Mamma Mia › Gebärmutterkrebs › Endometriumkarzinom – Was ist das?
Ein Endometriumkarzinom (Gebärmutterkrebs) ist ein bösartiger Tumor, der fast immer von der Gebärmutterschleimhaut – dem Endometrium – ausgeht. Daher rührt auch der Name Endometriumkarzinom. Diese Zellschicht kleidet die Gebärmutter von innen aus. Bösartige Tumoren, die ihren Ursprung in der Gebärmutterschleimhaut haben, zählen zu den sogenannten Adenokarzinomen.
Ungefähr 11.000 Frauen erkranken in Deutschland jedes Jahr neu an einem Gebärmutterkrebs, berichtet das Robert Koch-Institut (RKI). Im Vergleich zum Brustkrebs, der häufigsten Krebsart bei Frauen mit mehr als 71.000 Neuerkrankten pro Jahr, kommt der bösartige Tumor in der Gebärmutter also deutlich seltener vor.
Meist tritt ein Endometriumkarzinom bei Frauen nach den Wechseljahren im Alter von über 65 Jahren auf. Das Alter zählt zu den wichtigsten Risikofaktoren, auch für andere Krebsarten. Manche Frauen haben jedoch ein erbliches Risiko für Gebärmutterkrebs (ungefähr 5 von 100 Frauen). Dann können sie auch schon in jüngeren Jahren daran erkranken. Vor allem das Lynch-Syndrom – ein erbliches Tumorsyndrom – steht mit dem Endometriumkarzinom, aber auch noch mit anderen Krebsarten in Verbindung.
Daten und Fakten zum Endometriumkarzinom in Deutschland auf einen Blick:
- Im Jahr 2019 erkrankten fast 11.000 Frauen neu an Gebärmutterkrebs
- Das Endometriumkarzinom ist die fünft häufigste Krebserkrankung bei Frauen und die häufigste der weiblichen Genitalorgane.
- 1 von 50 Frauen muss damit rechnen, im Lauf ihres Lebens an Gebärmutterkrebs zu erkranken.
- Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 68 Jahren.
- Durch die häufig früh gestellte Diagnose, ist die Sterblichkeit vergleichsweise niedrig – eine Frau von 200 Frauen verstirbt daran.
- Insgesamt sind die Erkrankungszahlen leicht rückläufig.
- Die Prognose beim Endometriumkarzinom ist gut: Fünf Jahre nach der Diagnose leben noch 78 Prozent der Frauen, nach zehn Jahren sind es 74 Prozent.
Endometriumkarzinom – mit vielen anderen Namen
Das Endometriumkarzinom, oft auch als „EC“ abgekürzt, hat noch einige andere Namen:
- Gebärmutterkrebs
- Gebärmutterkörperkrebs
- Gebärmutterschleimhautkrebs
- Uteruskarzinom
- Korpuskarzinom
Zu unterscheiden ist der Gebärmutterkrebs übrigens vom Gebärmutterhalskrebs, dem Zervixkarzinom. In diesem Fall entsteht der Krebs am Gebärmutterhals (Zervix), also am unteren Teil des birnenförmigen Organs. Ein Endometriumkarzinom kann sich jedoch auf den Gebärmutterhals ausdehnen, wenn Ärztinnen und Ärzte ihn nicht rechtzeitig diagnostizieren und behandeln.
Endometriumkarzinom: Symptome sind ungewöhnliche Blutungen
Spezielle Maßnahmen zur Früherkennung und Vorsorge gibt es bei einem Endometriumkarzinom nicht. Allerdings macht sich ein Gebärmutterkrebs durch verschiedene Symptome bemerkbar, meist schon in einem frühen Stadium. Das wichtigste Anzeichen für ein Endometriumkarzinom sind ungewöhnliche Blutungen. Vor der Menopause (der letzten Regelblutung im Leben einer Frau) können Zwischenblutungen sowie außergewöhnlich starke oder lange Blutungen ein Warnsignal sein. Nach der Menopause sollte bei Frauen keine Blutung mehr auftreten. Jede erneute Blutung in dieser Zeit gilt als Alarmzeichen und kann ein Symptom für Gebärmutterkrebs sein.
