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Früher Brustkrebs – was ist das?

Redaktion Mamma Mia!

früher Brustkrebs
© iStock / SciePro

Früher Brustkrebs ist noch auf die Brust beschränkt und hat noch nicht in andere Organe und Gewebe gestreut. Lesen Sie alles über die Häufigkeit, Symptome, Behandlung, Heilungschancen und Prognose bei Brustkrebs im Frühstadium. Außerdem: Wie moderne Biomarkertests bei der Frage helfen, ob eine Chemotherapie empfehlenswert oder unnötig ist. 

Früher Brustkrebs bedeutet, dass der Krebs noch auf die Brust begrenzt ist. Der Tumor ist noch nicht weiter fortgeschritten, hat nicht in andere Organe und Gewebe gestreut und dort auch keine Metastasen gebildet. Außerdem sind bei einem frühen Brustkrebs keine oder nur wenige benachbarte Lymphknoten von Krebszellen befallen. Bösartige Tumorzellen haben nämlich die Eigenschaft, sich aus dem ursprünglichen Tumor zu lösen und über die Blut- und Lymphwege in weiter entfernte Regionen des Körpers vorzudringen. Bei Brustkrebs bilden sich Metastasen meist in den Knochen (z.B. Wirbelsäule), der Leber, der Lunge oder im Gehirn.

Brustkrebs – Häufigkeit, Heilungsaussichten und Überlebenschancen

Brustkrebs ist mit großem Abstand die häufigste Krebsart bei Frauen. Ungefähr jede achte Frau muss damit rechnen, in ihrem Leben an einem Mammakarzinom zu erkranken. Laut Robert Koch-Institut (RKI) erhielten im Jahr 2020 70.550 Frauen neu die Diagnose Brustkrebs. Bei der Mehrzahl der Frauen finden Ärztinnen und Ärzte den Brustkrebs im Frühstadium, wenn er noch nicht gestreut hat. Ein wesentlicher Grund dafür sei das Mammografie-Screening, ein gesetzliches Früherkennungsprogramm, auf das in Deutschland bisher alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre einen Anspruch haben. Jetzt wurde das Mammografie-Screening erweitert auf Frauen im Alter von 70 bis 75 Jahren. Ein Screening ist eine Reihenuntersuchung an gesunden Frauen.

Auch Männer bleiben nicht von Brustkrebs verschont: 740 Männer erhielten laut RKI im Jahr 2020 die Diagnose Mammakarzinom, eigentlich eine typische „Frauenkrankheit“.

Brustkrebs ist in den meisten Fällen gut behandelbar. Die Überlebenschancen stehen insgesamt gut. Sie sind höher, wenn sich der Brustkrebs noch im Frühstadium befindet und der Tumor auf die Brust beschränkt ist. Auch die Behandlung fällt in der Regel schonender aus, wenn noch keine Metastasen in den Lymphknoten oder anderen Organen nachweisbar sind. Laut RKI sind fünf Jahre nach der Brustkrebs-Diagnose noch 88 Prozent der Frauen am Leben, zehn Jahre später sind es 83 Prozent.

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Auch Vorstufen gelten als früher Brustkrebs

In die Kategorie „früher Brustkrebs“ fällt auch das Duktale Carcinoma in Situ, abgekürzt DCIS. Dabei bilden sich in den Milchgängen der Brust Krebszellen, die jedoch die Basalmembran noch nicht durchbrochen haben. Sie verhalten sich also noch nicht „invasiv“. Die meisten dieser Frauen verspüren keine Brustkrebs-Symptome. Nur auf Bildern (zum Beispiel bei der Mammografie) oder durch die Analyse des Gewebes nach einer Biopsie lassen sich DCIS oft erkennen. Mehr als 6.000 Frauen pro Jahr erhalten die Diagnose eines in situ-Tumors, berichtet das RKI.

DCIS sind unterschiedlich aggressiv. Sie können harmlos bleiben, sich aber auch zu invasivem Brustkrebs weiterentwickeln. Bei welcher Frau dies jedoch geschieht, lässt sich nicht genau vorhersagen. Deswegen sehen die Behandlungen bei DCIS – je nach Aggressivität und Gefährlichkeit der Vorstufen – oft wie beim Brustkrebs aus.

