Ernährungsprobleme bei Krebs – was hilft?

Ernährungsprobleme bei Krebs
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Viele Menschen mit Krebs haben mit Ernährungsproblemen zu kämpfen. Erfahren Sie, was Sie bei Appetitlosigkeit, Geschmacksveränderungen, Durchfall oder Verstopfung tun können. Außerdem: Wie eine Ernährungsberatung und Ernährungstherapie helfen können. 

Iss doch noch ein bisschen mehr“ oder „Probiere doch wenigstens mal“ – viele Angehörige und Freunde möchten ihre Liebsten nicht nur bei ihrer Krebserkrankung, sondern auch beim Essen unterstützen. Wie es jedoch mit der Ernährung bei Krebs steht, ist für jeden Menschen sehr individuell und manchmal für Außenstehende schwer verständlich. Die meisten möchten gerne normal essen, können es aber aus verschiedensten Gründen nicht, zum Beispiel wegen der Krebstherapien. Eine professionelle und frühzeitige Ernährungsberatung ist daher für krebskranke Menschen, aber auch für ihre Angehörigen wichtig.  Sie kann allen mehr Sicherheit in Sachen der Ernährung geben.  

Gesunde Ernährung auch bei Krebs empfohlen

Zunächst gelten für Menschen mit Krebs die gleichen Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) wie für Personen, die keine Krebserkrankung haben. Wichtig ist eine gesunde, vollwertige und abwechslungsreiche Ernährung, die den Körper ausreichend mit Nährstoffen, Vitaminen und Mineralien versorgt. Eine gesunde Ernährung hilft außerdem, das Immunsystem zu stärken, dem Körper mehr Kraft zu geben und die Lebensqualität zu verbessern oder aufrechtzuerhalten.  

Maßgeblich für die Ernährung ist aber Ihre persönliche Situation: Was braucht Ihr Körper? Welche Nahrungsmittel vertragen Sie gut – welche nicht? Welche Ernährungsprobleme haben Sie? Wie gut können Sie Nahrung allgemein aufnehmen? Die Nahrungsaufnahme kann nämlich aus verschiedenen Gründen beeinträchtigt sein, zum Beispiel bei einer Krebserkrankung der Speiseröhre oder des Mund- und Rachenraums. 

Mangelernährung bei Krebs vorbeugen

Die Krebserkrankung selbst, aber auch die Krebsbehandlungen und ihre Nebenwirkungen können zu einem Appetitverlust und einer eingeschränkten Nahrungsaufnahme führen. Mögliche Nebenwirkungen sind zum Beispiel Entzündungen der Mundschleimhaut, Kau- und Schluckbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen oder Störungen des Geruchs- und Geschmackssinns. Bei diesen und anderen gesundheitlichen Beschwerden fällt vielen das Essen schwer. 

Wenn Sie über längere Zeit nicht genügend Nahrung und Nährstoffe zu sich nehmen können, kann eine Mangelernährung die Folge sein. Mit der Zeit fehlen dem Körper wichtige Nährstoffe, die er für seinen Stoffwechsel braucht. Es kommt zu einem Gewichtsverlust und Muskelabbau.  

Ernährung bei erhöhtem Energie- und Eiweißbedarf

Während einer Krebserkrankung ist der Energiebedarf erhöht. Der Grund sind entzündliche Prozesse und eine erhöhte Stoffwechselaktivität. Wenn die Gefahr einer Mangelernährung besteht oder Sie schon stark an Gewicht verloren haben, sind kalorienreiche Lebensmittel mit einem erhöhten Fettgehalt eine gute Energiequelle.  

Einige Tipps, wie Sie Ihrem Körper mehr Kalorien zuführen können: 

  • Essen Sie viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt. 
  • Wenn Sie nur noch kleine Portionen essen können, sollten sie umso gehaltvoller und energiereicher sein. 
  • Reichern Sie die Mahlzeiten mit Öl, Sahne, Butter oder Schmand an. Fett besitzt mehr als doppelt so viele Kalorien wie Kohlenhydrate und Eiweiße. 
  • Wählen Sie Milchprodukte mit der höchsten Fettstufe. 
  • Verzehren Sie kalorienreiche Snacks oder Zwischenmahlzeiten wie naturbelassene Nüsse, Trockenfrüchte, Puddings, Sahnejoghurt, Kuchen, Kekse oder Käsewürfel. 
  • Gelegentlich können Sie auch auf energiehaltige Getränke wie Säfte, Smoothies oder Limonaden zurückgreifen. Gut können auch kalorienreiche Shakes sein, zum Beispiel Schoko-Shakes. 

 

Einige dieser Tipps widersprechen vielleicht dem Prinzip der gesunden und ausgewogenen Ernährung. Es ist aber wichtig, Ihr Körpergewicht zu halten oder einem Gewichtsverlust entgegenzusteuern. Greifen Sie zwischendurch eventuell auf ungesündere Lebensmittel zurück.  Essen Sie am besten, worauf Sie Lust haben und was Sie gut vertragen. 

