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Aktuelle Studien zu Brust- und Eierstockkrebs

Redaktion Mamma Mia!

Auf der Jahrestagung der American Society for Oncology (ASCO) wurden auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Studien zu verschiedenen Krebsarten vorgestellt. Mamma Mia! war vor Ort und fasst die wichtigsten Studienergebnisse in ausführlichen Diskussionen mit führenden Expertinnen und Experten zusammen.

Früher Brustkrebs

NATALEE-Studie: Wirksamkeit von Ribociclib plus Aromatasehemmer im Vergleich zu einem Aromatasehemmer allein bei frühem HR+/HER2- Brustkrebs ohne Lymphknotenbefall  

In der Natalee-Studie wurde die Kombinationstherapie aus Ribociclib (CDK4/6-Inhibitor) plus einem Aromatasehemmer mit einer alleinigen Therapie mit einem Aromatasehemmer bei Patientinnen und Patienten mit einem Hormonrezeptorpositiven, HER2-negativen Brustkrebs im Stadium II/III verglichen. Es handelt sich also um Betroffene mit einem höheren Rückfallrisiko. Der Fokus dieser Auswertung liegt auf der Untergruppe der Patientinnen und Patienten ohne Lymphknotenbefall. Untersucht wurde unter anderem das invasiv-krankheitsfreie Überleben (Zeit ohne Rückfall oder Fortschreiten der Krankheit), das Metastasen-freie Überleben (Zeit bis zum Auftreten von Metastasen) und das fernrezidivfreie Überleben (Zeit bis zum Rückfall an einem vom ursprünglichen Tumor entfernten Ort). Im Ergebnis zeigte sich ein statistisch signifikanter Vorteil der Kombinationstherapie aus Ribociclib und Aromatasehemmer im Vergleich zur alleinigen Antihormontherapie in den oben erwähnten Endpunkten. 

PEARLY-Studie: Zugabe von Carboplatin im Vergleich zur Standard-Chemotherapie allein bei frühem triple-negativem Brustkrebs im Stadium II oder III.  

In der Studie der Korean Cancer Study Group BR wurde die Wirksamkeit und Sicherheit der Zugabe von Carboplatin zu der Standard-Chemotherapie (Anthrazykline gefolgt von Taxan) geprüft. Endpunkte der Studie sind unter anderem das ereignisfreie Überleben (Zeit bis zum Fortschreiten oder Wiederauftreten der Erkrankung) und das Gesamtüberleben. Die Studie zeigte, dass die Zugabe von Carboplatin zur Standard-Chemotherapie das ereignisfreie Überleben deutlich verbesserte. Das Gesamtüberleben konnte noch nicht ausgewertet werden. Schwere Nebenwirkungen traten unter Carboplatin aber deutlich häufiger auf. Es handelt sich daher um eine Therapieoption, die mit Patientinnen und Patienten ausführlich diskutiert werden muss. 

A-BRAVE-Studie: Wirksamkeit der Immuntherapie Avelumab bei frühem triple-negativem Brustkrebs mit hohem Rückfallrisiko.  

Die A-BRAVE-Studie ist eine randomisierte Phase-3-Studie, in der der Nutzen einer einjährigen adjuvanten Avelumab-Behandlung bei Patientinnen mit triple-negativem Brustkrebs und einem hohen Rückfallrisiko verglichen wurde mit einer reinen Nachbeobachtung. Die Studie richtete sich an Patientinnen, bei denen nach einer neoadjuvanten Chemotherapie noch eine Resterkrankung vorlag, die also keine pathologische Komplettremission hatten, beziehungsweise Patientinnen, bei denen nach einer primären Operation und adjuvanten Chemotherapie ein hohes Rückfallrisiko bestand. Die adjuvante Behandlung mit Avelumab verbesserte das Gesamtüberleben (OS) signifikant, nicht aber das krankheitsfreie Überleben (DFS), den primären Endpunkt der Studie. Es konnte also eine gewisse Wirksamkeit von Avelumab bei Patientinnen mit triple-negativem Brustkrebs mit hohem Rückfallrisiko gezeigt werden, weitere Studien sind aber erforderlich, um zu verstehen, wann die Substanz am besten eingesetzt werden konnte. 

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Metastasierter Brustkrebs

postMONARCH-Studie: Vergleich von Abemaciclib plus Fulvestrant und Fulvestrant allein bei fortgeschrittenem HR+/HER2-Brustkrebs nach Fortschreiten der Erkrankung unter einem CDK4/6 Inhibitor + Antihormontherapie 

Dies ist die erste randomisierte, Placebo-kontrollierte Phase-3-Studie, die den Nutzen einer Fortführung der CDK4/6-Inhibition nach Progression unter einem CDK4/6-Inhibitor zeigte. In der Studie wurde die Wirksamkeit der Kombinationstherapie aus Abemaciclib plus Fulvestrant mit Placebo plus Fulvestrant nach Fortschreiten der Erkrankung unter einem CDK4/6-Inhibitor verglichen. Endpunkte der Studie sind unter anderem das progressionsfreie Überleben (Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung), das Gesamtüberleben und die Ansprechrate. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Kombinationstherapie aus Abemaciclib und Fulvestrant das progressionsfreie Überleben im Vergleich zu Fulvestrant allein deutlich verbesserte. Auch die Ansprechrate war unter der Kombinationstherapie hoher. Das Gesamtüberleben konnte noch nicht abschließend ausgewertet werden. 

