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Eierstockkrebs

Die Diagnose Eierstockkrebs trifft in Deutschland jährlich rund 7.500 Frauen. Auf Mamma Mia! finden Sie alle wichtigen Informationen rund um die Erkrankung – von der Diagnose über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten bis hin zum Leben mit Eierstockkrebs.

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Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom)

Die Krebserkrankungen der Eierstöcke, Eileiter und des Bauchfells fasst man umgangssprachlich häufig unter dem Begriff „Eierstockkrebs“  (Ovarialkarzinom) zusammen, da der Entstehungsort bei einem hohen Anteil der Erkrankungen ein gemeinsamer ist und die Behandlung sich nicht unterscheidet. Mit circa 8.000 Neuerkrankungen ind Deutschland pro Jahr handelt es sich um eine seltene Krebserkrankung mit einem Erkrankungsgipfel in der sechsten Lebensdekade.

Bösartige Geschwüre gehen auf Veränderungen im Erbgut einer Zelle zurück, die dazu führen, dass sie sich unkontrolliert teilt und dadurch vermehrt. Von Eierstockkrebs spricht man, wenn diese Zelle zu den Eierstöcken, den Eileitern oder dem Bauchfell gehörte. Auch bei Absiedlungen in andere Gewebe des Bauchraums spricht man von Eierstockkrebs beziehungsweise von Metastasen des Ovarialkarzinoms. Metastasen im Bauchraum können allerdings auch von Tumoren in anderen Organen kommen. In solchen Fällen spricht man nicht von Eierstockkrebs.

Die Ausbreitung der Erkrankung klassifiziert man durch die Verwendung der sogenannten „FIGO“- Klassifikation. Hier wird beschrieben, ob die Erkrankung auf die Eierstöcke, respektive das umliegende Gewebe beschränkt ist (FIGO- Stadium IA- IIB) oder sich darüber hinaus ausgebreitet hat (FIGO Stadium III- IVB).

Anatomie und Funktion der Eierstöcke

In den Eierstöcken (Ovarien) reift die Eizelle heran, die dann während des Zyklus über die Eileiter (Tube) in die Gebärmutter (Uterus) gelangen, wo sie gegebenenfalls von einer Samenzelle (Spermium) befruchtet werden kann. Geschieht dies, reift das Kind in der Gebärmutter heran. Die etwa 7-9 cm große, birnenförmige Gebärmutter liegt im kleinen Becken zwischen Mastdarm und Blase. Während der Schwangerschaft kann ihr Gewicht von zwischen 50–60 Gramm auf etwa 1000 Gramm anwachsen. Ihre muskulösen Wände helfen bei der Geburt, das Baby durch den Geburtskanal heraus zu befördern.

Die Eizellen in den Ovarien sind von Geburt an angelegt – anders als Samenzellen, die täglich millionenfach produziert werden. Beim Eisprung reißt das Bläschen (Follikel), das die Zelle umgibt ein, und gibt damit den Weg des Eis zum Uterus frei.

Eine weitere wichtige Aufgabe der Ovarien ist die Hormonproduktion (vorwiegend Östrogene), die mit der Pubertät beginnt, den Zyklus der Frau regelt und für das hormonelle Gleichgewicht sorgt. Endet diese Hormonproduktion – entweder auf natürliche Weise ab einem gewissen Alter, etwa um die 52 Jahre, oder nach einer operativen Entfernung der Ovarien – beginnen die Wechseljahre (Postmenopause).

Da der Eileiter mit dem Eierstock nicht fest verbunden ist, sondern lediglich „darüber streicht“, versteht man eine Karzinomerkrankung in einem dieser Organe immer als Erkrankung des funktionellen Komplexes: Eierstock, Eileiter und Bauchfell. Dies bedingt die operative Behandlungsstrategie.

 

Risikofaktoren für Eierstockkrebs

Das Lebenszeitrisiko an Eierstockkrebs zu erkranken, liegt bei 1-1,5 Prozent und ist damit sehr niedrig. Im Mittel beträgt das Erkrankungsalter 69 Jahre. Es gibt also nur wenige junge Frauen, die daran erkranken – aber es gibt sie.