Manche Menschen haben auch einen erhöhten Eiweißbedarf. Dann muss der Eiweißanteil in der Nahrung höher ausfallen 

Einige Tipps, wie Sie mehr Eiweiße aufnehmen: 

  • Kombinieren Sie Obst mit Joghurt oder Quark als Zwischenmahlzeit. 
  • Verwenden Sie Frischkäse statt Butter für Ihr Brot. 
  • Verzehren über den Tag verteilt Milch und Milchprodukte – sie liefern zusätzliches Eiweiß. 
  • Bringen Sie regelmäßig Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Ei, Hülsenfrüchte (z.B. Linsen, Bohnen, Erbsen, Kichererbsen) oder Soja auf den Tisch, wenn Sie diese mögen und gut vertragen. Diese Nahrungsmittel sind gute Eiweißlieferanten. 
  • Essen Sie auch Getreide und Getreideprodukte wie Haferflocken oder Brot. 
  • Nüsse sind reich an Eiweißen und Fetten – sie liefern zusätzliche Kalorien und sind ein gesunder Snack für zwischendurch.  
  • Eiweißpulver kann eine Ergänzung sein, wenn Sie Ihren Eiweißbedarf nicht mit normalen Lebensmitteln decken können. Fragen Sie aber zuerst Ihr Behandlungsteam dazu. 

Was tun bei speziellen Ernährungsproblemen? Tipps!

Die Universität Bonn und das Universitätsklinikum Bonn geben Ernährungstipps bei besonderen Ernährungsproblemen im Rahmen einer Krebserkrankung – die folgende Tabelle gibt einen Überblick. 

Ernährungsproblem 

Was hilft?

Appetitlosigkeit 
  • Mehr essen, wenn der Appetit am größten ist – meist morgens.
  • Speisen vorkochen und einfrieren – dann haben Sie leckere Gerichte schnell zur Hand. 
  • Bewegung kann appetitanregend sein. 
  • Lebensmittel wählen, deren Gerüche Sie nicht stören oder die sie als angenehm empfinden. 
Übelkeit und Erbrechen
  • Kleine, gehaltvolle Mahlzeiten essen – Ihr Magen sollte nicht leer sein, weil sich Übelkeit dann verstärkt. 
  • Kekse oder Bananen auf den Nachttisch legen, wenn die Übelkeit morgens besonders ausgeprägt ist. 
  • Gut verträgliche Lebensmittel wie Knäckebrot, Zwieback oder Toast bevorzugen – sie belasten den Magen weniger.
Geschmacksveränderungen
  • Speisen zum Beispiel mit Curry, Zimt oder Ingwer würzen, um den Geschmack zu verstärken. 
  • Lebensmittel verschiedener Konsistenzen ausprobieren, zum Beispiel knackig, körnig oder weich. 
  • Kleine Schlucke zwischendurch trinken, um einen unangenehmen Geschmack hinunterzuspülen.  
  • Bei metallischem Geschmack (oft bei Chemotherapie): Besteck aus Kunststoff statt aus Metall wählen. 
Veränderter Speichelfluss
  • Auf sehr trockene, bröselige oder krümelige Lebensmittel wie Salzbrezeln, Cracker, Zwieback oder trockenes Gebäck verzichten. 
  • Langsam und in kleinen Bissen essen, gründlich kauen, viele kleine Schlucke zwischendurch trinken, Speisen mit Soßen anreichern 
  • Zuckerfreie Bonbons oder Kaugummis können den Speichelfluss anregen.
Mundschleimhautentzündungen 
  • Mehr breiige und flüssige Speisen wie Suppen, Eintöpfe, Pudding oder Joghurt wählen.  
  • Lauwarme Speisen und Getränke bevorzugen (statt heiß oder kalt) 
  • Mund vor den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen mit Pfefferminz- oder Kamillentee spülen – wirkt beruhigend. 
  • Weich gekochtes Gemüse und Kompott wählen (statt Rohkost und hartes Obst).
Probleme beim Kauen und Schlucken 
  • Kleine Teelöffel statt großer Esslöffel verwenden. 
  • Speisen und Getränke eindicken, zerkleinern und pürieren. 
  • Getränke ohne Kohlensäure wählen, z.B. stilles Wasser oder Tee. 
  • Harte, klebrige, knusprige, faserige und scharfe Lebensmittel sind schwerer zu kauen und zu schlucken. 
  • Strohhalme oder Schnabeltassen erleichtern das Schlucken. 
Durchfall 
  • Haferflocken (auch als Brei), Reis, Nudeln, Kartoffeln, Zwieback oder Banane verzehren – sie dicken den Stuhl ein. 
  • Lebensmittel mit Gerbsäure wählen, z.B. Schwarzer oder Grüner Tee, Kakao, Heidelbeeren, Preiselbeeren und Äpfel. 
  • Besser verzichten z.B. auf reine Fruchtsäfte, rohe Milch, rohes Gemüse, Zwiebeln, Kohl oder Hülsenfrüchte.  
  • Produkte mit Zuckeraustauschstoffen meiden. 
Verstopfung 
  • Ballaststoffreiche Lebensmittel auf den Teller bringen, z.B. Vollkornbrot, Karotten, Paprika, Beeren. 
  • Mindesten zwei Liter Flüssigkeit pro Tag trinken. 
  • Sauermilchprodukte wie Kefir, Dickmilch, Buttermilch und Naturjoghurt wählen. 
  • Möglichst viel im Alltag bewegen. 
Blähungen 
  • Getränke ohne Kohlensäure bevorzugen. 
  • Lebensmittel kochen statt roh verzehren. 
  • Anis, Kümmel, Fenchel, Kamillenblüten, Petersilie und Basilikum (als Tee oder Gewürz) hemmen Blähungen. 
  • Blähende Lebensmittel meiden, z.B. Hülsenfrüchte (z. B. Linsen, Erbsen, Bohnen), Knoblauch, Zwiebeln, Kohlgemüse 

