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Therapien bei metastasiertem Brustkrebs

Redaktion Mamma Mia!

Ärztin schreibt ein Bericht
© iStock / demaerre
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Ein metastasierter Brustkrebs lässt sich durch verschiedene Strategien behandeln. Lesen Sie, welche Therapien es bei einem Mammakarzinom mit Metastasen gibt und wie Ärztinnen und Ärzte eine individuelle Behandlung auswählen.

Für Frauen mit metastasiertem Brustkrebs gibt es verschiedene Therapien. Ein metastasiertes Mammakarzinom ist zwar in der Regel nicht mehr heilbar, aber das Fortschreiten des Tumors wie auch der Metastasen lässt sich aufhalten. Der Ort (wo ist Brustkrebs metastasiert) und die Anzahl der Metastasen sowie die besonderen Eigenschaften der Krebszellen spielen eine Rolle bei der Entscheidung, welche Therapien infrage kommen. Oft ist dank der Behandlungen ein gutes, selbstbestimmtes und zufriedenes Leben mit metastasiertem Brustkrebs möglich.  

Die Therapie von metastasiertem Brustkrebs planen Ärztinnen und Ärzte immer genau. Sie wird auf jede Frau und die besonderen Merkmale ihrer Krebszellen zugeschnitten. Eine Gewebeprobe aus einer Metastase (Biopsie) und die anschließende Untersuchung im Labor unter dem Mikroskop können dabei mithelfen, die Eigenschaften dieser Krebszellen näher zu bestimmen. Auch die Flüssigbiopsie (engl. „Liquid Biopsy“) ist eine Möglichkeit, um die besonderen Merkmale von Tumorzellen zu identifizieren. Dafür wird eine Blutprobe entnommen und anschließend das Plasma analysiert.  

Manchmal unterscheiden sich die Eigenschaften des Ursprungstumors (in der Brust) und der Metastasen. So können zum Beispiel die Krebszellen im ursprünglichen Tumor hormonempfindlich sein, die Tumorzellen aus den Metastasen dagegen nicht. Oder umgekehrt: Die Krebszellen aus den Metastasen teilen und vermehren sich unter dem Einfluss von Hormonen, während der Ursprungstumor Hormonrezeptor-negativ (HR-) war. Von diesen Merkmalen hängt dann die gewählte Krebstherapie ab. Bei der Metastasierung bei Brustkrebs gibt es zwei prinzipielle Herangehensweisen bei der Therapie.  

Lokale Krebsbehandlungen

Lokale Krebsbehandlungen wirken nur vor Ort: Dazu gehören zum Beispiel die Operation und die Bestrahlung. Diese eignen sich eher für die Therapie von einzelnen Metastasen. So lassen sich zum Beispiel Knochenmetastasen mittels Bestrahlung behandeln. Metastasen in den inneren Organen (Leber, Lunge) und der Haut können Ärztinnen und Ärzte in manchen Fällen mittels Operation behandeln. Die Brust selbst wird bei einem metastasierten Brustkrebs häufig nicht mehr operiert. Bei Hautmetastasen ist eine örtliche Chemotherapie in Form einer Salbe eine Möglichkeit der Behandlung. 

Systemische Krebstherapien

Systemische Krebstherapien wirken im gesamten Körper: Sie greifen nicht nur den ursprünglichen Tumor an, sondern auch die Metastasen sowie weitere Krebszellen, die vielleicht im Körper verstreut sind und dort zirkulieren. Solche systemischen Therapien sind zum Beispiel:  

  • Antihormontherapie (endokrine Therapie): Sie eignet sich, wenn die Tumorzellen Andockstellen (Rezeptoren) für Östrogene und/oder Progesteron besitzen (der Brustkrebs ist HR-positiv). Zum Einsatz kommen verschiedene Wirkstoffgruppen: Selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren (SERM), zum Beispiel Tamoxifen; Selektive Östrogen-Rezeptor-Degrader (SERD) – dazu gehören die Wirkstoffe Fulvestrant und Elacestrant, welche den Östrogenrezeptoren (ERα) abbauen; Aromatasehemmer (zum Beispiel Letrozol, Anastrozol, Exemestan); Wirkstoffe aus der Gruppe der GnRH-Analoga. 
  • Anti-HER2-Therapie: Eine Behandlung, die auf den „humanen epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor“ HER2 abzielt. Dafür müssen die Krebszellen diese Rezeptoren vermehrt besitzen, also HER2-positiv sein. Mögliche Wirkstoffe sind Trastuzumab und Pertuzumab. 
  • Chemotherapie: Es kommen verschiedene Zytostatika zum Einsatz, oft auch in Kombination, um die Wirksamkeit zu erhöhen.  
  • Antikörper-Wirkstoff-Konjugate: Hier wird ein Antikörper mit einem Chemotherapeutikum gekoppelt. Der Antikörper dient als „Eintrittspforte“ für die Zytostatika, die dann im Zellinneren ihre tödliche Wirkung entfalten. 
  • Knochenschützende Substanzen: Dazu gehören zum Beispiel Bisphosphonate und der Wirkstoff Denosumab. Sie können bei Knochenmetastasen hilfreich sein und dazu beitragen, die Knochen wieder zu stabilisieren  
  • Schmerzmedikamente: Sie können bei Schmerzen helfen, zum Beispiel aufgrund von Knochenmetastasen. Zum Einsatz kommt in der Regel das WHO-Stufenschema zur Schmerztherapie.  