Ein weiterer wichtiger Risikofaktor sind Mutationen – also Genveränderungen – besonders in den Genen BRCA1 und BRCA2. Sie wurden im Zusammenhang mit Brustkrebs entdeckt und heißen daher “BReast CAncer”-Gen 1 und 2. In ihrer funktionsfähigen, gesunden Form sind sie der Bauplan für wichtige Enzyme, die in jeder Körperzelle an der Genreparatur beteiligt sind. Im Falle einer Mutation im BRCA-Gen, kann dieses seine Funktion nicht mehr ausüben und das entsprechende Enzym verliert seine Fähigkeit, zur DNA-Reparatur beizutragen (Pathogene Mutation).  Träger dieser Genveränderung haben in Folge ein erhöhtes Risiko, im Laufe des Lebens an Brust- bzw Eierstockkrebs zu erkranken: Das Lebenszeitrisiko für eine Brustkrebserkrankung steigt auf bis zu 80 Prozent. Das Lebenszeitrisiko für Eierstockkrebs steigt auf 20 bis 40 Prozent, etwa 25 Prozent der Erkrankungen gehen auf erbliche Faktoren zurück, wobei Mutationen im BRCA1- oder BRCA2-Gen etwa 20 Prozent der Erkrankungen bedingen. In 10 Prozent der Fälle besteht abgesehen von der Patientin selbst eine unauffällige Familienanamnese.

Daher ist die humangenetische Beratung und Testung für jede Frau mit Ovarialkarzinom angeraten – unabhängig von deren Familienanamnese – und wird bis zum 81. Lebensjahr von der Krankenkasse übernommen.

Wie oben beschrieben, erklärt der Nachweis einer Mutation das Auftreten der Erkrankung und hat Konsequenzen für die Familienmitglieder der Patientin, welche durchaus belastend sein können. Die Mutation bedeutet allerdings für die Patientin selbst einen günstigen Prognosefaktor.

Die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung wird des Weiteren erhöht von:

  • starkem Übergewicht,
  • Kinderlosigkeit und Unfruchtbarkeit sowie
  • einer Hormonersatztherapie (insbesondere Östrogenmonopräparate).

Einen schützenden Effekt dagegen haben offenbar:

  • Ovulationshemmer (z. B. Anti-Baby-Pille),
  • Sterilisation mit Entahme der Eileiter und
  • viele Geburten sowie längere Stillzeiten.
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Symptome von Eierstockkrebs erkennen

Die Symptome eines Ovarialkarzinoms sind unspezifisch. Solange die Erkrankung auf den Eierstock beziehungsweise dessen unmittelbare Umgebung im Becken beschränkt ist, handelt es sich in der Regel um einen sogenannten „Zufallsbefund“, zum Beispiel im Rahmen einer Routineuntersuchung beim Frauenarzt. Auch im fortgeschrittenen Stadium sind die Symtome sehr unspezifisch und können zahlreiche andere Ursachen haben.

Trotz aller Bemühungen existiert nach wie vor keine wirksame Früherkennungsmethode, sodass in 2/3 der Fälle die Erkrankung erst im fortgeschrittenen Tumorstadium diagnostiziert wird, also wenn sich bereits Metastasen im Bauchraum gebildet haben.

Zu den Beschwerden, die Frauen aufmerksam beobachten und mit dem Frauenarzt abklären sollten, wenn sie lange Zeit andauern, gehören:

  • unklare Schmerzen oder Beschwerden im Bauch,
  • unbestimmte Verdauungsbeschwerden, Völlegefühl und Blähungen,
  • Zunahme des Bauchumfangs (ohne Gewichtszunahme),
  • häufigeres Wasserlassen als bisher üblich

Eierstockkrebs trifft vor allem Frauen über 50 Jahre. Diese Gruppe sollte daher besonders wachsam gegenüber entsprechenden Symptomen sein.

