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Triple-negativer Brustkrebs (TNBC) – was ist das?

Redaktion Mamma Mia! im Auftrag von AstraZeneca und MSD Sharp & Dohme

Triple negativer Brustkrebs
© iStock / SciePro

Triple-negativer Brustkrebs – abgekürzt TNBC – ist oft aggressiv und gefährlicher als andere Brustkrebstypen. Lesen Sie, welche Eigenschaften ein TNBC hat (beziehungsweise nicht hat), wie häufig er ist, welche Frauen betroffen sind und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Was ist ein triple-negativer Brustkrebs?

Ein triple-negativer Brustkrebs (TNBC) zeichnet sich dadurch aus, dass den Krebszellen bestimmte Merkmale auf ihrer Oberfläche fehlen. Sie besitzen keine Andockstellen (Rezeptoren) für die Hormone Östrogen und/oder Progesteron (ER-/PgR-). Damit ist der Brustkrebs Hormonrezeptor-negativ (HR-) und wächst nicht unter dem Einfluss weiblicher Geschlechtshormone.

Außerdem haben Frauen mit einem TNBC keine oder nur geringe Mengen an Rezeptoren für humane epidermale Wachstumsfaktoren (HER2). Sie sind HER2-negativ. Diese Wachstumsfaktoren leiten Signale ans Zellinnere weiter und geben den Befehl, sich zu teilen und zu vermehren. Fehlen alle drei Rezeptoren (ER/PgR, HER2), sprechen medizinische Fachleute von „triple-negativ“ oder „dreifach negativ“.

Da bei einem TNBC die Spiegel aller drei Rezeptoren niedrig sind, entfallen auch wichtige Angriffspunkte für Brustkrebsmedikamente, die heute bei vielen Frauen mit einem Mammakarzinom (fachsprachlich für Brustkrebs) zum Einsatz kommen. Beispielsweise finden die Antihormontherapie und Medikamente, die sich gegen HER2 richten (die sogenannte Anti-HER2-Therapie) keinen Angriffspunkt bei einem TNBC. Aber es gibt andere Behandlungen für Menschen mit diesem Brustkrebstyp.

TNBC: Häufigkeit und Alter

Etwa 15 % aller Mammakarzinome sind triple-negative Tumoren.Besonders oft erkranken junge Frauen an diesem Brustkrebstyp. Ein TNBC wächst meist schneller, ist oft aggressiv und schwieriger zu behandeln. Frauen mit einem solchen Brustkrebstyp besitzen ein hohes Risiko für einen Rückfall, ein sogenanntes Rezidiv, beziehungsweise eine Metastasierung.

Daher hat ein triple-negativer Tumor eine vergleichsweise schlechte Prognose. Allerdings spielen bei der Beurteilung der Risiken auch noch andere Faktoren mit, etwa in welchem Stadium Ärztinnen und Ärzte den Tumor entdecken und wie weit er sich schon ausgebreitet hat.

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TNBC kann im Zusammenhang mit BRCA-Mutationen stehen

Ein TNBC kommt gehäuft bei Frauen mit einer erblichen Belastung vor, etwa einer Mutation in einem der BRCA-Gene. Ungefähr 30 % aller Frauen mit Brustkrebs bringen eine familiäre Belastung mit, berichtet die aktuelle S3-Leitlinie „Brustkrebs“. Bei ihnen gibt es weitere Brust- oder Eierstockkrebsfälle in der Familie. Bei bis zu 10 % aller Menschen mit Brustkrebs und bei bis zu 20 % der Personen mit Eierstockkrebs lässt sich eine BRCA-Mutation nachweisen, schreibt das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ).

Einen engen Zusammenhang gibt es zwischen dem triple-negativen Brustkrebs und Mutationen des BRCA1-Gens. Frauen mit einem veränderten (mutierten) BRCA1-Gen erkranken deutlich häufiger an einem TNBC als an einem anderen Brustkrebstyp. Aber: Nicht alle durch BRCA-Mutationen verursachten Brustkrebsarten sind triple-negativ. Nur bei wenigen triple-negativen Brustkrebsarten sind vererbte BRCA-Mutationen die Ursache.

