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Reha bei (metastasiertem) Brustkrebs

Redaktion Mamma Mia!

Reha bei metastasiertem Brustkrebs
© iStock / AndreyPopov

Frauen mit metastasiertem Brustkrebs haben ein Recht auf eine onkologische Rehabilitation. Auch wenn die Reha-Angebote nicht speziell auf sie zugeschnitten sind: Bewegungstherapien, Ernährungsberatung, Psychotherapie, Kunsttherapie und Entspannungstechniken können helfen.

Menschen mit einer Krebserkrankung haben nach dem Abschluss der Erstbehandlungen einen Anspruch auf eine Rehabilitation oder kurz “Reha”. Dieses Recht ist im Patientenrechtegesetz verankert. Die Maßnahme heißt auch onkologische Rehabilitation oder Anschlussheilbehandlung (AHB). Auch bei metastasiertem Brustkrebs gibt es ein Anrecht auf eine Reha. Sie können diese ambulant oder stationär in einer Rehaklinik durchführen. Meist dauert sie drei Wochen. In manchen Fällen lässt sie sich aber verlängern.

Berufliche Rehabilitation
    • Neben der onkologischen Reha gibt es für berufstätige Menschen nach einer Krebserkrankung eine berufliche Rehabilitation.
    • Ziel ist die stufenweise Wiedereingliederung am Arbeitsplatz. Krebskranke sollen langsam und schrittweise wieder in Ihren Beruf zurückkehren.
    • Bekannt ist die Maßnahme auch als „Hamburger Modell“.

Keine spezielle onkologische Reha bei Metastasen

Viele Rehakliniken behandeln auch Frauen, bei den der Brustkrebs metastasiert ist. Allerdings sind die Maßnahmen und Angebote der onkologischen Rehabilitation nicht speziell auf die Bedürfnisse von Frauen mit metastasiertem Brustkrebs zugeschnitten.

Die Notwendigkeiten von Frauen mit Brustkrebs-Metastasen können sich von einem Brustkrebs im Frühstadium unterscheiden. Ein frühes Mammakarzinom ist in vielen Fällen gut behandelbar, oft heilbar und betroffene Frauen können meist in ihren normalen Alltag zurückkehren. Anders ist es oft, wenn der Brustkrebs fortgeschritten ist und Metastasen gebildet hat (etwa in Leber, Lunge, Gehirn, Knochen). Dann ist eine Heilung oft nicht mehr möglich. Ein metastasierter Brustkrebs hat oft weitreichende Folgen für den Körper und die Psyche. Es stehen andere Fragen und Bedürfnisse im Vordergrund, denen Ärztinnen und Ärzte gerecht werden müssen.

Eine Petition soll daher mithelfen, auf metastasierten Brustkrebs zugeschnittene Reha-Angebote zu entwickeln. Die Maßnahmen sollten „fit für den Alltag machen, den wir oftmals schwer durchstehen“, erklärt die Initiatorin Angela Wozick. Wichtig seien zum Beispiel Gesprächskreise, Beratung zu Palliativmedizin, Sport und Bewegung oder Tipps zum Umgang mit der seelischen Belastung bei einer unheilbaren Krebserkrankung.

Medizinische Voraussetzungen für die onkologische Reha

Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) nennt einige Bedingungen dafür, dass eine Reha genehmigt bei einem diagnostizierten Brustkrebs genehmigt wird:

  • Die Erstbehandlung (zum Beispiel operative Behandlung, Strahlentherapie, Chemotherapie) muss beendet sein.
  • Die körperlichen, seelischen, sozialen oder beruflichen Einschränkungen, die durch die Erkrankung entstanden sind, müssen therapierbar oder positiv zu beeinflussen sein.
  • Menschen, die Reha-Angebote wahrnehmen möchten, müssen gesund genug und ausreichend belastbar sein.

 

Eine Weiterbehandlung, zum Beispiel mit einer Antihormontherapie oder zielgerichtet wirkenden Medikamenten (engl. targeted therapy) spricht übrigens nicht gegen den Beginn einer Reha. Die Behandlung wird in der Rehaeinrichtung nahtlos fortgesetzt.

Reha bei Brustkrebs – was bringt sie mir?

