Print Friendly, PDF & Email

Behandlung bei Eierstockkrebs

Redaktion Mamma Mia!

© iStock / FatCamera
Print Friendly, PDF & Email

Die Diagnose Eierstockkrebs ist für jede Patientin ein schwerer Schlag, schließlich handelt es sich um eine ernstzunehmende Erkrankung mit ungewisser Prognose. Denn um die Diagnose abzusichern, ist in der Regel eine Operation nötig und selbst wenn diese erfolgreich verläuft, schließt sich meistens eine Chemotherapie beziehungsweise eine medikamentöse Therapie an. Hier erklären wir die Schritte und Optionen der Behandlung von Eierstockkrebs.

Die Symptome der Erkrankung sind gerade im frühen Stadium unauffällig und die Früherkennung daher schwierig. Besteht ein Verdacht, kommen für die Diagnose von Eierstockkrebs zunächst gynäkologische Untersuchungen infrage, also eine Tastuntersuchung und eine Untersuchung mit transvaginalem Ultraschall. Um den Verdacht zu erhärten oder zu widerlegen, werden häufig noch eine Computertomografie, eine Magnetresonanztomografie oder eine Positronen-Emissions-Tomografie durchgeführt.

Allerdings ist ein chirurgischer Eingriff bei Verdacht auf Eierstockkrebs in der Regel nicht vermeidbar: Nur über ein sogenanntes „operatives Staging“ kann Sicherheit erlangt werden.

Im Vorfeld der Operation strebt das behandelnde Ärzteteam an, ein möglichst genaues Bild vom Umfang der Operation zu haben. Um dies einzuschätzen, helfen die Ultraschalluntersuchung, eine Tumormarkerbestimmung im Blut und weiterführende Bildgebung wie CT, MRT oder PET-CT. Ist das Vorliegen einer Ovarialkarzinomerkrankung hochwahrscheinlich, wird gegebenfalls die Operation besprochen und die feingewebliche (histologische) Diagnosebestätigung erfolgt dann im Rahmen einer sogenannten „Schnellschnittdiagnose“ während der Operation.

In jedem Fall wird die Patientin im Vorfeld über alle geplanten Schritte und etwaige, damit verbundene Risiken aufgeklärt. Dies gewährleistet dass die Behandelnden während der Operation Entscheidungen treffen können, ohne die Möglichkeit zu haben, diese nochmals mit der Patientin zu besprechen. Ein Beispiel dafür ist, dass eine Darmteilentfernung notwendig sein kann, um Tumorfreiheit zu erreichen. Ein solcher Operationsschritt ist mit dem Risiko einer Wunheilungsstörung im Bereich der Darmnaht („Anastomoseninsuffizienz“) vergesellschaftet und das führt unzer Umständen zur Anlage eines prophylaktischen künstlichen Darmausganges während der Operation oder im sich unmittelbar anschließenden postoperativen Verlauf.

Wichtig zu wissen: Die Prognose hängt davon ab, dass sämtliche sichtbaren Krebszellnester entfernt werden („makroskopische Komplettresektion“), was wiederum stark mit der Erfahrung der Operierenden und der Infrastruktur der Klinik zusammenhängt. Operationen dieser Art sollten daher in einem speziellen Kompetenzzentrum für Eierstockkrebs durchgeführt werden.

Die operative Therapie des „frühen“ Ovarialkarzinoms (FIGO IA-IIB)

Die operative Therapie des Ovarialkarzinoms bedeutet leitliniengerecht immer die Durchführung eines Längsschnittes (Längslaparotomie) vom Schambein (Symphyse) um den Nabel herum bis zum Brustbein (Xiphoid) reichend. Beim frühen Ovarialkarzinom wird diese Operation „Stagingoperation“ genannt. Man versteht darunter die Entfernung der Eierstöcke, Eileiter und der Gebärmutter und darüber hinaus- unabhängig davon, ob dort sichtbare Tumorauflagerungen vorliegen oder nicht die Entnahme repräsentativer Bauchfellproben (peritoneales Staging), die Entfernung des „großen Netzes“ (Omentum majus), die Spülung des Bauchraumes mit Wasser und Asservierung dieser „Spülzytologie“ und sehr häufig auch die systematische Entnahme von Lymphknoten im Bereich des Beckens (pelvine Lymphonodektomie) und im Bereich der Hauptschlagader im Bauch (paraaortale Lymphonodektomie). Die Lymphknotenentnahme ist abhängig von der Histologie des Tumors sowie des Stadiums und wird gegebenfalls im Einzelfall besprochen. Da dies so ist, entscheidet man sich heute beim vermeintlich frühen Ovarialkarzinom häufig für ein sogenanntes „zweizeitiges Vorgehen“ und führt zunächst eine Operation zur histologischen Sicherung durch und erst im Weiteren die Stagingoperation.

