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Gebärmutterkrebs: Ursachen und Risikofaktoren

Redaktion Mamma Mia!

Gebärmutterkrebs_Risikofaktoren
© iStock / gorodenkoff
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Die Ursachen von Gebärmutterkrebs liegen noch weitgehend im Dunkeln, aber es sind einige Risikofaktoren bekannt – vom Alter bis hin zu einer Hormonersatztherapie. Manchmal ist die Veranlagung für Gebärmutterkrebs auch vererbbar.

Jedes Jahr erkranken ungefähr 11.000 Frauen in Deutschland neu an Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom, Gebärmutterschleimhautkrebs). Trotz intensiver Krebsforschung sind die Ursachen für diese Krebsart noch weitgehend unklar. Meist gibt es nicht „die eine“ Ursache, die für eine Krebserkrankung verantwortlich ist, sondern es müssen meist mehrere Faktoren zusammenspielen, damit Krebs entsteht.

Auch wenn die Ursache von Gebärmutterkrebs nicht genau bekannt ist – Mediziner:innen kennen einige Risikofaktoren, welche die Gefahr für das Endometriumkarzinom erhöhen.

Gebärmutterkrebs: Erbgut einer Zelle verändert sich

Wie bei jeder Krebserkrankung nimmt auch das Endometriumkarzinom seinen Ausgang von einer gesunden Zelle, in den meisten Fällen in der Gebärmutterschleimhaut. Ihr Erbgut – die DNA – verändert sich, die Zelle mutiert und wird zur Krebszelle. Anschließend kann sie sich in der Gebärmutter ungebremst teilen und vermehren.

Die meisten Genveränderungen entstehen im Lauf des Lebens zufällig, manche sind jedoch auch vererbbar, etwa bei einem Lynch-Syndrom. Hier sind die Reparaturmechanismen der Zellen gestört, was in einem Endometriumkarzinom, aber auch in anderen Krebsarten münden kann.

Entdecken Ärztinnen und Ärzte den Gebärmutterschleimhautkrebs nicht, kann er sich ausbreiten und zum Beispiel in das Muskelgewebe der Gebärmutter hineinwachsen. Diese Fähigkeit, „invasiv“ in gesundes Gewebe einzudringen und es zu zerstören, ist typisch für Krebszellen. Auch die Eigenschaft, sich über die Lymphwege und Blutbahnen im gesamten Körper auszubreiten und andere Organe und Gewebe zu befallen, besitzen nur Krebszellen. Gesunde Zellen können dies nicht.

Endometriumkarzinom - Was ist das?
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Gebärmutterkrebs: Alter erhöht die Gefahr

Das Alter ist ein wichtiger Risikofaktor für viele Krebsarten, auch für Gebärmutterkrebs. Denn mit zunehmenden Lebensjahren steigt die Wahrscheinlichkeit, dass bei der Zellteilung und Vervielfältigung des Erbguts Fehler passieren – und eine gesunde Zelle zur Krebszelle mutiert. Normalerweise erkennt und beseitigt das körpereigene Immunsystem diese Zellen, aber nicht immer. Dann kann Krebs entstehen.

Die meisten Frauen sind in einem höheren Alter, wenn der Gebärmutterkrebs entdeckt wird. Manchmal betrifft das Endometriumkarzinom aber auch Frauen in jüngerem Alter – nämlich, wenn ein erbliches Tumorsyndrom wie das Lynch-Syndrom vorliegt. Bei ungefähr fünf Prozent der Frauen ist der Gebärmutterkrebs erblich bedingt.

