Gebärmutterkrebs und Sexualität – Tipps und Hilfe

Redaktion Mamma Mia!

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© iStock / Napadon Srisawang
Bei Frauen mit Gebärmutterkrebs verändert sich oft auch das Sexualleben. Die Lust auf Sexualität fehlt oder sie ist schlichtweg unmöglich. Lesen Sie Tipps, wie Sie und Ihr Partner wieder zueinander finden und ein liebevolles, zufriedenes Sexualleben führen.

Eine Krebserkrankung wie der Gebärmutterkrebs hinterlässt zahlreiche Spuren – im Körper und in der Psyche. Sie kann sich auch auf die Sexualität und das gesamte Sexualleben eines Paares auswirken. So bedeutet eine Operation, der sich die meisten Frauen mit einem Endometriumkarzinom unterziehen müssen, einen Verlust der Gebärmutter, Eierstöcke und Eileiter. Wenn diese inneren Geschlechtsorgane fehlen, mangelt es auch an weiblichen Geschlechtshormonen. Und dieser Mangel kann das sexuelle Empfinden beeinträchtigen. Dazu kommt, dass sich manche Frauen nach der Operation nicht mehr als „richtige“ Frau fühlen. Sie setzen die Weiblichkeit mit Fruchtbarkeit gleich, die nun nicht mehr gegeben ist.

Endometriumkarzinom: Therapien stören die Sexualität

Auch Krebsbehandlungen wie einer Strahlentherapie und Chemotherapie können tief in den Körper und die Seele eingreifen. Sie können Nebenwirkungen wie eine trockene Scheide und Schmerzen auslösen, die den Geschlechtsverkehr erschweren oder unmöglich machen. Schmerzen kommen zudem oft nach einer Operation vor, wenn sich Narben und Verwachsungen im Operationsgebiet gebildet haben. Zudem ist die Scheide wegen des Östrogenmangels weniger dehnbar. Auch dann kann Geschlechtsverkehr schmerzhaft sein.

Außerdem können bei Frauen das eigene Körperbild, die sexuelle Attraktivität, das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein leiden. Viele Frauen fühlen sich nicht mehr wohl im eigenen Körper. Sie haben Schwierigkeiten, sich so zu akzeptieren wie sie jetzt sind, und empfinden sich als nicht mehr als attraktiv und begehrenswert für andere.

Zusammengefasst: Auch wenn das sexuelle Empfinden selbst durch die Krebserkrankung nicht zwangsläufig beeinträchtigt ist – die Lust auf Sex und körperliche Nähe können bei einer Krebserkrankung abhandenkommen, wenn das Zusammenspiel zwischen körperlichen und seelischen Vorgängen nicht mehr stimmt.

Nach Gebärmutterkrebs: Sexualität leidet oft noch lange

Dass ein Gebärmutterkrebs das Sexualleben stört, wies auch eine Studie aus Indien nach. Das zentrale Ergebnis war, dass bei vielen Frauen mit einem Endometriumkarzinom die sexuelle Gesundheit und die Lebensqualität leiden, oft sogar über eine längere Zeitspanne. Insgesamt nahmen an der Studie 132 Frauen teil, die an Gebärmutterkrebs erkrankt waren. Sie hatten unterschiedliche Krebsbehandlungen durchlaufen:

  • Nur eine Operation
  • Eine Operation, gefolgt von einer Bestrahlung von innen durch die Scheide – eine Brachytherapie
  • Operation und nachfolgend eine Chemotherapie und Strahlentherapie

Alle Frauen wurden sechs Monate sowie erneut ein Jahr nach dem Ende der Krebsbehandlung(en) zu ihrer Sexualität und Lebensqualität befragt. Zum Einsatz kamen spezielle standardisierte Fragebögen: Der Female Sexual Function Index (FSFI) und der Functional Assessment of Cancer Therapy General (FACT-G).

