BRCA-Gen verändert – welche Krebsarten?

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BRCA Krebsarten
© iStock / Andrii Yalanskyi

Eine BRCA-Mutation erhöht das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs. Allerdings kann ein verändertes BRCA1 oder BRCA2-Gen noch mit einigen weiteren Krebsarten verbunden sein, zum Beispiel mit Prostatakrebs oder Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Eine genetische Veränderung in einem „Brustkrebsgen“ – dem BRCA1 oder BRCA2 –  steht mit der Entwicklung von Brust– und Eierstockkrebs in Verbindung. Dieser Zusammenhang ist gut untersucht und belegt. Allerdings können auf dem Boden einer BRCA-Mutation vermutlich noch einige weitere Krebsarten entstehen. Fachleute sprechen von „BRCA-assoziierten Karzinomen“.  

Es gebe Hinweise darauf, dass Trägerinnen und Träger einer BRCA1-Mutation ein erhöhtes Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Gebärmutterkrebs und Magenkrebs tragen, berichtet die Charité – Universitätsmedizin Berlin unter Bezug auf verschiedene Studien. BRCA2-Mutationen könnten dagegen womöglich mit Prostatakrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Magenkrebs und malignen Melanomen verbunden sein. Allerdings seien die Forschungsergebnisse sehr unterschiedlich, so die Charité. Die genauen Zusammenhänge und Krebsrisiken sind daher noch nicht eindeutig geklärt.  

Wir geben einen Überblick über die wichtigsten Krebsarten, die mit einer BRCA-Mutation verbunden sein könnten. Außerdem erklären wir, warum der Nachweis eines veränderten BRCA für die Therapie wichtig sein kann.  

BRCA-Mutation und Krebstherapie

BRCA-Mutationen können sowohl in der Keimbahn als auch in den Körperzellen entstehen. Beide Arten sind im Zusammenhang mit bestimmten Krebsarten von Interesse, weil sie Auswirkungen auf Behandlungsentscheidungen haben können. So kann das Vorhandensein dieser Mutationen bedeuten, dass eine zielgerichtete Therapie mit einem sogenannten PARP-Hemmer in Frage kommt. Beispiele für Krebsarten, bei denen PARP-Hemmer eine Rolle spielen, sind Brust-, Eierstock-, Prostata- und Bauchspeicheldrüsenkrebs. PARP-Hemmer sind Medikamente, die in die DNA-Reparaturmechanismen eingreifen.  

Schon gewusst? 

  • Keimbahnmutationen sind vererbte Mutationen, die in den Keimzellen (bei Männern Spermien, bei Frauen Eizellen) vorhanden sind und von einer Generation auf die nächste weitergegeben werden. Personen mit einer BRCA-Mutation in der Keimbahn haben ein erhöhtes Risiko, verschiedene Karzinome zu entwickeln. Die Keimbahntestung wird in der Humangenetik durchgeführt, um das vererbbare Risiko zu bestimmen. 
  • Somatische Mutationen sind genetische Veränderungen, die in den Körperzellen (außerhalb der Keimzellen) auftreten und nicht vererbt werden. Sie können im Lauf des Lebens entstehen und sind spezifisch für die Zellen der jeweiligen Krebsart. Die somatische Testung wird in Instituten für Pathologie durchgeführt und sucht nach Mutationen in den Tumorzellen. 

Brustkrebs durch BRCA-Mutation

Eine BRCA-Mutation bedeutet ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs. Ungefähr 30 Prozent aller Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, bringen eine familiäre Belastung mit, schreiben die Autorinnen und Autoren der S3-Leitlinie „Brustkrebs“. Am häufigsten ist eine Veränderung im BRCA1 oder BRCA2 die Ursache. Es gibt aber wahrscheinlich noch einige weitere Risikogene, welche die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Brustkrebs erhöhen können. Ein Gentest kann zeigen, ob eine Genveränderung vorliegt und um welche es sich handelt. 

