Brustkrebs-Rezidiv

Redaktion Mamma Mia!

Brustkrebs Rezidiv
© iStock / Natalia Sokhrannova

Nach einer Brustkrebserkrankung befürchten viele Frauen, der Tumor könne zurückkehren. Lesen Sie, was ein Rezidiv ist, wie es sich feststellen lässt und wie Ärztinnen und Ärzte einen Brustkrebs-Rückfall behandeln. 

Brustkrebs (Mammakarzinom) kann nach dem Abschluss der Krebsbehandlungen zurückkehren. Onkologen und Onkologinnen sprechen von eine „Rückfall“ oder Rezidiv. Der Tumor wächst dann erneut. Ein rezidivierender Brustkrebs kann auftreten, wenn trotz der Krebstherapien noch Tumorzellen im Körper verblieben sind. Diese können sich erneut teilen und vermehren. Eine Besonderheit bei Brustkrebs ist, dass sich ein Rezidiv auch Jahre oder sogar Jahrzehnte nach der ersten Brustkrebserkrankung entwickeln kann. 

Lokales und metastasiertes Rezidiv

Bei einem Brustkrebs-Rezidiv verschiedene Formen, wie der Tumor zurückkehren kann: 

  • Wurde die Brust im Rahmen der OP entfernt (Mastektomie), kann sich ein neuer Tumor zum Beispiel in der Haut oder Brustwand bilden. 

 

In beiden Fällen handelt es sich um ein örtliches oder lokales Rezidiv, bei dem der neue Brustkrebs noch auf die Brust beschränkt ist. 

Ein lokoregionäres Rezidiv bedeutet dagegen, dass der Brustkrebs auch das Gewebe um die Brust herum befallen hat, etwa die Haut, Achselhöhle oder den Bereich um das Schlüsselbein herum. Auch in benachbarte Lymphknoten oder Blutgefäße können die Krebszellen eingedrungen sein. 

Zur Unterscheidung: Bildet sich der Brustkrebs auf der anderen Seite, die zuvor gesund war, handelt es sich um eine zweite Brustkrebserkrankung (Neuerkrankung) – und kein Rezidiv.   

Ein Brustkrebs-Rezidiv kann auch in Form von Metastasen zurückkehren. Krebszellen können sich aus dem ursprünglichen Tumor lösen und über die Blut- und Lymphwege in weiter entfernte Organe und Gewebe gelangen – dort bilden sie Tochtergeschwulste. Medizinische Fachleute bezeichnen diese Krebsabsiedlungen als Fernmetastasen. Bei Brustkrebs entwickeln sich Metastasen vor allem in der Leber, Lunge, den Knochen (zum Beispiel Wirbelsäule) und seltener im Gehirn oder in der Haut. 

Risikofaktoren für ein Wiederauftreten von Brustkrebs

Das Rezidiv-Risiko nach einer Brustkrebserkrankung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die S3-Leitlinie zu „Brustkrebs“ nennt mehrere Risikofaktoren, die eine Wiederkehr des Tumors begünstigen können.  

Eine Rolle spielt es zum Beispiel: 

  • wie groß der Tumor bei der Ersterkrankung ist. 
  • wie stark verändert („Grading“) und aggressiv die Tumorzellen sind. 
  • ob Krebszellen in den Lymphknoten nachweisbar sind. 
  • ob die Tumorzellen besondere Merkmale aufweisen, die sich für die Krebstherapie nutzen lassen. Die Mehrzahl der Mammakarzinome (laut Deutscher Krebsgesellschaft DKG ungefähr zwei Drittel) besitzt Andockstellen für Östrogen und/oder Progesteron. Diese Tumoren sind „hormonempfindlich oder „Hormonrezeptor-positiv“ und wachsen unter dem Einfluss von weiblichen Geschlechtshormonen. Eine Antihormontherapie kann das Rezidivrisiko senken. Auch der HER2-Status spielt eine Rolle. Bei etwa 15 bis 20 Prozent der Mammakarzinome sind Bindungsstellen für Wachstumsfaktoren (HER2) an den Tumorzellen vorhanden, so die DKG. Diese Tumoren sind HER2-positiv. Dann können Anti-HER2-Therapien das Rückfallrisiko vermindern. 

