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Gebärmutterkrebs: Diagnose

Redaktion Mamma Mia!

Gebärmutterkrebs_Diagnose
© iStock / valiantsin suprunovich
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Gebärmutterkrebs erkennen Ärztinnen und Ärzte mit Hilfe verschiedener Methoden. Die Untersuchungsergebnisse setzen sie wie ein Puzzle zusammen. Molekulargenetische Tests spielen bei der Diagnose eine immer größere Rolle.

Für die Diagnose „Gebärmutterkrebs“ sind viele verschiedene Untersuchungen notwendig. Es geht nicht nur darum, das Endometriumkarzinom zu erkennen und die Größe, das Stadium und die Aggressivität des Tumors zu bestimmen. Wichtig sind auch besondere Eigenschaften des Tumors, denn: Gebärmutterkrebs ist nicht gleich Gebärmutterkrebs. So wächst zum Beispiel die Mehrheit der Endometriumkarzinome (etwa 80 Prozent) unter dem Einfluss von Östrogenen, was Ärzte sich bei der Behandlung zunutze machen. Auch bestimmte molekulargenetische Merkmale der Krebszellen können Auswirkungen auf die Krebstherapie haben. Daher untersuchen Pathologen die Krebszellen sehr genau.

Aus allen Untersuchungsergebnissen – den Puzzleteilen – lässt sich schließlich eine Art „Fingerabdruck“ des Tumors erstellen. Und davon hängt wiederum die Wahl der Therapie entscheidend ab

Diagnose Gebärmutterkrebs: Gespräch zur Krankengeschichte

Am Anfang jeder Krebsdiagnose steht das Gespräch zwischen Ihnen und Ihrem Arzt, bei dem es zunächst um Ihre Krankengeschichte geht (Anamnese).

Besonders wichtig sind zum Beispiel folgende Fragen:

  • Welche Symptome haben Sie genau?
  • Wann haben Sie die Symptome erstmals bemerkt?
  • Wie intensiv sind die Beschwerden ausgeprägt?
  • Haben sie sich zwischendurch gebessert oder kontinuierlich verschlechtert?
  • Sind Krankheiten bei Ihnen bekannt? Falls ja: Welche?
  • Gibt es Krebserkrankungen in Ihrer Familie? Falls ja: Welche?
  • Nehmen Sie Medikamente ein? Falls ja: Welche und seit wann?
  • Lebensstil: Wie ernähren Sie sich? Wie viel bewegen Sie sich? Rauchen Sie? Trinken Sie Alkohol?

Ihre Antworten liefern Ihrem Arzt schon erste Hinweise darauf, was die Ursache Ihrer Beschwerden sein könnte.

Dann folgen in der Regel weitere Untersuchungen, um Gebärmutterkrebs zu erkennen. Standard ist die körperliche und gynäkologische Untersuchung, bei der der Arzt unter anderem die Lymphnoten sowie die äußeren und inneren Geschlechtsorgane abtastet und nach Auffälligkeiten und Veränderungen sucht. Auch eine Blutuntersuchung ist Routine, um Ihren gesundheitlichen Allgemeinzustand zu prüfen. Mehr Licht ins „Dunkel“ bringen dann bildgebende Verfahren.

Gebärmutterkrebs: Ultraschall

Der Ultraschall (Sonografie) ist eine Untersuchungsmethode, die in der Medizin sehr oft in der Diagnostik zum Einsatz kommt. Beim Verdacht auf Gebärmutterkrebs kann der Ultraschall Informationen über den Zustand der Gebärmutter, Gebärmutterschleimhaut, aber auch der Eierstöcke, Eileiter und benachbarter Strukturen liefern. Dazu gehören zum Beispiel das Bauchfell, die Harnblase und Teile des Darms.

Den Ultraschall zur Diagnostik von Gebärmutterkrebs führt der Arzt über die Scheide durch. Er heißt daher auch transvaginaler Ultraschall, abgekürzt TVUS. Anzeichen für einen Gebärmutterkrebs sind oft schon auf Ultraschallbildern erkennbar.

Wie funktioniert ein Ultraschall?

Ultraschall funktioniert mit Schallwellen, deren Frequenzen weit oberhalb der menschlichen Hörgrenze (über 20 kHz = Kilohertz) liegen – ein Mensch kann sie also nicht über sein Gehör wahrnehmen. Schallwellen sind gesundheitlich unbedenklich. Im Gegensatz zu einer Röntgenuntersuchung ist die Sonografie nicht mit einer Strahlenbelastung verbunden.

