Perücken während der Chemotherapie

Reflection portrait of bald adult woman looking in mirror holding wig while standing in warm-toned home interior, alopecia and cancer awareness, copy space
Agenturfoto. Mit Modell gestellt. ©SeventyFour, Gettyimages

Was tun bei Haarverlust? Perücke, Mütze, Tuch oder Mut zur Glatze? Wenn Perücke – muss es eine Echthaarperücke sein oder gibt es auch schöne Kunsthaarperücken? Wer die Wahl hat, hat die Qual der Wahl. Eine Entscheidungshilfe. 

Der Haarverlust zählt zu den schmerzhaftesten Erfahrungen während einer Krebstherapie. Sprüche wie „Das sind doch nur Haare“ oder „die wachsen doch wieder“, trösten nur wenig, wenn die Haare beginnen zu rieseln. Der Umgang mit der Alopezie, wie der Haarverlust medizinisch genannt wird, ist von Patientin zu Patientin unterschiedlich. Es gibt keinen richtigen und keinen falschen Weg. Jeder Weg, der den Haarverlust für die jeweilige Frau erträglicher gestaltet, ist für diese Frau der richtige Weg – und muss es nicht für andere Frauen sein. 

Generell ist es ratsam, sich vor dem Beginn einer Therapie zu erkundigen, ob mit einem Haarverlust zu rechnen ist. Während einige Therapien, insbesondere Chemotherapien oder neuartige Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, einen vollständigen Haarverlust verursachen können, handelt es sich bei antihormonell-basierten Therapien – wenn überhaupt – um einen partiellen Haarverlust, das Haar wird also dünner. Ist von einem Haarverlust auszugehen, empfehlen Frisöre und Zweithaarexperten eine Beratung über verschiedene Möglichkeiten von Kopfbedeckungen, solange die bisherige Frisur noch intakt ist. Denn nur so kann eine gezielte Typberatung stattfinden. 

Welche Perücke passt zu mir? 

Entscheidet sich die Patientin für eine Perücke, gilt es im nächsten Schritt zu klären, wie wichtig es ihr ist, ihren Typ nicht zu verändern. Die Trägerin muss sich mit der Lösung wohlfühlen. Sie möchte etwas Neues ausprobieren? Kein Problem. Hier können verschiedene, sogenannte Fun-Perücken, ausprobiert werden. Betroffene können so je nach Lust und Laune ihren Typ verändern und sich auch in einer schlimmen Zeit ständig neu erfinden. Möchte sie sich hingegen so wenig wie möglich verändern, kann eine Perücke gezielt ausgesucht und der bisherigen Frisur angepasst werden.  

Nun stellt sich die Frage, ob eine Echthaar- oder Kunsthaarperücke besser geeignet ist. Kunsthaarperücken hatten einst den Ruf, einem umgangssprachlichen „Fiffy“ zu ähneln – einer Perücke also, die auf den ersten Blick als solche zu erkennen ist. Doch das ist lange her. Heute unterscheiden sie sich kaum von Echthaarperücken. Es gibt hochwertige Materialien am Markt, mit denen die Trägerinnen alles machen können: schwimmen, solange ihr Kopf über Wasser ist, Sport treiben, im Sommer Cabrio fahren oder im Winter Skilaufen. Kunsthaarperücken sind wesentlich pflegeleichter und formbeständiger als Echthaarperücken. Diese müssen wie eigenes Haar täglich frisiert werden, außerdem haben sie mehr Gewicht. Der große Vorteil der Echthaarperücke ist andererseits die optische Natürlichkeit, beispielsweise Haarbewegungen verhalten sich genau wie bei natürlichem Haar. Weiterhin können Echthaarperücken individuell gestylt, ja sogar gefärbt werden.  

Für das Trageempfinden und die Optik ist am Ende eine hochwertige Verarbeitung einer Perücke wesentlich. Sie muss luftdurchlässig und atmungsaktiv sein – und sollte dabei nicht mehr wiegen als ein Briefkuvert. Sie ist am Oberkopf so geknüpft, dass durch das Trägermaterial, ein weiches, dünnes, strapazierfähiges Baumwollfilament, leicht die Kopfhaut durchschimmern kann. Das wirkt sehr natürlich. Im Stirnbereich sollte ein Monofilament für den guten Sitz eingebaut sein. Außerdem sorgt ein dünnes Band, der sogenannte Filmansatz, für sicheren Halt, indem es sich fest an den Kopf ansaugt. Auch der seitliche Teil der Perücke ist besonders gearbeitet. Hier ist der Bereich der Tampeln, speziellen Feldern, die auf Seide genäht sind. Sie sichern die optimale Passform der Perücke an den Schläfen. Und ein verstellbares Band sorgt dafür, dass die Perücke immer die richtige Größe hat. 

Woher stammt das Haar für Echthaar-Perücken?

In Deutschland werden in der Regel europäisches Echthaar und indisches Tempelhaar“ verarbeitet. Europäisches Echthaar stammt meist von Haarspenden, beispielsweise von Frauen, die von einer Langhaar- auf eine Kurzhaarfrisur umsteigen und die abgeschnittenen Haare spenden. Es gibt aber auch Ankaufstellen für Haare. Indisches Tempelhaar kommt aus Hindu-Tempeln in Indien. Hindu-Pilger lassen sich in den Tempeln die Haare abschneiden und opfern diese. Im Gegenzug dafür erhoffen sie sich von ihrem Gott die Erfüllung eines Wunsches. Die Tempel-Hüter verkaufen das Haar – eine wichtige Einnahmequelle für die Tempel. 

Wie pflege ich meine Perücke? ​

Perücken lassen sich mit einem Perückenkopf ideal pflegen. In Regel ist es ausreichend, die Perücke ein bis zweimal pro Woche mit einigen Tropfen Pflegeshampoo in ein lauwarmes Wasserbad zu legen und anschließend vorsichtig auszuwaschen. Die Perücke sollte nicht im Wasser geschwenkt werden, da die Haare verknoten könnten. Auch sollten Perücken nicht im nassen Zustand gekämmt, sondern lediglich mit einem Handtuch abgetupft werden. Erst wenn die Perücken vollständig getrocknet sind, können sie mit speziellen Kämmen, die im Fachhandel erhältlich sind, gekämmt werden. Ausführliche Pflegehinweise werden beim Kauf einer Perücke mitgeliefert. 

Welche Kosten entstehen für eine Perücke?

Perücken können bei therapiebedingtem Haarausfall über die gesetzliche Krankenkasse abgerechnet werdenDer Arzt muss hierfür ein Rezept ausstellen. Ob die gesamten Kosten der Perücke von der Kasse übernommen werden oder nicht, hängt sowohl von der Kasse als auch von den Kosten der Perücke ab. Daher wird Patentinnen empfohlen, sich bei ihrer Kasse zu erkundigen, welchen Betrag sie übernehmen.  

Chemotherapie und Kinderwunsch - Erfahren Sie wie eine Schwangerschaft trotz einer Brustkrebsbehandlung gelingen kann. 

Alternative Echthaarband

Ein Echthaarband ist ein Baumwollband mit Echthaar. Es bietet die Möglichkeit, Echthaar mit Mütze, Tuch oder Turban zu kombinieren. Das Band wird um den Kopf gelegt und mit einem Klettverschluss am Hinterkopf geschlossen. Die obere Kopfhaut bleibt frei, so dass sich dort keine Wärme stauen kann.

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Interessante Artikel der gleichen Kategorie