Wie hoch ist das Rezidiv-Risiko bei Brustkrebs?
    • Etwa 5 bis 10 von 100 Frauen mit Brustkrebs entwickeln nach einer brusterhaltenden Operation und Bestrahlung binnen zehn Jahren nach der ersten Brustkrebserkrankung ein lokales oder lokoregionäres Rezidiv. 
    • Wurde die Brust im Rahmen der ersten Therapien entfernt (Mastektomie), bekommen ungefähr 5 von 100 Frauen innerhalb von zehn Jahren erneut einen örtlich begrenzten Tumor in der Achselhöhle oder Brustwand. 
    • Über lange Sicht streut Brustkrebs insgesamt bei etwa 20 Prozent der Frauen und bildet Fernmetastasen in anderen Organen.  
    • Bei ungefähr 3 von 100 Frauen hat der Brustkrebs schon zum Zeitpunkt der ersten Diagnose Tochtergeschwulste gebildet. 

Diese Zahlen bieten nur eine grobe Orientierung. Ob und welche Frau einen Rückfall bei Brustkrebs erleidet, lässt sich nicht genau vorhersagen. Das individuelle Rückfallrisiko lässt sich aber mit Biomarkertests näher bestimmen. 

Lebensstiländerungen und Präventionsstrategien

Einige Frauen fragen sich, ob sie mit Lebensstiländerungen und anderen Präventionsstrategien erreichen können, dass der Brustkrebs nicht zurückkehrt. Es gibt Hinweise darauf, dass ein gesunder Lebensstil dazu beitragen kann, dass die Erkrankung nicht wiederkehrt. Eine Garantie bietet dieser jedoch nicht. Ein gesunder Lebensstil ist aber für alle Menschen zur Krankheitsprävention empfohlen. 

Eine gesunde Lebensweise bedeutet zum Beispiel: 

  • Normales Körpergewicht erreichen 
  • Gesunde Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten 
  • Wenig bis kein rotes und stark verarbeitetes Fleisch (zum Beispiel Wurst) 
  • Auf zuckerhaltige Getränke verzichten (zum Beispiel Cola, Limonade, Energydrinks) 
  • Kein Alkohol 
  • Nicht rauchen 

Symptome eines Brustkrebs-Rückfalls

Ein Brustkrebs-Rezidiv kann sich – wie die erste Brustkrebserkrankung – durch verschiedene Symptome bemerkbar machen. Die Symptome hängen davon ab, in welcher Form der Brustkrebs wiederkehrt – als lokales oder lokoregionäres Rezidiv oder als Fernmetastasen. 

Häufige Symptome bei wiederkehrendem Brustkrebs können sein: 

  • Knoten in der Brust, im Narbengewebe oder im Brustbereich 
  • Hautrötungen, entzündliche Hautveränderungen  
  • Schwellungen 
  • Ungleich aussehende Brüste 

 

Die Symptome bei Fernmetastasen hängen davon ab, wo sie entstanden sind. So kommen zum Beispiel bei Metastasen in den Knochen Schmerzen häufig vor. Metastasen in der Leber, Lunge oder im Gehirn machen sich durch Symptome an diesen Organen bemerkbar, weil ihre Funktion eingeschränkt wird.   

Manche Frauen bemerken die Veränderungen selbst, manchmal entdecken Ärztinnen und Ärzte das Brustkrebs-Rezidiv auch im Rahmen der Nachsorge. 

Diagnose und Untersuchungen bei Verdacht auf ein Rezidiv

Beim Verdacht auf ein Brustkrebs-Rezidiv kommen die gleichen Diagnoseverfahren und Untersuchungen wie bei der ersten Brustkrebserkrankung zum Einsatz. Dazu gehören unter anderem die Tastuntersuchung der Brust und Lymphknoten und eine körperliche Untersuchung. Auch bildgebende Verfahren wie der Brustultraschall, die Mammographie oder manchmal die Magnetresonanztomographie (Mamma-MRT) helfen bei der Diagnose. Sicherheit bei der Diagnose eines Rezidivs bietet eine Gewebeentnahme (Biopsie).  

Beim Verdacht auf Metastasen folgen weitere Untersuchungen, etwa eine Computertomographie (CT von Brustkorb, Bauch, Becken), Skelettszintigraphie oder manchmal eine Positronenemissionstomographie (PET). 

