Was tut gut während der Chemotherapie?

Redaktion Mamma Mia!

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Beim Begriff Chemotherapie denkt man sofort an Übelkeit und Appetitlosigkeit. Aber wie bei jeder Therapie sind die Nebenwirkungen bei den Patienten verschieden stark ausgeprägt und die Therapien werden unterschiedlich gut vertragen. Neben der medizinischen Therapie kann die Ernährung unterstützend wirken.

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Ein guter Ernährungszustand ist die Voraussetzung für ein besseres Befinden, einen günstigeren Krankheitsverlauf und eine bessere Lebensqualität. Wichtig ist eine individuelle, bedarfsgerechte Ernährung, die an die Beschwerden, Nebenwirkungen und Einschränkungen jedes einzelnen Patienten angepasst ist. Die Ernährungsempfehlungen müssen bei jedem Patienten die Erkrankungsform und das Erkrankungsstadium berücksichtigen. Besonders wichtig ist es, dass der Patient isst, worauf und wann er Appetit hat.

Schonende Vollwerternährung

Um das Verdauungssystem während der Chemotherapie nicht noch zusätzlich durch schwerverdauliche Lebensmittel zu belasten, gibt es eine so genannte Magen-Darm-Variante der Vollwerternährung. Diese beinhaltet folgende Empfehlungen:

  • häufig kleine Mahlzeiten, bis zu acht am Tag
  • nicht zu heiße/kalte Speisen
  • zartes Gemüse dünsten: Möhren, Kohlrabi, Spinat, Spargel, Zucchini, rote Beete
  • rohes, reifes Obst: Erdbeeren, Bananen, Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Aprikosen, Melonen, Mango, Himbeeren, Heidelbeeren
  • leicht verdauliche, gekochte Vollkornprodukte: Naturreis, Vollkornnudeln, Knäckebrot, Vollkorn­zwieback, Hirse
  • gekochte, fettarme Kartoffelgerichte
  • Geflügelfleisch, da leicht verdauliches Eiweiß
  • Milchprodukte, Frischkäse, milde Käsesorten
  • Butter, Pflanzenöle
  • Kräutertees, kohlensäurearmes oder stilles Mineralwasser

Weniger bekömmliche Nahrungsmittel

Neben diesen Empfehlungen gibt es Lebensmitteln, die Beschwerden verursachen können. Auch hier ist die Verträglichkeit individuell sehr unterschiedlich, so dass der Patient in kleinen Portionen ausprobieren sollte, ob ihm diese Nahrungsmittel bekommen oder nicht. Es handelt sich hierbei um:

  • sehr fette und sehr süße Speisen: Paniertes, Frittiertes, fette Braten, Fettgebackenes, Sahnetorte
  • blähende Gemüse: Erbsen, Bohnen, Linsen, Kohl, Zwiebeln, Knoblauch, Gurkensalat, Paprikaschoten
  • hartschaliges, säurereiches Obst: Pflaumen, Stachelbeeren, Johannisbeeren, Rhabarber, Zitronen, Apfelsinen, Grapefruit
  • frisches, grobschrotiges Brot, Nüsse, Müsli
  • scharfe, stark gewürzte, geräucherte, gesalzene, gesäuerte Speisen
  • alkoholische oder kohlensäurehaltige Getränke
  • saure Fruchtsäfte (Apfelsinen-, Grapefruitsaft) und säuerliche Tees (Hagebutte mit Hibiskus)
  • Bohnenkaffee
  • Milch

Tipps zur Linderung von Nebenwirkungen

Gegen die eventuell auftretenden Nebenwirkungen wie Übelkeit, Appetitlosigkeit, Geschmacksveränderung, Schleimhautentzündungen, Schluckbeschwerden, Durchfall und Verstopfung gibt es teilweise Medikamente, doch man kann auch über die Ernährung einige Beschwerden lindern. Dies ist für die Patienten oft die angenehmere Variante, da sie ohnehin viele Medikamente zu sich nehmen zu müssen.

