdings ist Ihre Situation etwas ungewöhnlich, da die Biopsie Hormonrezeptor-positiv, das OP-Gewebe jedoch negativ war. Das kann daran liegen, dass Tumorgewebe heterogen sein kann, d. h., nicht alle Zellen haben die gleichen Eigenschaften. Da die Biopsie positiv war, geht man auf Nummer sicher und empfiehlt Tamoxifen – auch wenn der Nutzen möglicherweise geringer ist als bei einem durchgängig hormonabhängigen Tumor.
      Um den Nutzen / Wirkung von Tamoxifen einschätzen zu können: Es müssen 59 Patientinnen behandelt werden, um einen Fall von Brustkrebs zu verhindert,
      Was kann ich gegen die Magen-Darm-Beschwerden tun?
      Tamoxifen kann Magen-Darm-Probleme verursachen, da es den Östrogenstoffwechsel beeinflusst. Hier sind einige Hausmittel und Ernährungstipps, die helfen könnten:
      Ernährung & Hausmittel:
      • Kleine Mahlzeiten: Überlasten Sie den Magen nicht mit großen Portionen.
      • Basische Ernährung: Viel Gemüse (besonders Kartoffeln, Karotten, Fenchel), wenig säurebildende Lebensmittel (z. B. Kaffee, Alkohol, Zucker, Weißmehl).
      • Probiotische Lebensmittel: Joghurt, fermentierte Lebensmittel (Sauerkraut, Kimchi), um die Darmflora zu stärken.
      • Leinsamen & Flohsamenschalen: Helfen gegen Verstopfung und regulieren die Verdauung.
      • Ingwer- oder Fencheltee: Gegen Blähungen und Magenschmerzen.
      • Heilerde oder Natron: Kann bei Sodbrennen und Magendruck lindernd wirken.
      Medikamentöse Möglichkeiten (falls es schlimmer wird):
      • Pantoprazol oder Omeprazol: Säureblocker bei starkem Sodbrennen (mit Arzt absprechen).
      • Antiflatulenzien (z. B. Simeticon): Gegen Blähungen.
      Falls die Beschwerden anhalten oder schlimmer werden, sollte man überlegen, ob eine Anpassung der Dosis oder der Therapie sinnvoll ist. Ich persönlich würde auf Grund der geringen protektiven Wirkung von Tamoxifen beim DCIS (zumal HR pos. und neg. im der Stanze) auf die Einnahme von Tamoxifen verzichten.

      Viele Grüße

  2. Guten Tag
    Ich nehme seit 6 Jahren Tamoxifen. Zu Beginn der Therapie war ich mit 52 Jahren noch prämenopausal.Die Nebenwirkungen haben sich während der 6 Jahre verändert und es war keine leichte Zeit.
    Inzwischen hat sich eine Harninkontinenz eingestellt, lt. Urologe durch die Schleimhautatrophie in der Harnröhre bei Tamoxifentherapie.
    Mein Gynäkologe empfiehlt noch 2 Jahre Tamoxifen.
    Ich möchte aufhören, damit sich die Schleimhaut eventuell wieder regenerieren kann.
    Mein Tumor:
    pT1c, pN0(0/5), L0, V0, G2, R0
    KI67:12%
    Kann ich einfach aufhören oder soll die Dosis (20mg) erst halbiert werden?
    Würden Sie die Einnahme noch weitere 2 Jahre empfehlen?
    Vielen Dank

    1. Liebe Claudia,
      haben Sie vielen Dank für Ihre Frage.
      Wir haben Sie an unseren Experten weitergeleitet, aber leider sind wir derzeit aufgrund der vielen Fragen etwas überlastet.
      Vielleicht kann Ihnen das Beratungs-Angebot von Brustkrebs Deutschland hier in der Zwischenzeit weiterhelfen. Dieses finden Sie unter https://brustkrebsdeutschland.de/beratung/
      Zudem bietet auch der Krebsinformationsdienst ein umfangreiches Beratungsangebot, zum Beispiel einen Ärztlichen Telefondienst unter 0800 420 30 40 (innerhalb Deutschlands kostenfrei) täglich von 8 bis 20 Uhr oder einen Ärztlichen E-Mail-Service unter krebsinformationsdienst@dkfz.de.

      Ich hoffe, ich konnte Ihnen zumindest ein wenig weiterhelfen und wünsche Ihnen alles Gute.
      Christiane Dettmer

    2. Hallo Claudia,
      unsere Expertin hat geantwortet:
      Sie haben ein Nodal negatives Mammakarzinom und nun Tamoxifen für > 5 Jahre eingenommen. Wenn Sie nun aufhören möchten, kann ich das gut verstehen, es ist zu verantworten.
      Sie können Tamoxifen eigentlich abrupt aufhören, ein „Ausschleichen“, also ein paar Wochen eine niedrigere Dosis einnehmen, ist eigentlich nicht nötig, es, hilft manchen Patienten, sich nicht schutzlos zu fühlen. Beides ist ok.