Frauen sollten immer umgehend ihre gynäkologische Arztpraxis aufsuchen. Ärzte und Ärztinnen können durch verschiedene Untersuchungen feststellen, worum es sich handelt. Bei der Mehrzahl der Frauen wird der Gebärmutterkrebs in frühen Stadien erkannt. Der Tumor ist dann noch auf das Organ begrenzt und hat sich noch nicht auf den Weg in andere Gewebe und Organe gemacht.
Wenn Ärztinnen und Ärzte das Endometriumkarzinom jedoch zu spät finden, können sich die Krebszellen vermehren und ausbreiten. Sie wachsen dann in die Muskelschicht der Gebärmutter ein und dehnen sich auf den Gebärmutterhals aus. Auch die umliegenden Lymphknoten und benachbarte Organe wie die Eierstöcke, Eileiter und Harnblase können die Krebszellen befallen. Über die Blutbahn können die Tumorzellen auch in weiter entfernte Organe streuen und dort Metastasen bilden, etwa in den Knochen, der Leber oder Lunge.
Endometriumkarzinom: Diagnose mittels Ultraschall bis MRT
Bei der Diagnose eines Endometriumkarzinoms helfen verschiedene Untersuchungen, etwa eine gynäkologische Untersuchung, bei der die Geschlechtsorgane abgetastet und so Veränderungen aufgespürt werden. Auch ein Ultraschall (Sonografie) über die Scheide kann Medizinern und Medizinerinnen bei der Ursachensuche helfen. Dazu kommen oft noch weitere Untersuchungen wie eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie), bei der Ärztinnen und Ärzte Gewebeproben aus verschiedenen verdächtigen Bereichen entnehmen können. So lässt sich anschließend eingrenzen, an welchen Stellen der Krebs wächst. Auch die Computertomografie (CT) und die Magnetresonanztomografie (MRT, Kernspintomografie) kommen beim Verdacht auf einen bösartigen Tumor in der Gebärmutter zum Einsatz.
Endometriumkarzinom: Stadien, Aggressivität, Merkmale
Auf der Basis aller Untersuchungsergebnisse wird der Gebärmutterkrebs in verschiedene Stadien („Staging“) eingeteilt. Sie zeigen, wie weit das Endometriumkarzinom fortgeschritten ist und wie weit es sich ausgebreitet hat. Eine Rolle spielt es auch, wie aggressiv das Endometriumkarzinom ist („Grading“) und welche besonderen Merkmale die Tumorzellen besitzen. So wächst zum Beispiel der Großteil der bösartigen Gebärmuttertumoren unter dem Einfluss von Östrogenen (Endometriumkarzinom Typ I). Der Typ II braucht keine Östrogene für sein Wachstum und gilt als aggressiver. Darüber hinaus untersuchen Ärztinnen und Ärzte die molekulargenetischen Eigenschaften der Tumorzellen. Von all diesen Faktoren hängt die Wahl der Behandlungen ab.
Endometriumkarzinom: Therapien je nach Stadium
In frühen Stadien lässt sich der Gebärmutterkrebs gut behandeln, etwa durch eine Operation oder eine Bestrahlung von innen, eine Brachytherapie. In vielen Fällen ist der bösartige Gebärmuttertumor heilbar und die Prognose ist günstig. Lassen Sie sich am besten an einem zertifizierten gynäkologischen Krebszentrum behandeln.
Aber auch ein weiter fortgeschrittenes Endometriumkarzinom lässt sich meist noch gut therapieren und manchmal sogar heilen. In Frage kommen zum Beispiel die Strahlentherapie von außen über die Haut (perkutane Radiotherapie), Chemotherapie und die noch relativ neue Immuntherapie. Wirksame Behandlungen gibt es auch bei einem Rezidiv des Gebärmutterkrebses sowie bei der Angst vor dem Rückfall.
Hilfreich sind zudem Behandlungen wie die Psychoonkologie, supportive Therapien (Nebenwirkungen der Krebstherapien behandeln) und auch die Palliativmedizin. Und manche komplementärmedizinischen Methoden (zum Beispiel Yoga, Entspannung, Meditation) können ebenfalls unterstützend wirken. Auch Selbsthilfegruppen können vielen Frauen Unterstützung bieten. Daneben gibt es einige Strategien, wie das Leben mit Gebärmutterkrebs gut gelingen kann.