Die Ergebnisse:

  • Ein Jahr nach dem Ende der Krebsbehandlungen berichteten 89 Prozent der Frauen immer noch von Einbußen bei der Sexualfunktion.
  • Am stärksten ausgeprägt waren die sexuellen Beeinträchtigungen bei Frauen, die älter als 50 Jahre waren.
  • Frauen, die sich nur einer Operation unterzogen hatten, stuften ihre Lebensqualität höher ein als jene, die zusätzlich eine Bestrahlung erhalten hatten.
  • Die niedrigste Lebensqualität verspürten Frauen, die eine Operation, Chemotherapie und Bestrahlung durchlaufen hatten.
  • Mit der Zeit verbesserte sich aber sowohl die sexuelle Gesundheit als auch die Lebensqualität.

„Die Studie zeigt, dass Frauen mit einem Endometriumkarzinom die Sexualfunktion sehr häufig beeinträchtigt und auch die Lebensqualität gering ist“, schreiben die Forschenden. Sie stellten auch fest, dass es zwischen den Frauen und ihren Partnern, aber auch mit den Ärzten eine Kommunikationslücke gab. Notwendig sei eine Diskussion über die sexuelle Wohlempfinden und Lebensqualität von Frauen nach einer Gebärmutterkrebserkrankung, so die Forderung.

Sexualität nach Gebärmutterkrebs – Fragen an Sie selbst

Um Ihren Bedürfnissen und Wünschen beim Thema Sexualität etwas besser auf die Spur zu kommen, hilft es vielleicht, wenn Sie sich selbst einige Fragen stellen und diese ehrlich beantworten. Sie können auch Ihren Partner oder ihre Partnerin in die „Fragestunde“ mit einbeziehen.

Die Fragen helfen, sich über Ihre Situation mehr Klarheit zu verschaffen und dies dann auch Ihrem Gegenüber mittzuteilen. Sie haben nichts zu verlieren, können eventuelle Missverständnisse ausräumen und helfen sich selbst und Ihrem Partner oder der Partnerin, nicht rätseln zu müssen und im Dunkeln zu tappen. So verwechseln zum Beispiel manche den Wunsch nach Zärtlichkeit und Nähe mit dem Wunsch nach Geschlechtsverkehr.

Hilfreich kann ein Blick darauf sein, wie das Sexualleben vor der Gebärmutterkrebserkrankung war. Einige Fragen, die Sie sich stellen könnten:

  • Wie war unser Sexualleben vorher und war ich damit zufrieden?
  • Was gefiel mir daran?
  • Was gefiel mir nicht?
  • Wie oft waren wir zusammen?
  • Konnten wir auch Intimität genießen, ohne dass wir Geschlechtsverkehr hatten?
  • Welchen Stellenwert hatte die Sexualität vor meiner Krebserkrankung für uns?

Auch ein Blick ins jetzige Sexualleben kann interessant sein. Folgende Fragen könnten helfen:

  • Bin ich mit unserem Sexualleben zufrieden?
  • Welchen Stellenwert hat Sexualität jetzt – für mich, für meinen Partner oder meine Partnerin? Hat sich etwas geändert? Und was?
  • Habe ich Vertrauen zu meinem Partner oder meiner Partnerin?
  • Habe ich Angst vor Zurückweisung, etwa weil er oder sie mich nicht mehr begehrenswert findet?
  • Was tut mir gut und was schmerzt mich?
  • Was finde ich an mir selbst attraktiv und erotisch?
  • Worauf habe ich Lust?
  • Was brauche ich für eine befriedigende Sexualität?
  • An welchen Körperstellen empfinde ich Lust? Haben sie sich durch die Gebärmutterkrebserkrankung verändert?
  • Gibt es Dinge, die mich daran hindern, Lust und Freude zu empfinden?

Wenn Sie sich diese (oder andere) Fragen ehrlich beantworten, könnten Sie neue Ansätze für Ihr Sexualleben entwickeln und mit Ihrem Partner oder Partnerin ein Stück weiter kommen.