Ärzte verwenden einen Schallkopf, der Ultraschallwellen mit Hilfe von elektrischen Kristallen erzeugt und in den Körper aussendet. Das Gewebe reflektiert diese unterschiedlich stark. So wird ein „Echo“ erzeugt, das der Schallkopf wiederum empfängt. Ein kleiner Computer, der sich im Ultraschallgerät befindet, errechnet daraus zweidimensionale Schnittbilder, die der Arzt auf einem Monitor sehen kann. Die Stärke des zurückgeworfenen Echos lässt Rückschlüsse auf die Beschaffenheit des Gewebes zu. Die meisten Ultraschallgeräte liefern heute sehr detaillierte und hochaufgelöste Bilder.

Ein Gebärmutterkrebs ist oft schon im Ultraschall sichtbar. Ärzte können zum Beispiel erkennen, ob sich der Tumor bereits auf den Gebärmutterhals und benachbarte Gewebe und Organe ausgebreitet hat. Noch genauere Bilder liefert die sogenannte Hydrosonografie – eine Variante des Ultraschalls, bei der eine Salzlösung in die Gebärmutter geleitet wird. So lassen sich Veränderungen an der Gebärmutter aufdecken.

Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie)

Bei der Gebärmutterspiegelung kommt ein besonderes Instrument zum Einsatz, das Hysteroskop (daher auch Hysteroskopie). Es ist mit einer kleinen Kamera und einer Lichtquelle ausgerüstet. Ärzte können somit gut in die Gebärmutter hineinsehen und Veränderungen erkennen, etwa die Dicke der Gebärmutterschleimhaut.

Der Vorteil ist, dass Ärzte während der Gebärmutterspiegelung gleichzeitig kleine Gewebeproben (Biopsie) aus verschiedenen Bereichen entnehmen können, zum Beispiel von der Gebärmutter und getrennt vom Gebärmutterhals. Diese Zellproben schicken sie anschließend ins Labor.

Ein Pathologe nimmt die Zellen unter dem Mikroskop genauer unter die Lupe. Diese „feingewebliche“ Untersuchung zeigt, ob es sich um gutartige oder bösartige Zellen handelt. Einen Gebärmutterkrebs erkennen und die richtige Diagnose stellen können Ärzte durch die Analyse der Zellen mit hoher Sicherheit. Danach untersuchen Pathologen die Zellen aber noch genauer auf ihre biologischen und molekulargenetischen Eigenschaften. So können sie einen individuellen „Fingerabdruck“ des Tumors erstellen.

Diagnose „Gebärmutterkrebs“ – weitere Untersuchungen

Wichtig für die Auswahl der Krebsbehandlungen ist, in welchem Stadium sich Ihr Gebärmutterkrebs befindet und wie weit er sich ausgebreitet hat. „Staging“ ist der Fachbegriff dafür.

Ärzte möchten folgende Fragen klären:

  • Ist der Krebs noch auf die Gebärmutter begrenzt?
  • Hat er sich schon auf „Wanderschaft“ begeben und ist in benachbarte Lymphknoten, Gewebe und Organe eingedrungen?
  • Hat sich der Krebs auf weiter entfernt liegende Organe ausgebreitet und dort Metastasen gebildet?

Bildgebende Verfahren helfen dabei mit, diese Fragen zu beantworten. Dazu zählen:

  • Röntgenuntersuchung des Brustkorbs: Das Röntgen ist seit langem in der Diagnostik bewährt, auch bei einer Krebserkrankung. Ärzte können dadurch Metastasen in der Lunge nachweisen oder ausschließen.
  • Bauchultraschall (Abdomensonografie): Der Ultraschall des Bauchraums kann zum Beispiel Tochtergeschwulste in der Leber aufdecken.
  • Computertomografie (CT): Eine Röntgenuntersuchung, die den Körper in „Scheibchen“ zerlegt und hochaufgelöste, dreidimensionale Bilder liefert. Sie werden dabei meist in eine „Röhre“ geschoben, aber es gibt inzwischen auch offene CTs (z.B. für Menschen  mit Platzangst).
  • Magnetresonanztomografie (MRT = Kernspintomografie): Die MRT arbeitet mit starken Magnetfeldern. Wie die CT liefert auch die MRT detaillierte 3-D-Bilder aus dem Körper. Besonders weiche Strukturen lassen sich gut abbilden.
  • Blasenspiegelung (Zystoskopie) und Darmspiegelung (Rektoskopie): Darüber können Ärzte herauszufinden, ob der Krebs in die Blase oder den Darm eingewachsen ist.
  • Szintigrafie: Ein nuklearmedizinisches Verfahren, das mit radioaktiven Substanzen arbeitet. Diese Stoffe reichern sich in Zellen an, deren Stoffwechsel besonders aktiv ist. Dies ist auch bei Krebszellen der Fall.
  • Manchmal Positronenemissionstomografie (PET-CT): Ein noch relativ neues Verfahren, das Metastasen zuverlässig aufspüren kann. Es ist aber relativ teuer und nur in spezialisierten Zentren möglich.

