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Chemotherapie bei Brustkrebs – wie sie wirkt, wann sie hilft

Redaktion Mamma Mia!

Chemotherapie bei Brustkrebs Wirkung
© iStock / Liudmila Chernetska

Die Chemotherapie ist neben der Operation, Strahlentherapie und Antihormontherapie eine sehr wichtige Säule bei der Behandlung von Brustkrebs. Die Chemo hilft bei frühem Brustkrebs, aber auch, wenn das Mammakarzinom schon Metastasen gebildet hat.

Die Chemotherapie ist seit vielen Jahren bei verschiedenen Krebsarten etabliert, auch bei Brustkrebs – dem Mammakarzinom oder Mamma-Ca. Viele nennen die Behandlung verkürzt einfach „Chemo“. Bei dieser greifen zelltötende Medikamente (Zytostatika oder Chemotherapeutika), die Krebszellen an verschiedenen „Achillesfersen“ im gesamten Körper an. Man sagt, sie wirken „systemisch“. Zytostatika verhindern die Teilung und Vermehrung der Tumorzellen und töten sie ab. Ziel der Chemotherapie ist es, den Tumor vollständig zu beseitigen beziehungsweise sein Wachstum zu verlangsamen oder zu stoppen.

Einige allgemeine Informationen zur Chemotherapie:

  • Meist kombinieren Ärztinnen und Ärzte bei einer Brustkrebs-Chemotherapie mehrere Zytostatika miteinander, um ihre Wirksamkeit zu erhöhen.
  • Die Art der Chemotherapie ist abhängig von der Größe, dem Stadium und der Aggressivität des Brustkrebses
  • Für den Zeitpunkt der Chemotherapie gibt es zwei Strategien: Zytostatika lassen sich vor der Operation verabreichen (neoadjuvant), um den Tumor zu verkleinern. Chemotherapeutika kommen aber auch ergänzend nach einer Brust-OP (adjuvant) zum Einsatz, um eventuell im Körper zirkulierende Krebszellen abzutöten und die Rückfallgefahr (das Rezidivrisiko) zu senken.
  • Die Chemotherapie kann kurativ (auf Heilung abzielend – bei frühem Brustkrebs) oder palliativ (bei fortgeschrittenem und metastasiertem Brustkrebs) sein. In letzten Fall soll sie das Krebswachstum aufhalten, Beschwerden aufgrund der Krebserkrankung lindern und die Lebensqualität verbessern.
  • Eine Chemo erhalten Sie in der Regel als Infusion über die Vene in mehreren Zyklen. Das heißt: Es gibt immer wieder Pausen zwischen den Behandlungen, in denen sich der Körper erholen kann. Manchmal wird die Chemotherapie auch in Tablettenform angewendet.
  • Es gibt verschiedene Chemotherapie-Schemata, die sich in der Dosierung, Kombination und Reihenfolge der eingesetzten Medikamente unterscheiden.
  • Medizinerinnen und Mediziner beraten für jede Frau mit Brustkrebs ein individuelles Schema. Nach diesem verabreichen sie die Zytostatika.
  • Eine Chemo kann auch kleinste Tumorabsiedlungen in anderen Organen zerstören.

Häufige Zytostatika bei Brustkrebs

Bei Brustkrebs kommen verschiedene Chemotherapeutika zum Einsatz, die in unterschiedliche Phasen des Zellzyklus eingreifen.

Einige Beispiele:

  • Anthrazykline, zum Beispiel Epirubicin oder Doxorubicin
  • Alkylantien wie Cyclophosphamid
  • Taxane wie Paclitaxel, Docetaxel, nabPaclitaxel
  • Antimetabolite wie Fluorouracil/5-FU
  • Platin-Abkömmlinge wie Carboplatin

Wer braucht eine Chemotherapie bei Brustkrebs, wer nicht?

Ob eine Chemotherapie nötig oder unnötig ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa von Größe, Stadium, Aggressivität und Wachstumsgeschwindigkeit des Tumors. Auch bestimmte Eigenschaften der Brustkrebszellen spielen mit hinein. Dazu gehört das Vorhandensein von Andockstellen (Rezeptoren) für die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und/oder Progesteron (ER+/PgR+) oder für humane epidermale Wachstumsfaktoren (HER2+).

Auch molekulargenetische Merkmale der Tumorzellen lassen Rückschlüsse darauf zu, wie die Brustkrebserkrankung voraussichtlich verlaufen wird und wie hoch das Rückfallrisiko ungefähr ist. Die Rezidivgefahr und teilweise auch der Nutzen einer Chemotherapie lassen sich mit sogenannten Biomarkertests (auch Genexpressionstests oder Multigentests) abschätzen. Biomarkertests untersuchen die Aktivität bestimmter Gene (nicht Genveränderungen wie bei einem Gentest, etwa auf eine BRCA-Mutation).

