Danach übernimmt der niedergelassene Frauenarzt die Nachsorge der antihormonell therapierten Patientin mit allem, was dazugehört:
- Häufig zahlreiche motivierende Gespräche über die Notwendigkeit/Effektivität der Therapie (immerhin brechen etwa 20 Prozent die Therapie ab)
Einordnung und gegebenenfalls Therapie der häufig belastenden Nebenwirkungen (inklusive eventuellem Wechsel der Substanz oder Therapieabbruch) - Planmäßige Umstellung der Substanzgruppen („Switch“) inklusive Wahl des richtigen Zeitpunkts gemeinsam mit der Patientin
- Überwachung des Knochenstoffwechsels und gegebenenfalls Einleitung einer knochenschützenden Therapie
- Regelmäßiger Ultraschall der Gebärmutterschleimhaut unter Tamoxifen
Beratung bezüglich Fertilität, Verhütung und Sexualität (immer noch zu selten thematisiert!)
Bewerten internistischer Risiken (zum Beispiel Thromboserisiko unter Tamoxifen) - Beratung und Führung bei therapiebedingter Gewichtszunahme
Entscheidung über erweiterte adjuvante Therapie mit Aromatasehemmer oder Tamoxifen.
Die ATLAS-Studie und die aTTom-Studie untersuchten den Nutzen einer zehnjährigen Tamoxifentherapie gegenüber dem Therapiestandard von fünf Jahren nach einem Follow-up von aktuell 15 Jahren. In ATLAS wurden lediglich hormonrezeptorpositive Patientinnen eingeschlossen. In aTTom war bei 4.198 Patientinnen der Rezeptorstatus unbekannt, was möglicherweise die Ergebnisse „zu schlecht“ erscheinen lässt, da auch erwartungsgemäß hormonrezeptornegative Patientinnen eingeschlossen wurden. Entgegen den Ergebnissen älterer kleiner Studien (zum Beispiel NSABP B-14; 4) zeigte sich bei beiden Studien ein signifikanter Vorteil für die längere Therapiedauer. War der Therapieeffekt vom fünften bis neunten Jahr noch verhältnismäßig gering, ergab sich nach dem zehnten Jahr (nach Absetzen von Tamoxifen) bei beiden Studien ein deutlicher Unterschied. In beiden Studien kam es (im Gegensatz zur NSABP B-14) nur zu einer leichten Steigerung des Gebärmutterkrebs-Risikos im 10-Jahres-Arm.
Verlängerte Therapie bei prä- und perimenopausalen Frauen
Die Therapieoption einer zehnjährigen Tamoxifentherapie stellt sich in der Praxis insbesondere für prä- und perimenopausale Patientinnen, die nach Abschluss von fünf Jahren Tamoxifen noch eine Eierstockfunktion aufweisen. Bekanntermaßen ist eine erweiterte Therapie mit Aromatasehemmern hier nicht möglich. Obwohl die Subgruppenanalyse der ATLAS-Studie für Lymphknotenbefall und große Tumoren dies nicht deutlich zeigen konnte, bieten die klassischen Prognosefaktoren (zusätzlich GIII und hohe Proliferation) eine Möglichkeit zur Risikostratifizierung. Die Hinzuziehung einer Genexpressionsanalyse (EndoPredict) zur Voraussage eines Spätrezidivs ist prinzipiell möglich und kann in Einzelfällen zur Entscheidungsfindung hinzugezogen werden.
Lebensqualität ist wichtiges Entscheidungskriterium
Bei hohem Rezidivrisiko sollte der Patientin eine Fortsetzung der Therapie angeboten werden. Dabei sollte aber auch die Lebensqualität unter der antihormonellen Therapie als wichtiges Entscheidungskriterium für eine Therapieerweiterung hinzugezogen werden. Die meisten der jüngeren Patientinnen sehnen das Ende der antihormonellen Therapie verständlicherweise regelrecht herbei. Neben ausgeprägten klimakterischen Syndromen, Gelenkbeschwerden, Gewichtsproblemen, Schlafstörungen und Libidobeeinträchtigung liegt nicht selten noch Kinderwunsch vor. Die Erfahrung zeigt jedoch auch, dass einige gut informierte Patientinnen Spätrezidive fürchten und die Fortsetzung der Tamoxifentherapie trotz der Nebenwirkungen gerne auf sich nehmen, ja sogar aktiv einfordern. Eine gemeinsame Entscheidungsfindung erfordert viel Fingerspitzengefühl und Empathie und sollte erfahrungsgemäß über mehrere Gesprächstermine erfolgen. Die zu erwartende Inzidenz an Gebärmuttertumoren unter einer erweiterten Tamoxifentherapie ist in dieser Patientengruppe als gering einzuschätzen, während individuelle Risiken (zum Beispiel Thromboserisiko) zu beachten sind.