Behandlungsmöglichkeiten für wiederkehrenden Brustkrebs

Die Behandlung bei einem Brustkrebs-Rezidiv richtet sich zunächst danach, ob es sich um ein Lokalrezidiv, lokoregionäres Rezidiv (örtlich begrenzter Brustkrebs) oder um Fernmetastasen (fortgeschrittener Brustkrebs) handelt. Außerdem spielen – wie bei der Ersterkrankung – unter anderem diese Faktoren eine Rolle: 

  • Größe des Tumors 
  • Ort, an dem sich das Rezidiv entwickelt hat 
  • Anzahl der Krebsherde in der Brust – gibt es nur einen oder mehrere? 
  • HER2-Status: Es sind vermehrt Andockstellstellen für Wachstumsfaktoren nachweisbar 
  • Grading: Wie stark sind die Krebszellen gesunden Zellen noch ähnlich oder wie stark haben sie sich bereits verändert (wie gut sind sie differenziert)?  
  • Ki-67-Wert: Wie hoch ist die Teilungsgeschwindigkeit der Krebszellen und wie aggressiv sind sie? 
  • Sind Lymphknoten betroffen? 
  • Wie lange liegt die erste Brustkrebserkrankung zurück?

Lokales Brustkrebs-Rezidiv: Behandlung

Zur Behandlung eines Lokalrezidivs gibt es verschiedene Möglichkeiten – die wichtigsten im Überblick. 

Operation eines Brustkrebs-Rezidivs  

Im Rahmen der Operation versuchen Ärztinnen und Ärzte, das Rezidiv möglichst vollständig zu entfernen. Wie die OP ausfällt, hängt davon ab, ob bei der ersten Brustkrebserkrankung brusterhaltend operiert wurde. Kleine Tumoren lassen sich nach einer brusterhaltenden Therapie (BET) eventuell erneut brusterhaltend operieren. Hier spielt aber auch der Ort eine Rolle, an dem das Rezidiv entstanden ist. 

In manchen Fällen ist bei einem Rückfall die Abnahme der Brust (Mastektomie) ratsam. Die Brust lässt sich jedoch wieder rekonstruieren, manchmal sogar in der gleichen Operation. Für den Brustaufbau gibt es verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel ein Implantat oder körpereigenes Gewebe (Fett, Muskelgewebe). 

Wurde bei der ersten Brustkrebserkrankung die Brust entfernt, kann der Krebs erneut im Narbengewebe, an der Brustwand oder in benachbartem Gewebe gewachsen sein. Ärztinnen und Ärzte versuchen hier ebenfalls, den Tumor durch eine OP vollständig zu beseitigen. 

Bestrahlung beim Brustkrebs-Rezidiv  

Eine Strahlentherapie schließt sich an, wenn Ärztinnen und Ärzte das Lokalrezidiv erneut brusterhaltend operiert haben. Dabei sollen hochenergetische Strahlen eventuell noch verbliebene Krebszellen beseitigen. Sie schädigen das Erbgut (die DNA) der Krebszellen. Diese Schäden können Tumorzellen nicht mehr reparieren und sterben ab. 

Die Bestrahlung ist zudem eine Möglichkeit, wenn schon bei der ersten Erkrankung eine Radiotherapie durchgeführt wurde und diese länger zurückliegt. Nach einer Mastektomie ist dagegen keine Bestrahlung notwendig. 

Medikamente beim Brustkrebs-Rezidiv  

Es gibt verschiedene Medikament, die ein Brustkrebs-Rezidiv bekämpfen können. Welche zum Einsatz kommen, hängt auch von den besonderen Merkmalen des neuen Tumors ab. 

  • Antihormontherapie: Bei hormonempfindlichem Brustkrebs gibt es verschiedene Medikamente, zum Beispiel Antiöstrogene und Aromatasehemmer. 
  • Anti-HER2-Therapie, wenn der neue Tumor Rezeptoren für Wachstumsfaktoren besitzt. Eingesetzt werden verschiedene Antikörper, welche die Andockstellen besetzen und die Weiterleitung von Wachstumssignalen unterbinden. 
  • Chemotherapie: Sie lässt sich zum Beispiel vor einer Operation einsetzen (neoadjuvant), um den Tumor zu verkleinern und besser operabel zu machen. Auch nach einer Operation (adjuvant) sind Zytostatika eine Behandlungsmöglichkeit.  

 

Besprechen Sie sämtliche Behandlungsmöglichkeiten bei einem lokalen Brustkrebs-Rezidiv mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin (zum Beispiel in einem zertifizierten Brustzentrum). Nehmen Sie sich Zeit, überdenken Sie alles gut und erst dann entscheiden Sie gemeinsam mit Ihren Ärzten und Ärztinnen. 