Gebärmutterkrebs – einige Zahlen zum Alter und zur Häufigkeit:
  • Das Risiko und die Häufigkeit der Erkrankung steigen mit zunehmendem Alter bis zum 70. Lebensjahr kontinuierlich an.
  • Endometriumkarzinome stellen Ärztinnen und Ärzte meist zwischen dem 70. und 84. Lebensjahr fest. Ein Gebärmutterkrebs im hohen Alter ist also keineswegs eine Seltenheit. Danach sinkt die Erkrankungshäufigkeit.
  • Das mittlere Alter bei der Diagnose des Gebärmutterkrebses liegt bei 68 Jahren.
  • Das Lebenszeitrisiko einer Frau, an einem bösartigen Tumor in der Gebärmutter zu erkranken, liegt in Deutschland bei 1,9 Prozent.
  • Ein Gebärmutterkrebs mit 20 oder mit 30 – also bei jungen Frauen – kommt eigentlich kaum vor. Und wenn, dann ist das Endometriumkarzinom im jungen Alter in der Regel mit einem erblichen Tumorsyndrom verknüpft, zum Beispiel mit dem Lynch-Syndrom.

Ist Gebärmutterkrebs vererbbar?

Gebärmutterkrebs ist nicht direkt vererbbar. Allerdings kann das Risiko für ein Endometriumkarzinom in den Genen liegen, die Frauen von ihren Eltern erben. Sie bekommen also die Veranlagung dafür in die Wiege gelegt.

Ein Beispiel sind erbliche Tumorsyndrome wie das Lynch-Syndrom. Hier ist die Wahrscheinlichkeit für mehrere Krebsarten erhöht, darunter auch für Gebärmutterkrebs. Etwa 5 von 100 Endometriumkarzinomen beruhen auf genetisch vererbbaren Veränderungen. Dies ist auch der Grund, warum sich Frauen mit einem Lynch-Syndrom intensiveren Vorsorge- und Früherkennungsmaßnahmen unterziehen sollten.

Beispiele:

  • Ab dem 25. Lebensjahr sollten Ärztinnen und Ärzte die Eierstöcke einmal jährlich mittels Ultraschall kontrollieren. Es gilt, einen Gebärmutter- oder Eierstockkrebs möglichst frühzeitig zu entdecken.
  • Ab dem 35. Lebensjahr können betroffene Frauen jährlich optional eine Ultraschalluntersuchung über die Scheide (vaginaler Ultraschall) und eine Gewebeentnahme aus der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumbiopsie) vornehmen lassen.

 

Das Lynch-Syndrom bedeutet zudem ein erhöhtes Risiko für andere Krebsarten, etwa Darmkrebs oder Magenkrebs.

Gebärmutterkrebs: Verschiedene Risikofaktoren

Beim Gebärmutterkrebs unterscheiden Mediziner und Medizinerinnen zwei Typen, die verschieden häufig vorkommen und bei denen jeweils unterschiedliche Ursachen und Risikofaktoren zum Tragen kommen:

Gebärmutterkrebs – einige Zahlen zum Alter und zur Häufigkeit:
  • Typ I – der Krebs ist hormonempfindlich und wächst unter dem Einfluss von Hormonen (Östrogenen). Dieser Typ I kommt in ungefähr 80 Prozent aller Fälle vor.
  • Typ II – hier wachsen die Krebszellen auch ohne die Einwirkung von Östrogenen, dieser Typ kommt deutlich seltener vor, ist meist aggressiver und wächst schneller.

Einen Gebärmutterkrebs Typ I begünstigen können Faktoren wie eine Hormontherapie (Östrogene), Übergewicht oder Kinderlosigkeit. Beim Endometriumkarzinom Typ II spielen diese Risikofaktoren meist keine entscheidende Rolle. Er entsteht ohne den Einfluss von Östrogenen, wenn sich die Gebärmutterschleimhaut zurückbildet, oder innerhalb von Endometriumpolypen. Darunter verstehen Ärztinnen und Ärzte Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut.

Wichtiger ist inzwischen jedoch inzwischen die molekulare Klassifikation des Gebärmutterkrebses auf der Basis des sogenannten TCGA-Projektes (The Cancer Genome Atlas). Hier wurden die Endometriumkarzinome in vier verschiedene molekulare Subklassen unterteilt.