Die Begründung für diese große Operation, trotz der (vermeintlichen) Abwesenheit sichtbarer Metastasen außerhalb des Beckens liegt darin, dass häufig durch das sorgfältige Abtasten der (Oberbauch-)Organe, des Darmes sowie des Bauchfells Metastasen gefunden werden, die in der präoperativen Bildgebung (mittels CT o.ä.) oder der diagnostischen Bauchspiegelung nicht diagnostiziert wurden (chirurgisches „Up- Staging“). Würden diese unerkannt im Bauch verbleiben, käme es zu einer vermeidbaren Prognoseverschlechterung. Zudem bedeutet der Nachweis von Metastasen außerhalb des Becken eine Erweiterung der systemtherapeutischen Behandlung/Therapieoptionen. Diese Operation ist also zugleich eine diagnostische und eine therapeutische Maßnahme.

Die operative Behandlung des fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms

Für diese Patientinnen bedeutet die Operation in der Regel, dass sogenannte „multiviszerale“ Resektionen erfolgen. Um Tumorfreiheit beziehungsweise die bestmögliche Reduktion des Tumors zu erreichen, ist gegebenfalls eine sehr ausgedehnte Operation notwendig. Das bedeutet, dass zum Beispiel sehr häufig ein Anteil des Dickdarms und zusätzlich gegebenfallls weitere Organe, wie die Milz, Anteile der Leber oder Anteile des Zwerchfells beziehungsweise des Bauchfells ebendort entfernt werden müssen. Es handelt sich um komplexe Eingriffe, die eine sorgfältige peri-operative Versorgung voraussetzen. In der Vorbereitung einer solchen Operation sollten Risiken wie unter anderem die mögliche Versorgung mit Fremdblut, die Anlage eines (vorrübergehenden) künstlichen Darmausganges und die postoperative Überwachung auf der Intensivstation mit der Patientin besprochen werden. 

Eine große Studie konnte zeigen, dass das systematische Entfernen der Lymphknoten, wie es derzeit bei frühen Tumorstadien durchgeführt wird, bei Patientinnen mit fortgeschrittener Erkrankung nicht durchgeführt werden sollte. Es werden lediglich vergrößerte oder verhärtete Lymphknoten entfernt.

Nach der Operation des Ovarialkarzinoms – die Chemotherapie

In der Regel folgt auf die Operation des Ovarialkarzinoms eine medikamentöse Therapie, die häufig auch als „adjuvant“ bezeichnet wird, gemeint ist damit, dass es eine Chemotherapie ist, die das Ergebnis der Operation unterstützen soll, indem noch im Körper befindliche Krebszellen zerstört werden und somit ein erneutes Tumorwachstum unterbunden wird.

Bei einer adjuvanten Chemotherapie von Eierstockkrebs kommen platinhaltige Medikamente zum Einsatz, die das Zellwachstum und die Zellvermehrung aufhalten. Medikamente dieser Art werden Zytostatika genannt: Sie treffen zwar auch gesunde Zellen, aber da Krebszellen sehr viel schneller wachsen als andere Zellen, ist die Wirkung auf den Tumor sehr viel stärker. Die Mittel enthalten tatsächlich Platin, das innerhalb eines komplexen Moleküls gebunden ist. Dieses reagiert mit der Erbsubstanz und entfaltet darüber seine Wirkung.