Allgemein hat die Reha bei einer Krebserkrankung wie Brustkrebs bestimmte Ziele. Sie soll:

  • Erholung von den Anstrengungen der Krebstherapien bieten.
  • die körperlichen, seelischen und geistigen Folgen der Krebserkrankung abmildern.
  • Nebenwirkungen der Krebstherapien und Beschwerden behandeln.
  • den Erfolg der Krebsbehandlungen sichern.
  • Komplikationen und Spätfolgen vorbeugen.
  • den körperlichen und seelischen Gesundheitszustand sowie das Wohlbefinden verbessern.
  • die körperliche Leistungsfähigkeit erhöhen.
  • positive Ressourcen, die in nahezu jedem Menschen schlummern, aktivieren.
  • die Lebensqualität verbessern.
  • die Rückkehr in den Alltag und Beruf erleichtern.
  • Alltagsfähigkeiten stärken und die Teilhabe am sozialen Leben ermöglichen.
  • Positive Sichtweisen, neue Perspektiven und Gestaltungsspielräume entwickeln.

Wie oft Reha bei Brustkrebs-Metastasen?

Das Aktionsbündnis „Reha hilft Krebspatienten“ und das Deutsche Krebsforschungszentrum geben einige Tipps zur Reha und wie häufig sie sich beantragen lässt, auch bei einer metastasierten Erkrankung wie Brustkrebs.

  • Die Reha beginnt in der Regel binnen weniger (zwei bis sechs) Wochen nach dem Abschluss der Erstbehandlung als Anschlussheilbehandlung (AHB).
  • Sie können die Reha aber auch zu einem späteren Zeitpunkt beginnen, etwa wenn Sie sich erst später dazu in der Lage fühlen. Bis zu einem Jahr nach einer abgeschlossenen Erstbehandlung gewähren die Träger (zum Beispiel Deutsche Rentenversicherung, Krankenversicherung) in der Regel eine onkologische Reha.
  • Wenn es medizinisch notwendig ist, können Sie innerhalb der ersten zwei Jahre (Zweijahresfrist) erneut eine Reha beantragen. Die Zeitpunkte sind 12 und 24 Monaten nach dem Ende der Ersttherapien. Grundsätzlich sind somit auch mehr als zwei Rehas innerhalb von zwei Jahren möglich. Meist empfiehlt es sich, den neuen Rehaantrag etwa drei Monate vor dem Ablauf der jeweiligen Frist zu stellen, also neun beziehungsweise 21 Monate nach Abschluss der ersten Behandlungen.
  • Wenn sich Metastasen gebildet haben ist die Krebsbehandlung nie wirklich abgeschlossen. Meist sind weitere Therapien nötig, um die Krebserkrankung in Schach zu halten, etwa eine Chemotherapie oder Bestrahlung. Dann beginnt bei medizinischer Notwendigkeit eine neue Zweijahresfrist. Innerhalb dieser sind häufigere Rehas möglich. Besprechen Sie sich dazu immer mit dem jeweiligen Träger der Reha-Maßnahme. 

Was erwartet mich in der Brustkrebs-Reha?

Eine Reha für Frauen mit (metastasiertem) Brustkrebs umfasst verschiedene Angebote. Welche das sind, legen Ärztinnen und Ärzte immer individuell fest. Sie überlegen, welche Therapien und Maßnahmen Ihnen in Ihrer Situation am meisten helfen können. Dies hängt wiederum davon ab, in welchem Stadium die Krebserkrankung ist und mit welchen Nebenwirkungen, Folgen, seelischen und sozialen Belastungen Sie zu kämpfen haben.

Auch wenn Sie sich in der Reha erholen und zu Kräften kommen sollen, so ist sie dennoch kein Urlaub. Alle notwendigen medizinischen Behandlungen laufen in einer Rehaklinik grundsätzlich weiter. Dazu gehören zum Beispiel auch Infusionen mit Medikamenten bei metastasiertem Brustkrebs.

