Brustkrebs beim Mann

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Brustkrebs beim Mann
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Brustkrebs bei Männern ist möglich, kommt aber vergleichsweise selten vor. Lesen Sie die wichtigsten Fakten über die Symptome, Ursachen und Risikofaktoren, Behandlungen und die Prognose.  

Brustkrebs beim Mann ist zwar eine Seltenheit, aber diese „weibliche“ Krebsart kann auch Männer treffen. Eigentlich ist das Mammakarzinom eine typische „Frauenkrankheit“, wie folgende Zahlen zeigen: Bei 74.500 Frauen wurde im Jahr 2022 neu Brustkrebs diagnostiziert. Dagegen erhielten nur 690 Männer in diesem Zeitraum die Diagnose „Mammakarzinom“, berichtet das Robert Koch-Institut (RKI). Nur etwa ein Prozent aller neuen Brustkrebserkrankungen betrifft Männer.  

Meist erkranken Männer in einem höheren Lebensalter an Brustkrebs, im Schnitt mit rund 71 Jahren, schreibt das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Allerdings kann sich diese Krebsart bei Männern prinzipiell in jedem Alter entwickeln. Viele Männer rechnen nicht mit einem Mammakarzinom. Außerdem gibt es im Gegensatz zu Frauen keine Früherkennungsmaßnahmen. Daher wird Brustkrebs beim Mann oft erst später entdeckt. 

Welche Symptome deuten auf Brustkrebs hin?

Brustkrebs beim Mann kann sich durch verschiedene Anzeichen äußern. Das Deutsche Krebsforschungszentrums (DKFZ) nennt folgende Symptome: 

  • Verhärtung („Knoten“) in einer Brust, die keine Schmerzen hervorruft. 
  • Veränderungen der Brustwarze: Absonderung von Flüssigkeit (klar, blutig, eitrig), Einziehungen, Entzündungen oder Wunden, die nicht abheilen 
  • Geschwollene Lymphknoten in der Achselhöhle – wenn Krebszellen schon in die Lymphnoten eingewandert sind, „verdicken” sie sich. 

 

Männer sollten bei Veränderungen der Brust und der Brustwarze immer zeitnah ärztlichen Rat einholen und ihre Symptome abklären lassen. Eine Veränderung muss aber nicht unbedingt bösartig sein und Brustkrebs bedeuten. Wie bei Frauen gibt es auch in der männlichen Brust gutartige Zysten und Bindegewebstumore.  

Brustkrebs beim Mann – welcher Arzt, welche Ärztin?

Männer, die beim Abtasten ihrer Brust oder an ihrer Brustwarze Auffälligkeiten entdeckt haben, können zunächst ihre Hausarztpraxis aufsuchen. Wenn sich der Verdacht auf Brustkrebs nicht ausräumen lässt, ist die Überweisung an ein zertifiziertes Brustzentrum eine Möglichkeit. Dort arbeiten Mediziner und Medizinerinnen verschiedener Fachdisziplinen eng zusammen.  

Dazu gehören zum Beispiel Fachleute aus der Gynäkologie, Onkologie und Chirurgie, aber auch aus der Urologie und Andrologie (Männerheilkunde). Weil es zwischen dem Brustkrebs beim Mann und der Frau einige Ähnlichkeiten gibt, ist das Fachwissen von Ärztinnen und Ärzten aus der Gynäkologie und Onkologie besonders wichtig. Auch Angehörige anderer Gesundheitsberufe sowie Fachleute aus der Sozialarbeit und Psychoonkologie sind in der Regel ein Teil des Teams.  Es besitzt meist viel Expertise in der Diagnostik und Therapie von Brustkrebs (und auch gutartigen Brusterkrankungen). 

