Mamma Mia › Gebärmutterkrebs › Krebs in der Familie – wer hilft den Angehörigen?
Krebs betrifft nicht nur den Erkrankten selbst, sondern auch die Angehörigen und das familiäre Umfeld. Die Krebsdiagnose kann auch ihr Leben tiefgreifend verändern. Manche sprechen von Krebs als einer „Familienkrankheit“. Angehörige, Partnerinnen oder Partner sind oft bei den ärztlichen Gesprächen dabei, diskutieren mit den Betroffenen zuhause über mögliche Therapien und sprechen bei der Entscheidung über eine Krebsbehandlung mit. Sie sind oft Zuhörende und Beratende zugleich. Aufgrund dieser Belastungen können Angehörige auch seelische Beeinträchtigungen und Traumata erleiden.
Wichtig ist, dass Menschen, die an der Seite von Krebserkrankten stehen, eng in alle Prozesse und Behandlungen eingebunden sind und gut über die Krebserkrankung und anstehende Therapien informiert sind. Dann wissen sie besser, was auf die Familie und auf sie selbst zukommt und können der erkrankten Person besser helfen.
Angehörige sollten aber auch selbst Kraft tanken können, Unterstützung bei ihren Ängsten und Sorgen erhalten und Trost bekommen. Es gilt, gemeinsam stark zu bleiben und sich nicht allein gelassen zu fühlen. Für Angehörige und das familiäre Umfeld gibt es deshalb viele verschiedene Hilfsangebote, die für alle zugänglich sind und auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind, zum Beispiel psychologische Unterstützungsmöglichkeiten oder die Teilnahme an einer Reha (siehe unten).
Psychoonkologische Angebote für Angehörige
Die Psychoonkologie richtet sich an Menschen mit einer Krebserkrankung, aber auch an Angehörige und Familienmitglieder. Denn: Wer daneben steht, leidet meist mit. Viele Nahestehende haben mit Stress, Ängsten, Sorgen und Überforderung zu kämpfen. Psychoonkologische Angebote sollen dabei mithelfen, mit der Krebserkrankung besser umgehen und den Alltag besser meistern zu können. zertifizierte Krebszentren und onkologische Spitzenzentren bieten psychoonkologische Hilfe an, auch für Angehörige. Außerdem gibt es spezielle Krebsberatungsstellen. Sie bieten Einzel-, Paar- und Familiengespräche, in denen Angehörige Strategien im Umgang mit der Belastung entwickeln können.
Hilfe finden Sie hier:
- Internet: Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) bietet eine Suche nach psychoonkologischen Praxen an. Sie können dort nach Ihrem Wohnort oder Ihrer Postleitzahl suchen. Das Adressverzeichnis enthält 600 Adressen von psychotherapeutischen Ansprechpartnern und -partnerinnen, die eine von der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. anerkannte Weiterbildung in der Begleitung von krebskranken Menschen haben.
- Telefon: Das INFONETZ Krebs der Deutsche Krebshilfe bietet telefonische Hilfestellung unter 0800 /80 70 88 77, der Krebsinformationsdienst des DKFZ unter 0800 / 420 30 40.
Selbsthilfe
Selbsthilfegruppen sind auch für Angehörige von krebskranken Menschen offen. Sie können sich dort mit anderen Menschen austauschen, die sich vielleicht in einer ähnlichen Situation befinden wie sie selbst. Sie können dort offen über ihre Erfahrungen und Gefühle sprechen. Eine Selbsthilfegruppe ist ein geschützter Raum, in dem das Besprochene nicht nach außen getragen wird. Sie kann Trost und Unterstützung bieten, Mut machen und neue Perspektiven im Umgang mit der Krebserkrankung eröffnen.
- Die Nationale Kontakt- und Organisationsstelle für Selbsthilfe (NAKOS) bietet eine Suchfunktion nach Selbsthilfegruppen an.
- Es gibt inzwischen auch Online-Selbsthilfegruppen, deren Mitglieder sich über das Internet treffen und austauschen, oder Gruppen für junge Menschen.