Ernährungsberatung und Ernährungstherapie

Lassen Sie sich bei einer Krebserkrankung zu Ihrer Ernährung beraten, zum Beispiel von einer Fachperson aus der Oecotrophologie. Sie erhalten Informationen rund um die Ernährung und Tipps, die an Ihre persönliche Situation angepasst sind. Begleitend kann auch eine Bewegungstherapie sinnvoll sein, die den Muskelerhalt oder Muskelaufbau unterstützt. 

Fragen Sie Ihr Behandlungsteam bei Gewichts- und Ernährungsproblemen. Sie erhalten Informationen zu geeigneten Anlaufstellen sowie eine Empfehlung oder Verschreibung. Sie können auch selbst nach einer Fachperson für eine Ernährungsberatung suchen.  Wichtig zu wissen ist, dass die Begriffe „Ernährungsberater/in“ und „Ernährungstherapeut/in“ nicht geschützt sind. Deshalb bieten manche Fachgesellschaften Zertifizierungen an, welche die Krankenkassen anerkennen. 

Wichtig:
  • Die gesetzlichen Krankenkassen beteiligen sich nur an den Kosten der Ernährungstherapie, wenn eine entsprechende Verordnung vorliegt.  
  • Der Zuschuss zur Ernährungstherapie kann variieren. Fragen Sie daher vorher bei Ihrer Krankenkasse nach.

Manchmal genügt die normale Nahrungsaufnahme nicht, um den körperlichen Bedarf an Nährstoffen zu decken. Dann kann eine Ernährungstherapie bei einer Krebserkrankung sinnvoll sein. Ziel ist es, den Ernährungszustand, die körperliche Leistungsfähigkeit und die Verträglichkeit der Krebstherapien soweit wie möglich zu verbessern.  

Fachleute empfehlen, den Ernährungszustand bei Menschen mit einer Krebserkrankung schon möglichst frühzeitig zu erfassen und dann regelmäßig zu kontrollieren. Welche Maßnahmen der Ernährungstherapie in Frage kommen, hängt von Ihrer persönlichen Situation ab. Eine Rolle spielen zum Beispiel Ihr körperlicher Allgemeinzustand und mögliche Begleiterkrankungen.

  1. CIO, Centrum für Integrierte Onkologie Aachen Köln Bonn Düsseldorf, Broschüre: Ernährungsempfehlungen bei Krebs, abgerufen am 8.9.2025 
  2. Deutsche Krebshilfe, Blaue Ratgeber, Ernährung bei Krebs, abgerufen am 8.9.2025
  3. Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Ernährung bei Krebs, abgerufen am 8.9.2025
  4. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Gesunde Ernährung, Gut Essen und Trinken, abgerufen am 8.9.2025 
  5. Uniklinik Ulm, Comprehensive Cancer Center Ulm CCCU, Für Patienten und Angehörige, Ernährung bei Krebs, abgerufen am 9.9.2025
  6. Krebsliga Schweiz, Ernährung und Krebs, abgerufen am 9.9.2025
  7. Österreichische Krebshilfe, Beratung und Hilfe, Leben mit Krebs, Ernährung bei Krebs, abgerufen am 9.9.2025

Die Informationen auf dieser Seite können eine professionelle Beratung durch ausgebildete und anerkannte Ärztinnen und Ärzte nicht ersetzen. Auch dienen sie nicht dazu, eigenständig eine Diagnose zu stellen oder eine Therapie einzuleiten.

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