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Brustrekonstruktion: Welche Möglichkeiten habe ich?

Redaktion Mamma Mia! mit freundlicher Unterstützung von MSD Sharp & Dohme

Brustrekonstruktion: Welche Möglichkeiten habe ich?
© iStock / Napoletana

Nach einer Mastektomie lassen sich die Brüste wieder aufbauen. Lesen Sie, welche Zeitpunkte und Möglichkeiten es für eine Brustrekonstruktion gibt – von Implantaten aus Silikon bis Eigengewebe aus Fett und Muskeln. 

Die Brustrekonstruktion ist eine wichtige Möglichkeit für Frauen mit Brustkrebs, die sich einer Mastektomie, also der Abnahme einer oder beider Brüste, unterzogen haben. Aber auch nach einer brusterhaltenden Operation (BET), bei der die Brust nur teilweise entfernt wird, sind die kosmetischen Ergebnisse  manchmal nicht zufriedenstellend. Es kann zum Beispiel einen Größenunterschied bei den Brüsten geben. Durch eine Brustrekonstruktion kann das Operationsteam die Brüste angleichen und so die Symmetrie und das Körperbild wiederherstellen.

Der Brustaufbau ist außerdem eine Option für Frauen mit einer erblichen Veranlagung für Brust– und Eierstockkrebs, die sich für eine beidseitige vorbeugende (prophylaktische) Mastektomie (BPM) entschieden haben. Ein Beispiel sind Trägerinnen einer BRCA-Mutation. Diese vorbeugende Brust-Operation senkt das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, deutlich.

Die interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms rät:

Ärztinnen und Ärzte sollten jede Frau vor einer Mastektomie über die Möglichkeit einer sofortigen oder späteren Brustrekonstruktion, aber auch über den Verzicht auf rekonstruktive Maßnahmen aufklären.

Brustrekonstruktion – sofort, später oder gar nicht?

Eine Brustrekonstruktion ist zu verschiedenen Zeitpunkten möglich. Sie kann stattfinden:

  • Sofort in der gleichen OP, in der auch die Mastektomie durchgeführt wird (immediate oder primäre Rekonstruktion)
  • In einer zweiten Operation Wochen, Monate oder Jahre nach der Mastektomie (delayed oder sekundäre Rekonstruktion).

 

Die Entscheidung über den „richtigen“ Zeitpunkt hängt von Ihrer individuellen Situation und Ihren Wünschen ab. Eine Rolle spielen zum Beispiel Ihr gesundheitlicher Allgemeinzustand, weitere Erkrankungen, zusätzliche Therapien (zum Beispiel Bestrahlung) oder Ihre persönliche Lebenssituation.  

Die sofortige und spätere Rekonstruktion haben jeweils Vor- und Nachteile. So kann eine sofortige Brustrekonstruktion zum Beispiel eine geringere psychische Belastung bedeuten, weil Sie nach der OP nicht ohne Brüste erwachen. Wenn Sie den Brustaufbau später durchführen lassen, haben Sie dagegen mehr Zeit, um sich über die Möglichkeiten Gedanken zu machen. Manche Frauen entscheiden sich auch bewusst gegen die Brustrekonstruktion und für ein Leben ohne Brüste. Letztlich müssen Sie die Methode finden, die zu Ihnen persönlich passt. Lassen Sie sich ausführlich über alle Vor- und Nachteile und Risiken informieren und beraten.

Implantat oder Eigengewebe

Für die Rekonstruktion der Brust kann künstliches oder körpereigenes Gewebe beziehungsweise die Kombination aus beidem verwendet werden. Welches Verfahren für Sie geeignet ist, hängt einerseits von Ihren persönlichen Vorstellungen ab. Weitere Faktoren, die zu berücksichtigen sind, sind Ihre körperlichen Gegebenheiten, wie zum Beispiel die Größe der Brust und der Anteil an Eigengewebe, und ob anschließend noch eine Strahlentherapie geplant ist. Auch eine früher durchgeführte Bestrahlung hat einen Einfluss auf die Art der Brustrekonstruktion.

Die Deutsche Krebshilfe beschreibt verschiedene Methoden, über die sich der Brustaufbau durchführen lässt:

  • Mit künstlichem Material: Dabei wird ein Implantat aus Silikon unter die Haut und den Brustmuskel eingesetzt (heterologe Rekonstruktion).
  • Mit körpereigenem Gewebe: Dabei wird Fett- oder Muskelgewebe von einer anderen Körperstelle entnommen und in die Brust verpflanzt (autologe Rekonstruktion).
  • Auch eine Kombination aus heterologer und autologer Rekonstruktion ist möglich.