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Sexualität bei Gebärmutterkrebs – diese Tipps helfen

Für viele Menschen mit Krebs steht die Sexualität nicht gerade an erster Stelle. Sie wollen ihren Krebs bekämpfen und die oft intensiven Krebsbehandlungen gut überstehen. Doch ein verändertes Sexualleben kann sich über kurz oder lang auf eine Beziehung und Partnerschaft auswirken. Einige Tipps, damit es erst gar nicht so weit kommt!

  • Ziehen Sie sich nicht zurück und hüllen Sie sich nicht in Schweigen. Diese Strategie des Rückzugs und der Selbstisolation ist zwar manchmal nachvollziehbar, belastet aber nicht nur Sie selbst, sondern auch Ihre Partnerschaft.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin offen und ehrlich darüber, wie Sie sich fühlen und was Ihnen Probleme bereitet – körperlich, geistig und seelisch. Nur wenn Sie sich mitteilen, lässt es sich nachvollziehen, welche Gefühle Sie hegen und was in Ihrem Kopf vor sich geht. Sagen Sie ihm oder ihr auch, welche (vielleicht neuen) Wünsche und Möglichkeiten Sie haben. Vielleicht ist es zunächst nicht ganz einfach, sich zu öffnen (bei vielen Paaren herrscht beim Thema Sex eine gewisse Sprachlosigkeit). Aber das Sprechen darüber kann sehr befreiend und eine Chance für innigeren Austausch sein.
  • Viele Partner und Partnerinnen entwickeln Verständnis für die Situation und überlegen sich neue Wege, wie sich ein Problem mit der Sexualität gemeinsam lösen und meistern lässt. Haben Sie Mut zum Gespräch, auch wenn es Ihnen vielleicht zunächst schwerfällt, und haben Sie Vertrauen. Oft versteht Ihr Gegenüber gut, was Ihnen zusetzt und vielleicht die Lust auf Sex und Nähe nimmt.
  • Fragen Sie auch Ihren Partner oder Ihre Partnerin umgekehrt auch, wie er oder sie die neue Situation empfindet und wie Sie als Partnerin wahrgenommen werden. Vielleicht hegt Ihr Gegenüber ganz andere Gedanken als Sie selbst und hat – anders als Sie glauben – mit optischen „Malaisen“ wie Operationsnarben, Haarausfall, Hautausschlägen und anderen Nebenwirkungen der Therapien überhaupt kein Problem.
  • Sprechen Sie nicht mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin zwischen Tür und Angel, sondern nehmen Sie sich Zeit dafür. Vielleicht brauchen Sie auch mehrere Anläufe, denn für manche Paare ist das Thema Sexualität ein Tabuthema und nicht ganz einfach anzusprechen – es berührt immer beide. Gemeinsame Gespräche können jedoch zur Klärung beitragen und sind die Basis für Vertrauen, Nähe – und ein vielleicht ganz neues Sexualleben.
  • Setzen Sie sich nicht unter Druck, sondern gehen Sie die Sexualität gelassen an – Stress ist für die Sexualität kontraproduktiv. Es ist auch in Ordnung, wenn Sie (für längere Zeit) keine Lust auf Sex haben. Bei einer Krebserkrankung sind viel Geduld und Einfühlungsvermögen gefragt, um sich neu zu orientieren und herauszufinden, was Freude und Spaß macht. Nach dem Ende der Krebsbehandlungen kehrt bei vielen Frauen die Lebensfreude allmählich wieder zurück – und oft auf die Lust auf sexuelle Erlebnisse. Für das Sexualleben gibt es kein Patentrezept, keine Normen über das „Wie“ und „Wie oft“ und auch kein richtig oder falsch. Die einen finden Zärtlichkeit, Nähe und Geborgenheit jetzt wichtiger, während andere wieder austesten möchten, was beim Thema Sexualität noch alles möglich ist. Finden Sie es gemeinsam mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin heraus und probieren Sie vielleicht auch Neues aus.

