Eierstockkrebs – erste Schritte nach der Diagnose

Redaktion Mamma Mia!

Eierstockkrebs - Erste Schritte Diagnose
© iStock / Philip Hoeppli

Die Diagnose „Eierstockkrebs“ wirft für die meisten Frauen viele Fragen auf. Lesen Sie, wie Sie nach der Krebsdiagnose Schritt für Schritt vorgehen und was für die Behandlung wichtig ist.

Die Diagnose Eierstockkrebs kann das Leben ziemlich aus den Angeln heben. Bewahren Sie dennoch einen kühlen Kopf und überstürzen Sie nichts, wenn Sie von Ihrem Ovarialkarzinom erfahren haben. Auch wenn Ärztinnen und Ärzte raten, zügig mit der Krebstherapie zu beginnen: Nehmen Sie sich Zeit und klären Sie alle Fragen, die Ihnen wichtig sind. Suchen Sie vor allem ein Behandlungsteam, das Expertise und Erfahrung mit der Behandlung von Eierstockkrebs hat. Sie sollten Ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten vertrauen und sich bei ihnen in guten Händen fühlen. 

Eierstockkrebs ist eine vergleichsweise seltene Krebsart, an der pro Jahr nur etwa 6.700 Frauen neu erkranken, wie das Robert Koch-Institut (RKI) berichtet. Außerdem besitzt sie unterschiedlichen Facetten und ist von Frau zu Frau verschieden. Für Ärztinnen und Ärzte ist es daher gar nicht so einfach, ausreichend Erfahrung mit der Diagnostik und Behandlung dieser Krebsart zu sammeln. 

Passende Klinik für Eierstockkrebs finden

Suchen Sie ein onkologisches (gynäkologisches) Zentrum, das auf die Diagnostik und Therapie von Eierstockkrebs spezialisiert ist, um die bestmögliche Beratung und Behandlung zu erhalten. Der erste und wichtige Behandlungsschritt bei Eierstockkrebs ist in der Regel die Operation, an die sich meist eine Chemotherapie anschließt. Die Eierstockkrebs-OP soll den Tumor möglichst vollständig entfernen, während die anschließende Chemotherapie eventuell noch im Körper verbliebene Krebszellen zerstören soll. Die Operation ist eine lokale Krebstherapie, die Chemo eine systemische Behandlung, die im gesamten Körper wirkt. Beide Behandlungen packen den Tumor an verschiedenen „Achillesfersen“, ergänzen einander und werden meist in der gleichen Klinik durchgeführt. 

Die Behandlung in einem spezialisierten onkologischen Zentrum scheint sich auch günstig auf die Prognose bei einem Ovarialkarzinom auszuwirken. Die Erfahrung von Ärztinnen und Ärzten spielt eine wichtige Rolle für den Erfolg der Krebsbehandlungen. Das gilt für Spezialistinnen und Spezialisten aus der Chirurgie, die Eierstockkrebs operieren, genauso wie für jene aus der internistischen Onkologie, die für die medikamentöse Krebstherapie verantwortlich sind.

Klinische Studien und onkologische Zentren – welche Vorteile?
  • Einige onkologische Zentren behandeln Eierstockkrebs nicht nur, sondern führen zugleich onkologische Studien zur Wirksamkeit und Verträglichkeit neuer Therapien durch. 
  • Bei der Behandlung von Krebserkrankungen gibt es laufend Fortschritte, auch bei Eierstockkrebs. Neue Therapien werden in klinischen Studien überprüft und – wenn sie positive Ergebnisse erzielen – zeitnah in das Behandlungskonzept aufgenommen.
  • Ein Beispiel für neue Therapien sind Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs), bei denen ein Antikörper mit einem Chemotherapeutikum – eine Zellgift – gekoppelt ist. Diese Medikamente sollen Krebszellen zielgenau zerstören und gesunde Zellen weitgehend schonen. Sie kommen heute auch bei Eierstockkrebs zum Einsatz. 
  • Es kann jedoch unterschiedlich lange dauern, bis neue Therapieempfehlungen tatsächlich Eingang in den klinischen Alltag finden. In onkologischen Zentren geschieht dieser Transfer neuer Erkenntnisse meist schneller als in nicht spezialisierten Kliniken. 