BRCA und Brustkrebs

  • Im Jahr 2022 erkrankten rund 74.500 Frauen an Brustkrebs. Auch 690 Männer erhielten die Diagnose Brustkrebs. 
  • Frauen mit einem veränderten BRCA1– oder BRCA2-Gen haben ein lebenslanges Risiko von durchschnittlich 60 Prozent, an einem Mammakarzinom zu erkranken (BRCA1: 46 bis 65 Prozent, BCRA2: ca. 45 Prozent) 
  • Sie erkranken rund 20 Jahre früher als Frauen ohne familiäres Risiko.  
  • Das Risiko für eine Brustkrebserkrankung der anderen Brust liegt bei etwa 40 Prozent. 
  • Auch für Männer erhöht sich das Brustkrebsrisiko – vor allem durch eine BRCA2-Mutation. Ihr Erkrankungsrisiko beträgt ungefähr sieben Prozent.  

Eierstockkrebs durch BRCA-Mutation

Trägerinnen einer krankheitsauslösenden BRCA1– oder BRCA2Mutation haben zusätzlich ein erhöhtes Risiko für Eierstockkrebs. Fachleute sprechen auch von einem familiären Brust- und Eierstockkrebssyndrom (engl. hereditary breast ovarian cancer syndrome“, HBOC). Am häufigsten kommen Veränderungen in den Genen BRCA1 und BRCA2 vor, aber es gibt noch einige weitere Risikogene, die das Eierstockkrebsrisiko verschieden stark erhöhen. Sie heißen zum Beispiel RAD51C oder BRIP1. Ein Gentest kann ans Licht bringen, ob eine krankheitsauslösende Genveränderung vorliegt und um welche es sich handelt. 

BRCA und Eierstockkrebs

  • Im Jahr 2022 erkrankten rund 6.700 Frauen neu an Eierstockkrebs, berichtet das Robert Koch-Institut (RKI).  
  • Bis zum 85. Lebensjahr steigen die Erkrankungsraten kontinuierlich an. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 68 Jahren. 
  • Frauen, deren Verwandte ersten Grades Brust- oder Eierstockkrebs hatten, sowie Frauen mit Brust-, Gebärmutterkörper- oder Darmkrebs, erkranken häufiger an Eierstockkrebs. Oft liegen hier Veränderungen in den Genen BRCA1 und BRCA2 vor.  
  • Eine BRCA-Mutation steigert das Erkrankungsrisiko deutlich. Sie spielt bei etwa einer von zehn betroffenen Frauen eine Rolle. Dann kann Eierstockkrebs schon deutlich früher entstehen, ungefähr ab dem 40. Lebensjahr. 
  • Frauen mit einem veränderten BRCA1– oder BRCA2-Gen haben ein Risiko zwischen 16 und 55 Prozent, an Eierstockkrebs zu erkranken (BRCA1-Mutation: 39 Prozent, BRCA2-Mutation: 11 bis 22 Prozent) 
  • Es gibt noch weitere erbliche Genveränderungen, die das Eierstockkrebsrisiko steigern. Insgesamt finden sich bei bis zu einem Viertel der Patientinnen solche vererbten Mutationen. 

Prostatakrebs durch BRCA-Mutation

Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern. Der wichtigste Risikofaktor ist das Alter, aber auch die Gene spielen beim Prostatakarzinom mit. So haben Männer mit einem veränderten BRCA-Gen ein erhöhtes Risiko, vergleichsweise jung an einem Prostatakarzinom zu erkranken. 

Bei Prostatakrebs können somatische BRCA-Mutationen in den Prostatazellen auftreten und zur Entwicklung und zum Fortschreiten des Karzinoms beitragen. Etwa 50 Prozent der Patienten mit somatischen BRCA1/2-Mutationen im Tumor haben auch eine Keimbahnmutation, während die andere Hälfte der Patienten eine somatische Mutation nur im Tumor aufweist. 

BRCA und Prostatakrebs

  • Im Jahr 2022 erkrankten knapp 75.000 Männer neu an Prostatakrebs, berichtet das Robert Koch-Institut (RKI).  
  • Schätzungsweise zehn Prozent der Prostatakrebserkrankungen haben einen familiären Hintergrund. Die häufigsten Genmutationen sind Veränderungen in den BRCA-Genen.  
  • Vor allem Mutationen im BRCA2 steigern das Risiko für Prostatakrebs um etwa 20 Prozent. 
  • Eine Häufung von Prostatakrebs unter nahen Angehörigen gilt als Risikofaktor. Männer, deren Brüder und/oder Väter an einem Prostatakarzinom erkrankt sind/waren, haben ein mehr als zweifach erhöhtes Risiko, im Laufe ihres Lebens ein Prostatakarzinom zu entwickeln. 
  • Weitere Risikofaktoren sind ein jüngeres Alter betroffener Familienmitglieder, eine steigende genetische Übereinstimmung mit dem betroffenen Familienmitglied und eine steigende Anzahl betroffener Familienmitglieder. 