      Viele Grüße

  3. Hallo, ich nehme Tamoxifen seit 2,5 Jahren, denn mein Tumor war hormonell abhängig. vor einem Jahr wurden mir die Gebärmutter und die Eierstöcke entfernt. Ich würde gerne Tamoxifen absetzen. Meine Gynäkologin rät mir noch ein halbes Jahr Tabletten zu nehmen. Eigentlich sollte ich danach Aromatasahemmer zu nehmen. Ist das sinnvoll? Dazu habe ich während der ganzen Therapie Diabetes Typ 2 gekriegt. Kann es sein das Tamoxifen das hervorrufen kann?
    MFG Swetlana

    1. Liebe Frau Hörner,
      haben Sie vielen Dank für Ihre Frage.
      Wir haben sie an unseren Experten weitergeleitet, aber leider sind wir derzeit aufgrund der vielen Fragen etwas überlastet.
      Vielleicht kann Ihnen das Beratungs-Angebot von Brustkrebs Deutschland hier in der Zwischenzeit weiterhelfen. Dieses finden Sie unter https://brustkrebsdeutschland.de/beratung/
      Zudem bietet auch der Krebsinformationsdienst ein umfangreiches Beratungsangebot, zum Beispiel einen Ärztlichen Telefondienst unter 0800 420 30 40 (innerhalb Deutschlands kostenfrei) täglich von 8 bis 20 Uhr oder einen Ärztlichen E-Mail-Service unter krebsinformationsdienst@dkfz.de.

      Ich hoffe, ich konnte Ihnen zumindest ein wenig weiterhelfen und wünsche Ihnen alles Gute.
      Christiane Dettmer

  4. Guten Abend,
    ich habe bzw. hatte ein sehr kleines Mammakarzinom (0,3cm nach Biopsie, kein Lymphknotenbefall), das operiert wurde. Z.Zt. werde ich bestrahlt , was ich sehr gut vertrage.
    Mein Tumor war zu 100% hormonabhängig, weshalb jetzt die Frage bzw. der Vorschlag im Raum steht, ich solle Tamoxifen nehmen. Ich bin allerdings schon 57 und damit postmenopausal und habe jetzt Sorge, dass man bei mir mit Kanonen auf Spatzen schießen will. Da ich eigentlich fast nur Horrorgeschichten über die Nebenwirkungen von Tamoxifen höre, bin ich sehr skeptisch, was diese weitere Nachbehandlung für mich angeht.
    Über einen Rat diesbezüglich wäre ich sehr dankbar.

    1. Liebe Kristina,
      unsere Expertin hat geantwortet:

      Die Empfehlung zur Antihormontherapie bei Patientinnen mit einem hormonempfindlichen Mammakarzinom ist durchaus Standard und korrekt. Mich würde interessieren, welche weiteren Risikofaktoren für Ihren Tumor bekannt sind, insbesondere in Bezug auf das Grading oder den Ki67-Wert.Sie haben völlig recht, dass bei einem so kleinen Mammakarzinom das Rückfallrisiko als gering einzustufen ist, und damit der Nutzen von Tamoxifen relativ untergeordnet erscheinen kann. Trotzdem gibt es bisher keine Gruppe an Patientinnen, bei denen wir standardmäßig keine antihormonelle Therapie empfehlen. Dieses wäre dann immer eine individuelle Entscheidung mit Ihren behandelnen Ärzten.
      Leider liegen mir derzeit keine zusätzlichen Informationen zur Tumorbiologie vor, wodurch ich den spezifischen Nutzen oder das Risiko eines Rezidivs nicht genau quantifizieren kann. Es ist bedauerlicher Weise nach wie vor nicht sicher vorauszusagen, bei welcher Patientin ein Rezidiv auftreten wird und bei welcher nicht. Daher ist die Empfehlung zur Therapie nicht ohne Grund gegeben, auch wenn ich Ihre Bedenken gut nachvollziehen kann.
      Ich empfehle, mit der Therapie zu beginnen und bei Auftreten von Nebenwirkungen entweder eine Dosisreduktion vorzunehmen oder die Behandlung nach Ihrem individuellen Ermessen zu beenden. Die meisten Nebenwirkungen von Tamoxifen sind vollständig reversibel, und thromboembolische Ereignisse sind sehr selten. Es könnte sinnvoll sein, zunächst auszuprobieren, wie Sie mit der Therapie zurechtkommen.
      Alternativ könnten Sie auch in Erwägung ziehen, einen Test an Ihrem Tumor durchführen zu lassen, wie z.B. den Mammaprint von Agendia. Dieser Test kann einen sogenannten Ultralow-Subtyp identifizieren, bei dem möglicherweise keine antihormonelle Therapie notwendig ist.

      Wir hoffen, diese Antwort hilft Ihnen weiter und wünschen Ihnen alles Gute für die Zukunft.