Therapieempfehlung nach den Wechseljahren
Im Falle einer alleinigen initialen fünfjährigen Tamoxifentherapie hat sich bei hohem Rezidivrisiko (besonders N+) in der Postmenopause die erweiterte adjuvante Therapie mit einem Aromatasehemmer bewährt. Für bereits mit Aromatasehemmer behandelte postmenopausale Patientinnen (Upfront oder Switch) bedeuten ATLAS und aTTom streng genommen keine Studienevidenzen für eine erweiterte adjuvante Therapie über fünf Jahre hinaus, die Daten beziehen sich nur auf die Frauen, die zunächst fünf Jahre Tamoxifen genommen haben. Für die im absoluten Einzelfall bei besonders hohem Rezidivrisiko gängige Verlängerung (Off-Label-Use) nach fünf Jahren Aromatasehemmer beinhaltender Therapie kann nun Tamoxifen im vorsichtigen Analogschluss eingesetzt werden.
Weitere Therapieoption: Bei ausgeprägten, im Einzelfall intolerablen, persistierenden Nebenwirkungen der Aromatasehemmertherapie zeigt die Erfahrung, dass solche Patientinnen trotz symptomatischer Therapie dazu neigen, die antihormonelle Therapie vollständig abzusetzen. Hier ist die Option einer zehnjährigen „primären“ Tamoxifentherapie eine Alternative für Patientinnen mit hohem Rezidivrisiko, die sonst mit einem Aromatasehemmer behandelt würden. Dies ermöglicht eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität bei nun belegter Effektivität.
Fazit für die Praxis
Beide Studien belegen zweifellos eine signifikante Reduktion von Spätrezidiven (immerhin 50 Prozent aller Rezidive ereignen sich nach dem 5. Jahr!) und Sterblichkeitsrisiko. Das Risiko für Gebärmutterkrebs und Thrombosen ist geringer als der zu erwartende Nutzen. Vor allem für die Gruppe der prä- und perimenopausalen Patientinnen existiert nun eine neue Therapieoption mit verbesserter Heilungsprognose. Für den verantwortungsvoll nachsorgenden Frauenarzt ergibt sich dadurch eine anspruchsvolle Aufgabe: Das Rezidivrisiko, individuelle Risiken und vor allem die Lebensqualität müssen sorgsam gegeneinander abgewogen werden. Die Berücksichtigung des Patientenwunsches nach eingehender Aufklärung ist unerlässlich. Wünschenswert für die Zukunft sind bezüglich einer drohenden Spätmetastasierung valide Prognose- und Prädiktionsparameter. Möglicherweise sind Genexpressionanalysen (EPScore/ EndoPredict; 5), aber auch neue Erkenntnisse zur „Tumor Cell Dormancy“ („schlafende Tumorzellen“) erste Schritte in diese Richtung.
Ich habe das umgekehrte Problem. Ich habe jetzt genau 10 Jahre Tamoxifen hinter mir. Mit Sport und Gewichtskontrolle habe ich die Nebenwirkungen gut im Griff. Jetzt soll ich aufhören mit der Einnahme.
Dazu habe ich zwei Fragen – was passiert, wenn ich aufhöre in Bezug auf Wechseljahre? Ich Nehme Tamoxifen ja seit ich 45 bin, hatte also nie Wechseljahre. Kommen die dann jetzt?
Und wie ist es mit dem Rezidivrisiko? Das ist jetzt meiner Kenntnis nach nicht wesentlich geringer, als nach 5 Jahren Tamoxifen?
Für Ihre kompetente Einschätzung wäre ich super dankbar!
Hallo!
