Abschied nehmen bei einer Krebserkrankung

Redaktion Mamma Mia!

Abschied nehmen
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Wenn eine fortgeschrittene Krebserkrankung nicht mehr heilbar ist, müssten sich die Liebsten eines Tages voneinander verabschieden. Ein Leitfaden, was vorher am besten zu regeln ist und wie ein Abschied in Würde gelingen kann. 

Eine schwere Krebserkrankung ist häufig nicht heilbar, aber über längere Zeit palliativ behandelbar. Es geht darum, Beschwerden zu lindern, die Lebensqualität aufrechtzuerhalten und die verbleibende Lebenszeit so angenehm wie möglich zu gestalten. In dieser Phase müssen sich sowohl der Erkrankte als auch die Familie, Angehörigen und Freunde mit der Tatsache auseinandersetzen, dass sie eines Tages Abschied voneinander nehmen müssen. Der Tod ist ein Thema, das in der Gesellschaft noch immer ein großes Tabu ist. Viele Menschen verdrängen den Tod, weil er ihnen gleichzeitig die eigene Sterblichkeit vor Augen führt. Sie bangen und hoffen, dass vielleicht doch wieder alles gut wird. Manche sind auch wütend, verzweifelt, deprimiert, haben Angst oder fühlen sich schuldig. Diese Gedanken und Gefühle sind ganz normal und gehören zum Prozess des bevorstehenden Verlustes.  

Sich von einem geliebten Menschen verabschieden zu müssen, ist für alle eine schwierige, schmerzliche und herausfordernde Situation. Wie sich Menschen emotional, geistig und organisatorisch auf das Lebensende einer vertrauten Person vorbereiten, ist sehr persönlich und individuell. Es gibt kein Patentrezept für das Abschiednehmen, das allen Menschen gleichermaßen hilft.  Dazu kommt, dass es einige Formalitäten zu regeln gibt. Viele empfinden dies als anstrengend, aber es ist wichtig und kann anschließenden Unklarheiten vorbeugen.  

Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung

Ratsam ist es, möglichst frühzeitig eine Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht oder Betreuungsverfügung aufzusetzen. Diese Dokumente geben Rechtssicherheit und regeln, wie in welchen Situationen zu verfahren ist. Außerdem lassen sich die Wünsche des kranken Menschen berücksichtigen. 

In der Patientenverfügung legen Sie eindeutig fest, welche medizinischen Maßnahmen gewünscht oder nicht erwünscht sind, falls Sie in einen Zustand kommen, in dem Sie diese Entscheidung nicht mehr selbst treffen können. Sie ist ein wesentliches Element der Selbstbestimmung eines Menschen. Auch für Angehörige und das medizinische Personal ist die Patientenverfügung hilfreich, weil sie wissen, was in Ihrem Sinn ist – und was nicht. Für die Patientenverfügung gibt es Vordrucke, zum Beispiel im Internet ((siehe Kasten). Eine notarielle Beurkundung ist nicht notwendig, aber Sie müssen das Dokument mit Ihrer Unterschrift unterzeichnen. 

In der Vorsorgevollmacht bestimmen Sie ein oder mehrere Personen Ihres Vertrauens, zum Beispiel Ihre Kinder, die Entscheidungen in Ihrem Sinn treffen dürfen, wenn Sie nicht mehr selbst dazu in der Lage sind. Dazu gehören beispielsweise medizinische Maßnahmen, finanzielle und rechtliche Angelegenheiten bei Behörden und Versicherungen oder Ihr Aufenthaltsort. Sie können wählen (ankreuzen), in welchen Angelegenheit Sie diese Vertrauensperson vertreten darf. Auch hier gibt es Vordrucke (siehe Kasten), welche die Erstellung erleichtern. Ein Besuch beim Notar ist hier nicht nötig. Durch diese Vollmachtserteilung vermeiden Sie, dass ein Gericht im Ernstfall eine Betreuung anordnet.  

Liegt nämlich keine Vorsorgevollmacht vor, kommt das Gericht ins Spiel. In einer Betreuungsverfügung können Sie einen Wunsch äußern, welche Person das Gericht zur Betreuung bestellen soll, falls sie notwendig werden sollte. Das Gericht prüft, ob die vorgeschlagene Person geeignet ist und überwacht ihr Handeln. Ansonsten legt das Gericht selbst einen rechtlichen Betreuer oder eine Betreuerin fest. Im Prinzip geht es aber bei der Vorsorgevollmacht und der Betreuungsverfügung um die gleiche Sache: Welche Person ist zuständig, wenn Sie selbst nicht mehr in der Lage sind, Ihre Angelegenheiten zu regeln.  

Formulare als PDF-Download

Das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJ) bietet Vordrucke und Textbausteine für die Patientenverfügung sowie Formulare zur Vorsorgevollmacht/ Betreuungsverfügung zum Download an.  

Testament aufsetzen

Alle Menschen können Regelungen über ihre Finanzen und ihren Nachlass treffen. Am besten setzen Sie ein Testament auf, in dem Sie ihren letzten Willen bekunden. Dies kann spätere Erbstreitigkeiten verhindern und Sicherheit für die Hinterbliebenen schaffen. Besonders wichtig kann ein Testament bei minderjährigen Kindern, Patchwork-Familien oder unverheirateten Paaren sein. Es gibt mehrere Varianten. Ein handschriftliches Testament ist vollständig per Hand geschrieben, mit Datum versehen und unterzeichnet. Ein notarielles Testament beurkundet dagegen ein Notar. Es bietet mehr Rechtssicherheit.