Fernmetastasen bei Brustkrebs-Rezidiv: Behandlung

Das Risiko für die Entstehung von Metastasen ist laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in den ersten Jahren nach dem Abschluss der Krebsbehandlungen am höchsten. Danach sinkt die Gefahr für einen Rückfall. Bei Brustkrebs ist es jedoch ein wenig anders als bei anderen Krebsarten: Selbst viele Jahre nach der ersten Brustkrebserkrankung seien Metastasen nicht völlig ausgeschlossen, so das DKFZ. 

Ein metastasierter Brustkrebs gilt zwar als nicht mehr heilbar, aber es gibt noch viele Behandlungsmöglichkeiten. Ziel ist es, das Fortschreiten des Tumors zu verhindern, Beschwerden zu lindern, das Überleben zu verlängern und die Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern.

Metastasen lassen sich entweder gezielt örtlich behandeln (zum Beispiel Operation oder Bestrahlung einzelner Metastasen) oder durch Medikamente therapieren, die im gesamten Körper wirken (zum Beispiel Chemotherapie, Antihormontherapie, Anti-HER2-Therapie und andere zielgerichtete Behandlungen). Bei der Wahl der Therapie(n) spielen wieder die Eigenschaften der Tumorzellen eine wesentliche Rolle.  Daneben gibt es noch unterstützende (supportive) Therapien, zum Beispiel Bisphosphonate bei Knochenmetastasen oder Schmerzmedikamente. 

Die Behandlung von Brustkrebs-Metastasen schneiden Ärztinnen und Ärzte immer individuell auf jede Frau zu. Außerdem überprüfen Sie immer wieder, wie gut die Behandlung die Metastasen in Schach hält. Ist dies nicht (mehr) der Fall, passen sie die Therapie erneut an. Metastasen erfordern in der Regel eine kontinuierliche Beobachtung und lebenslange Behandlung. 

Umgang mit Emotionen und psychischer Belastung nach erneuter Diagnose

Die Diagnose eines Brustkrebs-Rezidivs ist für viele Frauen belastend und löst neue Ängste und Sorgen aus. Manche haben das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, fühlen sich schuldig, niedergeschlagen, traurig, mutlos und möchten am liebsten resignieren. Andere verspüren Emotionen wie Wut, Gereiztheit oder Aggressionen. Solche Gefühle sind normal und dürfen ihren Platz haben.  

Wichtig ist, dass Sie über Ihre Gefühle sprechen, beispielsweise mit der Familie, Freunden und anderen nahestehenden Menschen. Isolieren Sie sich nicht und ziehen Sie sich nicht in Ihre vier Wände zurück. Suchen Sie außerdem den Austausch mit geschulten Fachleuten, zum Beispiel aus der Psychoonkologie. Sie haben viel Erfahrung mit den emotionalen und seelischen Belastungen, die eine Krebserkrankung mit sich bringt und können Beratung und Begleitung bieten.  

Unterstützungsangebote für Patientinnen mit rezidivierendem Brustkrebs

Die Psychoonkologie ist ein fester Bestandteil der Krebstherapie. Sie widmet sich Menschen mit einer Krebserkrankung und kann emotionale Hilfe und psychologische Unterstützung auch bei einer erneuten Brustkrebserkrankung bieten. Sie ist eigentlich für alle Menschen mit einer Krebserkrankung in allen Phasen der Krankheit ratsam. Sprechen Sie mit Ihren Ärztinnen und Ärzten, wo Sie Hilfsangebote finden. In zertifizierten Brustzentren, die Brustkrebs behandeln, sind psychoonkologische Hilfsangebote verpflichtend.

Vielleicht nehmen Sie auch Kontakt mit einer Selbsthilfegruppe auf? Dort treffen Sie auf Menschen, denen es vermutlich ähnlich geht wie Ihnen. Sie können Ihre Erfahrungen teilen, sich austauschen und Tipps und Hilfe im Umgang mit einem wiederkehrenden Brustkrebs erhalten. Viele empfinden die Selbsthilfe als gute emotionale und geistige Unterstützung.  

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Die Informationen auf dieser Seite können eine professionelle Beratung durch ausgebildete und anerkannte Ärztinnen und Ärzte nicht ersetzen. Auch dienen sie nicht dazu, eigenständig eine Diagnose zu stellen oder eine Therapie einzuleiten.