Mamma Mia › Gebärmutterkrebs › Rezidiv bei Gebärmutterkrebs – was tun?
Bei Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom) stehen die Chancen sehr gut, dass Ärzte ihn heilen können. Denn diese Krebsart macht sich meist frühzeitig durch Symptome bemerkbar, allen voran durch ungewöhnliche Blutungen. Außerdem gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, mit denen sich Gebärmutterkrebs gut therapieren lässt. Doch manchmal kehrt der Tumor trotz einer Operation, Bestrahlung von innen (Brachytherapie) oder von außen (perkutane Strahlentherapie) oder einer Chemotherapie zurück. Fachleute sprechen von einem Endometriumkarzinom- oder Gebärmutterkrebs-Rezidiv. Die meisten Krebspatienten befürchten, dass der bösartige Tumor erneut wachsen könnte. Doch es gibt einige Tipps und Strategien gegen die Angst.
Neue Krebszellen können sich zum Beispiel im Becken, Bauchraum oder in den Lymphknoten ansiedeln und dort nachweisbar sein. Auch Fernmetastasen in weiter entfernten Organen wie der Leber, Lunge und den Knochen können sich bilden. Um einen Rückfall rechtzeitig zu erkennen, achten Ärzte im Rahmen der Nachsorge daher auf jegliche Auffälligkeiten und Veränderungen. Außerdem fragen sie Sie nach Beschwerden, die ein Alarmsignal für ein Rezidiv des Gebärmutterkrebses sein können.
Einige Zahlen dazu:
- Ein Rezidiv bei einem Endometriumkarzinom kommt in ungefähr 13 Prozent aller Fälle vor.
- Bei einem Tumor mit niedrigem Risiko, der weniger aggressiv ist, beträgt die Wahrscheinlichkeit sogar weniger als 3 Prozent.
- Mindestens die Hälfte aller Frauen mit einem Gebärmutterkrebs-Rezidiv fällt dadurch auf, dass sie außerhalb der Nachsorgeuntersuchungen Symptome zeigen.
Endometriumkarzinom-Rezidiv: Welche Anzeichen gibt es?
Nach überstandenen Krebsbehandlungen fragen sich viele Frauen, wie sich ein Krebsrückfall überhaupt bemerkbar macht. Es gibt einige Symptome, denen Sie auf jeden Fall Beachtung schenken sollten.
Wichtige Warnsignale, die auf ein Rezidiv hindeuten können, sind:
• Blutungen oder wässrig-blutiger Ausfluss aus der Scheide,
• Schmerzen, vor allem in der Beckenregion,
• Ungewöhnliche Probleme beim Wasserlassen oder Stuhlgang,
• Anschwellen der Beine – der Grund sind Wassereinlagerungen ins Gewebe (Ödeme),
• Gewichtsabnahme, die Sie sich nicht erklären können,
• Kurzatmigkeit.
Suchen Sie bei solchen Symptomen immer zeitnah Ihren Arzt auf – auch wenn Sie gerade keinen Nachsorgetermin haben. Ein Arztbesuch ist ebenfalls ratsam, wenn Sie neue Beschwerden haben, die Ihnen bislang unbekannt sind.
Rückfall bei Gebärmutterkrebs erkennen – so gehen Ärzte vor
Feststellen lässt sich ein Rückfall bei Gebärmutterkrebs – ähnlich wie beim Ursprungstumor – zunächst mit Hilfe der feingeweblichen Untersuchung. Ärzte entnehmen Gewebeproben (Biopsie) aus den verdächtigen Bereichen. Anschließend analysieren Pathologen das entnommene Gewebe auf Krebszellen hin. Unter dem Mikroskop lässt sich gut unterscheiden, ob es sich um gutartige Veränderungen oder bösartige Krebszellen handelt. Auch besondere Merkmale der Krebszellen, etwa ob sie unter dem Einfluss von Östrogenen wachsen, können Pathologen herausfinden.
Bildgebenden Verfahren helfen ebenfalls dabei mit, ein Rezidiv beim Gebärmutterkrebs aufspüren.
Dazu zählen zum Beispiel:
- Röntgenuntersuchung – seit langem in der Medizin bewährt, es kommen Röntgenstrahlen zum Einsatz;
- Ultraschall (Sonografie) – das Verfahren funktioniert mit Schallwellen;
- Computertomografie (CT) – eine Methode, die mit Röntgenstrahlung arbeitet und dreidimensionale Aufnahmen liefert;
- Magnetresonanztomografie (MRT = Kernspintomografie) – sie funktioniert mit starken Magnetfeldern und liefert wie die CT detaillierte Schichtbilder;
- Skelettszintigrafie – das Verfahren arbeitet mit einem schwach radioaktiven Kontrastmittel, das sich in den Knochen anreichert;
- Positronenemissionstomografie (PET), die oft mit der CT kombiniert wird (PET-CT). Eine PET funktioniert mit radioaktiven Substanzen, die sich in besonders stoffwechselaktiven Bereichen ansammeln. Dazu gehören auch Krebszellen.
Alle bildgebenden Verfahren liefern detaillierte Bilder von bestimmten Körperregionen. Sie zeigen, ob dort ein neuer Tumor wächst oder nicht. Außerdem lässt sich auf den Aufnahmen ablesen, wie weit sich der Tumor schon ausgebreitet hat. Auch bei einem Rezidiv des Endometriumkarzinoms ist immer noch eine Heilung möglich, je nach Stadium und Ausbreitung der Krebszellen.