Brustrekonstruktion mit Implantaten

Mit Implantaten lässt sich die Brust nach einer Mastektomie wieder aufbauen. Dies kann sogar in nur einer einzigen Operation geschehen. Das bedeutet: Sie wachen aus der Narkose nicht ohne Brust auf. Dieses Wissen kann entlastend sein, wenn Sie den Gedanken, „brustlos“ zu sein, als unangenehm und seelisch belastend empfinden.

Die heutzutage bei der Brustrekonstruktion verwendeten Implantate bestehen aus einer Silikonhülle, die mit Silikongel oder einer Kochsalzlösung gefüllt sind. Implantate können verschiedene Größen und Formen haben. Ärztinnen und Ärzte suchen immer jenes Implantat aus, das individuell am besten passt. Implantate müssen strenge Qualitätskriterien erfüllen und gelten heute als sicher. Mit Implantaten lassen sich zudem gute kosmetische Ergebnisse erzielen.

Ein Implantat kann aber auch nach einer Mastektomie eingesetzt werden. Hierbei wird während der OP ein sogenannter Expander, eine Art auffüllbares Kissen, unter dem Brustmuskel implantiert. Über ein Ventil lässt sich dieses langsam mit Kochsalzlösung füllen. Auf diese Weise dehnen Ärztinnen und Ärzte die Brusthaut und den Brustmuskel allmählich. Später wird der Expander in einer weiteren Operation durch das eigentliche Implantat ersetzt.

Brustrekonstruktion mit körpereigenem Gewebe

Die Brust lässt sich auch mit Eigengewebe rekonstruieren. „Lappenplastik“ ist der Fachbegriff dafür. Verwendet wird oft Fettgewebe, das aus verschiedenen Körperregionen stammen (meist Unterbauch, aber auch Innenseite der Oberschenkel oder Po) kann. Dieses Fettgewebe wird dann zu einer Brust geformt. Manchmal werden auch Fett- und Muskelgewebe verpflanzt. An den Stellen an denen das Gewebe entnommen wurde, entstehen Narben, die aber meist gut zu verdecken sind. Wichtig ist, dass das verpflanzte Gewebe an die Durchblutung angeschlossen wird, damit es genügend Sauerstoff und Nährstoffe erhält. Die kosmetischen Ergebnisse bei der Brustrekonstruktion mit Eigengewebe sind meist sehr gut und die Brüste fühlen sich in der Regel sehr natürlich an.

Die meist genutzte Technik zur Brustrekonstruktion mit körpereigenem Gewebe ist der sogenannte DIEP-Flap. Dabei wird ausschließlich Haut- und Fettgewebe mitsamt der versorgenden Blutgefäße aus dem Bereich des Unterbauchs entnommen (kein Muskelgewebe). Gleichzeitig wird die Bauchdecke gestrafft. Diese Methode ist technisch sehr anspruchsvoll, liefert aber in der Regel kosmetisch gute Ergebnisse.

Rekonstruktion der Brustwarze

Die Brustwarze lässt sich ebenfalls mit Hilfe verschiedener Techniken rekonstruieren. Die wichtigsten Methoden hierbei sind:

  • Wiederherstellung des sogenannten „Mamillen-Areola-Komplexes“ (MAK): „Mamille“ ist die Brustwarze und „Areola“ der Warzenhof. Die Brustwarze wird entweder mittels Gewebe rekonstruiert oder – falls möglich – durch Teilung der anderen Brustwarze. Der Warzenvorhof lässt sich durch eine Hauttransplantation wiederherstellen, manchmal kommt zusätzlich die Methode der Mikropigmentierung zum Einsatz.
  • Tätowierung: Die Brustwarze und der Warzenhof lassen sich inzwischen auch tätowieren. Das Aussehen ist meist sehr natürlich. Tätowiererinnen und Tätowierer sollten eine Fortbildung dafür absolviert haben und Erfahrung mit dem Brustwarzen-Tätowieren mitbringen. Manche Tattoo-Studios haben sich darauf spezialisiert und arbeiten eng mit Ärztinnen, Ärzten und Brustzentren zusammenarbeiten. Informieren Sie sich, welches Tattoo-Studio infrage kommt und fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse wegen der Kostenübernahme nach.

 

Zusammengefasst: Ob Brustrekonstruktion mit Implantaten oder Eigengewebe oder auch keine Rekonstruktion: Lassen Sie sich ausführlich über alle Möglichkeiten sowie über sämtliche Vorteile und Nachteile und Risiken informieren und beraten. Erst dann entscheiden Sie. Wichtig ist, dass Sie hinter Ihrer Entscheidung stehen und sich damit wohlfühlen.