Ursachen und Risikofaktoren von Brustkrebs beim Mann

Die Ursachen von Brustkrebs beim Mann sind nicht genau bekannt. Aber es gibt einige Risikofaktoren, die das Brustkrebsrisiko bei Männern erhöhen können. Die Tabelle zeigt die wichtigsten Risikofaktoren im Überblick, welche die Leitlinie „Mammakarzinom“ für Männer nennt: 

Risikofaktor Beschreibung
Alter Die höchste Anzahl von Erkrankungsfällen tritt im 71. Lebensjahr auf.
Herkunft Männer afrikanischer und karibischer Herkunft haben ein erhöhtes Brustkrebsrisiko.
Keimbahnmutationen (eine genetische Veränderung in den Samenzellen / Eizellen – sie bestehen von Geburt an) 
  • Bei einer positiven Familienanamnese beider Geschlechter ist  das Erkrankungsrisiko 2,5-fach erhöht. 
  • BRCA2-Mutationen sind bei 4 bis 40 Prozent aller Fälle von Brustkrebs beim Mann nachweisbar, aber auch BRCA1-Mutationen stehen mit Brustkrebs bei Männern in Verbindung. BRCA ist die Abkürzung für die Brustkrebsgene (engl. BReast CAncer). Besonders gut untersucht sind die Brustkrebsgene  BRCA1 und BRCA2. Beide Gene sind an der Reparatur von Erbgutfehlern beteiligt. 
  • Veränderungen in einem Gen namens „RAD51B“ (es ist ebenfalls an der DNA-Reparatur beteiligt) erhöhen das Risiko für Brustkrebs um 50 Prozent. 


Allen Männern mit Brustkrebs sollte laut Leitlinie eine genetische Beratung empfohlen werden. Der Nachweis einer krankheitsauslösenden Genveränderung (zum Beispiel BRCA1, BRCA2) kann auch für die Behandlung von Bedeutung sein, etwa mit einem PARP-Hemmer

Hormonelle (endokrine) Ursachen 
  • Östrogenzufuhr von außen (exogen), zum Beispiel durch Hormontherapie für Transsexuelle, Behandlung von Prostatakrebs,  Östrogenexposition im Beruf 
  • Erhöhte Östrogenproduktion durch den Körper (endogen): Klinefelter Syndrom (angeborene Chromosomenanomalie mit zusätzlichem X-Chromosom), Fettleibigkeit (Adipositas) 
  • Erniedrigte Androgenspiegel (Androgene = männliche Sexualhormone): Entfernung eines oder beider Hoden (Orchidektomie), Hodenhochstand, Hodenentzündung (Orchitis) in Verbindung mit Mumps, Leberzirrhose 
Umwelt
  • Lebensstil: Adipositas, mangelnde Bewegung, exzessiver Alkoholkonsum 
  • Strahlenexposition: zum Beispiel Strahlentherapie (Radiotherapie), diagnostische Radiologie 
  • Berufliche Exposition: hohe Temperaturen, Erdöl, Abgase 

Diagnostik von Brustkrebs bei Männern

Es gibt nur wenige Erkenntnisse aus Studien zur Diagnostik von Brustkrebs beim Mann. Daher gibt es auch keine besonderen Diagnosemethoden, die auf Männer beim Verdacht auf Brustkrebs zugeschnitten sind. Die Empfehlungen richten sich in erster Linie danach, wie Brustkrebs bei Frauen (nach der Menopause) diagnostiziert wird. Das Gleiche gilt auch für die Behandlung und Nachsorge. Empfohlen ist es für Männer mit Brustkrebs, an Studien oder Registern teilzunehmen. Nur so lässt sich in Zukunft das Wissen zu Brustkrebs beim Mann verbessern.   