Hier kommt die Antwort unseres Experten – wir hoffen, diese hilft Ihnen weiter.
Für Tamoxifen liegen Daten aus Studien vor, die zeigen, dass das Rückfallrisiko bei einer Einnahme über 10 Jahre signifikant geringer ist im Vergleich zu einer Einnahmedauer von 5 Jahren. Diese Erkenntnisse sind natürlich stark abhängig vom individuellen Risiko der Patientin, einschließlich des Tumorstadiums und weiterer biologischer Charakteristika. Experten-Empfehlungen stützen sich insbesondere auf Daten aus den ATLAS- (Adjuvant Tamoxifen: Longer Against Shorter) und aTTom-Studien (adjuvant Tamoxifen Treatment – offer more?).
In der ATLAS-Studie wurden weltweit etwa 7.000 Frauen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs untersucht, während die aTTom-Studie fast 7.000 Brustkrebs-Patientinnen aus Großbritannien mit meist unbekanntem Hormonrezeptor-Status einschloss. Die Ergebnisse dieser Studien zeigen, dass eine verlängerte Tamoxifen-Behandlung über 10 Jahre sowohl die Rückfallrate als auch die Sterblichkeit senkt. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass ein längeres Einnahmezeitraum auch mit einer Zunahme von Lungenembolien und Endometriumkarzinomen einhergeht. Trotzdem steigt der Nutzen der 10-Jahres-Therapie deutlich, mit einer signifikanten Verringerung des Rezidivrisikos (p<0,0001), der brustkrebsbedingten Sterblichkeit (p=0,002) und des Gesamtüberlebens (p=0,005).
In Ihrem Fall, da Sie Tamoxifen bereits über 10 Jahre ohne Beschwerden eingenommen haben und unter der Therapie in die Wechseljahre gekommen sind, ist anzunehmen, dass auch nach dem Absetzen von Tamoxifen keine Wechseljahressymptome auftreten werden. Leider liegen keine Daten über eine Einnahmedauer von mehr als 10 Jahren vor. Die Entscheidung, die Therapie zu beenden, bleibt individuell zu treffen. Wir hoffen, dass diese Informationen Ihnen bei Ihrer Entscheidungsfindung hilfreich sind.
Herzliche Grüße
Christiane von Mamma Mia!
Hallo… habe nach 8 Jahren Tamoxifeneinnahme, wegen starken Nebenwirkungen, für 6 Monate abgesetzt.
danach ging es mir viel besser!
Nun sagte
meine Gynäkologin ,ich solle wieder mit der Einnahme von Tamoxifen beginnen,um die 10 Jahre voll zu machen.
ich habe Angst,das ich wieder starke Nebenwirkungen habe.
Wie beginne ich?
Erstmal vielleicht alle 2 Tage 1 Tablette?
brauche Rat
Danke
Hallo,
eine verlängerte Tamoxifengabe bis zu 10 Jahre ergibt besonders Sinn für junge prämenopausale Patientinnen, welche eine erhöhte Risiko Situation aufweisen.
Die Einnahme von Tamoxifen über achte Jahre ist eine tolle Leistung !!! Die erweiterte adjuvante endokrine Therapie (EAT) wird allen jungen Frauen bei erhöhtem Rückfallrisiko empfohlen, die Lebensqualität sollte hierbei aber auch berücksichtigt werden. Eine Fortsetzung der Therapie in Ihrer Situation sollte partizipativ mit ihrer Gynäkologin/Gynäko-Onkologin erfolgen. Eine Evaluation der Gesamtsituation sollte zu einer individuellen Lösungsfindung führen, dies kann auch die Beendigung der Therapie sein. Sollte die gemeinsame Entscheidung die Wiederaufnahme der Therapie sein, dann sollte das Tamoxifen in der üblichen Dosierung täglich eingenommen werden.
Bitte prüfen sie gemeinsam mit ihrer Gynäkologin/Gynäko-Onkologin die Notwendigkeit der erweiterten endokrinen Therapie mit Tamoxifen nach 8 Jahren für Ihren individuellen Fall.
Falls du noch Probleme mit tamoxifen haben solltest probiere mal equinovo musst selber bezahlen ca 130 Euro langt aber für 2,5 Monate mir hat das sehr geholfen