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Haarausfall bei Chemotherapie – Tipps und Hilfe

Redaktion Mamma Mia!

Haarausfall bei Chemotherapie
© iStock / KatarzynaBialasiewicz
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Die Chemotherapie kann einige Nebenwirkungen hervorrufen. Eine der bekanntesten ist der Haarausfall. Er macht eine Krebserkrankung oft erst sichtbar. Lesen Sie die wichtigsten Fakten über den Haarverlust und Tipps für den Umgang.

Der Haarausfall ist eine sehr bekannte und offensichtliche Nebenwirkung einer Chemotherapie, die viele Frauen mit Brustkrebs auch emotional belastet. Die eingesetzten Medikamente – Zytostatika oder Chemotherapeutika – wirken im gesamten Körper. Sie greifen alle Zellen an, die sich rasch teilen und vermehren. Dazu gehören Krebszellen, die es bei einer Krebserkrankung zu bekämpfen gilt, aber auch die Zellen der Haarwurzeln. Sie werden durch die Chemotherapie geschädigt, was in einem Haarverlust mündet. Betroffen ist das Kopfhaar, aber in manchen Fällen auch das Körperhaar: Wimpern, Augenbrauen, die Haare an den Armen und Beinen sowie die Schambehaarung.

Führt eine Chemotherapie immer zu Haarausfall?

Haarausfall ist eine typische Nebenwirkung der Chemotherapie. Allerdings lässt nicht jedes Zytostatikum die Haare im gleichen Ausmaß ausfallen. Bei manchen Menschen lichten sich die Haare nur, während andere einen vollkommenen Haarverlust auf dem Kopf erleben. Bei Brustkrebs kommen zum Beispiel oft Chemotherapeutika wie Doxorubicin, Epirubicin, Cyclophosphamid und Paclitaxel zum Einsatz. Bei diesen Zytostatika müssen Frauen damit rechnen, dass ihre Haare ausgehen, berichtet das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Der Haarverlust kommt bei einer von zehn Behandelten vor und gilt als sehr häufig.

Meist setzt der Haarausfall etwa ein bis vier Wochen nach dem Beginn der Chemotherapie ein. Nach und nach verlieren Frauen dann mehr oder weniger stark ihre Haare. Sie fallen jedoch nicht alle auf einmal aus, sondern allmählich.

Neben der Art des Zytostatikums gibt es einige weitere Faktoren, die das Risiko für den Haarausfall bei einer Chemotherapie erhöhen.

Dazu gehören zum Beispiel:

  • Eine Chemotherapie, die als Infusion über die Vene verabreicht wird. Dies geschieht bei vielen Chemotherapien und vielen Krebsarten, auch bei Brustkrebs. Eine Chemo in Form von Tabletten birgt dagegen eine niedrigere Gefahr für den Haarausfall.
  • Wenn Ärztinnen und Ärzte mehrere Zytostatika miteinander kombinieren, um die Wirksamkeit der Chemotherapie zu erhöhen. Bei vielen Krebsarten wie Brustkrebs kommt eine Kombination mehrerer Chemotherapeutika zum Einsatz. Bei einer Chemotherapie mit einer Einzelsubstanz ist das Risiko geringer.
  • Wenn Menschen mit einer Krebserkrankung Zytostatika in höheren Dosierungen oder binnen kurzer Zeitabstände bekommen. Es gibt verschiedene Chemotherapie-Schemata, bei denen Ärztinnen und Ärzte jeweils unterschiedliche Medikamente in verschiedenen Zeitabständen und mehreren Zyklen verabreichen. Dies kann von Krebsart zu Krebsart und individuell sehr verschieden sein. Ärztinnen und Ärzte überlegen immer für jeden Menschen mit Krebs eine maßgeschneiderte Chemotherapie.
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Haarausfall bei Chemotherapie verhindern – geht das?

Den Haarverlust durch die Chemotherapie verhindern zu können – das wünschen sich wohl viele Betroffene. Seit Jahrzehnten wird daran geforscht. Bislang gibt es aber kein Medikament und auch keine andere Maßnahme, die dem Haarverlust vorbeugen könnte. Die Forschung konzentriert sich seit einiger Zeit auf sogenannte Kühlhauben oder Kältekappen, die man während der Chemotherapie auf dem Kopf trägt.