Bauchspeicheldrüsenkrebs durch BRCA-Mutation

Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) ist eine sehr aggressive Krebsart, die schnell voranschreitet. Weil sie zunächst keine Symptome verursacht, wird sie oft erst spät entdeckt. Neben bestimmten Lebensstilfaktoren (zum Beispiel Rauchen, Alkohol) scheinen auch erbliche Faktoren bei Bauchspeicheldrüsenkrebs eine Rolle zu spielen. 

BRCA und Bauchspeicheldrüsenkrebs

  • Im Jahr 2022 erkrankten etwa 18.700 Menschen an Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom). 
  • Verwandte ersten Grades von Menschen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs sind überdurchschnittlich oft selbst von einem Pankreaskarzinom betroffen. Dahinter können erbliche Faktoren stecken, etwa eine BRCA2-Mutation. 
  • Die Häufigkeit der BRCA1/2-Keimbahnmutation liegt bei Menschen mit einem Pankreaskarzinom bei vier bis sieben Prozent. Bei ihnen ist das Risiko, ein Pankreaskarzinom zu entwickeln, um das Zwei- bis Sechsfache erhöht. Außerdem wird die Erkrankung meist in jüngerem Alter diagnostiziert als in der Allgemeinbevölkerung. 

Magenkrebs durch BRCA-Mutation

Magenkrebs ist eine Krebsart, die mehr Männer als Frauen betrifft. Es gibt verschiedene Risikofaktoren, zum Beispiel eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori, aber auch erbliche Faktoren sind vermutlich beteiligt.  

BRCA und Magenkrebs

  • Etwa 5.300 Frauen und 9.100 Männer erkrankten im Jahr 2020 an einem bösartigen Tumor des Magens 
  • Die Verwandten ersten Grades eines an Magenkrebs erkrankten Menschen haben ein zwei- bis dreifach höheres Risiko für ein Magenkarzinom als die Allgemeinbevölkerung.   
  • Wenn mehr als ein Verwandter ersten Grades erkrankt ist, ist das Risiko etwa zehnfach erhöht.  
  • Unklar ist, ob das familiäre Risiko auf einen gemeinsamen Lebensstil, eine gemeinsame genetische Veranlagung oder eine Kombination beider Faktoren zurückgeht. 
  • Eine erhöhte Häufigkeit im Zusammenhang mit dem erblichen Brust- und Eierstockkrebs, der auf einer BRCA1/2-Mutation zurückgeht, ist noch nicht gesichert. 

  1. Charité Universitätsmedizin Berlin, Poster – assoziierte Tumore bei Familien mit BRCA1- oder BRCA2-Mutation im FBREK Zentrum der Charité, abgerufen am 21.11.2024
  2. Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms (Stand: Juni 2021), abgerufen am 20.11.2024
  3. BRCA Netzwerk e.V., familiäre Erkrankungen und Genetische Aspekte
    des Brustkrebses, abgerufen am
    20.11.2024
  4. Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Familiärer Brust- und Eierstockkrebs – bin ich betroffen?, Stand: 5.01.2024, abgerufen am 20.11.2024
  5. Robert Koch-Institut (RKI), Krebsarten, abgerufen am 20.11.2024
  6. Deutsche Gesellschaft für Senologie, die operative Behandlung bei BRCA1- oder BRCA2-Mutationstragerinnen, abgerufen am 20.11.2024
  7. S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren (Stand: Oktober 2024), abgerufen am 20.11.2024
  8. S3-Leitlinie Prostatakarzinom (Stand: Mai 2024), abgerufen am 21.11.2024 
  9. S3-Leitlinie Exokrines Pankreaskarzinom, Stand: März 2024, abgerufen am 21.11.2024
  10. S3-Leitlinie Magenkarzinom, Stand: August 2019, abgerufen am 21.11.2024

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