Young-PEARL-Studie (aktualisierte Überlebensdaten): Palbociclib plus Exemestan mit GnRH-Agonisten im Vergleich zu Capecitabin bei prämenopausalen Patientinnen mit metastasiertem HR+/HER2- Brustkrebs 

In der Studie werden zwei Behandlungsoptionen miteinander verglichen, zum einen die Kombination aus Exemestan (Aromatasehemmer) plus Palbociclib (CDK4/6-Inhibitor) plus GnRH-Agonist (medikamentöse Unterdrückung der Eierstockfunktion) und zum anderen die orale Chemotherapie Capecitabin. Untersucht wurden das progressionsfreie Überleben (Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung), das Gesamtüberleben und die Ansprechrate. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Behandlung mit Exemestan + Palbociclib + GnRH-Agonist das progressionsfreie Überleben im Vergleich zu Capecitabin deutlich verlangerte. Das Gesamtüberleben war in beiden Behandlungsgruppen ähnlich. Diese Studie zeigt, dass der CDK4/6-Inhibitor auch bei jüngeren Frauen empfohlen werden kann und eine Chemotherapie in der ersten Therapielinie nicht unbedingt eingesetzt werden muss. Die ist eine Bestätigung der in Deutschland gängigen Praxis. 

INAVO120-Studie: Inavolisib oder Placebo plus Palbociclib und Fulvestrant bei fortgeschrittenem oder metastasiertem HR+/HER2- Brustkrebs mit PIK3CA-Mutation und Rückfall während/nach adjuvanter Antihormontherapie 

In dieser Studie wurde die Kombinationstherapie mit Palbociclib und Fulvestrant plus Inavolisib oder Placebo bei Patientinnen mit einem Hormonrezeptor-positiven, HER2-negativen Brustkrebs und einer PIK3CA-Mutation verglichen. Die Kombination mit Inavolisib verlängerte die Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung und führte zu einem verzögerten Beginn einer Chemotherapie als nächste Therapielinie. Die Hauptnebenwirkungen der Therapie sind eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels, Durchfall, Hautausschlag und Mundschleimhautentzundung. Diese Nebenwirkungen sind meist moderat, müssen aber proaktiv behandelt werden. Die hier vorgestellte Analyse zeigte jedoch, dass die Studienteilnehmerinnen ihre Lebensqualität im Inavolisib-Arm nicht schlechter bewerteten als im Placebo-Arm. Die Betroffenen konnten ihre tägliche Funktionsfähigkeit und Lebensqualität während der Behandlung beibehalten, Schmerz trat im Inavolisib-Arm später auf beziehungsweise eine Verschlechterung konnte langer vermieden werden. Das lasst den Schluss zu, dass Inavolisib die Behandlungsbelastung nicht zusätzlich erhöht. Das Medikament konnte somit ein neuer Therapiestandard in dieser Patientengruppe werden.

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DESTINY-Breast06-Studie: Vergleich von Trastuzumab deruxtecan (T-DXd) und einer Chemotherapie bei Patientinnen und Patienten mit metastasiertem HR+/HER2-low oder HER2-ultralow Brustkrebs in der ersten Therapielinie, die zuvor eine Antihormontherapie, aber keine Chemotherapie für metastasierten Brustkrebs erhalten hatten. 

Die Studie vergleicht die Wirksamkeit und Sicherheit des Antikörper-Wirkstoff-Konjugats Trastuzumab deruxtecan (TDXd) mit einer Chemotherapie bei Patientinnen und Patienten mit metastasiertem Hormonrezeptor-positivem/HER2-low oder HER2-ultralow Brustkrebs. HER2-low bedeutet, dass nur wenige HER2-Rezeptoren vorliegen (1+ oder 2+), bei HER2-ultralow Tumoren sind die Rezeptoren nur noch bei weniger als zehn Prozent der Tumorzellen vorhanden (zwischen 0 und 1+). Untersucht wurden in der Studie unter anderem das progressionsfreie Überleben (Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung) sowie das Gesamtüberleben. Im Ergebnis zeigte T-DXd eine deutliche Verlängerung des progressionsfreien Überlebens im Vergleich zur Chemotherapie. Das Gesamtüberleben konnte noch nicht abschließend bewertet werden. Unter T-DXd traten häufiger schwere Nebenwirkungen auf als unter der Chemotherapie, was auch daran liegt, dass die Therapie langer gegeben wurde als die Chemotherapie. Insbesondere kam es unter T-DXd häufiger zu interstitiellen Lungenerkrankungen/Lungenentzündungen. Es bedarf also eines guten, proaktiven Nebenwirkungsmanagements. Aufgrund des deutlichen Vorteils beim progressionsfreien Überleben von T-DXd konnte sich die Therapie dennoch als Standardtherapie für Patientinnen mit metastasiertem HR+/HER2-low oder HER2-ultralow Brustkrebs nach einer Antihormontherapie in der ersten Chemotherapie-Behandlungslinie etablieren. Die Studie zeigt deutlich, dass T-DXd nicht viele HER2-Rezeptoren benötigt, um wirksam zu sein.

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Eierstockkrebs

Auch zu Eierstockkrebs und Gebärmutterkrebs/Gebärmutterhalskrebs wurden verschiedene Studien vorgestellt, die Andrea Krull vom Verein Gynäkologische Krebserkankungen Deutschland gemeinsam mit Prof. Dr. Barbara Schmalfeldt vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf diskutiert.

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Gebärmutterkrebs/ Gebärmutterhalskrebs

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