Annähern kann man sich der Frage, ob Chemotherapie oder nicht, so:

  • Bei Frauen mit einem frühen, hormonrezeptor-positiven, HER2-negativen Brustkrebs lässt sich mit Hilfe der konventionellen Diagnostik (Gewebeanalyse, bildgebende Verfahren) manchmal nicht eindeutig feststellen, ob die Chemotherapie einen zusätzlichen Nutzen bietet. Biomarkertests können bei der Entscheidung helfen, ob eine alleinige Antihormontherapie nach der Brust-Operation ausreichend ist oder eine zusätzliche Chemotherapie nützen würde.
  • Für Frauen mit einem HER2-positiven Brustkrebs ist eine Chemotherapie empfohlen – und zusätzlich eine Anti-HER2-Therapie. Diese Behandlung blockiert die HER2-Rezeptoren. Sie sorgt dafür, dass keine Wachstumssignale mehr ins Innere der Krebszellen gelangen, die sie zur Teilung und Vermehrung anregen.
  • Auch bei einem triple-negativen Brustkrebs (TNBC) ist die Chemotherapie eine wichtige Behandlung. Denn die Krebszellen besitzen in diesem Fall keine Rezeptoren für Östrogen, Progesteron und humane epidermale Wachstumsfaktoren. Weder die Antihormontherapie noch die Anti-HER2-Therapie würden hier helfen. Die Behandlungsmöglichkeiten sind also eingeschränkt.

Chemotherapie bei metastasiertem Brustkrebs

Manchmal ist der Brustkrebs schon fortgeschritten und hat in andere Organe und Gewebe gestreut – er hat Metastasen gebildet. Brustkrebs bildet Tochtergeschwulste oft in den Knochen (oft Wirbelsäule), in der Leber, Lunge und seltener im Gehirn. Auch Hautmetastasen können in seltenen Fällen vorkommen.

Ein metastasiertes Mammakarzinom ist in der Regel nicht mehr heilbar, aber es gibt noch viele Therapiemöglichkeiten. So kann eine Chemotherapie das Wachstum des Tumors verlangsamen und Beschwerden aufgrund der Metastasen lindern, zum Beispiel Schmerzen.  

Die Chemotherapie lässt sich noch mit einigen anderen Behandlungen kombinieren, die ebenfalls systemisch wirken. Beispiele sind die Antihormontherapie, Anti-HER2-Therapie oder zielgerichtet wirkende Medikamente.

Chemotherapie – neoadjuvant oder adjuvant?

Eine Chemotherapie bei Brustkrebs lässt sich vor einer Brustoperation (neoadjuvant) oder danach (adjuvant) verabreichen. Die neoadjuvante Chemotherapie zielt darauf ab, den Tumor vor der OP zu verkleinern und ihn so besser operabel zu machen. Es lässt sich dann schonender und manchmal doch noch brusterhaltend operieren.

Durch die neoadjuvante Chemotherapie bildet sich der Tumor in vielen Fällen deutlich zurück. Wenn die Chemo die Tumorzellen vollständig abtötet, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einer „pathologischen Komplettremission“ (pCR). Auch winzige Metastasen, die eventuell schon bei der Diagnose vorhanden sind, lassen sich mit Hilfe der Zytostatika bekämpfen.

Die adjuvante Chemotherapie spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Behandlung eines Mammakarzinoms. Als Ergänzung nach einer Operation soll sie das Rückfallrisiko senken und das krankheitsfreie Überleben bei Brustkrebs sichern. Sie tötet Krebszellen ab, die sich womöglich aus dem ursprünglichen Tumor gelöst haben und über die Blut- und Lymphbahnen in andere Körperregionen gewandert sein könnten.

Ablauf und Dauer der Chemotherapie

Zytostatika werden in der Regel als Infusion verabreicht. Es gibt aber Formen der Chemotherapie, die Ärztinnen und Ärzte als Tabletten verabreichen können. Über die Blutbahn verteilen sich die Medikamente schnell im gesamten Körper. Sie machen daher auch Krebszellen unschädlich, die sich eventuell in andere Organe ausgebreitet und dort Fernmetastasen gebildet haben.

Vor der Chemo: Port implantieren

Vor dem Beginn der Chemotherapie können Ärztinnen und Ärzte im Rahmen eines kleinen chirurgischen Eingriffs einen sogenannten Portkatheter, kurz „Port“, implantieren. So wird ein spezieller Zugang geschaffen, über den die Zytostatika direkt in die Blutbahn gelangen.

Der Port besteht aus einer kleinen Kammer aus Titan, Edelstahl, Keramik oder Kunststoff sowie einer Silikonmembran. Über einen kleinen Einschnitt unterhalb des Schlüsselbeins wird der Port unter der Haut eingepflanzt, die darüber wieder verschlossen wird. An die Kammer ist ein Schlauch, der Katheter, angeschlossen. Dieser wird in eine große Vene eingeführt und endet kurz vor dem rechten Vorhof des Herzens. Bei der Gabe der Medikamente wird der Port dann mit einer speziellen Nadel angestochen (punktiert). Über diese Kanüle lässt sich dann die Chemotherapie verabreichen.