Die Deutsche Rentenversicherung hat für die Reha bei Brustkrebs eine Leitlinie entwickelt, die bestimmte Standards für Rehakliniken nennt. Wichtige Bausteine sind zum Beispiel:

  • Vorträge, Informationsangebote und Schulungen rund um das Krankheitsbild Brustkrebs. Dazu gehört das Wissen um die Krebskrankheit selbst, aber auch zu Behandlungen und möglichen Nebenwirkungen wie einer Fatigue oder Polyneuropathie (Schädigung von Nerven, etwa aufgrund einer Chemotherapie).
  • Sport- und Bewegungstherapie – trainiert werden unter anderem die Kraft, Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit.
  • Schulung und Beratung zur Ernährung – Ziel ist, ein gesundes Ernährungs- und Ess-Verhalten in der Theorie und Praxis zu erlernen. Dieses soll anschließend im Alltag Bestand haben.
  • Behandlung von Lymphödemen, zum Beispiel manuelle Lymphdrainage. Nach einer Brust-Operation, bei der viele Lymphknoten entfernt wurden, kann die Lymphe oft nicht mehr ausreichend abfließen. Sie staut sich und ein Lymphödem kann sich bilden.
  • Psychologische Beratung und Psychotherapie – die Diagnose von Brustkrebs und Metastasen ist sehr belastend und löst meist viele Sorgen, Ängste, Trauer und auch Wut aus. Eine Psychotherapie kann dabei helfen, psychische Ressourcen zu aktivieren, eine an die Realität angepasste positive Lebensperspektive zu entwickeln, nicht veränderbare und langfristige Krankheitsfolgen zu akzeptieren und begleitende psychische Störungen (Angst und Depression) zu behandeln.
  • Physiotherapie – sie soll die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des Bewegungsapparates verbessern und geschwächte Muskeln wieder stärken. Es gibt verschiedene physiotherapeutische Methoden, zum Beispiel Wärme, Kälte, Reizstrom oder Massagen.
  • Ergotherapie – sie kann Alltagsfähigkeiten trainieren. Beispiel: Von einer Neuropathie (aufgrund einer Chemotherapie) können auch die Hände betroffen sein. Missempfindungen und Taubheitsgefühle können Alltagstätigkeiten erschweren.
  • Entspannungstraining, zum Beispiel Yoga, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Entspannungstechniken können beim Stressabbau helfen und für mehr Gelassenheit sorgen.
  • Künstlerische Therapien, zum Beispiel Tanzen, Malen, Zeichnen, Musik, Theater, Schauspiel – künstlerische Ansätze können eine Maßnahme sein, um die Krebserkrankung besser zu verstehen und zu verarbeiten.
  • Beratungsangebote in sozialen und sozialrechtlichen Fragen sowie Hilfe bei der Beantragung von Leistungen, die Ihnen rechtlich zustehen. Beispiele: ambulante oder stationäre Hilfen und Pflege, Nachsorgeangebote, Kontakt zu Selbsthilfegruppen und Krebsberatungsstellen.
  • Maßnahmen, die Sie bei der Rückkehr in den Beruf, in den Alltag und das Sozialleben unterstützen.


Alle Therapiebereiche der Rehabilitation sollen Veränderungen des Lebensstils „anstoßen“. Diese neu erlernten Verhaltensweisen sollen alltagstauglich und in der Zukunft möglichst stabil und tragfähig sein. Ein Beispiel ist eine gesunde, ausgewogene und vielseitige Ernährungsweise. Auch Sport und Bewegung sollten Frauen so viel wie möglich in den Alltag integrieren. 

Wichtig ist immer, die persönlichen Voraussetzungen, Möglichkeiten und Fähigkeiten zu berücksichtigen. So können Frauen mit Metastasen (etwa in den Knochen) zum Beispiel nicht jede Bewegungs- und Sportart ausüben. Hier sind schonende und sanfte Bewegungsarten besser geeignet.

Außerdem soll die Reha bei (metastasiertem) Brustkrebs:

  • das Selbstmanagement verbessern – Frauen können lernen, mit der Brustkrebserkrankung und den eventuellen Einschränkungen umzugehen.
  • Möglichkeiten vermitteln, um mögliche Einschränkungen zu kompensieren.
  • vorhandene Fähigkeiten identifizieren und stärken, um die Leistungsfähigkeit möglichst gut zu erhalten oder wiederherzustellen. Dies bezieht sich auf den Beruf, aber auch auf die Fähigkeiten im Alltag.
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Die Informationen auf dieser Seite können eine professionelle Beratung durch ausgebildete und anerkannte Ärztinnen und Ärzte nicht ersetzen. Auch dienen sie nicht dazu, eigenständig eine Diagnose zu stellen oder eine Therapie einzuleiten.