Mögliche Risiken der Brustrekonstruktion

Die Brustrekonstruktion ist ein chirurgischer Eingriff, der – wie jede OP – mit einigen Risiken und Komplikationen verbunden sein kann. Diese Nebenwirkungen und Komplikationen müssen aber nicht eintreten und auch nicht alle zugleich.  

Möglich sind zum Beispiel:

  • Allgemeine Operationsrisiken: Schmerzen, Wundheilungsstörung, Blutungen, Infektionen, Narkoseunverträglichkeit
  • Komplikationen durch das Brustimplantat, zum Beispiel eine Kapselfibrose; dabei bildet sich aufgrund einer Fremdkörperreaktion eine bindegewebsartige Kapsel, durch die lokale Verhärtung der Brust kann diese schmerzen oder sich verformen
  • Komplikationen an der Gewebeentnahmestelle bei der Rekonstruktion mit Eigengewebe, beispielsweise Gefühlsbeeinträchtigungen, deutlich geschwächte Bauchwand, Wundheilungsstörungen, Bewegungseinschränkungen am Rücken
  • Bei der Rekonstruktion mit Eigengewebe kann das verpflanzte Gewebe teilweise oder vollständig absterben (Nekrose) 
  • Erhöhte Empfindlichkeit oder Spannungsgefühl im Brustbereich
  • Unzufriedenheit mit dem kosmetischen Ergebnis

Krankenkassen tragen die Kosten für die Brustrekonstruktion

Vor der Brustrekonstruktion erfolgt immer ein Beratungsgespräch mit Ihrem Behandlungsteam (zum Beispiel in einem zertifizierten Brustzentrum). Dabei erhalten Sie Informationen über die verschiedenen Möglichkeiten des Brustaufbaus und auch, welche Art der Rekonstruktion sich in Ihrem Fall am besten eigenen würde. Teilen Sie im Arztgespräch immer auch Ihre Wünsche, Vorstellungen und Überzeugungen mit.

Das Behandlungsteam erstellt anschließend eine Indikation zum Brustaufbau sowie ein Informationsdokument für Ihre Krankenkasse. Sie prüft dieses und berücksichtigt dabei auch Ihre Vorgeschichte. In der Regel genehmigen die Krankenkassen die Brust- und Brustwarzenrekonstruktion und übernehmen (anteilig oder vollständig) die Kosten dafür.

Gesetzlich Versicherte, die sich im Rahmen der Brustkrebstherapie einer Mastektomie (ganz oder teilweise) unterziehen müssen, haben grundsätzlich einen Anspruch auf die Rekonstruktion der Brust. Die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) müssen die Kosten vollständig tragen. Die privaten Krankenversicherungen betrachten die Brustrekonstruktion als „medizinische Heilbehandlung“. Auch sie übernehmen die Kosten für den Wiederaufbau der Brust.

In manchen Fällen übernimmt die GKV auch die Kosten für eine Mastektomie und Rekonstruktion einer gesunden Brust. Für die Mastektomie muss es eine Indikation, also eine medizinische Notwendigkeit geben. Beispiel: Bei einem erhöhten familiären Brustkrebsrisiko und einer nachgewiesenen krankheitsauslösenden Mutation in einem Hochrisikogen (zum Beispiel BRCA1, BRCA2) trägt die GKV die Kosten für die Brustabnahme – und anschließend auch für die Brustrekonstruktion.

Tipp: Besprechen Sie Fragen zur Kostenübernahme ausführlich mit Ihrem Behandlungsteam und fragen Sie im Zweifelsfall auch bei Ihrer Krankenkasse nach.

  1. Leitlinienprogramm Onkologie. Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. Langversion 4.4 – Juni 2021, abgerufen am 04.09.2024
  2. ONKO Internetportal. Brustkrebs – Brustrekonstruktion, abgerufen am 04.09.2024
  3. Deutsche Krebshilfe. Brustkrebs. Wiederaufbau der Brust, abgerufen am 04.09.2024
  4. Deutsche Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie e. V. (DGPRÄC): Eigengewebe, abgerufen am 04.09.2024
  5. Bayrische Krebsgesellschaft. Brust- und Brustwarzen Rekonstruktion, abgerufen am 04.09.2024
  6. info Medizin Brust-Op. Brustrekonstruktion (Mammarekonstruktion), abgerufen am 04.09.2024
  7. mamazone. Brustaufbauende Verfahren, abgerufen am 04.09.2024

Mit freundlicher Unterstützung von MSD Sharp & Dohme

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Die Informationen auf dieser Seite können eine professionelle Beratung durch ausgebildete und anerkannte Ärztinnen und Ärzte nicht ersetzen. Auch dienen sie nicht dazu, eigenständig eine Diagnose zu stellen oder eine Therapie einzuleiten.