CDK4/6-Inhibitoren bei Brustkrebs

Redaktion Mamma Mia!

© iStock / Jacob Wackerhausen

CDK4/6-Inhibitoren werden bei Brustkrebs eingesetzt. Die Medikamente greifen in den Zellzyklus ein und können das Tumorwachstum bremsen. Lesen Sie, wann CDK4/6Inhibitoren geeignet und welche Nebenwirkungen möglich sind. 

CDK4/6-Inhibitoren (CDK4/6-Hemmer) sind Medikamente, die manchen Frauen mit Brustkrebs helfen können. Sie können das Krebswachstum bremsen. Die Abkürzung „CDK4/6“ steht für „Cyclin-abhängige Kinasen 4/6“. CDK4/6-Hemmer werden in der Regel mit anderen Brustkrebstherapien kombiniertmeist mit einer Antihormontherapie 

Was sind CDK4/6-Inhibitoren?

CDK4/6-Inhibitoren zählen zu den zielgerichteten Therapien (engl. targeted therapy), die sich gegen bestimmte Eigenschaften von Krebszellen richten. Die Wirkstoffklasse der CDK4/6-Inhibitoren zielt auf zwei Enzyme ab, die bei der Zellteilung und der Steuerung des Zellzyklus eine wesentliche Rolle spielen. Diese Enzyme heißen Cyclin-abhängige Kinasen (engl. cyclin-dependent kinases = CDK) 4 und 6. Die Medikamente hemmen beide Enzyme, bremsen die Zellteilung und helfen so dabei mit, dass der Brustkrebs nicht mehr weiter wächst.  

CDK4/6-Inhibitoren werden in der Regel mit einer Antihormontherapie kombiniert, zum Beispiel mit einem Aromatasehemmer, dem Wirkstoff Fulvestrant oder bei Frauen vor der Menopause (Prämenopause) und beim Wechsel in die Menopause (Perimenopause) mit GnRH-Analoga. Diese Medikamente unterdrücken die Funktion der Eierstöcke und die Ausschüttung der Fruchtbarkeitshormone LH und FSH. Dadurch sinkt der Östrogenspiegel. 

CDK4/6-Hemmer können das Rückfallrisiko senken und die Zeit verlängern, in welcher der Tumor nicht fortschreitet (progressionsfreies Überleben). Auch auf das Gesamtüberleben scheinen sich CDK4/6-Inhibitoren günstig auszuwirken.  

Wie wirken die Medikamente?

Cyclin-abhängige Kinasen sind wichtige Mitspieler bei der Regulation des Zellzyklus. Es gibt verschiedene Kinasen, die in jeweils anderen Phasen im Zellzyklus eine Rolle spielen. In Brustkrebszellen sind diese Kinasen vermehrt aktiv. Sie regen die Zellteilung vor allem bei hormonempfindlichen Brustkrebszellen an. Maßgeschneiderte Medikamente können die Enzyme CDK4/6 hemmen und die Signalwege stören. Dadurch wird das Zellwachstum gebremst. 

Forschende vermuten auch, dass die verstärkte Aktivität der Cyclin-abhängigen Kinasen 4 und 6 eine Rolle spielt, wenn eine antihormonelle Therapie nicht mehr ausreichend wirkt und sich  eine Resistenz entwickelt. Durch die Hemmung von CDK4/6 kann die Antihormontherapie besser wirken.  

Wann werden CDK4/6-Inhibitoren eingesetzt?

Derzeit sind drei Wirkstoffe für Brustkrebs zugelassen: Abemaciclib, Ribociclib und Palbociclib. Sie werden als Tabletten oder Kapseln eingenommen. Die drei Wirkstoffe unterscheiden sich geringfügig durch ihr Einnahmeschema und ihr Spektrum an Nebenwirkungen. Manche Präparate gibt es in verschiedenen Dosierungen.  

CDK4/6-Inhibitoren in Kombination mit einer Antihormontherapie können Frauen mit einem hormonrezeptorpositiven (HR+) und HER2-negativen (HER2-) Brustkrebs helfen, der lokal fortgeschritten oder metastasiert ist. Ein hormonempfindlicher Brustkrebs wächst unter dem Einfluss der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen (ER+) und/oder Progesteron (PgR+). Ungefähr zwei Drittel aller Mammakarzinome brauchen Hormone für ihr Wachstum, berichtet die Deutsche Krebsgesellschaft. HER2-negativ bedeutet, dass die Brustkrebszellen keine vermehrten Andockstellen (Rezeptoren) für den humanen epidermalen Wachstumsfaktor 2 an ihren Oberflächen besitzen. CDK4/6-Inhibitoren sind für Frauen mit HR-positivem und HER2-negativem Brustkrebs schon seit vielen Jahren Standard.  