  1. POLE-mutierte Karzinome – hier lässt sich eine genetische Veränderung (Mutation) im Polymerase-Ɛ-Gen nachweisen. Die Zellen haben eine sehr hohe Mutationsrate – daher heißen sie auch als ultramutierte Karzinome.
  2. „MSI high“-Karzinome (MSI-H) – es besteht eine hochgradige Mikrosatelliten-Instabilität. Die Ursache ist eine Fehlfunktion eines der Mismatch-Repair-Proteine (MLH1; MSH2, MSH6, PMS2 und EPCAM). Sie kann zum Beispiel durch eine Keimbahnmutation in einem der entsprechenden Gene (Lynch-Syndrom) oder durch eine genetische Veränderung in den Körperzellen (somatische Mutation)  bedingt sein. Diese Endometriumkarzinom haben eine hohe Mutationsrate (daher auch die Bezeichnung „hypermutiert“).
  3. No Specific Marker Profile (NSMP) – hier liegt eine geringe Veränderungsfrequenz der Genkopien-Anzahl („low copy number alterations“) sowie ein TP53-Wildtyp-Status vor. TP53 ist das am häufigsten mutierte Gen in menschlichen Tumoren, ein Wildtyp ist das natürlich vorkommende, intakte Gen.
  4. „Copy number high – serous-like“ – hier ist eine hohe Rate an Veränderungen der Genkopien-Anzahl nachweisbar, außerdem liegt die Häufigkeit der TP53-Mutationen bei mehr als 90 Prozent. 
 

Gebärmutterkrebs – Hormone spielen oft mit

Viele Frauen entwickeln Gebärmutterkrebs erst nach der Menopause, also nach der letzten Regelblutung. Als eine Ursache vermuten Forschende, dass sich der weibliche Hormonhaushalt während der Wechseljahre umstellt. Der Körper produziert in dieser Lebensphase keine Gestagene mehr, bildet aber zunächst weiterhin Östrogene, vor allem im Fettgewebe. Ein hoher Östrogenspiegel im Blut regt die Zellen der Gebärmutterschleimhaut zum Wachstum an. Fehlen gleichzeitig Gestagene, könnten einzelne Schleimhautzellen entarten und Gebärmutterkrebs entstehen lassen.

Gebärmutterkrebs: Hormontherapie

In den Wechseljahren ist die Hormontherapie (eigentlich Hormonersatztherapie oder HRT) eine Möglichkeit, um die unangenehmen Beschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Schlafstörungen in den Griff zu bekommen. Bei Frauen, die im Rahmen der Hormonersatztherapie während und nach den Wechseljahren ausschließlich Östrogene und keinen Gestagenschutz einnehmen, erhöht sich die Gefahr für ein Endometriumkarzinom. Die weiblichen Geschlechtshormone wirken dann langfristig auf die Gebärmutterschleimhaut ein. Wie ausgeprägt der Effekt ist, hängt davon ab, wie lange die Hormontherapie nur mit Östrogenen angewendet wird.

Eine kontinuierliche kombinierte Hormontherapie mit Östrogenen und synthetischen Gestagenen hat dagegen keinen Einfluss auf das Gebärmutterkrebsrisiko oder entfaltet sogar einen schützenden Effekt. Auch hier spielen jedoch die Dauer der Gestagentherapie, die Art des eingesetzten Gestagens, die Dosis des Östrogens und die Gesamtdauer der Hormontherapie mit hinein. Besprechen Sie daher sämtliche Vorteile und Risiken immer mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.

Tamoxifen und Endometriumkarzinom

Der Wirkstoff Tamoxifen ist eine wichtige Behandlungsmöglichkeit für Frauen, bei denen Brustkrebs unter dem Einfluss von Östrogenen – also hormonabhängig – wächst. Er zählt zur Gruppe der selektiven Östrogenrezeptormodulatoren (SERM). Tamoxifen blockiert die Wirkung der Östrogene, indem es ihre Bindungsstellen (Rezeptoren) auf den Zellen im Brustgewebe besetzt.

In der Gebärmutter wirkt Tamoxifen allerdings entgegengesetzt. Dort kann der Wirkstoff die Zellteilungsrate, Schleimhautwucherungen oder bösartige Tumoren begünstigen. Der Effekt von Tamoxifen hängt davon ab, wie lange Frauen das Medikament anwenden.