  • vor dem Aufstehen trockenes Brot/Gebäck essen
  • Essensgerüche vermeiden
  • nicht selbst kochen
  • Linderung durch Pfefferminz- und Kamillentee
  • oft trinken, nur zwischen den Mahlzeiten
  • kalte Getränke trinken

Bei Appetitlosigkeit:

  • Essensgerüche vermeiden, gut lüften
  • Nicht selbst kochen
  • Mahlzeiten ansprechend zubereiten
  • Essen, wenn man gerade Appetit hat
  • Essen, worauf man Lust hat
  • Kleine Schalen mit Essen bereitstellen, die zum Zugreifen verführen
  • Aperitif vor dem Essen trinken

Bei Geschmacksveränderungen:

  • Würzen bei Tisch mit Kräutern, Knoblauch, Zwiebelpulver
  • Geflügel und Fisch schmecken weniger bitter als Schweine- und Rindfleisch
  • Soßen mit Fruchtsäften zubereiten

Bei Schleimhautentzündungen:

  • sehr saure und süße Speisen meiden
  • Obst mit Milchprodukten mischen
  • Obstsäfte mit Wasser verdünnen
  • Speisen meiden, die die Magensäureproduktion anregen (Fleisch, Fisch, Fleischbrühe, Milch, Bier, Kaffee, Wein)
  • Keine sehr heißen Speisen verzehren
  • Keine stark gewürzten Speisen essen

Bei Schluckbeschwerden:

  • weiche Kost: Suppen und Breie aus Gemüse, Kartoffeln, Getreide und Obst, Toastbrot, Brötchen, Nudeln, Reis, Milchshakes, weiche Käse, Eiscreme
  • flüssige Kost: Suppen oder pürierte Speisen

Bei Durchfall:

  • wenig frisches Obst essen, keine blähenden Gemüse und Salate
  • gemuste Banane, geriebene Äpfel und Möhren
  • Magerquark, trockener Käse
  • ungesüßten Vollkornzwieback, Knäckebrot

Bei Verstopfung:

  • viele Ballaststoffe essen
  • viel trinken

Gewichtsverlust vermeiden

Während einer Chemotherapie ist es für den Krankheitsverlauf, die Prognose und die Lebensqualität sehr wichtig, dass der Patient sein Gewicht hält. Wenn dies durch die normale Nahrungsaufnahme nicht möglich ist, gibt es eiweißreiche Trinkzusatznahrung oder Eiweißpulver, um die fettfreie Körpermasse des Patienten zu erhalten oder aufzubauen. Bei extremer Unverträglichkeit der Chemotherapie mit Erbrechen, Durchfall und Gewichtsverlust über einen längeren Zeitraum ist eine künstliche Ernährung über den Port möglich und zu empfehlen.

Auch wenn während der Therapie weniger Obst und Gemüse verzehrt wird, sollten unter gar keinen Umständen Vitamintabletten eingenommen werden, da diese die Wirkung der Chemotherapie vermindern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der eigene Körper einem oft am besten sagt, was er braucht und was nicht. Essen Sie, auf was Sie Appetit haben, wann Sie Appetit haben. Gönnen Sie sich Ruhe oder Bewegung, je nachdem wie Sie sich fühlen. Hören Sie auf und in sich, denn einen besseren Ratgeber gibt es nicht!

Dr. oec. troph. Tilla Ruf
Studienleitung
Universitätsklinikum Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Tel.: +49 (0)6221 56-35644

Kommentare • 12
  1. Hallo, Ich habe Bauchspeicheldrüsen Krebs ,habe die Chemotherapie fasst hinter mir. Über diese Krebsart liest man sehr wenig,demzufolge habe ich wenig Information. Ich versuche im Internet hilfreiches zu finden, darum bin ich für jeden Beitrag sehr dankbar .Vieleicht könnten
    sie einmal spezieller auf diese Krebsart eingehen .Danke für die Mühe und ihr Verständnis.

    1. Liebe Frau Froemter,
      vielen Dank für Ihre Nachricht. Leider ist Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht unser Thema. Haben Sie es schon einmal beim krebsinformationsdienst versucht?