Auch bei Frauen mit einem frühen hormonempfindlichen und HER2-negativen Brustkrebs, bei dem ein erhöhtes Rückfall-Risiko besteht, können Ärztinnen und Ärzte CDK4/6-Inhibitoren einsetzen. Zusätzlich zur Antihormontherapie sind die Wirkstoffe Abemaciclib und Ribociclib für diese Anwendung zugelassen. Für Männer mit frühem oder fortgeschrittenem Brustkrebs ist die Kombination aus CDK4/6-Hemmern und Aromatasehemmern ebenfalls eine Option.  

Die Kosten für die Anwendung von CDK4/6-Inhibitoren übernehmen in der Regel die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) und privaten Krankenversicherungen (PKV), wenn Ärztinnen und Ärzte die Indikation stellen – also die Medikamente als medizinisch notwendig erachten.  

Verträglichkeit und Nebenwirkungen

CDK4/6-Hemmer sind in den meisten Fällen gut verträglich. Im Vergleich zu einer Chemotherapie gelten CDK4/6-Inhibitoren als weniger giftig (toxisch).  Wie jedes Medikament können jedoch auch CDK4/6-Inhibitoren einige Nebenwirkungen haben. Die zielgerichteten Medikamente beeinflussen auch gesunde Zellen, die sich schnell teilen, zum Beispiel die Blutzellen oder Haarwurzelzellen.  

Die wichtigsten Nebenwirkungen sind: 

  • Veränderungen des Blutbildes: Die Anzahl an neutrophilen Granulozyten kann vermindert sein (Neutropenie). Diese „Fresszellen“ des Immunsystems zählen zu den  weißen Blutkörperchen (Leukozyten).  Auch die Werte für die Leukozyten (Leukopenie), roten Blutkörperchen (Anämie) und Thrombozyten (Thrombozytopenie) können zu niedrig sein. 
  • Magen-Darm-Probleme wie Durchfall (Diarrhoe), Übelkeit und Erbrechen 
  • Übermäßige Müdigkeit und Erschöpfung (Fatigue) 
  • Herzrhythmusstörungen (besonders Ribociclib), die im EKG sichtbar sind – daher sind bei der Anwendung dieses Wirkstoffs regelmäßige Kontrollen per EKG nötig 
  • Erhöhte Leberwerte – betroffen sind die Enzyme Aspartat-Aminotransferase (AST) und/oder Alanin-Aminotransferase (ALT) 
  • Erhöhte Anfälligkeit für Infektionen 
  • Haarausfall  

 

Ärztinnen und Ärzte kontrollieren bei der Einnahme von CDK4/6-Inhibitoren das Blutbild, die Leberwerte und vor alle bei der Anwendung von Ribociclib die Herzfunktion durch ein EKG. Manchmal müssen sie die Dosis der Medikamente aufgrund der Nebenwirkungen anpassen. Auch Therapiepausen sind manchmal notwendig. Besprechen Sie immer mit Ihrem Behandlungsteam, welche Untersuchungen in welchen Zeitabständen empfohlen sind. 

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

CDK4/6-Inhibitoren werden vor allem durch das Enzym namens CYP3A4 verstoffwechselt. Es gehört zur Cytochrom-P450-Familie. CYP3A4 kommt hauptsächlich in der Leber vor und ist für den Abbau von vielen Medikamente im Körper verantwortlich. Daher sind Wechselwirkungen mit Medikamenten möglich, die das Enzym CYP3A4 hemmen oder seine Aktivität steigern.  

  • Hemmer (Inhibitoren): Substanzen, die das CYP3A4 hemmen, verlangsamen den Abbau von Medikamenten. Dies kann zu einer höheren Konzentration der Wirkstoffe im Blut und zu einer verstärkten Wirkung führen. Beispiele für CYP3A4-Hemmer sind Antibiotika wie Clarithromycin, Antimykotika (Antipilzmittel) oder Grapefruit. 
  • Verstärker (Induktoren): Substanzen, welche die Aktivität von CYP3A4 steigern, beschleunigen den Abbau von Medikamenten – dies kann ihre Wirksamkeit verringern. Beispiele sind pflanzliche Mittel wie Johanniskraut, Antikonvulsiva (Antiepileptika) wie Carbamazepin und Phenytoin oder Antibiotika wie Rifampicin.

Therapiealltag und Lebensqualität

Wichtig ist, dass Sie bei der Einnahme von CDK4/6-Hemmern Ihre Blut- und Leberwerte und eventuell auch die Herzfunktion ärztlich überwachen lassen. Dies gilt besonders zu Beginn der Therapie mit CDK4/6-Inhibitoren. So kann Ihr Behandlungsteam bei Veränderungen und Auffälligkeiten rechtzeitig reagieren und zum Beispiel die Dosis anpassen.  