Einige Informationen zur Diagnostik beim Verdacht auf einen bösartigen Tumor in der Brust beim Mann: 

  • Krankengeschichte (Anamnese): Ärztinnen und Ärzte fragen zum Beispiel nach der Art, Dauer und Intensität der Symptome, bestehenden Erkrankungen, (erblichen) Krankheiten in der Familie, Einnahme von Medikamenten, dem Beruf und Lebensstil 
  • Tastuntersuchung der Brüste – Veränderungen wie Knoten oder Verhärtungen lassen sich so aufspüren 
  • Mammographie – eine Röntgenuntersuchung der Brust (sie funktioniert auch bei Männern) 
  • Ultraschalluntersuchung (Sonographie) der Brust und der Lymphabflussregionen 
  • Biopsie – die Entnahme einer Gewebeprobe aus dem verdächtigen Bereich der Brust. Das entnommene Gewebe untersucht eine Pathologin oder ein Pathologe feingeweblich unter dem Mikroskop. Gutartige und bösartige Zellen lassen sich unterscheiden und die Diagnose Brustkrebs eindeutig stellen. 

Brustkrebs beim Mann
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Wurde die Diagnose Brustkrebs bei einem Mann bestätigt, führen Ärztinnen und Ärzte meist weitere Untersuchungen durch. Sie möchten wissen, wie aggressiv der Brustkrebs ist und wie weit er sich schon ausgebreitet hat (Grading“ und „Staging). Manchmal hat Brustkrebs schon bei der Diagnose Metastasen in anderen Organen und Geweben gebildet, etwa in den Knochen, der Leber oder Lunge. Bei dieser Ausbreitungsdiagnostik orientieren sich Ärztinnen und Ärzte wiederum am Vorgehen bei den Frauen. Häufig angewendete Untersuchungen sind zum Beispiel ein Ultraschall der Leber, eine Computertomographie (CT) der Lunge oder die Knochenszintigraphie.

Tipp!

Für Männer mit Brustkrebs gibt es eine Selbsthilfegruppe: Netzwerk Männer mit Brustkrebs e. V.  Dort finden Sie Rat, Hilfe, Unterstützung und Männer, denen es vielleicht ähnlich geht wie Ihnen.  

Behandlung von Brustkrebs beim Mann

Wie bei der Diagnostik gibt es auch keine speziellen Behandlungen für Brustkrebs beim Mann. Die Therapie orientiert sich wiederum an den Frauen.  Es gibt mehrere Behandlungsmöglichkeiten für Männer. 

Operation:  

Ziel ist, den Tumor in der Brust möglichst vollständig zu entfernen. Die Brust-OP wird in vielen Fällen als Mastektomie durchgeführt. Dabei wird die gesamte Brustdrüse entfernt. Wenn der Tumor im Verhältnis zur Brust nicht zu groß ist, lässt sich die Brust manchmal auch erhalten (brusterhaltende Therapie = BET). Auch die Lymphknoten in der Achselhöhle werden manchmal mit entfernt. 

Strahlentherapie (Radiotherapie) 

Die Bestrahlung arbeitet mit hochenergetischen Strahlung, welche das Erbgut von Krebszellen schädigen sollen. Die Strahlentherapie nach der Operation (adjuvant) ist eine Therapiemöglichkeit  bei: 

  • größeren Tumoren (≥ 2cm),  
  • Lymphknotenbefall in der Achselhöhle – dann sind Krebszellen in die Lymphknoten eingewandert 

 

Die Radiotherapie wird als Brustwandbestrahlung durchgeführt. Manchmal werden zusätzlich die Lymphabflusswege bestrahlt, um eventuell vorhandene Krebszellen zu beseitigen. 

Chemotherapie:  

Die Chemotherapie ist eine Behandlung mit „Zellgiften“ (Chemotherapeutika), die Krebszellen attackieren und beseitigen soll. Von einer Chemotherapie profitieren Männer, in deren Lymphknoten Krebszellen nachweisbar waren – die Prognose kann sich dadurch verbessern. 