- Sie können auch Ihre Ärztinnen, Ärzte, Krebsberatungszentren oder die Krankenkasse nach einer Selbsthilfegruppe fragen. Auch eine eigene Recherche im Internet kann weiterhelfen.
Familiencoach Krebs
Der Familiencoach Krebs ist ein Online-Selbsthilfe-Programm der AOK. Es bietet Hilfe zur Selbsthilfe, ist kostenlos und auch für Menschen zugänglich, die nicht bei der AOK versichert sind. Ziel ist, die seelische Belastung und die Herausforderungen im Alltag aufgrund der Krebserkrankung gemeinsam besser zu bewältigen. Der Familiencoach bietet Informationen, interaktive Übungen, Videos und Audios. Angehörige können lernen, wie sie ihrem an Krebs erkrankten Familienmitglied, aber auch sich selbst helfen können. Eine persönliche Beratung bietet der Coach jedoch nicht.
Hilfe für Kinder und Jugendliche
Kinder und Jugendliche mit einem krebskranken Elternteil sind Mitbetroffene. Sie haben oft andere Sorgen als Erwachsene und brauchen meist auch eine andere „Ansprache“. Für sie gibt es verschiedene Hilfsangebote.
Einige Hilfsangebote, die sich an Kinder und Jugendliche richten:
- Der Verein Flüsterpost e.V. richtet sich an Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, Eltern, Angehörige und Bezugspersonen krebskranker Eltern. Der Verein informiert, berät und begleitet sie kostenlos im Rahmen von vertraulichen Gesprächen (allein, in der Gruppe, in der Familie).
- Der Verein Hilfe für Kinder krebskranker Eltern e.V. bietet Beratung (persönlich, telefonisch, per Mail) und Informationen für Kinder jeder Altersgruppe, Eltern, Großeltern oder Verwandte.
- Die NummergegenKummer bietet eine kostenlose und anonyme Beratung für Kinder und Jugendliche, etwa per Telefon oder Online (Mail, Chat).
- Die Deutsche Krebshilfe und das Deutsche Krebsforschungszentrum geben Tipps für die Kommunikation mit Kindern rund um das Thema „Krebs“.
Finanzielle Unterstützung
Eine Krebserkrankung kann auch finanziell zur Herausforderung werden. Denn während der Krebstherapien und oft auch lange danach sind viele krebskranke Menschen nicht in der Lage, ihrer Arbeit und ihrem Beruf wie zuvor nachzugehen. Außerdem kommen mehr finanzielle Ausgaben auf sie zu, zum Beispiel Zuzahlungen für Medikamente. Auch für Angehörige kann es belastend sein, wenn sie sich um ihren krebskranken Menschen kümmern und gleichzeitig ihrem Beruf nachgehen möchten.
Unterstützung bei finanziellen und sozialen Fragen bieten Sozialverbände wie die Caritas oder der VDK. Sie helfen unter anderem, Anträge auf Pflegegeld, Krankengeld oder andere Sozialleistungen zu stellen. Auch Krebsberatungsstellen unterstützen im Umgang mit der Krebserkrankung und beraten zudem bei sozialrechtlichen Fragen, beispielsweise zur finanziellen Absicherung, zur Rehabilitation oder zur Schwerbehinderung.
- Das DKFZ bietet eine Suche nach psychosoziale Krebsberatungsstellen.
- Die Deutsche Krebshilfe hat einen Härtefonds eingerichtet für krebskranke Menschen, die in Not geraten sind
Reha für Angehörige
Wer einen krebskranken Menschen pflegt, hat auch die Möglichkeit, für sich selbst eine Reha zu beantragen. Sprechen Sie mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt und schildern Sie Ihre persönliche Situation sowie die Belastungen. Die Hausarztpraxis kann den Reha-Antrag ausfüllen und Ihnen im gesamten Prozess behilflich sein.