Bei einer ausreichenden Behandlung ist die Sterblichkeitsrate bei Gebärmutterkrebs gering und die Lebenserwartung im Vergleich zu manchen anderen Krebsarten (zum Beispiel Bauchspeicheldrüsenkrebs, Lungenkrebs) hoch.
Leitlinie „Endometriumkarzinom“ – was ist das?
Bei der Diagnostik und Behandlung von Gebärmutterkrebs orientieren sich die Behandler und Behandlerinnen in der Regel an den medizinischen Leitlinien. Für die meisten Krankheitsbilder gibt es solche Leitlinien, auch für das Endometriumkarzinom. Sie fassen das aktuell verfügbare medizinische Wissen zu einer Erkrankung zusammen und stellen Nutzen und Schaden von Untersuchungen und Behandlungen gegenüber.
Auf dieser Grundlage geben sie Empfehlungen, wie sich eine Erkrankung wie das Endometriumkarzinom diagnostizieren und behandeln lässt. Eine Leitlinie bietet außerdem Information, wie gut eine Empfehlung wissenschaftlich durch Studien belegt ist. Sie muss regelmäßig aktualisiert werden, damit neue medizinische Erkenntnisse mit einfließen können. In der Regel geschieht dies alle fünf Jahre.
Zu beachten ist, dass das Vorgehen nach einer medizinischen Leitlinie für Ärztinnen und Ärzte rechtlich nicht verpflichtend ist, sondern die Leitlinie nur eine Handlungsempfehlung ist. Die meisten Ärztinnen und Ärzte beherzigen sie aber. Und wenn sie von der Leitlinie abweichen, sollten sie dies begründen können.
Die Leitlinie richtet sich nicht nur an Ärztinnen und Ärzte, sondern auch an Pflegekräfte und andere Fachleute im Gesundheitswesen. Sie enthält jedoch viele medizinische Fachbegriffe, setzt medizinisches Fachwissen voraus und ist für einen medizinischen Laien kaum verständlich.
Die Leitlinie „Endometriumkarzinom“ besitzt die höchste Qualitätsstufe „S3“. Ergänzend dazu gibt es – wie bei der Stufe S3 meist üblich – noch eine Leitlinie für Patientinnen. Darin sind der Gebärmutterkrebs, das medizinische Vorgehen sowie alle Diagnosemethoden und Behandlungen laiengerecht erklärt. Sie ist für Menschen gedacht, die kein medizinisches Fachwissen mitbringen, was ja bei den meisten Patientinnen der Fall sein dürfte. Zudem enthalten Patientinnenleitlinie viele Tipps zum Umgang mit einer Krebserkrankung sowie Anlaufstellen und Adressen, die Unterstützung bieten.
- S3-Leitlinie Endometriumkarzinom, September 2022, https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Endometriumkarzinom/Version_2/LL_Endometriumkarzinom_Langversion_2.0.pdf (Abruf: 24.3.2023)
- Patientinnenleitlinie „Krebserkrankung des Gebärmutterkörpers“, Stand: März 2021 https://register.awmf.org/assets/guidelines/032-034OLp_S3_Endometriumkarzinom-Diagnostik-Therpie-Nachsorge-Gebaermutterkoerperkrebs_2022-02_01.pdf (Abruf: 24.3.2023)
- Robert Koch-Institut (RKI), https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Gebaermutterkoerperkrebs/gebaermutterkoerperkrebs_node.html (Abruf: 24.3.2023)
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG), https://www.gesundheitsinformation.de/was-sind-leitlinien.html (Abruf: 24.3.2023)
NP-DE-AOU-WCNT-230002 (04/2023)
Die Informationen auf dieser Seite können eine professionelle Beratung durch ausgebildete und anerkannte Ärztinnen und Ärzte nicht ersetzen. Auch dienen sie nicht dazu, eigenständig eine Diagnose zu stellen oder eine Therapie einzuleiten.