Antihormontherapie (endokrine Therapie): 

Die Antihormontherapie kommt in Frage, wenn die Krebszellen Andockstellen (Rezeptoren) für Östrogen und/oder Progesteron besitzen. Der Brustkrebs ist dann Hormonrezeptor-positiv (HR+). Bei mehr als 90 Prozent der Männer wird ein Östrogenrezeptor-positives duktales Mammakarzinom (Brustkrebs in den Milchgängen) diagnostiziert. Ein häufig im Rahmen der Antihormontherapie eingesetzter Wirkstoff ist Tamoxifen – er gilt als Standard für Männer. Medikamente aus der Gruppe der Aromatasehemmer sind bei Männern dagegen laut Leitlinie zunächst nicht empfohlen. Sie kommen nur bei Metastasen und in Kombination mit einer Unterdrückung der Hodenfunktion durch Medikamente zum Einsatz.  

Anti-HER2-Therapie: 

Diese Behandlung mit Antikörpern (zum Beispiel Trastuzumab) eignet sich, wenn die Krebszellen HER2-Rezeptoren (für humane epidermale Wachstumsfaktoren = HER) besitzen. Zwischen 12 und 37 Prozent der Mammakarzinome bei Männern sind laut der Leitlinie Brustkrebs HER2-positiv (HER2+). 

Wenn sich bei einem Mann mit Brustkrebs schon Metastasen gebildet haben, kommen ähnliche Behandlungsstrategien wie bei Frauen zum Einsatz. 

Für die Rehabilitation (“Reha”) und Nachsorge bei Männern mit einem Mammakarzinom dienen erneut Frauen als Vorbild.  Wichtig ist die Behandlung von Beschwerden, Nebenwirkungen (kurz- und langfristige), Folgen oder Komplikationen der Brustkrebserkrankung und der Therapien.  Wichtig sind außerdem psychosoziale und psychoonkologische Aspekte und Maßnahmen. Außerdem sollen Männern wieder leistungsfähig für ihren Alltag und womöglich Beruf werden.  

Prognose für einen Mann mit Brustkrebs

Über die Prognose für einen Mann mit Brustkrebs lässt sich keine allgemeine Aussage treffen.  Sie hängt von mehreren Faktoren ab, zum Beispiel von der Art, der Aggressivität und dem Stadium des Tumors, aber auch vom Alter und dem allgemeinen gesundheitlichen Zustand.  

Einige Zahlen des RKI zu den Überlebensraten und zur Prognose: 

  • Fünf Jahre nach der Diagnose Brustkrebs waren 77 Prozent der Männer am Leben (Frauen: 88 Prozent). 
  • Zehn Jahre später waren es noch 68 Prozent (Frauen: 83 Prozent).  
  • 186 Männer starben im Jahr 2022 an Brustkrebs. 

 

Mögliche Gründe für die schlechtere Prognose von Männern im Vergleich zu Frauen: Es gibt keine Früherkennungsuntersuchungen auf Brustkrebs für Männer und sie rechnen auch meist nicht damit, an einer Frauenkrankheit zu erkranken. Womöglich interpretieren sie ihre Symptome falsch und suchen erst spät eine Arztpraxis auf.  

  1. Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, Stand: Juni 2021, abgerufen am 27.11.2024
  2. Robert Koch-Institut (RKI): Krebsarten, Brustkrebs und Brustkrebs in Deutschland, abgerufen am 27.11.2024
  3. Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Brustkrebs beim Mann, abgerufen am 28.11.2024 
  4. Deutsche Krebsgesellschaft, Basis Informationen Krebs, Brustkrebs bei Männern, abgerufen am 28.11.2024
  5. Gelbe Liste, Brustkrebs beim Mann, abgerufen am 28.11.2024
  6. Netzwerk Männer mit Brustkrebs e.V., Brustkrebs beim Mann, abgerufen am 28.11.2024
  7. Krebsliga Schweiz, Krebsarten, Brustkrebs beim Mann, abgerufen am 28.11.2024 

Mit freundlicher Unterstützung von MSD Sharp & Dohme

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