Zertifizierte Brustzentren – was ist das?

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Zertifizierte Brustzentren
© iStock / Feodora Chiosea

Ein zertifiziertes Brustzentrum bietet an Brustkrebs erkrankten Personen die bestmögliche Diagnostik und Behandlung. Verschiedene Fachleute mit viel Erfahrung bei gut- und bösartigen Brusterkrankungen arbeiten hier eng zusammen.

Zertifizierte Brustzentren (auch Brustkrebszentren genannt) gibt es in vielen deutschen Städten. Dort diagnostizieren und behandeln Ärztinnen und Ärzte gutartige und bösartige Brusterkrankungen von Frauen (und Männern), allen voran Brustkrebs (Mammakarzinom). Ein wesentliches Merkmal eines zertifizierten Brustzentrums ist es, dass dort Fachleute verschiedener Disziplinen Hand in Hand arbeiten. Dazu gehören zum Beispiel Expertinnen und Experten aus den Fachbereichen der Gynäkologie, Radiologie, Onkologie, Pathologie, Strahlentherapie oder Psychoonkologie. Auch Fachkräfte aus den Bereichen der Physiotherapie, Pflege, Sozialarbeit sowie Vertretungen von Selbsthilfegruppen sind in einem zertifizierten Brustzentrum meist ein wichtiger Teil des Teams.

Alle bringen viel Fachwissen rund um das Thema Brustkrebs, aber auch zu anderen Brusterkrankungen mit. Darüber hinaus verfügen sie über viel Erfahrung in der Diagnostik und Behandlung von Brustkrebs. Das medizinische Wissen zu Brustkrebs ist umfassend und durch intensive Forschung werden immer neue Erkenntnisse gewonnen.

Schon gewusst?

Auch bei einer familiären Krebsveranlagung, zum Beispiel aufgrund einer BRCA-Mutation, bieten zertifizierte Brustzentren Hilfe und Unterstützung an. Sie können sich dort beraten und behandeln lassen.

Wie arbeiten zertifizierte Brustzentren?

Ein zertifiziertes Brustzentrum arbeitet nach international anerkannten Qualitätsstandards und bietet eine Diagnostik und Therapie nach medizinischen Leitlinien an. Leitlinien geben Ärztinnen und Ärzten Handlungsempfehlungen, da sie das aktuell verfügbare medizinische Wissen zu einer bestimmten Erkrankung zusammenfassen. Für Brustkrebs ist die „Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms“ die Grundlage für Ärztinnen und Ärzte.

Die Wirksamkeit von Behandlungen, die in einer Leitlinie genannt sind, wurde in klinischen Studien nachgewiesen. Daneben gibt es einen Leitfaden, wie Ärztinnen und Ärzte in der Diagnostik vorgehen und welche Untersuchungen empfohlen werden.

Die S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms bietet zudem Empfehlungen für Frauen mit einer erblichen Veranlagung für Brustkrebs, zum Beispiel aufgrund einer krankheitsauslösenden Veränderung im BRCA1– oder BRCA2-Gen. Alle Betroffene mit Brustkrebs, die ein zertifiziertes Brustzentrum besuchen, können also darauf vertrauen, die bestmögliche Behandlung für ihren individuellen Fall zu erhalten. Daten zeigen, dass die dortige Behandlung im Vergleich zur einer nicht-zertifizierten Einrichtung zu deutlichen Überlebensvorteilen für die Betroffenen führt. Für Brustkrebs betrage dieser Überlebensvorteil bis zu 23 Prozent, schreibt die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG).

Welche Merkmale besitzt ein zertifiziertes Brustzentren?