Der Port besitzt einige Vorteile:

  • Ärztinnen und Ärzte müssen nicht bei jeder Runde Chemotherapie eine Vene anstechen. Dies kann unangenehm sein.
  • Außerdem werden die Venen geschont und das Risiko, dass Zytostatika in das umliegende Gewebe austreten (Paravasat), lässt sich minimieren.
  • Auch andere Medikamente wie entzündungshemmende Mittel (zum Beispiel Kortison) sowie vorbeugende Arzneimittel gegen Übelkeit (Antiemetika) lassen sich über den Port verabreichen.

 

Einige Zeit nach dem Ende der Chemotherapie können Sie den Port wieder operativ entfernen lassen. Besprechen Sie sich dazu vorher immer mit ihrem Behandlungsteam.

Chemotherapie in mehrere Zyklen

Die Chemotherapie erfolgt meist in mehreren Zyklen. An einem Tag – manchmal auch an mehreren Tagen hintereinander – werden die Zytostatika verabreicht. Danach folgt eine Behandlungspause, die einige Tage oder sogar Wochen dauern kann. Dadurch soll der Körper Zeit bekommen, sich wieder zu erholen. Denn eine Chemotherapie ist eine sehr intensive Behandlung – für den Organismus, aber auch für die Psyche und den Geist.

Eine Chemotherapie in mehrere Zyklen bedeutet, dass sich Tumorzellen in unterschiedlichen Stadien erwischen und abtöten lassen. Sind Tumorzellen während des einen Behandlungszyklus zum Beispiel in der Ruhephase, können sie sich beim nächsten Zyklus in der Teilungsphase befinden.

Wie lange dauert eine Chemotherapie?

Die Dauer der Chemotherapie und die Anzahl an Zyklen, die bei einer Brustkrebserkrankung nötig sind, lassen sich nicht allgemein beziffern. Beide hängen unter anderem vom Stadium und der Aggressivität des Mammakarzinoms ab. Auch Ihr allgemeiner Gesundheitszustand und Ihr Alter spielen eine Rolle, welche Medikamente ausgewählt werden und wie viele Zyklen nötig sind. Insgesamt kann die Chemotherapie zwischen 18 und 24 Wochen dauern, je nach Behandlungsschema.

Chemotherapie: ambulant oder stationär

Eine Chemotherapie können Sie heute oft ambulant durchführen lassen. Es gibt sogenannte Ambulanzen der Brustzentren sowie spezialisierte onkologische Fachpraxen, die eine Behandlung mit Zytostatika anbieten. Sie gehen morgens zur Chemotherapie und einige Stunden später wieder nach Hause. Dort können Sie sich meist besser erholen.

Eine stationäre Chemotherapie im Krankenhaus ist nur selten nötig, zum Beispiel wenn sie sehr intensiv und in engen zeitlichen Abständen ausfallen muss. Auch bei einem hohen Alter oder schlechtem allgemeinen Gesundheitszustand kann eine Chemo in der Klinik nötig sein. Manche Frauen bringen noch andere Krankheiten neben dem Brustkrebs mit. Dann ist es manchmal besser, wenn ein Behandlungsteam die Chemotherapie überwacht und bei eventuellen Nebenwirkungen und Komplikationen schnell einschreiten kann.

Chemotherapie – welche Nebenwirkungen?

Eine Chemotherapie richtet sich nicht nur gegen Krebszellen, sondern auch gegen andere Zellen, die sich schnell teilen. Beispiele: Haarwurzelzellen (daher auch der Haarausfall), Zellen der Mundschleimhaut oder blutbildende Zellen. Zytostatika können auch die Eizellen beschädigen und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Dies ist für Frauen mit Kinderwunsch relevant.  Die Chemotherapie kann also mit einigen unerwünschten Wirkungen verbunden sein. Auch langfristig kann sie einige Spätfolgen nach sich ziehen, die Ihnen Ihr Behandlungsteam genau erklären wird.

Es gibt jedoch Behandlungen (supportive Therapien), die wiederum gegen die Nebenwirkungen helfen können. Nach dem Ende der Chemotherapie bessern sich die Beschwerden in der Regel wieder. So wachsen zum Beispiel die Haare wieder nach, das Hautbild verbessert sich und auch das Blutbild normalisiert sich wieder.

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Die Informationen auf dieser Seite können eine professionelle Beratung durch ausgebildete und anerkannte Ärztinnen und Ärzte nicht ersetzen. Auch dienen sie nicht dazu, eigenständig eine Diagnose zu stellen oder eine Therapie einzuleiten.

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