Auch in den Oberflächenzellen der Drüsenläppchen der Brust können sich Veränderungen in Form von Brustkrebs-Vorstufen bilden, etwa ein Lobuläres Carcinoma in Situ oder abgekürzt LCIS.

Symptome: Wie macht sich früher Brustkrebs bemerkbar?

Früher Brustkrebs kann sich durch verschiedene Symptome bemerkbar machen. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Knoten in der Brust
  • Eine veränderte Größe oder Form der Brust
  • Eingezogene Haut („Dellen“, „Orangenhaut“)
  • Eingezogene Brustwarze
  • Flüssigkeit aus der Brustwarze

 

Nicht wenige Frauen ertasten einen Knoten in ihrer Brust selbst und suchen schnell ihren Gynäkologen oder ihre Gynäkologin auf. Auch die Brustkrebsfrüherkennung – das Mammografie-Screening – hilft dabei mit, Brustkrebs möglichst früh zu erkennen.

Auswertungen zum Brustkrebs-Screening ergaben folgendes Bild: Die Anzahl der Frauen, bei denen Brustkrebs in einem fortgeschrittenen Stadium gefunden wird, ist im Vergleich zu der Zeit vor der Reihenuntersuchung gesunken. Dies berichtet das RKI. Die Mehrzahl der Mammakarzinome wird also in einem frühen Stadium diagnostiziert.

Brustkrebs im Frühstadium – Behandlung je nach Stadium, Aggressivität und besonderen Merkmalen

Früher Brustkrebs lässt sich in der Regel gut behandeln und ist in vielen Fällen heilbar, wenn Ärzte und Ärztinnen ihn rechtzeitig diagnostizieren. Es gibt verschiedene Behandlungen bei Brustkrebs. Welche zum Einsatz kommen, hängt von der Größe, vom Stadium und der Ausbreitung (Staging) sowie vom Grad der Veränderung der Tumorzellen im Vergleich zu einer gesunden Zelle (Grading) ab. Auch zur Einschätzung der Prognose ziehen Ärztinnen und Ärzte diese klassischen Parameter heran.

Zudem haben bestimmte Eigenschaften der Krebszellen einen Einfluss darauf, welche Krebstherapien in Frage kommen. Aufgrund neuerer Forschung wird heute bei frühem Brustkrebs der Einsatz von Biomarkertests (Multigenassays) mit in die Entscheidung über die Behandlungsart einbezogen.

Diese Merkmale sind besonders wichtig für die Wahl der Brustkrebs-Behandlung:

  • Der Tumor wächst unter dem Einfluss von Hormonen (Östrogen und/oder Progesteron). Medizinische Fachleute bezeichnen diesen Brustkrebs als hormonempfindlich oder hormonrezeptorpositiv. Die Abkürzungen dafür sind ER+ (Östrogenrezeptor-positiv) und PgR+ (Progesteronrezeptor-positiv). Für diese Frauen eignet sich eine Antihormontherapie, welche die Wirkung des Östrogens abschwächt beziehungsweise seine Produktion vermindert.
  • Manche Krebszellen besitzen das Merkmal HER2 auf ihrer Zelloberfläche. Das Kürzel HER2 steht für „Humaner Epidermaler Wachstumsfaktor Rezeptor 2“. Er dient als Andockstelle für Wachstumsfaktoren, die wiederum Wachstumssignale ins Innere der Zelle weiterleiten. Ungefähr 15 bis 20 Prozent aller neu diagnostizierten Mammakarzinome besitzen HER2 in größerer Anzahl. Ein HER2-positiver Brustkrebs lässt sich mit Antikörpern behandeln.
  • Triple-negativer Brustkrebs (TNBC): In diesem Fall besitzen die Tumorzellen keine Rezeptoren für Östrogen, Progesteron und HER2 (ER-, PgR- und HER2-).