Endometriumkarzinom und Sexualität – Hilfe von außen suchen

  • Wenn Ihnen kein gutes und zufriedenstellendes Gespräch in Ihrer Partnerschaft gelingt – scheuen Sie sich nicht, professionelle Unterstützung zu suchen. Fragen Sie Ihren Partner oder die Partnerin, ob er oder sie bereit wäre, gemeinsam zu einer Psychoonkologin oder einer Paarberatungsstelle zu gehen.
  • Sie können auch Ihre betreuenden Ärzte konkret auf das Thema Sexualität ansprechen (falls sie dies nicht selbst tun). Bei der Suche nach geeigneten Anlaufstellen für Paare können Ärztinnen behilflich sein. Denn: Sie sind nicht die einzige Frau mit Gebärmutterkrebs, die vielleicht Probleme mit der Sexualität hat.
  • Gute Ansprechpartnerinnen können übrigens auch andere betroffene Frauen aus einer Selbsthilfegruppe sein. Auch wenn das Sexualleben höchst persönlich und bei keinem Paar gleich ist: Vielleicht haben diese Frauen Tipps, die ihnen selbst geholfen haben und die auch für Sie anwendbar sein können.

Jedenfalls ist auch bei einer Krebserkrankung wie dem Endometriumkarzinom ein liebevolles und zufriedenes Sexualleben möglich. Paare können gemeinsame Strategien entwickeln, die beiden gefallen und sie glücklich machen. Und vielleicht entdecken sie auch ganz neue Spielweisen für Ihre Sexualleben, die vorher undenkbar gewesen wären, aber Sie beide erfüllen.

Liebe Frauen, wir wissen, dass die Diagnose Endometriumkarzinom für Sie selbst, aber auch für Ihre Angehörigen ein einschneidendes Ereignis ist. Wir möchten Sie daher gerne auf ein virtuelles Beratertreffen aufmerksam machen, bei dem wir Ihnen als Betroffene eine Stimme geben möchten. Ihre persönlichen Erfahrungen im Umgang mit der Krankheit sind wertvoll – für andere Frauen mit Gebärmutterkrebs, für das behandelnde Ärzteteam, aber auch für uns! Wir möchten wissen, wie Sie Ihren Alltag meistern und wie das Leben unter der Therapie verläuft. Auf der Basis Ihrer Erfahrungsberichte können wir wiederum dazu beitragen, ein stärkeres Bewusstsein für das Krankheitsbild Endometriumkarzinom zu schaffen. Interessiert? Dann möchten wir Sie herzlich einladen! Hier finden Sie nähere Informationen
Hier entlang!
  1. Deutsche Krebshilfe: Patientinnenleitlinie „Krebs des Gebärmutterkörpers“, Stand: März 2021, https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Patientenleitlinien/Krebs-des-Gebaermutterkoerpers_Patientenleitlinie_DeutscheKrebshilfe.pdf (Abruf: 8.5.2023)
  2. Deutsche Krebshilfe, Blaue Ratgeber: Krebs der Gebärmutter, https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Blaue_Ratgeber/Krebs-der-Gebaermutter_BlaueRatgeber_DeutscheKrebshilfe.pdf (Abruf: 8.5.2023)
  3. Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/endometriumkarzinom/leben-mit-der-erkrankung.php (Abruf: 8.5.2023)
  4. Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), https://www.krebsinformationsdienst.de/service/iblatt/krebspatientin-sexualitaet.pdf?m=1656325207& und https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/alltag/sexualitaet.php (Abruf: 7.5.2023)
  5. Datta A et. al. A longitudinal study of sexual health and quality of life in endometrial carcinoma survivors, International Journal of Gynecological Cancer, BMJ Journals, https://ijgc.bmj.com/content/early/2023/02/03/ijgc-2022-004069 (Abruf: 7.5.2023)

NP-DE-AOU-WCNT-230017/ (06-2023)

Mit freundlicher
Unterstützung von GlaxoSmithKline

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