  5. Ich habe das umgekehrte Problem. Ich habe jetzt genau 10 Jahre Tamoxifen hinter mir. Mit Sport und Gewichtskontrolle habe ich die Nebenwirkungen gut im Griff. Jetzt soll ich aufhören mit der Einnahme.
    Dazu habe ich zwei Fragen – was passiert, wenn ich aufhöre in Bezug auf Wechseljahre? Ich Nehme Tamoxifen ja seit ich 45 bin, hatte also nie Wechseljahre. Kommen die dann jetzt?
    Und wie ist es mit dem Rezidivrisiko? Das ist jetzt meiner Kenntnis nach nicht wesentlich geringer, als nach 5 Jahren Tamoxifen?
    Für Ihre kompetente Einschätzung wäre ich super dankbar!

    1. Hallo!
      Hier kommt die Antwort unseres Experten – wir hoffen, diese hilft Ihnen weiter.
      Für Tamoxifen liegen Daten aus Studien vor, die zeigen, dass das Rückfallrisiko bei einer Einnahme über 10 Jahre signifikant geringer ist im Vergleich zu einer Einnahmedauer von 5 Jahren. Diese Erkenntnisse sind natürlich stark abhängig vom individuellen Risiko der Patientin, einschließlich des Tumorstadiums und weiterer biologischer Charakteristika. Experten-Empfehlungen stützen sich insbesondere auf Daten aus den ATLAS- (Adjuvant Tamoxifen: Longer Against Shorter) und aTTom-Studien (adjuvant Tamoxifen Treatment – offer more?).
      In der ATLAS-Studie wurden weltweit etwa 7.000 Frauen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs untersucht, während die aTTom-Studie fast 7.000 Brustkrebs-Patientinnen aus Großbritannien mit meist unbekanntem Hormonrezeptor-Status einschloss. Die Ergebnisse dieser Studien zeigen, dass eine verlängerte Tamoxifen-Behandlung über 10 Jahre sowohl die Rückfallrate als auch die Sterblichkeit senkt. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass ein längeres Einnahmezeitraum auch mit einer Zunahme von Lungenembolien und Endometriumkarzinomen einhergeht. Trotzdem steigt der Nutzen der 10-Jahres-Therapie deutlich, mit einer signifikanten Verringerung des Rezidivrisikos (p<0,0001), der brustkrebsbedingten Sterblichkeit (p=0,002) und des Gesamtüberlebens (p=0,005).
      In Ihrem Fall, da Sie Tamoxifen bereits über 10 Jahre ohne Beschwerden eingenommen haben und unter der Therapie in die Wechseljahre gekommen sind, ist anzunehmen, dass auch nach dem Absetzen von Tamoxifen keine Wechseljahressymptome auftreten werden. Leider liegen keine Daten über eine Einnahmedauer von mehr als 10 Jahren vor. Die Entscheidung, die Therapie zu beenden, bleibt individuell zu treffen. Wir hoffen, dass diese Informationen Ihnen bei Ihrer Entscheidungsfindung hilfreich sind.

      Herzliche Grüße
      Christiane von Mamma Mia!

  6. Hallo… habe nach 8 Jahren Tamoxifeneinnahme, wegen starken Nebenwirkungen, für 6 Monate abgesetzt.
    danach ging es mir viel besser!
    Nun sagte
    meine Gynäkologin ,ich solle wieder mit der Einnahme von Tamoxifen beginnen,um die 10 Jahre voll zu machen.
    ich habe Angst,das ich wieder starke Nebenwirkungen habe.
    Wie beginne ich?
    Erstmal vielleicht alle 2 Tage 1 Tablette?
    brauche Rat
    Danke

    1. Hallo,
      eine verlängerte Tamoxifengabe bis zu 10 Jahre ergibt besonders Sinn für junge prämenopausale Patientinnen, welche eine erhöhte Risiko Situation aufweisen.
      Die Einnahme von Tamoxifen über achte Jahre ist eine tolle Leistung !!! Die erweiterte adjuvante endokrine Therapie (EAT) wird allen jungen Frauen bei erhöhtem Rückfallrisiko empfohlen, die Lebensqualität sollte hierbei aber auch berücksichtigt werden. Eine Fortsetzung der Therapie in Ihrer Situation sollte partizipativ mit ihrer Gynäkologin/Gynäko-Onkologin erfolgen. Eine Evaluation der Gesamtsituation sollte zu einer individuellen Lösungsfindung führen, dies kann auch die Beendigung der Therapie sein. Sollte die gemeinsame Entscheidung die Wiederaufnahme der Therapie sein, dann sollte das Tamoxifen in der üblichen Dosierung täglich eingenommen werden.
      Bitte prüfen sie gemeinsam mit ihrer Gynäkologin/Gynäko-Onkologin die Notwendigkeit der erweiterten endokrinen Therapie mit Tamoxifen nach 8 Jahren für Ihren individuellen Fall.

    2. Falls du noch Probleme mit tamoxifen haben solltest probiere mal equinovo musst selber bezahlen ca 130 Euro langt aber für 2,5 Monate mir hat das sehr geholfen

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