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Gebärmutterkrebs: Fruchtbarkeit und Kinderwunsch

Redaktion Mamma Mia!

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Kinderwunsch
© iStock / inarik
Auch jüngere Frauen können an Gebärmutterkrebs erkranken. Für sie ist die Familienplanung manchmal noch nicht abgeschlossen und sie hegen einen Kinderwunsch. In manchen Fällen lässt sich die Fruchtbarkeit erhalten – und die Operation eventuell aufschieben.

Die meisten Frauen erhalten die Diagnose Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom) in einem höheren Alter. Das mittlere Erkrankungsalter liegt laut Robert Koch-Institut (RKI) bei etwa 68 Jahren. Dann sind die Wechseljahre überstanden, die Familienplanung ist abgeschlossen und Fruchtbarkeit und Kinderwunsch sind keine Themen mehr.

Allerdings können auch jüngere Frauen an Gebärmutterkrebs erkranken, zum Beispiel Frauen mit einem Lynch-Syndrom. Bei dieser erblichen Erkrankung – einem erblich bedingten Tumorsyndrom – ist das Risiko für mehrere Krebsarten schon in jungen Jahren erhöht. Frauen mit einem Lynch-Syndrom können zum Beispiel an Darm- und Magenkrebs, aber auch an Gebärmutterkrebs erkranken. 

Manche jüngere Frauen hegen vielleicht noch einen Kinderwunsch und möchten – trotz Endometriumkarzinom – schwanger werden. Unter bestimmten Voraussetzungen kann dies unter Umständen gelingen. Ärztinnen und Ärzte versuchen, die Fruchtbarkeit zu erhalten, indem sie die Gebärmutterkrebs-Operation aufschieben. Dann fallen Frauen nicht plötzlich in die Wechseljahre. Außerdem behandeln sie die Frauen mit Hormonen, um gegen den Tumor vorzugehen. Wichtig ist, dass dies immer eine Einzelfallentscheidung ist, die Sie immer gemeinsam mit Ihrem Behandlungsteam treffen sollten.

Gebärmutterkrebs: Nach der Operation sind Frauen unfruchtbar

Die Operation ist eine sehr wichtige Behandlungssäule für Frauen mit Gebärmutterkrebs. Sie sollten die OP in einem zertifizierten gynäkologischen Krebszentrum durchführen lassen. Dabei entfernen Ärztinnen und Ärzte die Gebärmutter und meist auch die Eileiter und Eierstöcke – aus Sicherheitsgründen. Die Eierstöcke stellen nämlich weibliche Sexualhormone (Östrogene und Gestagene) her, die wiederum das Tumorwachstum fördern können.

Außerdem können in die Eierstöcke einzelne Krebszellen eingewandert sein, die später einen Rückfall (Rezidiv) auslösen. Selbst im Frühstadium haben ungefähr 15 von 100 Frauen schon Krebsabsiedelungen (Metastasen) in den Eierstöcken, berichtet das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Die Organe liegen nämlich in direkter Nachbarschaft der Gebärmutter und die Krebszellen können schnell dorthin gelangen.

Nach der Entfernung von Gebärmutter, Eileitern und Eierstöcken setzen bei Frauen die Wechseljahre ein. Sie sind unfruchtbar und eine Schwangerschaft ist in aller Regel nicht mehr möglich.

Gebärmutterkrebs: Fruchtbarkeit bei Kinderwunsch erhalten

In speziellen Fällen gibt es jedoch die Möglichkeit, die Fruchtbarkeit solange zu erhalten, bis der Kinderwunsch erfüllt und die Familienplanung abgeschlossen ist. Medizinische Fachleute sprechen von „Fertilitätserhalt“.