Behandlung mit Carboplatin und Paclitaxel

Die Wirkstoffe, die dabei häufig in Kombination angewendet werden, heißen Paclitaxel und Carboplatin. Letzterer hat gegenüber dem vormals verwendeten Cisplatin weniger Nebenwirkungen und eine geringere Giftigkeit für die Nieren. Paclitaxel wurde ursprünglich aus der pazifischen und danach aus der Europäischen Eibe gewonnen. Mittlerweile wird das Medikament auch (teilweise) synthetisch hergestellt.

Der Standard bei der Verabreichung der Kombinationstherapie, ist die intravenöse Gabe des Medikamentes über 3 Stunden hinweg. Die Therapie beginnt im Anschluss an die Operation und erfolgt in 6 Zyklen mit 3 Wochen Abstand.

Immer auf dem Laufenden - mit unseren Eierstockkrebs-magazinen!

Klassisch als Print-Ausgabe oder Digital zum Download

Die Erhaltungstherapie: Behandlung von fortgeschrittenem Eierstockkrebs

75 Prozent der Diagnosen von Ovarialkarzinomen finden im fortgeschrittenen Stadium statt. Um im Körper verbleibende Krebszellen zu vernichten oder um Tumorreste am Wachstum zu hindern, schließt sich der Chemotherapie eine andere Therapieform an oder sie wird gleichzeitig mit ihr verabreicht. Man spricht von einer Erhaltungstherapie, die die bisherigen Resultate „erhalten“ soll. Da diese Therapieformen sehr gezielt auf bestimmte Moleküle des Körpers wirken, spricht man in diesem Zusammenhang auch von zielgerichteten Therapien.

Behandlung mit Bevacizumab

Der Wirkstoff Bevacizumab ist ein Angiogenesehemmer, der die Neubildung von Blutgefäßen verhindert. Ein Tumor braucht für sein Wachstum sehr viele Nährstoffe, die er ab einer gewissen Ausdehnung über die Blutgefäße des Körpers erhalten muss. Wird diese Versorgung unterbunden, kann der Tumor „ausgehungert“ werden.

Bevacizumab ist ein Antikörper-Wirkstoff: Er erkennt und bindet Stoffe im Blut, die das Gefäßwachstum antreiben – sogenannte VEGF-Wachstumsfaktoren – durch die Bindung verändert er ihre Struktur und blockiert dadurch ihre Funktion. In der Folge werden keine neuen Gefäße gebildet und bereits vorhandene bilden sich sogar zurück. Bevacizumab kann bereits zusammen mit der Chemotherapie verabreicht werden.

Behandlung mit Olaparib und Niraparib

Olaparib und Niraparib können bei bestimmten Ovarialkarzinomen ebenfalls als Erhaltungstherapie eingesetzt werden. PARP-Inhibitoren führen zu Brüchen in der Erbsubstanz. Gesunde Zellen können diese Brüche heilen. Eierstockkrebsarten, die eine BRCA-Mutation in sich tragen, sind dazu aber nicht in der Lage: Haben sich zu viele dieser Brüche in der Krebszelle angesammelt, stirbt sie – der Tumor bildet sich zurück.

Klinische Studien

In der Krebsforschung werden zahlreiche weitere Medikamente und Wirkstoffkombinationen untersucht. Durch die Teilnahme an klinischen Studien können betroffene Frauen unter Umständen mit neuen Therapien behandelt werden, die Forschung unterstützen und somit prinzipiell anderen betroffenen Frauen helfen. Haben Sie Interesse daran, können Sie sich zum Beispiel auf dem Studienportal Eierstockkrebs informieren.

Weitere Informationen zum Thema

Mamma Mia! arbeitet mit einem Team aus Expertinnen und Experten zusammen. So werden alle Beiträge vor ihrer Veröffentlichung  durch unseren wissenschaftlichen Beirat überprüft.

Unser Ziel ist es, wissenschaftliche Informationen verständlich zu vermitteln. Die Informationen können jedoch eine professionelle Beratung durch ausgebildete und anerkannte Ärztinnen und Ärzte nicht ersetzen. Auch dienen sie nicht dazu, eigenständig eine Diagnose zu stellen oder eine Therapie einzuleiten.