 

Viele Faktoren spielen also mit hinein, wenn Ärztinnen und Ärzte in einem interdisziplinären Tumorboard eine maßgeschneiderte Brustkrebstherapie für jede Frau empfehlen. Das Tumorboard ist ein wichtiges Merkmal von zertifizierten Brustzentren, in dem Fachleute verschiedener medizinischer Fachrichtungen eng zusammenarbeiten. In die endgültige ärztliche Entscheidungsfindung fließen zudem das Alter, der allgemeine Gesundheitszustand sowie die persönlichen Präferenzen und Überzeugungen einer Frau mit ein.

Behandlungen bei Brustkrebs im Frühstadium – Übersicht

Bei frühem Brustkrebs gibt es mehrere Behandlungsmöglichkeiten. Meist steht am Anfang die Operation, dann folgen – je nach Eigenschaften der Krebszellen – meist noch andere Krebstherapien.

Die wichtigsten Behandlungen im Überblick:

  • Operation: Dabei wird der Tumor in der Brust möglichst vollständig entfernt. Heute können Ärztinnen und Ärzte oft brusterhaltend operieren. Eine Entfernung der Brust (Mastektomie) ist nur noch selten nötig.
  • Bestrahlung von außen über die Haut (perkutane Strahlentherapie, Radiotherapie): Dabei schädigen hochenergetische Strahlen das Erbgut (DNA) der Krebszellen. Tumorzellen können diese Schäden nicht so gut reparieren wie gesunde Zellen und sterben ab.
  • Chemotherapie: Eine Behandlung mit „Zellgiften“ (Zytostatika), die im gesamten Körper wirken und Krebszellen absterben lassen. Bei einer Chemo werden meist mehrere Zytostatika miteinander kombiniert, um die Wirksamkeit zu erhöhen.
  • Antihormontherapie (endokrine Therapie): Wenn der Brustkrebs hormonrezeptorpositiv ist, also Andockstellen an der Zelloberfläche für Östrogen und/oder Progesteron besitzt, kommt eine endokrine Therapie in Frage. Es gibt verschiedene Wirkstoffgruppen: Antiöstrogene und Aromatasehemmer. Sie blockieren entweder die Wirkung der Östrogene oder vermindern oder stoppen ihre Produktion. Bei Frauen vor den Wechseljahren wird die Antihormontherapie mit Medikamenten aus der Gruppe der GnRH-Analoga kombiniert. Diese schalten die Funktion der Eierstöcke aus.
  • Zielgerichtete Therapie („engl. targeted therapy“): Es gibt mehrere Medikamente, die sich gezielt gegen bestimmte Merkmale von Krebszellen richten. Eine Behandlung mit Antikörpern eignet sich, wenn die Krebszellen HER2-positiv sind, also übermäßig viele Rezeptoren für Wachstumsfaktoren besitzen. Wohl am bekanntesten ist der Wirkstoff Trastuzumab. Es gibt jedoch inzwischen einige weitere Antikörper, die ebenfalls gezielt wirken. Auch Arzneien, welche die Ausbildung neuer Gefäße zum Tumor verhindern und so die Blutversorgung einschränken (Angiogenesehemmer) oder CDK4/6-Hemmer, die die Signalwege der Krebszellen stören, sind neue Möglichkeiten der zielgerichteten Krebstherapie.
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Früher Brustkrebs: Wann Chemotherapie – wann nicht?

Ungefähr 70.000 Frauen erkranken in Deutschland pro Jahr an frühem Brustkrebs, berichtet der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA). Oft lässt sich keine eindeutige Therapieempfehlung für oder gegen eine Chemotherapie nach der Operation geben, weil sich das Rückfallrisiko einer Frau nicht genau einschätzen lässt.