      Alles Gute und herzliche Grüße

  2. Bin 66 und bekomme eine Immuntherapie nach der Chemo. Habe schon 7 (It) hinter mir und auch schon 10kg abgenommen (In 10 Tagen) wiege 55 kg bei 172cm Körpergrösse. Die Nebenwirkungen greifen erst jetzt. Vor 4 Wochen fing es mit Schwindel an. Flüssignahrung habe ich da (Fortimel extra). Nur bekomme ich das Zeug nicht runter. Es klebt und mir wird schlecht davon. Mir ist ständig übel und ich habe keinen Durst und keinen Appetit. Ich muss beim Aufstehen und beim Hinlegen und zwischendurch immer brechen.
    Es waren schon Ärzte 116117 da. Die geben eine Spritze gegen die Übelkeit (Vomex A), verschwinden und das wars. Hauptsache ist die Krankenkarte zwecks Abrechnung.
    Ich habe eine Magenhochzugs-Op (7.22) hinter mir. Die Hausärztin hat bis einschließlich 3.3.23 zu. Die Vertretung weiß sich nicht zu helfen. Meine Hausärztin ist sehr .. sehr oberflächlich.
    Bitte helfen Sie mir, bitte…
    Gruss
    Rolf

  3. Habe Ovarkarzinom Figo 1A 1, fuehle mich entsetzlich schwach, kann nicht lange stehen. DAK uebernimmt Haushaltshilfe nur 4 Wichen. Es ist fuer mich unoieglich einzukaufen, nicht einmal vor die Tuere gehen. Habe bis 74 bei meinem alten Arbeitgeber gearbeitet und bin vor 3 Jahren vom Tegernsee an einen kleinen Ort gezogen, (Lebenshaltungskosten) Coronazeit, ich kenne hier niemand. Wo kann ich Hilfe beantragen?????? Man wird leuder sehr allein gelassen

    1. Hallo Frau Thieleke,
      Ihre Nachricht war vor 3 Wochen. Wie geht es Ihnen?
      Haben Sie Hilfe bekommen?
      Ich würde gern aus der Ferne helfen. Vielleicht telefonisch?
      Viele Grüße
      R.

      1. Hallo, habe Nachricht leider erst heute gelesen. Es geht mir besser, finde es aber immer noch scwer Informationen zu bekommen. Wurde in Uni-Klinik in Muenchen auf Privatstation operirt. STAGING. Bekam keinerlei Informationen fuer weiteres Prozedere, soll mich an meinen Hausazt wenden. Hatte mehr erwartet von Zertifikationns-Centrum.

  4. Hallo mein Mann bekommt Chemo. Er hat jetzt 8 x hinter sich. Muss jetzt zum KontrollCT. Er hat Knochenschmerzen die ihn
    belasten. Was kann man tun wenn schmerztabletten nicht helfen?

  5. Ja diese Erfahrung muss ich auch machen. Mein Mann liegt auf einer Palliativstation und bekommt Bestrahlung und Chemo. Da er viel schläft, fallen oft die Mahlzeiten aus, da reise ich immer mit Selbstzubereitetem an. Es gibt zum Glück auf Station eine Mikrowelle und einen Patientenkühlschrank. Habe gelesen, dass KURKUMA ein gutes Gewürz bei der Ernährung eines Krebspatienten ist. Weis nur nicht wieviel pro Tag gut ist???

  6. Sehr geehrte Frau Dr. oec. troph. Tilla Ruf,

    Vielen dank für die ganzen Informationen….die Patienten sind alle auf sich allein gestellt und müssen zusehen wie Sie klar kommen denn leider haben die Ärzte keine Zeit für ein Gespräch mit Ihnen und dir Pfleger leider auch nicht. Nicht jeder Mensch ist mit dem Internet verbunden und gerade ältere Menschen nicht und Sie können sich leider nicht so informieren, so wie ich es jetzt für meine Mutter getan habe und Ihr Beitrag hat uns sehr weitergeholfen. Danke !

    LG Kellis

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