Eine gute Nachricht ist, dass Ärzte den Gebärmutterkrebs heute in vielen Fällen im Frühstadium finden. Er macht sich nämlich durch einige Warnsignale bemerkbar, oft durch ungewöhnliche Blutungen. Die meisten Frauen suchen deswegen schnell ihren Arzt auf. Bei einer rechtzeitigen Diagnose ist der Gebärmutterschleimhautkrebs gut behandelbar und lässt sich in vielen Fällen heilen. Dieser Grundsatz gilt übrigens für viele Krebsarten, zum Beispiel auch für Brustkrebs.

Endometriumkarzinom - Was ist das?
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Gebärmutterkrebs: Stadien

Für die Einteilung des Gebärmutterkrebses in Stadien – das Staging – verwenden Ärzte eine Klassifikation, die weltweit einheitlich ist, die TNM-Klassifikation. So können ärztliche Spezialisten überall auf der Welt die Schwere und das Ausmaß einer Krebserkrankung „lesen“. Nicht zu verwechseln sind diese Stadien beim Gebärmutterkrebs übrigens mit den Stufen beim Gebärmutterhalskrebs (sogenannten PAP-Stufen von 0 bis 5). Manche sprechen aber auch beim Endometriumkarzinom von Stufen statt Stadien.

Dafür steht das Kürzel „TNM“

  • T (= tumor): Größe und Ausbreitung des ursprünglichen Tumors (von T0 bis T4)
  • N (= engl. node = Knoten): Sind in den benachbarten Lymphknoten Krebszellen nachweisbar und haben sich Lymphknotenmetastasen gebildet? (N0 bis N3)
  • M (= engl. metastasis): Hat der Krebs in anderen Organe und Körperregionen Fernmetastasen gebildet? (M0 und M1)

Ein Beispiel: Aus der Bezeichnung N0 und M0 lässt sich herauslesen, dass in den angrenzenden Lymphknoten keine Krebszellen und im Körper keine Fernmetastasen gefunden wurden, etwa in der Leber oder Lunge.

Grading – wie bösartig sind die Krebszellen?

Neben dem Gebärmutterkrebs-Stadium spielt auch das „Grading“ eine Rolle. Hier geht es um die Frage, inwieweit die Krebszellen gesunden Zellen noch ähnlich sind. Ärzte sagen, wie gut die Zellen „differenziert“ sind.

Es gibt drei Differenzierungsgrade:

  •  G1:Die Zellen sind gut differenziert, also gesunden Zellen noch sehr ähnlich. Die Zellen sind weniger bösartig (Low Grade).
  • G2: Es handelt sich um mäßig differenzierte Zellen.
  • G3: Die Zellen sind undifferenziert und stark entartet. Sie sind sehr bösartig (High Grade).

Allgemein gilt folgender Zusammenhang: Je geringer eine Tumorzelle ausdifferenziert ist, je weniger sie dem normalen Gewebe ähnelt, umso bösartiger ist sie auch. Und: Aggressive Tumoren können schneller wachsen, schneller Metastasen bilden oder schneller wiederkehren (Rezidiv).

FIGO-Stadien bei Gebärmutterkrebs

Daneben ist bei gynäkologischen Tumoren wie dem Gebärmutterkrebs auch die FIGO-Klassifikation gebräuchlich. Sie geht auf die französische Fédération Internationale de Gynécologie et d’Obstétrique zurück. Diese Einteilung berücksichtigt nicht nur die Ergebnisse aus der Pathologie, sondern auch die Labor- und Operationsergebnisse. Es gibt die Gebärmutterkrebs-Stadien 1 bis 4 mit weiteren, noch genaueren Unterteilungen.