 

Die Medikamente können Ärztinnen und Ärzte allein (als Monotherapie) oder in verschiedenen Kombinationen anwenden. Die Dauer der Behandlung richtet sich danach, wie lange sie wirken und wie gut eine Frau sie verträgt. Manche Medikamente verlieren nach einiger Zeit die erwünschte Wirkung. Das ist zum Beispiel bei der Antihormontherapie der Fall. Dann überlegen sich Ärztinnen und Ärzte neue Behandlungen.

Zielgerichtete Medikamente bei metastasiertem Brustkrebs

Es gibt inzwischen noch weitere zielgerichtet wirkende Medikamente (engl. „targeted therapy“), die ebenfalls systemisch wirken und bei fortgeschrittenem und metastasiertem Brustkrebs zum Einsatz kommen. Oft kombinieren Ärztinnen und Ärzte sie mit anderen Krebsbehandlungen, etwa einer Chemotherapie 

Die wichtigsten Medikamente im Überblick: 

– Tyrosinkinasehemmer  

Sie blockieren verschiedene Signalwege im Zellinneren, die für die Zellteilung wichtig sind – sie bleibt dann aus. Zur Wirkstoffklasse der Tyrosinkinasehemmer gehören die Wirkstoffe Lapatinib, Neratinib und Tucatinib. Sie sind eine Möglichkeit, wenn HER2-positiver Brustkrebs trotz einer Anti-HER2-Therapie weiterwächst. Die Einnahme erfolgt als Tablette. Als Nebenwirkung können unter anderem Müdigkeit, Hautausschlag und Durchfall auftreten. 

– Angiogenesehemmer  

Angiogenesehemmer verhindern bei einer fortgeschrittenen Krebserkrankung, dass neue Blutgefäße zum Tumor gebildet werden. Somit wird er weniger gut mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, die er für sein Wachstum braucht. Der Wirkstoff Bevacizumab gehört zu den Angiogenesehemmern. Er wird über eine Infusion in eine Vene verabreicht. Die Nebenwirkungen können vielfältig und manchmal auch schwerwiegend sein. Bluthochdruck ist beispielsweise eine typische Nebenwirkung dieses Medikaments. 

– mTOR-Hemmer  

Die Medikamente hemmen ein spezielles Eiweiß innerhalb der Zelle, das Protein namens „mTOR“. Dieses ist für das Zellwachstum wichtig. Bei Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs kann der Wirkstoff das Tumorwachstum bremsen. Ein Wirkstoff aus der Gruppe der mTOR-Hemmer ist Everolimus. Das Medikament gibt es in Tablettenform. Als Nebenwirkung können zum Beispiel Fieber, Atemprobleme oder eine Lungenentzündung sowie eine Entzündung der Mundschleimhaut auftreten. 

– CDK4/6-Hemmer  

Die Medikamente hemmen bestimmte Enzyme, die sogenannten Cyclin-abhängigen Kinasen (CDK) 4 und 6. Diese Proteine regulieren die Teilung von Zellen. Durch ihre Hemmung lässt sich das Tumorwachstum bremsen. Zur Gruppe der CDK4/6-Hemmer gehören zum Beispiel die Wirkstoffe Palbociclib, Ribociclib, und Abemaciclib.  

Hormonrezeptorpositiver Brustkrebs kann mit der Zeit unempfindlich gegenüber einer antihormonellen Therapie werden – dann wirken die Medikamente nicht mehr genügend. CDK4/6-Hemmer sollen das Auftreten dieser Resistenz verzögern. Die Anwendung erfolgt als Tablette in Kombination mit anderen Therapien. Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören zum Beispiel Veränderungen des Blutbilds, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Infektionen sowie Haarausfall. 

– PARP-Hemmer  

PARP-Hemmer sind eine Behandlungsmöglichkeit für Frauen mit HER2-negativem Brustkrebs und einer genetischen Veränderung in einem der Brustkrebs-Gene BRCA-1 oder BRCA-2. Wirkstoffe aus der Gruppe der PARP-Hemmer sind zum Beispiel Olaparib und Talazoparib. Die Medikamente gibt es als Tablette. Als Nebenwirkungen können beispielsweise Blutbildveränderungen, Übelkeit, Erbrechen und Husten auftreten. 