Rezidiv bei Gebärmutterkrebs: Behandlungen
Bei einem Endometriumkarzinom-Rezidiv gibt es – wie auch bei der Erstdiagnose des Gebärmutterkrebses – verschiedene Möglichkeiten. Hier gilt ebenfalls: Welche Krebstherapie in Frage kommt, hängt davon ab, wo der neue Tumor gewachsen ist und wie weit er schon fortgeschritten ist („Staging“). Außerdem spielt es für die Therapiewahl eine Rolle, welche Krebstherapien Sie zuvor schon erhalten haben. Am besten lassen Sie sich wieder in einem zertifizierten gynäkologischen Krebszentrum behandeln.
Ein Rezidiv beim Gebärmutterkrebs lässt sich prinzipiell mit diesen Strategien therapieren, auch in Kombination:
• Operation – das Krebsgewebe wird wieder möglichst vollständig entfernt,
• Strahlentherapie – von außen über die Haut (perkutan) und von innen (Brachytherapie),
• Chemotherapie – meist mit den Zytostatika Carboplatin und Paclitaxel.
Gebärmutterkrebs-Rezidiv: Hormontherapie
In manchen Fällen kann die Hormontherapie (endokrine Therapie) eine Alternative zur Chemotherapie sein. Sie eignet sich zum Beispiel für ältere Frauen, die mehrere Krankheiten haben und sich in einem schlechteren Allgemeinzustand befinden. Die Hormontherapie ist zwar besser verträglich als die Chemotherapie, aber ihre Wirksamkeit bei einem Endometriumkarzinom-Rezidiv ist noch nicht ausreichend nachgewiesen.
Dabei erhalten Sie Medikamente, die hohe Dosen an Gelbkörperhormon (Gestagenen) enthalten und/oder Arzneien, welche die Produktion beziehungsweise die Wirkung des Östrogens blockieren (zum Beispiel Tamoxifen).
Endometriumkarzinom-Rezidiv: Immuntherapie
Bei einem Endometriumkarzinom-Rückfall ist auch die Immuntherapie eine wichtige Behandlungsmöglichkeit. Sie zielt nicht auf die Krebszellen selbst ab, sondern auf das körpereigene Immunsystem. Die Medikamente heißen Checkpoint-Inhibitoren oder Checkpoint-Hemmer. Sie schärfen das Abwehrsystem und regen es dazu an, die Krebszellen wieder zu bekämpfen. Zugelassen bei einem Rezidiv und fortgeschrittenem Endometriumkarzinom sind derzeit zwei Medikamente aus der Gruppe der Immun-Checkpoint-Inhibitoren: Die Wirkstoffe Dostarlimab und Pembrolizumab.
Geeignet sind Checkpoint-Hemmer, wenn die Tumorzellen bestimmte genetische Merkmale aufweisen, nämlich eine sogenannte Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H) und/oder eine Mismatch-Repair-Defizienz (dMMR). Der Gebärmutterkrebs und vor allem die Varianten mit einer dMMR und/oder MSI-H sind sehr „mutationsfreudige“ Tumore. Etwa 13 bis 30 Prozent der Gebärmutterkrebs-Rezidive zeigen ein oder beide Merkmale.
Besprechen Sie immer ausführlich mit Ihrem Behandlungsteam, welche Therapien für Sie in Frage kommen. Auch Ihre Wünsche, Vorstellungen, Überzeugungen und Ihr allgemeiner Gesundheitszustand spielen dabei mit.
Palliative Behandlung bei Gebärmutterkrebs
Wenn der Gebärmutterkrebs sehr weit fortgeschritten ist, können Ärzte ihn zwar manchmal nicht mehr heilen, wohl aber behandeln! Es gibt immer noch viele Therapiemöglichkeiten.
Die Ziele der palliativen Therapie sind:
- das Tumorwachstum zu bremsen,
- das Überleben zu verlängern,
- die Beschwerden zu lindern, zum Beispiel Schmerzen,
- die Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern.
Im Zentrum der Palliativmedizin steht der Gedanke, einen Menschen mit einer unheilbaren Erkrankung würdevoll zu begleiten – pflegerisch, psychosozial und auch spirituell. In diese Unterstützung sind auch Ihre Angehörigen mit einbezogen.
Eine palliative Versorgung ist zu Hause, in einer Klinik, in Pflegeeinrichtungen oder in einem Hospiz möglich. Neben professionellen Palliativteams helfen bei der Begleitung von Patientinnen und Angehörigen auch geschulte, ehrenamtliche Menschen mit, etwa im Rahmen eines ambulanten Hospizdienstes. Lassen Sie sich dazu informieren und beraten und suchen Sie sich Unterstützung.
- S3-Leitlinie Endometriumkarzinom, September 2022, https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Endometriumkarzinom/Version_2/LL_Endometriumkarzinom_Langversion_2.0.pdf (Abruf: 4.4.2023)
- Patientinnenleitlinie „Krebserkrankung des Gebärmutterkörpers“, Stand: März 2021 https://register.awmf.org/assets/guidelines/032-034OLp_S3_Endometriumkarzinom-Diagnostik-Therpie-Nachsorge-Gebaermutterkoerperkrebs_2022-02_01.pdf (Abruf: 4.4.2023)
- Deutsche Krebshilfe, Blaue Ratgeber: Krebs der Gebärmutter, Stand: 12/2020, https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Blaue_Ratgeber/Krebs-der-Gebaermutter_BlaueRatgeber_DeutscheKrebshilfe.pdf
NP-DE-AOU-WCNT-230010 (04/2023)
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