Für die Bestattung vorsorgen

Manche Menschen ist es wichtig, ihre Beerdigung selbst zu überlegen und zu planen. Sie möchten festlegen, ob sie zum Beispiel eine Feuer-, Erd oder Friedwaldbestattung wünschen. Auch wie die Beerdigung ablaufen soll, zum Beispiel kirchlich oder mit einem Trauerredner oder einer -rednerin. Manche möchten auch, dass Angehörige, Freunde oder Wegbegleiter ein paar Worte sagen. Auch die Musik, einen besonderen Blumenstrauß oder Kranz möchten Menschen manchmal selbst festlegen. Diese Wünsche und Vorstellungen können Sie schriftlich festhalten oder mit Angehörigen besprechen. Überlegen Sie eventuell auch, wer die Beerdigung finanziert. Vielleicht haben Sie eine Bestattungsversicherung abgeschlossen, welche die Kosten trägt, oder Sie legen ein Treuhandkonto an. 

Hilfe für Angehörige beim Abschied

Vielleicht sprechen Sie mit anderen Menschen, die Ihnen nahestehen, über Ihre Gefühle und Ängste. Auch ein Gespräch mit einer Person aus der Seelsorge, Palliativmedizin, Pflege oder dem Hospiz kann hilfreich sein, um die Seele zu entlasten, Mut zu schöpfen, Kraft zu tanken und das Gefühl zu bekommen, dass Sie nicht alleine sind.  

Suchen Sie auch das Gespräch mit Ihrem kranken Angehörigen. Die meisten spüren, dass sie sterben werden. Manchmal ist es erleichternd, einige Dinge, die früher vielleicht unausgesprochen geblieben sind, zu klären. Vielleicht können Sie frühere Konflikte beilegen oder Missverständnisse ausräumen. Sie können sich auch gemeinsam an Schönes erinnern, Erlebnisse und Geschichten erzählen oder zusammen über den bevorstehenden Abschied trauern. Manche sprechen auch über spirituelle oder religiöse Themen, zum Beispiel, ob es ein Leben nach dem Tod gibt oder ob man sich im Jenseits wiedersehen wird. 

Wenn der Zeitpunkt des Abschieds näher rückt: Halten Sie Ihren kranken Angehörigen nicht fest, sondern geben Sie ihm das Gefühl, dass er gehen darf. Versuchen Sie, den Tod zu akzeptieren und Frieden zu finden.  

Organisatorisches nach dem Tod

Nach dem Tod eines Menschen folgen verschiedene Schritte. Der Arzt oder die Ärztin stellt einen Totendschein aus und Sie müssen ein Bestattungsinstitut kontaktieren. Im besten Fall hat es der oder die Verstorbene schon vorher ausgesucht und seine Wünsche für die Bestattung niedergelegt.  

Bestattungsinstitute organisieren heute nicht nur die Bestattung, sondern regeln auch schon erste Formalitäten. Die meisten trauernden Menschen empfinden dies als große Entlastung.  Dazu gehört zum Beispiel das Initiieren der Witwen- oder Witwerrente oder das Kontaktieren des Amtsgerichtes, das für Erbschaftsangelegenheiten zuständig ist. Hinterbliebene müssen sich später aber um weitere Formalitäten wie Versicherungen oder Verträge kümmern.

Sich Zeit zum Trauern geben

Wie ein Mensch trauert, ist immer individuell und lässt sich nicht vorschreiben. In der Regel durchlaufen trauernde Menschen verschiedene Phasen, die sich grob so beschreiben lassen:  

  • Zunächst möchten sie den Tod nicht wahrhaben und befinden sich in einer Art Schockstarre. Das kann auch der Fall sein, wenn Sie sich auf den Tod vorbereiten konnten und Zeit für den Abschied hatten. Oft ist es dennoch überraschend, wenn der Tod dann tatsächlich eingetreten ist.  
  • Viele entwickeln anschließend intensive Gefühle, zum Beispiel Einsamkeit, Angst, Verzweiflung oder Hilflosigkeit.  
  • Dann akzeptieren sie den Verlust langsam und orientieren sich Schritt für Schritt neu in ihrem Leben.  
  • Schließlich empfinden viele wieder Sinn in ihrem Leben, erreichen eine innere Balance und blicken wieder mit mehr Zuversicht in die Zukunft. 

Trauer braucht Zeit, Raum und die Möglichkeit, ihr Ausdruck zu verleihen. Manche Menschen ziehen sich zurück und verarbeiten den Tod eines geliebten Menschen im Stillen. Andere suchen das Gespräch und verarbeiten den Tod gemeinsam mit anderen Personen. Sie erinnern sich an ihn und erzählen vom verstorbenen Menschen. Dies kann sehr tröstlich sein. Auch Schreiben oder Spaziergänge in der Natur empfinden viele Menschen als hilfreich während der Trauerzeit. 

Wie lange ein Mensch trauert, kann sehr verschieden sein. Es gibt keine Zeitspanne für die Verarbeitung, die für alle Menschen gilt. Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen. Für Menschen, die mit Trauernden zu tun haben, gibt es einen Tipp: Sagen Sie nicht, dass der Tod doch jetzt schon länger her ist und dass der Betroffene ihn langsam verarbeitet haben müsste. Haben Sie vielmehr Geduld und setzen Sie einen trauernden Menschen nicht unter Druck. Auch Trauer- oder Selbsthilfegruppen können Unterstützung bei einem Verlust bieten. Viele Menschen verlieren im Lauf des Lebens einen geliebten Menschen und haben vielleicht Tipps, die auch Ihnen helfen können.  

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