Im Vergleich zu einem „normalen“ Krankenhaus zeichnet sich ein zertifiziertes Brustkrebszentrum durch einige Besonderheiten aus – die wichtigsten hierbei sind:

  • Arbeiten im Team: Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen (zum Beispiel Gynäkologie, Onkologie, Radiologie, Chirurgie, Pathologie, Anästhesie) arbeiten bei der Diagnostik und Behandlung von Brustkrebs eng zusammen. Sie tauschen Informationen aus und stimmen sich eng miteinander ab.
  • Tumorkonferenzen: Hier treffen sich regelmäßig Fachleute, zum Beispiel aus den Bereichen der Medizin, Humangenetik, Psychologie oder Sozialarbeit, und besprechen jeden Fall einzeln. Sie berücksichtigen medizinische Befunde und Untersuchungsergebnisse, aber auch psychologische und soziale Aspekte, wenn sie eine Brustkrebs-Behandlung planen. Ziel ist es, für jede Frau (und für jeden Mann) mit Brustkrebs die bestmögliche Behandlung zu finden. Tumorkonferenzen sind bei einem zertifizierten Brustzentrum vorgeschrieben. In anderen Zentren finden sie zwar auch statt, sind aber nicht verpflichtend.
  • Zwischen der stationären und ambulanten Versorgung bildet ein zertifiziertes Brustzentrum eine „Brücke“ – beide Sektoren werden eng miteinander verknüpft. Dies gewährleistet, dass keine Informationen verloren gehen und alle an der Versorgung beteiligten Personen jederzeit auf dem aktuellen Kenntnisstand sein.
  • Ein zertifiziertes Brustzentrum bietet eine lückenlose Versorgungskette. Für Frauen und Männer mit Brustkrebs sind neben der Diagnostik und der medizinischen Behandlung auch die anschließende Rehabilitation („Reha“, Anschlussheilbehandlung) und Nachsorge wichtig. Ein solches „Versorgungsnetz“ bietet eine größere Sicherheit für Menschen mit Brustkrebs.

Wie finde ich ein zertifiziertes Brustzentrum?

    • Die Webseite https://www.oncomap.de/ der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) bietet eine Suche nach zertifizierten Brustzentren an. Dort können Sie nach Tumorart (Brust), Land (neben Deutschland sind auch andere Länder wie Italien, Schweiz oder Österreich vertreten), Bundesland (nur für Deutschland), Postleitzahl/Ort und dem gewünschten Umkreis suchen. Die Webseite wird stets aktualisiert.
    • Auch die Deutsche Gesellschaft für Senologie (DGS) bietet eine Übersicht über zertifizierte Brustzentren.
    • Die Krebsorganisationen (z.B. Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Deutsche Krebshilfe oder DKG) sowie Ärztinnen und Ärzte unterstützen ebenfalls bei der Suche nach einem zertifizierten Brustzentrum an.

Zertifizierung als Brustzentrum – welche Kriterien gelten?

Seit dem Jahr 2013 vergibt die DKG Zertifikate für Krebszentren. Zertifiziert ist ein Krankenhaus als Brustzentrum, wenn es das Qualitätssiegel der DKG erworben hat. Das Zertifizierungssystem entspricht dabei den Vorgaben des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTiG) zur Bewertung der Aussagekraft von Zertifikaten und Qualitätssiegeln.

Das Zertifizierungsverfahren basiert auf einem Anforderungskatalog, den die DKG gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS) entwickelt hat. Zuständig für das Prüfverfahren ist das unabhängige Zertifizierungsinstitut namens OnkoZert.

Der Zertifizierungsprozess selbst ist ein aufwändiges, komplexes und umfangreiches Verfahren, das jede Klinik durchlaufen muss, die sich als Brustzentrum zertifizieren lassen möchte. Viele verschiedene Voraussetzungen müssen erfüllt sein und Vorgaben eingehalten werden. Die Klinik muss ihre Leistungsdaten veröffentlichen und diese mit der Prüfungskommission besprechen. Auch Prozesse, Abläufe und Maßnahmen zur Qualitätssicherung müssen offengelegt und beschrieben werden. Erst wenn alle Kriterien (aus speziellen Erhebungs- und Kennzahlenbögen) erfüllt sind, kann ein Zentrum ein Zertifikat verliehen bekommen. Manchmal müssen Kliniken an einigen Stellen Verbesserungen vornehmen.