Laut der aktuellen S3-Leitlinie „Brustkrebs“ ließen sich in Studien bei 8,5 % der Frauen mit TNBC eine BRCA1-Mutation und bei 2,7 % eine BRCA2-Mutation nachweisen. Allerdings seien die genauen Häufigkeitsraten für Genmutationen bei Frauen mit einem TNBC, bei denen keine weitere familiäre Belastung vorliegt, noch nicht abschließend geklärt, schreiben die Autorinnen und Autoren.

Um festzustellen, ob man aus einer Risikofamilie stammt, hat das Deutsche Konsortium familiärer Brust- und Eierstockkrebs verschiedene Einschlusskriterien festgelegt. So ist ein Gentest auf eine BRCA-Mutation empfohlen, wenn die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer Mutation entsprechend der Familienkonstellation erhöht ist. 

Dies ist der Fall, wenn beispielsweise mindestens drei Frauen in der Familie betroffen sind, eine Frau in der Familie an Brust- und Eierstockkrebs oder ein Mann in der Familie an Brustkrebs erkrankt ist. Ein erhöhtes Risiko besteht ebenfalls, wenn der eigene Tumor triple-negativ ist und die Erkrankung vor dem 60. Lebensjahr aufgetreten ist. Darüber hinaus ist ein BRCA-Test für die individuelle Therapieplanung, etwa mit einem PARP-Inhibitor, von Bedeutung.

TNBC – welche Behandlungen gibt es?

Bei einem TNBC entfallen einige gängige Brustkrebsbehandlungen, die sich gezielt gegen die Hormonrezeptoren (Antihormontherapie) oder Andockstellen für Wachstumsfaktoren (Anti-HER2-Therapie) auf den Oberflächen der Tumorzellen richten. Diese Therapien sind bei einem triple-negativen Brustkrebs nicht wirksam.

Für Frauen mit einem TNBC stehen jedoch verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung – ein Überblick:

Brust-Operation

Bei einer Operation versuchen Ärztinnen und Ärzte den Tumor in der Brust möglichst vollständig zu entfernen. Ob der Tumor sich brusterhaltend operieren lässt, hängt unter anderem von dessen Größe, Stadium und Ausbreitung ab.

Bestrahlung

Die Strahlentherapie (Radiotherapie) ist eine lokale Behandlung der Brust, d.h. sie wirkt ausschließlich innerhalb des bestrahlten Areals. Bei dieser Therapieoption wird mit hochenergetischen Strahlen gearbeitet, die das Erbgut der Krebszellen schädigen. Die Strahlentherapie ist „Maßarbeit“ und muss gut geplant sein, damit sie so effizient und gleichzeitig schonend wie möglich ablaufen kann. Fachleute aus der Strahlentherapie versuchen immer, das gesunde Gewebe bestmöglich zu schonen.

Chemotherapie

Die Chemotherapie nutzt verschiedene Zellgifte (sog. Zytostatika, auch „Zellstopper“ genannt), die im gesamten Körper gegen die Krebszellen vorgehen. Sie wirkt also „systemisch“. Diese Therapieoption ist eine sehr wichtige Behandlungssäule bei einem triple-negativen Brustkrebs. Meist kommt eine Kombination mehrerer Chemotherapeutika zum Einsatz. Die Medikamente greifen die Krebszellen an verschiedenen „Achillesfersen“ an, verhindern ihre Vermehrung und töten sie ab. Auch mit anderen Therapieansätzen lässt sich die Chemotherapie kombinieren.

Die Chemotherapie erfolgt meist als Infusion in mehreren Zyklen. Dazwischen liegen immer wieder Pausen, damit sich der Körper erholen kann. Eine Chemotherapie können Ärztinnen und Ärzte vor der Operation verabreichen (neoadjuvant), um den Tumor zu verkleinern und ihn so besser operabel zu machen. Ziel ist es, möglichst brusterhaltend zu operieren. Bei einem TNBC wählen Ärztinnen und Ärzte oft die neoadjuvante Chemotherapie. Kann der Tumor im Anschluss operativ komplett entfernt werden, spricht man von einer pathologischen Komplettremission (pCR) und die Langzeitprognose ist entsprechend gut.