  • Gebärmutterkrebs Stadium 1: Der Tumor ist noch auf die Gebärmutter beschränkt.
  • Gebärmutterkrebs Stadium 2: Der Tumor hat sich auf den Gebärmutterhals ausgedehnt.
  • Gebärmutterkrebs Stadium 3: Der Tumor hat sich außerhalb der Gebärmutter ausgebreitet, aber nur innerhalb des Beckens.
  • Gebärmutterkrebs Stadium 4: Der Tumor hat benachbarte Organe (zum Beispiel Blase, Darm) oder andere Regionen außerhalb des Beckens befallen.

Endometriumkarzinom: Typ 1 oder Typ 2?

Außerdem spielt es eine Rolle für die Krebsbehandlung, ob der Gebärmutterkrebs unter Hormoneinfluss wächst oder nicht. Der Großteil der bösartigen Tumoren in der Gebärmutter braucht die weiblichen Geschlechtshormone für sein Wachstum. Beim Endometriumkarzinom gibt es zwei Typen:

  • Typ 1: Der Krebs ist hormonempfindlich und wächst unter dem Einfluss von Hormonen (Östrogenen). Dieser Typ 1 kommt in ungefähr 80 Prozent aller Fälle vor.
  • Typ 2: Hier wachsen die Krebszellen auch ohne die Einwirkung von Östrogenen. Dieser Typ kommt deutlich seltener vor. Meist ist dieser Gebärmutterkrebs aggressiver und wächst schneller.

Molekulare Tests bei Gebärmutterschleimhautkrebs

Auch die biologischen und molekulargenetischen Merkmale von Krebszellen fließen heute bei einem Endometriumkarzinom mit ein, um anschließend eine maßgeschneiderte Krebstherapie auszutüfteln. Medizinische Fachleute unterscheiden derzeit vier molekulare Untertypen, durch die sich der Gebärmutterkrebs noch genauer charakterisieren lässt:

  • POLE ultramutated
  • MSI hypermutated
  • copy-number low (No Specific Molecular Profile = NSMP)
  • copy-number high (CL high, auch p53 abnormal)

Diese Untertypen des Endometriumkarzinoms sind für die Auswahl der Behandlung wichtig, weil Ärzte vorab prüfen können, ob eine bestimmte Therapie anschlägt. Auch über die Prognose lassen sich Aussagen treffen. Die Untergruppe „MSI“ ist für Frauen mit einem sogenannten „Lynch-Syndrom“ sogar für die Prävention bedeutsam. Diese erblich bedingte Erkrankung ist mit einem erhöhten Risiko für mehrere Krebsarten verbunden, darunter auch für Gebärmutterkrebs.

Die Abkürzung „MSI“ steht für das komplizierte Wort „Mikrosatelliteninstabilität“. Dieser genetische Marker zeigt, dass die normalerweise sehr ausgefeilten Reparaturmechanismen der Zellen aus dem Takt geraten sind. Für Trägerinnen dieses MSI-Merkmals ist die Immuntherapie eine neue Behandlungsmöglichkeit.

Ausgefeilte Diagnostik – maßgeschneiderte Therapie

Anhand der gewonnen Untersuchungsergebnisse (zum Beispiel Stadien, Grading, Typ, genetische Merkmale) erstellen Ärzte einen pathologischen Befund. Er ist mit dem „Personalausweis“ des Tumors vergleichbar.

Die Wahl der Behandlung(en) beim Endometriumkarzinom hängt entscheidend von mehreren Faktoren ab. Nicht nur die Größe, das Stadium, die Ausbreitung und Aggressivität eines Tumors zählen, sondern auch seine molekulargenetischen Eigenschaften und ob er unter Hormoneinfluss wächst sind wichtig. Auch auf die Prognose und Heilungschancen haben diese Faktoren einen Einfluss.

Wenn alle Fakten zum Endometriumkarzinom vorliegen und der Fingerabdruck des Tumors erstellt ist, lässt sich die Therapie individuell auf jede Frau zuschneiden. Weil dies ein sehr komplexes Unterfangen ist, ist es ratsam, sich in einem zertifizierten gynäkologischen Krebszentrum behandeln zu lassen.

NP-DE-AOU-WCNT-230005 (04/2023)

Mit freundlicher
Unterstützung von GlaxoSmithKline

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Die Informationen auf dieser Seite können eine professionelle Beratung durch ausgebildete und anerkannte Ärztinnen und Ärzte nicht ersetzen. Auch dienen sie nicht dazu, eigenständig eine Diagnose zu stellen oder eine Therapie einzuleiten.