Die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei der Anwendung von CDK4/6-Hemmern wurde zwar in mehrere Studien untersucht, aber es gab keine einheitlichen und aussagekräftigen Ergebnisse. Dass sich die Lebensqualität durch die Medikamente verbessern würde, lässt sich bisher aus den Studiendaten nicht ableiten, schreibt die Leitlinie „Mammakarzinom“.   

Die meisten können aber ihren Alltag trotz der Medikamente gut meistern und – je nach gesundheitlichem Zustand – auch ihrem Beruf nachgehen. Auch Reisen ist unter einer Krebsbehandlung mit CDK4/6-Hemmern möglich. Wichtig ist immer, dass Sie Ihre Pläne mit Ihrem Behandlungsteam besprechen.  

FAQs: CDK4/6-Inhibitoren

Eine Behandlung mit einem CDK4/6-Hemmer ist keine Chemotherapie – auch wenn manche Nebenwirkungen wie eine Veränderung des Blutbildes vielleicht ähnlich sind. Die Chemo wirkt relativ unspezifisch und schädigt sowohl Krebszellen als auch gesunde Zellen, die sich schnell teilen. Ein CDK4/6-Inhibitor hingegen greift gezielt an den Enzymen CDK4 und CDK6 an und beeinflusst damit direkt den Zellzyklus. Die Zellen verbleiben in ihrer aktuellen Phase stehen und können sich nicht weiter teilen und vermehren.

Es gibt mehrere Medikamente, die CDK4/6-Hemmer sind. Dazu gehören zum Beispiel die Wirkstoffe AbemaciclibRibociclib und Palbociclib. Sie wurden für Brustkrebs entwickelt und kommen hauptsächlich bei fortgeschrittenem oder metastasiertem, aber inzwischen auch bei frühem Brustkrebs zum Einsatz. In Studien wird zudem untersucht, ob CDK4/6-Inhibitoren auch bei anderen Krebsarten wirksam sein könntenBei Darmkrebs waren erste Studienergebnisse von Forschenden des Universitätsklinikums Würzburg und der LMU München vielversprechend. 

Wie lange Sie einen CDK4-Hemmer einnehmen sollten, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel von Ihrem Krankheitsverlauf oder der Verträglichkeit und den Nebenwirkungen der Medikamente. Einen CDK4/6-Inhibitor nehmen Sie in Zyklen von 28 Tagen ein. 21 Tage nehmen sie jeden Tag eine Tablette oder Kapsel, dann folgen sieben Tage Therapiepause. Besprechen Sie mit Ihrem Behandlungsteam die Dauer der Einnahme.  

CDK4/6-Hemmer können bei frühem Brustkrebs das Risiko für einen Rückfall (Rezidiv) senken und wirken sich somit günstig auf das Überleben aus. Bei fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs können die Medikamente das Tumorwachstum bremsen und das progressionsfreie Überleben (engl. progression free survival, PFS) verlängern. Dies ist die Zeitspanne, in der der Tumor nicht fortschreitet.  

CDK4/6-Hemmer können zu Haarausfall führen, weil sie sich auch gegen gesunde Zellen richten, die sich schnell teilen. Dazu gehören die Haarzwurzelzellen. Im Vergleich zu einer Chemotherapie, bei der der Haarverlust gut bekannt ist und sich viele vorab für eine Perücke entscheiden, tritt der jedoch bei einem CDK4/6-Inhibitor weniger häufig auf. Nach dem Ende der Therapie und wenn die Medikamente wieder abgebaut sind, wachsen die Haare wieder nach. 

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  1. S3-Leitlinie, Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, Mai 2025, Konsultationsfassung, abgerufen am 27.10.2025
  2. Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO), CDK4/6-Inhibitoren beim metastasierten HR+/HER2- Mammakarzinom Einer, keiner – oder irgendeiner?, abgerufen am 27.10.2025
  3. Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), CDK4/6-Hemmer bei frühem Brustkrebs, abgerufen am 27.10.2025 
  4. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Ribociclib (Kisqali) bei frühem Brustkrebs nach Operation, abgerufen am 27.10.2025 
  5. Gelbe Liste, Wirkstoffgruppen, CDK4/6-Inhibitoren, abgerufen am 28.10.2025
  6. Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA), Geltende Fassung Abemaciclib D-811, abgerufen am 28.10.2025
  7. Onko-Portal, Basis Informationen, Krebs, Krebsarten, Brustkrebs, Molekularbiologische Therapie, abgerufen am 28.10.2025
  8. Journal Onkologie, CDK4/6-Inhibitor, abgerufen am 28.10.2025
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