Das ärztliche Vorgehen bei der Chemotherapie lässt sich grob so beschreiben:

  • Frauen mit einem frühen Brustkrebs, der als aggressiv eingeschätzt wird, erhalten in der Regel nach der Operation zusätzlich eine Chemotherapie, um die Krebszellen abzutöten – sie profitieren von diesen Medikamenten, weil der Krebs schnell wächst und sich ausbreitet. Die Chemotherapie bekämpft die Tumorzellen effektiv und kann die Gefahr eines Rückfalls (Rezidiv) verringern. Sie hat zwar nicht unerhebliche Nebenwirkungen (z.B. Haarausfall, Übelkeit und Erbrechen) und kann einige Spätfolgen nach sich ziehen (z.B. verminderte Fruchtbarkeit). Für viele Frauen mit einem hohen Rückfallrisiko überwiegen allerdings die Vorteile der Chemotherapie.
  • Bei einem Großteil der Frauen mit frühen Brustkrebs, bei denen das Rückfallrisiko niedrig eingeschätzt wird, kann das Mammakarzinom auch ohne Chemotherapie heilbar sein. Diese Frauen würden nicht von den Zytostatika profitieren, müssten aber ihre Nachteile (die Nebenwirkungen und Spätfolgen) in Kauf nehmen. Die Chemo wäre hier unnötig und würde mehr schaden als nützen.
 

Wenn nur die traditionellen Diagnosekriterien genutzt werden, besteht die Schwierigkeit also darin, herauszufinden, welcher Frau mit frühem Brustkrebs die zusätzliche Gabe einer Chemotherapie nützt und welche keine Vorteile durch sie hat. Wichtig zu wissen ist, dass die Chemotherapie nach einer Operation nicht ersatzlos „gestrichen“ wird. Grundsätzlich erhalten alle Patientinnen mit hormonrezeptorpositivem Brustkrebs eine Antihormontherapie.

Früher Brustkrebs: So können Biomarkertests helfen

Dieser Frage „Chemotherapie – ja oder nein?“ bei frühem Brustkrebs können sich Ärztinnen und Ärzte heute durch sogenannte Biomarkertests besser annähern. Andere gebräuchliche Bezeichnungen dafür sind biomarkerbasierte Test, Multigentests oder Genexpressionstests. In Deutschland gibt es derzeit vier solcher Biomarkertests. Sie können Frauen mit hormonrezeptorpositivem frühem Brustkrebs mehr Sicherheit bei der Therapieentscheidung geben.

Auch Übertherapien und Untertherapien lassen sich so vermeiden. Die einen Frauen erhalten keine Behandlung, von der sie keinen zusätzlichen Nutzen, sondern nur Nebenwirkungen hätten. Dagegen erhalten andere Frauen jene Krebstherapie, die für sie lebensrettend sein kann.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für einen Biomarkertest bei frühem Brustkrebs, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Der Tumor muss hormonrezeptorpositiv und HER2-negativ sein. Die für das weitere Leben der Frauen sehr wichtige Frage, ob eine zusätzliche Chemotherapie einen Nutzen hat oder nicht, lässt sich heute anhand von biomarkerbasierten Tests mit hoher Sicherheit beantworten.   

  1. Patientenleitlinie „Brustkrebs im frühen Stadium“, https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Patientenleitlinien/Patientenleitlinie_Brustkrebs_im_fruehen_Stadium_1820010.pdf (Abruf: 2.6.2023)
  2. Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms Langversion 4.4 – Juni 2021, https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Mammakarzinom_4_0/Version_4.4/LL_Mammakarzinom_Langversion_4.4.pdf (Abruf: 2.6.2023)
  3. Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/brustkrebs/index.php (Abruf: 3.6.2023)
  4. Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/prognosetests-bei-brustkrebs.html
  5. Deutsche Krebshilfe, https://www.krebshilfe.de/informieren/ueber-krebs/krebsarten/brustkrebs/ (Abruf: 2.6.2023)
  6. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG), https://www.gesundheitsinformation.de/frueher-brustkrebs-behandlung.html und https://www.gesundheitsinformation.de/frueher-brustkrebs-ist-eine-chemotherapie-sinnvoll.html (Abruf: 3.6.2023)
  7. Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/brustkrebs-frueh (Abruf: 3.6.2023)
  8. Robert Koch-Institut (RKI), https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Brustkrebs/brustkrebs_node.html (Abruf: 12.1.2024)
  9. Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA), https://www.g-ba.de/presse/pressemitteilungen-meldungen/800/  und https://www.g-ba.de/presse/pressemitteilungen-meldungen/1105/ (Abruf: 3.6.2023)
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