Bei einem fortgeschrittenen Eierstockkrebs, wenn sich bereits Metastasen in umliegenden Geweben gebildet haben, kommen weitere Symptome hinzu, die dann in der Regel durch größere Ansammlung von Bauchwasser – mehrere Liter – hervorgerufen werden. Diese Bauchwassersucht infolge einer Krebserkrankung wird auch maligner Aszites genannt und führt durch die Einengung der Eingeweide zu mehreren Beschwerden:

  • Der Bauchumfang nimmt deutlich sichtbar zu und kann zu Einschränkungen der Beweglichkeit führen.
  • Durch die Einlagerung der Flüssigkeit können Druckgefühle und Schmerzen entstehen.
  • Magen-Darm-Beschwerden wie Verstopfung, Blähungen, ein frühes Sättigungsgefühl, Sodbrennen oder Übelkeit und Erbrechen können dadurch entstehen, dass die Flüssigkeit Druck auf die inneren Organe ausübt.
  • Durch die Einengung der Organe kann es zu Mangelernährungszuständen oder Muskelabbau kommen (wenn Eiweiße fehlen).
  • Große Flüssigkeitsmengen können zu Atemnot führen.
  • Bei manchen Patientinnen kommt es zu einem Nabel- oder Leistenbruch.

Diagnose bei Eierstockkrebs

Zu den gynäkologischen Untersuchungen bei Verdacht auf Eierstockkrebs gehört zunächst eine gründliche Anamnese, also die Befragung der Patientin nach Vorerkrankungen, Beschwerden und möglichen Risikofaktoren. Hierzu gehört besonders die Erhebung der Familienanamnese bezüglich Krebserkrankungen: gibt es zum Beispiel Brust-, Eierstock-, Darm- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs in der Familie?

Danach wird der Arzt gründliche Tastuntersuchungen durchführen, die sowohl von außen über den Bauch als auch von innen über Scheide und gegebenenfalls den Anus erfolgen.

Anschließend wird in der Regel ein vaginaler Ultraschall durchgeführt, der weitere Hinweise auf mögliche Veränderungen geben kann. Auch bildgebende Verfahren wie Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) oder Positronen-Emissions-Tomografie (PET) werden  verwendet.

Doch diese Untersuchungen können nur einen ersten Eindruck von der Situation und der Ausbreitung eines möglichen Tumors vermitteln. Für die sichere Diagnose ist die Untersuchung des Tumors beziehungsweise einer Tumorprobe, welche im Rahmen einer Operation gewonnen wird, unter dem Mikroskop (histologische Diagnose) notwendig. 

Diese Operation erfolgt entweder als diagnostische Operation, etwa als Bauchspiegelungsoperation (Laparoskopie), oder gegebenenfalls als sogenannte „Schnellschnittdiagnose“ im Rahmen der operativen Therapie der Erkrankung, wenn das Vorliegen einer operativ behandelbaren Ovarialkarzinomerkrankung als hochwahrscheinlich eingeschätzt wird.

Nachsorge und Rezidiv, Nachbehandlung und Rehabilitation

Neben beziehungsweise nach Operation und medikamentöser Therapie sollten weitere medizinische und therapeutische Maßnahmen ergriffen werden, dazu zählen die Anschlussrehabilitation oder Anschlussheilbehandlung, regelmäßige Nachsorgetermine und gegebenenfalls eine psychoonkologische Betreuung.

Anschlussrehabilitation oder Anschlussheilbehandlung

Jede Patientin mit der Diagnose Ovarialkarzinom hat einen Anspruch auf eine Anschlussrehabilitation (AR) oder eine Anschlussheilbehandlung (AHB). Auf dem Weg der Genesung ist die Reha ein wichtiger Schritt, damit die Patientinnen wieder zu Kräften kommen. Da circa sechs Wochen nach der Operation die adjuvante Chemotherapie beginnt, entscheiden sich die meisten Frauen dafür, die Rehabilitationsmaßnahme nach Abschluss der Chemotherapie anzutreten. In der Regel gewährleisten onkologische Reha-Kliniken die termingerechte Fortführung der Erhaltungstherapie mit Bevacizumab und die Patientin kann eine Applikation in der Rehaklinik durchführen lassen.