Manchmal wird die Chemotherapie nach einer Operation eingesetzt. Dann soll sie eventuell noch verbliebene Krebszellen im Körper beseitigen. Medizinische Fachleute sprechen von „adjuvanter“ oder unterstützender Chemotherapie.

Medikamente beim triple-negativen Brustkrebs

Für Frauen mit TNBC gibt es inzwischen aber auch einige weitere Therapieansätze, die in Kombination mit einer Chemotherapie oder als alleinige Therapie gegeben werden können – die wichtigsten im Überblick:

  • Immun-Checkpoint-Inhibitoren: Das Immunsystem ist sowohl für die Verhinderung von Krebs als auch bei der Bekämpfung von bereits bestehenden Tumoren von großer Bedeutung. Die Krebszellen „verstecken“ sich wiederum vor dem Immunsystem und werden oft von unseren Immunzellen – von den T-Zellen – nicht als gefährlich erkannt. Die Immuntherapie basiert darauf, dass Krebszellen aus ihrem Versteck gelockt werden, sie werden sozusagen enttarnt. Der Feind wird also wieder als solcher erkennbar gemacht. Um die Immunabwehr der Tumoren gezielt aus- und das Immunsystem wieder „scharf“ zu schalten, wurden bestimmte Antikörper entwickelt – die sogenannten Immun-Checkpoint-Inhibitoren oder auch Immun-Checkpoint-Hemmer. Sie tragen ihren Namen, da sie die Oberflächenproteine hemmen, die für das Verstecken der Krebszellen sorgen. Es gibt verschiedene Immun-Checkpoint-Inhibitoren, die in Kombination mit einer Chemotherapie zur Therapie des TNBC zur Verfügung stehen.
  • Antikörper-Wirkstoff-Konjugate: Bei Medikamenten aus dieser Gruppe (engl. auch antibody drug conjugate = ADC) sind mehrere Chemotherapie-Moleküle an einen Antikörper gebunden. Das bedeutet: Über den Antikörper binden die Moleküle speziell an die Krebszelle und der chemotherapeutische Wirkstoff wird so gezielt in das Innere der Krebszelle transportiert, wo er seine Wirkung entfaltet, und die Krebszelle abtötet.
  • PARP-Inhibitoren: Betroffene mit einem TNBC und einer BRCA-Mutation können von einem PARP-Inhibitor profitieren, sofern sie alle weiteren Zulassungskriterien für die Behandlung mit dem Medikament erfüllen. Das Kürzel PARP steht für Poly-ADP-Ribose-Polymerase und ist ein Enzym (Protein), das bei der Reparatur des Erbguts (der DNA) mithilft. Es behebt sogenannte „Einzelstrangbrüche“ in der DNA. PARP-Inhibitoren hemmen die Tätigkeit des PARP-Proteins, wodurch wiederum Doppelstrangbrüche entstehen. Diese zählen zu den schwerwiegendsten Erbgutschäden. An deren Reparatur sind BRCA1– und BRCA2-Proteine beteiligt. Funktionieren diese aufgrund einer Veränderung (Mutation) der BRCA-Gene nicht, lassen sich die Doppelstrangbrüche nicht reparieren. Die Krebszelle erkennt diesen Fehler und löst ein „Selbstmordprogramm“ aus – sie stirbt ab.
  • Angiogenesehemmer: Dies sind Medikamente, welche die Ausbildung neuer Blutgefäße hemmen. Damit kann sich der Tumor schlechter mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Bei einem metastasierten TNBC kann, in Kombination mit einer Chemotherapie, ein Antikörper zum Einsatz kommen, der sich gegen den Gefäßwachstumsfaktor namens VEGF richtet. Dabei unterbindet er die Versorgung des Tumors mit neuen Blutgefäßen, so dass dieser sich zurückbildet.

DE-61112/2023

Mit freundlicher Unterstützung von MSD Sharp & Dohme

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Die Informationen auf dieser Seite können eine professionelle Beratung durch ausgebildete und anerkannte Ärztinnen und Ärzte nicht ersetzen. Auch dienen sie nicht dazu, eigenständig eine Diagnose zu stellen oder eine Therapie einzuleiten.