Die DKG führt anschließende regelmäßige Qualitätskontrollen durch, um zu überprüfen, ob die Klinik die hohen Ansprüche des Zertifikats auch wirklich erfüllt. Brustzentren müssen jedes Jahr in einem sogenannten „Audit“ nachweisen, dass sie die fachlichen Anforderungen zur Diagnostik und Behandlung von Brustkrebs erfüllen. Die Ergebnisse dieses Audits – also die Qualität der Zentren – werden in Jahresberichten veröffentlicht. In der Regel verleiht die DKG das Qualitätssiegel für drei Jahre. Sie kann das Zertifikat auch wieder entziehen, wenn das Zentrum den hohen Anforderungen nicht mehr genügt.

Seit dem Jahr 2016 können sich von der DGK zertifizierte Zentren auch außerhalb Deutschlands als „European Cancer Centre“ zertifizieren lassen.

Onkologische Spitzenzentren und Ambulante Spezialfachärztliche Versorgung

Neben den zertifizierten Brustzentren gibt es in Deutschland Onkologische Spitzenzentren, die im Netzwerk „Comprehensive Cancer Center“ (CCC) zusammengeschlossen sind. Dieses Schwerpunktprogramm hat die Deutsche Krebshilfe ins Leben gerufen. Ziel ist es, dass alle Menschen mit einer Krebserkrankung in Deutschland Zugang zu einer noch besseren und individuell auf sie zugeschnittenen Diagnostik und Behandlung erhalten. Auch die Krebsforschung soll in den Zentren des CCC-Netzwerkes vorangetrieben werden.

Die Grundlage für die Behandlung und Diagnostik ist wiederum der aktuelle Stand des medizinischen Wissens zu einer Krebserkrankung. Auch hier werden krebskranke Menschen fachübergreifend (interdisziplinär) behandelt und betreut. Zudem finden – wie bei zertifizierten Brustzentren – Tumorkonferenzen statt. Auch eine psychosoziale Begleitung und die enge Verzahnung der ambulanten und stationären Betreuung sind Standard. Onkologische Spitzenzentren gibt es an mehreren Standorten mit großen Universitäten in Deutschland, zum Beispiel in Berlin, Dresden oder München.

Eine weitere Möglichkeit, um krebskranke Menschen ausreichend zu versorgen, ist die Ambulante Fachärztliche Versorgung (ASV). Denn: Nicht in allen Regionen Deutschlands gibt es zertifizierte Brustzentren oder Onkologische Spitzenzentren. In der ASV arbeiten ebenfalls medizinische Fachleute verschiedenster Disziplinen eng im Team.

Wo finde ich eine ASV?

    • Auf der ASV-Webseite finden Sie ein Verzeichnis mit Kontaktdaten und Adressen der Ambulanten Spezialfachärztlichen Versorgung.
    • Dort können Sie nach Leistungsbereich (Onkologische Erkrankungen – Subspezialisierung Mammakarzinom), Fachgruppe, Postleitzahl und Umkreis suchen.

Ärztinnen und Ärzte der ASV sind für die Diagnostik und Planung von Krebstherapien zuständig. Auch sie müssen regelmäßige Qualitätsprüfungen absolvieren.

  1. Leitlinienprogramm Onkologie. Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. Langversion 4.4. – Juni 2021., abgerufen am 28.8.2024
  2. Deutsche Krebsgesellschaft. Bundesgesundheitsminister besucht DKG-zertifiziertes Brustkrebszentrum – Zertifizierte Zentren in der Onkologie als Vorbild für die Krankenhausreform. , abgerufen am 28.8.2024
  3. Deutsche Krebsgesellschaft. OncoMap., abgerufen am 28.8.2024
  4. Deutsche Gesellschaft für Senologie. Brustzentren., abgerufen am 28.8.2024
  5. Deutsche Krebsgesellschaft. Das Zertifizierungssystem der DKG., abgerufen am 28.8.2024
  6. OnkoZert. Brustkrebszentren., abgerufen am 28.8.2024
  7. Deutsche Krebshilfe. Netzwerk Onkologische Spitzenzentren., abgerufen am 28.8.2024
  8. Kassenärztliche Bundesvereinigung. Ambulante Spezialfachärztliche Versorgung. , abgerufen am 28.8.2024

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