Die Idee dahinter: Durch die Kälte ziehen sich die Blutgefäße zusammen und die Durchblutung der Kopfhaut wird herabgesetzt. Außerdem sollen die kühlen Temperaturen den Stoffwechsel in den Zellen der Haarwurzeln verlangsamen. Dadurch sollen geringere Mengen an Zytostatika in den Haarwurzeln ankommen, weniger stark auf sie einwirken und sie weniger schädigen.

Die Kühlkappe sitzt während der Chemotherapie ähnlich einem Fahrradhelm auf dem Kopf. In der Regel ist die Kühlhaube an ein spezielles Gerät angeschlossen, das Kühlflüssigkeit durch die Kühlkappe pumpt. Die Kopfhaut wird auf diese Weise auf ungefähr 20 °C heruntergekühlt. Andere Modelle bestehen aus Kühlelementen, die mit Gel gefüllt sind. Vor der Behandlung werden sie in einem Tiefkühlschrank gekühlt.

Getestet wurden die Kühlhauben bisher vor allem an Frauen mit Brustkrebs, die sich einer Chemotherapie mit sogenannten Anthrazyklinen beziehungsweise Taxanen unterzogen haben. Hier fielen tatsächlich weniger Haare aus als bei Personen, die keine Kopfhautkühlung erhielten. Bei einer Kopfhautkühlung brauchten sie beispielsweise seltener eine Perücke, um den Haarausfall zu kaschieren.

Es gibt jedoch bisher nur wenige geeignete Studien zur Wirksamkeit der Kühlkappen gegen den Haarverlust bei einer Chemotherapie. Auch sind die Ergebnisse dieser Studien meist nicht aussagekräftig genug. Ein Kritikpunkt ist, dass nur wenige Männer und überwiegend Frauen teilgenommen haben. Außerdem unterschieden sich die Studien hinsichtlich der verabreichten Zytostatika, der Dauer der Chemotherapie und der Art der eingesetzten Kühlkappen. Auch wie ausgeprägt der Haarausfall war, wurde auf verschiedene Weise gemessen. Daher sind die Studienergebnisse mit Vorsicht zu betrachten.

Derzeit gibt es jedenfalls keine medizinischen Empfehlungen für oder gegen den Einsatz der Kältekappen. Die S3-Leitlinie „Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen“ empfiehlt, dass man bei Chemotherapien mit einem hohen Risiko für Haarausfall unter der Abwägung von Nutzen und Risiken eine Kühlung der Kopfhaut in Erwägung ziehen könne. Theoretisch seien auch Nachteile durch die Kopfhautkühlung möglich, schreibt das DKFZ: Die Chemotherapie wäre zum Beispiel im Bereich der gekühlten Kopfhaut auch weniger gegen Krebszellen wirksam. Auch Kopfschmerzen sind möglich und manche empfinden die Kälte als sehr unangenehm.

Chemotherapie – ja oder nein?

Frauen mit frühem Brustkrebs, deren Tumor bestimmte Merkmale aufweist (Hormonrezeptorpositiv, HER2-negativ), können inzwischen testen lassen, ob eine zusätzliche Chemotherapie einen Nutzen für sie hat und das Rückfallrisiko senken kann, oder ob sie auf die Chemotherapie eventuell verzichten können. In bestimmten Fällen kommen Frauen mit einer alleinigen Antihormontherapie nach einer Operation aus. Damit entfallen auch die Nebenwirkungen der Chemotherapie wie ein Haarausfall.

S3-Leitlinie „Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen“, Langversion 1.3 – Februar 2020, https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Supportivtherapie/LL_Supportiv_Langversion_1.3.pdf (Abruf: 9.9.2023)

Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), https://www.krebsinformationsdienst.de/aktuelles/2021/news041-chemo-wann-haare-ausfallen.php und https://www.krebsinformationsdienst.de/service/iblatt/iblatt-haarausfall.pdf?m=1656324583& (Abruf: 9.9.2023)

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG), https://www.gesundheitsinformation.de/haarausfall-bei-chemotherapie.html und https://www.gesundheitsinformation.de/laesst-sich-haarausfall-bei-chemotherapie-vorbeugen.html (Abruf: 9.9.2023)

Brunner C, Emmelheinz M, Kofler R, Abdel Azim S, Lehmann M, Wieser V, Ritter M, Oberguggenberger A, Marth C, Egle D. Hair safe study: Effects of scalp cooling on hair preservation and hair regrowth in breast cancer patients receiving chemotherapy – A prospective interventional study. Breast. 2022 Aug;64:50-55. doi: 10.1016/j.breast.2022.04. 008. Epub 2022 Apr 30. PMID: 35569187; PMCID: PMC9112104

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