Angehörige haben zudem die Möglichkeit, einen krebskranken Verwandten auf seine Reha zu begleiten. Viele Rehakliniken haben verschiedene Angebote für Angehörige. In bestimmten Fällen (zum Beispiel wenn eine Begleitperson medizinisch notwendig ist) übernehmen die Träger der Rehabilitationsmaßnahme die Kosten dafür, ansonsten ist die Teilnahme an der Reha eine Selbstzahlerleistung.
Pflegedienste
Ambulante Pflegedienste können Familien und Angehörige bei einer Krebserkrankung entlasten. Professionell ausgebildete Pflegende helfen bei der körperlichen Pflege, Medikamenteneinnahme und vielen anderen wichtigen Dingen. Oft bieten sie auch Gespräche an, um die seelische Belastung von Angehörigen zu vermindern. Sie haben oft Tipps, die im Umgang mit einem krebskranken Menschen hilfreich sein können.
Haushaltshilfe
Viele Menschen brauchen während der Krebstherapie und oft auch danach viel Ruhe und Erholung, um wieder neue Kraft zu schöpfen. Oft gelingt es nicht, den Haushalt so wie vorher zu führen. Wenn Angehörige selbst arbeiten, bleibt vieles im Haushalt wie Einkaufen, Putzen, Kochen oder Wäschewaschen liegen. Unter bestimmten Bedingungen haben Menschen mit einer Krebserkrankung einen Anspruch auf eine Haushaltshilfe. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Haushaltshilfe, wenn eine schwere Krankheitssituation vorliegt und keine andere Person im Haushalt einspringen kann oder wenn ein Kind im Haushalt lebt.
Einige Tipps!
- Infomieren Sie sich frühzeitig, ob eine Haushaltshilfe in Ihrem Fall eine Möglichkeit ist.
- Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse oder dem Sozialdienst im Krankenhaus nach. Sie können sich auch bei einer Krebsberatungsstelle beraten lassen.
- Eine Haushaltshilfe müssen Sie bei der Krankenkasse beantragen. Sie müssen eine ärztliche Bescheinigung über die Notwendigkeit vorlegen.
Selbstfürsorge
Es gibt nicht nur die Fürsorge für einen anderen Menschen, sondern auch die Selbstfürsorge. Das bedeutet, dass sich Angehörige sich nicht überlasten, sich um ihre eigenen Bedürfnisse kümmern und sich nicht vernachlässigen sollten. Sie sollten sich bewusst Freiräume schaffen, Zeit für sich selbst nehmen und schönen Dingen nachgehen, die ihnen Kraft und Energie geben. Das können ein geliebtes Hobby, Treffen mit Freunden oder ein Besuch im Kino oder Theater sein.
Um die eigene Widerstandkraft – die Resilienz – zu stärken, kann auch ein Achtsamkeitstraining hilfreich sein. Dabei lernt man, im Hier und Jetzt (im Moment) zu bleiben, auf die eigenen Empfindungen zu achten und Gefühle nur zu betrachten, aber nicht zu bewerten.
Zusammengefasst: Angehörige von Menschen mit einer Krebserkrankung sind Mitbetroffene, die auch Hilfe, Rat und Entlastung brauchen. Sie sollten sich nicht scheuen, Unterstützung zu suchen und Hilfe anzunehmen. Es gibt viele verschiedene Angebote, mit denen sich schwierige Zeiten oft besser meistern lassen.
- Deutsche Krebshilfe, Die blauen Ratgeber, Hilfe für Angehörige, abgerufen am 20.3.2025
- Deutsche Krebshilfe, mit Krebs leben, Hilfe für Angehörige von Krebspatienten, abgerufen am 20.3.2025
- Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Krebs und Psyche, Angehörige und Freunde, abgerufen am 20.3.2025
- Deutsche Krebsgesellschaft, Leben mit Krebs, Angehörige und Freunde, Hilfe für Angehörige, abgerufen am 20.3.2025
NP-DE-AOU-WCNT-250006 (04/2025)
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