– Immuntherapie 

Diese Medikamente (Immun-Checkpoint-Hemmer oder Immun-Checkpoint-Inhibitoren) richten sich nicht gegen die Krebszellen selbst, sondern sollen das körpereigene Immunsystem schärfen. Das Abwehrsystem soll die Krebszellen dadurch wieder erkennen und selbst gegen sie vorgehen. Zum Einsatz können die Wirkstoffe Atezolizumab und Pembrolizumab kommen. Eine Immuntherapie mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren kann zum Beispiel für Frauen mit einem triple-negativen Brustkrebs infrage kommen, wenn der Tumor eine bestimmte Menge eines Proteins (PD-L1) aufweist.  

Die Immuntherapie wird über eine Infusion in die Vene verabreicht. Mögliche Nebenwirkungen entstehen vor allem durch eine übermäßige Reaktion des Immunsystems. Sie umfassen Fieber, Hautausschläge sowie Entzündungen an verschiedenen Organen. Die Medikamente sollte ein erfahrenes Behandlungsteam verabreichen. Außerdem sollte es die Nebenwirkungen eng überwachen. Die Autoimmunreaktionen können auch noch einige Jahre nach Therapieende auftreten. 

– PIK3CA-Inhibitor  

Das Medikament mit dem Wirkstoff Alpelisib hemmt bestimmte Enzyme, sogenannte Phosphoinositid-3-Kinasen (PI3K). Es kann Frauen mit metastasiertem Brustkrebs helfen, die eine nachgewiesene PIK3CA-Mutation besitzen. Allerdings hat der Hersteller das Medikament im Jahr 2021 vom deutschen Markt genommen. In der EU ist es jedoch weiterhin erhältlich. Ärztinnen und Ärzte können es verordnen und über eine Apotheke aus EU-Ländern beziehen. Geklärt werden sollte die Übernahme der Kosten durch die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland.  

Frauen mit metastasiertem Brustkrebs können oft an klinischen Studien teilnehmen. Fragen Sie Ihr Behandlungsteam, welche Möglichkeiten es für Sie gibt und lassen Sie sich entsprechende Studien empfehlen. 

Therapiedauer beim metastasierten Brustkrebs

Wenn ein Mammakarzinom metastasiert ist, ist die Behandlung meist nicht nach wenigen Monaten vorbei. Frauen mit metastasiertem Brustkrebs brauchen meist eine kontinuierliche Behandlung, die eventuell immer wieder an eine neue Situation angepasst werden muss. Manchmal verlieren zum Beispiel Medikamente mit der Zeit ihre Wirksamkeit oder sie wirken nicht mehr genügend – dann schreitet der Brustkrebs trotz Therapie weiter fort. Ärztinnen und Ärzte suchen dann eine neue Behandlung, die wieder eine gute Wirksamkeit entfaltet.  

So können zum Beispiel Krebszellen gegenüber einer Antihormontherapie unempfindlich oder resistent werden. Sie reagieren in diesem Fall nicht mehr genügend und wachsen trotzdem weiter. Auch für diesen Fall gibt es inzwischen neue Therapien, die die Tumorzellen wieder hormonempfindlich machen.  

Wichtig bei der Behandlung von metastasiertem Brustkrebs sind die Nebenwirkungen der Therapien, das Wohlbefinden und die Lebensqualität einer Frau. Folgende Grundsätze beherzigen Ärztinnen und Ärzte dabei: 

  • Die Therapie bei metastasiertem Brustkrebs soll gut verträglich sein und die Nebenwirkungen sollen so gering wie möglich ausfallen.  
  • Es gibt supportive (unterstützende) Behandlungen, um die Nebenwirkungen der Krebstherapien abzumildern. 
  • Die Behandlung von Frauen mit einem metastasierten Mammakarzinom ist immer individuell. Ärztinnen und Ärzte müssen sie sorgfältig planen, überprüfen und eventuell neu anpassen.  
  • Die Wünsche, Präferenzen und Überzeugungen, die Frauen in ihrem bisherigen Leben begleitet haben, spielen in die Wahl der Behandlung mit hinein. Frauen mit metastasiertem Brustkrebs entscheiden dabei mit (am besten gemeinsam mit dem Behandlungsteam), welche Therapien für sie infrage kommen und welche nicht.  

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Die Informationen auf dieser Seite können eine professionelle Beratung durch ausgebildete und anerkannte Ärztinnen und Ärzte nicht ersetzen. Auch dienen sie nicht dazu, eigenständig eine Diagnose zu stellen oder eine Therapie einzuleiten.