Wichtig ist, dass ein zeitlicher Zusammenhang mit dem Ende der Chemotherapie oder des stationären Aufenthaltes im Rahmen der Operation eingehalten werden muss. 

Fragen Sie am besten beim Sozialdienst des Krankenhauses nach. Sie müssen sich nicht um alles allein kümmern und manches sollte auch mit den betreuenden Ärzten abgesprochen werden.

Nachsorge

Die Ovarialkarzinomoperation verändert den Körper nachhaltig und ein regelmäßiger Kontakt zu den behandelnden niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten kann helfen, sich mit dem neuen Körpergefühl vertraut zu machen. Kurz und mittelfristige Veränderungen können so eingeschätzt und falls notwendig behandelt werden. Auch Nebenwirkungen der Chemo- bzw Erhaltungstherapie begleiten die Patientinnen oft Wochen bis Monate.

Auch ist es möglich, dass der Krebs zurückkehrt und die Patientin einen Rückfall, ein Rezidiv, erleidet. Darum ist es wichtig, regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen. In den ersten drei Jahren nach der Erkrankung wird die gynäkologische Untersuchung im 3-monatigen Rhythmus empfohlen, sowie die zwei anschließenden Jahre im 6 monatigen Rhythmus. Dabei wird eine Tast- und Ultraschalluntersuchung (transvaginal) durchgeführt. Bei manchen Patientinnen ist eine Tumormarkeruntersuchung (Blutuntersuchung) und/oder auch weiterführende Diagnostik mittels CT, MRT oder PET- CT Teil der Nachsorge. In jedem Fall wird letzteres im Falle eines vermuteten Rezidivs zur weiteren Diagnostik eingesetzt.

Teil der Nachsorge ist auch die psychoonkologische und psychosoziale Betreuung der Patientin. Eine Krebserkrankung ist für die Betroffenen als auch für die nahen Verwandten eine erhebliche psychische Belastung. Der medizinische Fachbereich der Psychoonkologie zielt darauf ab, die Betroffenen zu unterstützen, damit sie mit diesen Belastungen möglichst gut umgehen können.

Für viele Menschen in schwierigen Lebenslagen bieten Selbsthilfegruppen einen großen Beistand. Wenn Sie Interesse daran haben, können Sie über den Verein Gynäkologische Krebserkrankungen Deutschland/Schwerpunkt Eierstockkrebs e. V. oder die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) eine Gruppe in ihrer Nähe finden.

  1. Krebsdaten: Eierstockkrebs
  2. Leitlinienprogramm Onkologie: Patientenleitlinien Eierstockkrebs 
  3. Leitlinienprogramm Onkologie: Leitlinien Ovarialkarzinom 
  4. Krebsinformationsdienst: Tumorarten, Eierstockkrebs 
  5. Krebsinformationsdienst: Rehabilitation nach Krebs 
  6. Krebsinformationsdienst: Psychoonkologie 
  7. Krebsgesellschaft, Onko-Internetportal: Eierstockkrebs 
  8. Reha Bad Hamm: Ambulante Rehabilitation, Anschlussrehabilitation 

Mamma Mia! arbeitet mit einem Team aus Expertinnen und Experten zusammen. So werden alle Beiträge vor ihrer Veröffentlichung  durch unseren wissenschaftlichen Beirat überprüft.

Unser Ziel ist es, wissenschaftliche Informationen verständlich zu vermitteln. Die Informationen können jedoch eine professionelle Beratung durch ausgebildete und anerkannte Ärztinnen und Ärzte nicht ersetzen. Auch dienen sie nicht dazu, eigenständig eine Diagnose zu stellen oder eine Therapie einzuleiten.