In Deutschland gibt es verschiedene Kliniken und Zentren, die auf die Behandlung von gynäkologischen Krebserkrankungen wie Eierstockkrebs spezialisiert sind. Dort arbeiten medizinische Fachleute verschiedenster Fachrichtungen eng zusammen, zum Beispiel aus der Chirurgie, Onkologie, Radiologie oder Anästhesie. Teil des interdisziplinären Teams sind meist auch Fachpersonen aus der Psychoonkologie, Sozialarbeit und Seelsorge. 

Eine wichtige Anlaufstelle für Menschen mit einer Krebserkrankung sind zertifizierte Krebszentren. Die Deutsche Krebsgesellschaft verleiht die Zertifikate nach strengen Kriterien. Diese Zentren müssen strenge Qualitätsanforderungen erfüllen und werden regelmäßig überprüft. 

Die Deutsche Krebshilfe hat ein Netzwerk aus Onkologischen Spitzenzentren, Klinischen Onkologischen Zentren und Organkrebszentren ins Leben gerufen: Onkologische Spitzenzentren (Comprehensive Care Centers, CCC)  sind Kliniken, die eine Krebserkrankung nach höchsten, international anerkannten Standards behandeln. Gleichzeitig bieten sie eine Beratung an – sowohl für Ärztinnen und Ärzte als auch für Patientinnen und Patienten. In solchen Spitzenzentren wird außerdem Forschung betrieben. 

Ein wesentliches Element in solchen onkologischen Zentren sind Tumorboards. Dabei schließen sich Ärztinnen und Ärzte  unterschiedlicher Fachrichtungen regelmäßig in Tumorkonferenzen zusammen. Dort besprechen Sie gemeinsam jeden Fall individuell und beraten, wie sie diagnostisch und therapeutisch vorgehen. Bei Eierstockkrebs gehören dem Tumorboard zum Beispiel Fachleute aus der Gynäkologe, internistischen Onkologe, Chirurgie, Pathologie (Analyse des Tumorgewebes) und manchmal aus der Genetik an. 

Ein Tumorboard bietet die Möglichkeit, einen ganzheitlichen Blick auf jede erkrankte Frau sowie auf alle therapeutischen Optionen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu werfen. Sie erhalten somit die bestmögliche Beratung und medizinische Versorgung. 

Eine weitere Möglichkeit ist die Beratung und Behandlung in einer Ambulanten Spezialfachärztlichen Versorgung (ASV). Dort gibt es ebenfalls ein interdisziplinäres Team, das qualitätsgesichert arbeitet. Die ASV ist eine Möglichkeit, wenn Sie kein zertifiziertes gynäkologisches Krebszentrum oder CCC in der Nähe haben.   

Für Frauen mit familiärem Brust- und Eierstockkrebs (FBREK) gibt es ebenfalls spezielle Kompetenzzentren. Die Adressen finden Sie auf der Webseite des BRCA-Netzwerks. Dieses wird von der Deutschen Krebshilfe unterstützt. 

Tipps für die Suche nach einer Klinik für Eierstockkrebs: 

  • Fragen Sie Ihre hausärztliche oder gynäkologische Arztpraxis nach Kontaktdaten und Adressen. 
  • Die Krebsberatungsstellen der Bundesländer können bei der Suche nach einer geeigneten Klinik helfen. Eine Übersicht finden Sie auf der Webseite des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Dort können Sie nach Postleitzahl oder Wohnort suchen.  
  • Auf der Webseite Oncomap der Deutschen Krebsgesellschaft können Sie nach Tumorart, Wohnort oder Postleitzahl suchen.  
  • Das Deutsche Krebsforschungszentrum bietet eine Kliniksuche sowie viele Informationen zu zertifizierten Krebszentren, onkologischen Spitzenzentren und Organkrebszentren. 
  • Sie können auch direkt bei Ihrer Krankenkasse nachfragen, ob sie Ihnen bei der Kliniksuche behilflich sein kann. 
  • Das Europäische Kompetenzzentrum Eierstockkrebs (EKZE) der Charité Berlin bietet eine Kontaktaufnahme per Telefon oder E-Mail sowie eine schriftliche Zweitmeinung zu gynäkologischen Tumoren. Außerdem führt das EKZE wissenschaftliche Studien und Forschungen durch. 
  • Die Kommission Ovar der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) bietet ein Zertifizierungsprogramm zur Verbesserung der Versorgungsqualität von Frauen mit Eierstockkrebs. Kliniken können sich daran freiwillig beteiligen. Auf der Webseite www.eierstock-krebs.de können Sie sich einen Überblick über zertifizierte Kliniken in ganz Deutschland verschaffen. 