Gebärmutterkrebs durch Stimulationstherapie der Eierstöcke

Bei einer künstlichen Befruchtung wenden Ärztinnen und Ärzte oft die ovarielle Stimulationstherapie an. Um Eizellen zu gewinnen, setzen sie zum Beispiel Gonadotropine, Clomiphen und selektive Östrogenrezeptormodulatoren (SERM) ein. Sie führen jedoch dazu, dass sich die Zellen der Gebärmutterschleimhaut vermehren. Dadurch steigt auch das Risiko für Gebärmutterkrebs.

Tibolon erhöht das Risiko für Gebärmutterkrebs

Tibolon wird seit vielen Jahren zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden eingesetzt. Es ist ein künstlich hergestelltes Steroid und ein Abkömmling des männlichen Geschlechtshormons Testosteron. Vor allem wegen seiner aktiven Abbauprodukte im Stoffwechsel besitzt Tibolon östrogene, gestagene und schwach androgene Wirkungen. Tibolon kann das Risiko für ein Endometriumkarzinom erhöhen.

Weitere Risikofaktoren für Gebärmutterkrebs

Es sind noch einige weitere Faktoren bekannt, die zwar nicht die Ursache für Gebärmutterkrebs sind, aber als ein Risikofaktor gelten. Dazu gehören:

  • Späte letzte Regelblutung (ein spätes Menopausenalter),
  • Erste Monatsblutung in einem sehr jungen Alter,
  • Lang andauernde Blutungsstörungen, lange Menstruationszyklen ohne Eisprünge,
  • Kinderlosigkeit,
  • Krankheiten, z.B. Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), gestörte Glukosetoleranz, metabolisches Syndrom, Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS), Bluthochdruck (Hypertonie),
  • Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas): Ein erhöhter Body-Mass-Index (BMI) erhöht das Risiko für das Auftreten eines Endometriumkarzinoms. Denn: Auch Fettgewebe bildet körpereigenes Östrogen.
  • Frühere Brust- oder Dickdarmkrebserkrankung oder nahe Verwandte mit Dickdarm- oder Gebärmutterschleimhautkrebs,
  • Frühere Strahlentherapie in der Bauch- oder Beckenregion.


Wenn ein oder mehrere dieser Risikofaktoren auf Sie zutreffen, heißt das, dass Ihr persönliches Risiko für ein Endometriumkarzinom erhöht ist. Es bedeutet aber nicht, dass Sie zwangsläufig an Gebärmutterkrebs erkranken. Achten Sie immer auf körperliche Veränderungen und ungewöhnliche Symptome. Suchen Sie immer zeitnah Ihre Arztpraxis auf, wenn Sie Auffälligkeiten feststellen. Ärztinnen und Ärzte können der Ursache der Beschwerden durch  verschiedene Untersuchungen auf den Grund gehen.

Gebärmutterkrebs: Faktoren, die das Risiko senken

Bekannt sind inzwischen auch einige Faktoren, die das Risiko für Gebärmutterkrebs reduzieren. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Einnahme von oralen hormonellen Verhütungsmitteln („Pille“). Wie stark dieser risikosenkende Effekt ist, hängt wiederum von der Dauer der Einnahme ab. Die Schutzwirkung kann aber noch bis zu 30 Jahre nach dem Absetzen des Verhütungsmittels anhalten.
  • Verwendung von Intrauterinpessaren – Kupferspirale oder therapeutisch
    eingesetzte Levonorgestrelspirale,
  • Spätes Alter bei der ersten Regelblutung (Menarchealter),
  • Spätes Alter bei der Geburt des letzten Kindes,
  • Mehrere Schwangerschaften – Kinderlosigkeit erhöht das Risiko,
  • Körperliche Aktivität – Sport und Bewegung sind ganz allgemein gesund für den Körper und die Psyche. Regelmäßige körperliche Aktivität trägt zu einem normalen Körpergewicht bei und hilft, Übergewicht und Fettleibigkeit zu vermindern oder beidem vorzubeugen.

NP-DE-AOU-WCNT-230004 (04/2023)

Mit freundlicher
Unterstützung von GlaxoSmithKline

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