Ihr Recht auf Zweitmeinung bei Eierstockkrebs

Eierstockkrebs ist selten und es gibt eine Vielzahl verschiedener Tumortypen. Es gibt zum Beispiel Borderline-Tumoren, die zwischen gut- und bösartig angesiedelt sind und bei denen Unklarheiten bestehen können. Scheuen Sie sich nicht, eine Zweitmeinung einzuholen – dies ist Ihr gutes Patientenrecht. Am besten lassen Sie sich in einem spezialisierten Zentrum beraten.  

Eine Zweitmeinung können Sie auch einholen, wenn Sie sich unsicher mit den Therapievorschlägen fühlen. Die meisten Ärztinnen und Ärzte unterstützen Sie dabei und stellen Untersuchungsergebnisse und Befunde für eine zweite Meinung zur Verfügung.  

Checkliste fürs Beratungsgespräch

Eine gute Vorbereitung ist wichtig für jedes Beratungsgespräch. Vor dem Arztgespräch können folgende Tipps helfen: 

  • Notieren Sie sich alle Fragen, die sie gerne beantwortet hätten. Während des Gesprächs geraten wichtige Punkte so nicht in Vergessenheit. 
  • Sammeln Sie alle Befunde über Vorerkrankungen oder Allergien, die vielleicht für das Gespräch wichtig sein könnten.  
  • Erstellen Sie auch eine Liste mit Medikamenten, die Sie regelmäßig anwenden. 
  • Überlegen Sie, ob und welche Person Sie eventuell zum Gespräch begleiten könnte. Vier Ohren hören in der Regel mehr als zwei.  


Im Arztgespräch können diese Punkte wichtig sein: 

  • Sprechen Sie alle Fragen offen an, die Ihnen Sorge bereiten und auf dem Herzen liegen. Es gibt keine „dummen“ Fragen. Sie können so auch in Erfahrung bringen, welchen Umgang eine Klinik mit ihren Patientinnen pflegt. Ärztliches Einfühlungsvermögen, Menschlichkeit und Respekt sind besonders wichtig. Auch Ihre persönlichen Wünsche, Bedürfnisse und Überzeugungen sollte Berücksichtigung finden. Lassen Sie ein Stück weit auch Ihr Bauchgefühl sprechen. 
  • Lassen Sie sich alle Therapiemöglichkeiten sowie deren Vor- und Nachteile ausführlich erklären. Gibt es vielleicht Alternativen dazu?  
  • Thematisieren Sie auch den Aspekt der Therapieverträglichkeit und fragen Sie, mit welchen Nebenwirkungen, Komplikation und Spätfolgen sie womöglich rechnen müssen. Es gibt heute vielfältige Möglichkeiten, die Nebenwirkungen von Krebstherapien zu lindern (supportive Therapien) und so die Lebensqualität zu verbessern oder aufrechtzuerhalten.  
  • Fragen Sie immer nach, wenn Ihnen etwas unklar ist oder Sie es nicht verstanden haben. Manchmal verwenden Ärztinnen und Ärzte eine medizinische Fachsprache, die für Laien meist nicht verständlich ist. 
  • Bringen Sie in Erfahrung, ob Sie selbst etwas zu Ihrem Wohlempfinden und Ihrer Lebensqualität beitragen können.  


Nur wenn Sie gut über Eierstockkrebs und die Behandlungen informiert sind, können Sie eine eigenverantwortliche und mündige Entscheidung treffen – am besten gemeinsam mit Ihrem Behandlungsteam nach dem Prinzip der partizipativen Entscheidungsfindung (Shared Decision Making, SDM). 

Weitere Informationen zum Thema

Unser Ziel ist es, wissenschaftliche Informationen verständlich zu vermitteln. Die Informationen können jedoch eine professionelle Beratung durch ausgebildete und anerkannte Ärztinnen und Ärzte nicht ersetzen. Auch dienen sie nicht dazu, eigenständig eine Diagnose zu stellen oder eine Therapie einzuleiten.