Diese Möglichkeiten haben Frauen:

  • Durch eine Hormontherapie mit Gestagenen versuchen Ärztinnen und Ärzte bei Frauen mit Kinderwunsch, die Fruchtbarkeit für einen gewissen Zeitraum zu erhalten. Gestagene sind weibliche Sexualhormone, die das Krebswachstum bremsen. Es kommen aber keine Östrogene zum Einsatz, die das Tumorwachstum fördern würden. Damit eine Hormontherapie in Frage kommt, muss der Tumor im Frühstadium sowie hormonempfindlich sein, also unter dem Einfluss von Hormonen wachsen.
  • Die Gebärmutterkrebs-OP findet aber dennoch zu einem späteren Zeitpunkt statt. Sie entfällt also nicht, sondern wird nur aufgeschoben, bis der Kinderwunsch erfüllt ist.
Gebärmutterkrebs_Psychoonkologie

Bei Kinderwunsch: Gebärmutterkrebs muss im Frühstadium sein

Bevor die Hormontherapie beginnt, müssen Ärztinnen und Ärzte so gut wie möglich sicherstellen, dass das Endometriumkarzinom wirklich in einem Frühstadium ist und bei einer Frau keine zusätzlichen Risikofaktoren vorhanden sind.

Um zu entscheiden, ob die Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke zunächst verbleiben können, führen Ärztinnen und Ärzte verschiedene Untersuchungen durch:

  • Bauchspiegelung (Laparoskopie), in Kombination mit einem vaginalen Ultraschall oder einer Magnetresonanztomografie (MRT). Ziel ist es, so weit wie möglich auszuschließen, dass die Eileiter von Krebszellen befallen sind oder Tumorzellen in die Muskelschicht der Gebärmutter eingedrungen sind.
  • Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie): Dabei entnehmen Ärztinnen und Ärzte gezielt Gewebeproben aus der Gebärmutter oder sie nehmen eine Ausschabung (Abrasio) vor. Anschließend beurteilen Fachleute aus der Pathologie das entnommene Gewebe. Diese müssen mit der gynäkologischen Pathologie viel Erfahrung haben. Das Endometriumkarzinom muss gut differenziert sein (G1) und die Krebszellen müssen auf ihren Oberflächen Andockstellen (Rezeptoren) für Progesteron tragen.

Kinderwunsch bei Gebärmutterkrebs: Wie funktioniert die Hormontherapie?

Um die Fruchtbarkeit zu erhalten, bekommen Frauen mit Kinderwunsch eine medikamentöse Hormontherapie. Sie besteht aus Gestagenen in Form von Tabletten, die Frauen jeden Tag einnehmen müssen. Eine Alternative kann eine Hormonspirale sein, die in der Gebärmutter platziert wird und dort die Gestagene freisetzt. Auf diese Weise versuchen Ärztinnen und Ärzte, den Tumor nach und nach zurückzudrängen und schließlich einen vollständigen Rückgang zu erreichen.

Nach sechs Monaten überprüfen sie, ob der Gebärmutterkrebs auf die Hormontherapie ausreichend reagiert hat. Wenn die Gestagentherapie angeschlagen hat, können Frauen die Hormone absetzen und versuchen, schwanger zu werden. Um diese Zeit zu verkürzen, können sie auch die Kooperation mit Fachleuten aus der Reproduktionsmedizin und eine künstliche Befruchtung in Erwägung ziehen.

Wenn Frauen nach sechs Monaten keinen akuten Kinderwunsch haben, können sie die Hormontherapie weiterführen. In diesem Fall müssen sie sich aber in engen Zeitabständen untersuchen lassen. Die S3-Leitlinie „Endometriumkarzinom“ empfiehlt eine Gewebeentnahme aus der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumbiopsie) alle sechs Monate.

Wenn der Tumor nicht oder nicht mehr auf die Hormontherapie anspricht, ist doch eine Operation nötig, um die Gebärmutter und Eierstöcke zu entfernen. Auch wenn Sie es sich anders überlegt und inzwischen keinen Kinderwunsch mehr haben, können Sie sich für die Gebärmutterkrebs-Operation entscheiden.

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Hormontherapie bei Kinderwunsch – gibt es Risiken?

Für betroffene Frauen kann ein Dilemma entstehen: Einerseits möchten sie ihre Fruchtbarkeit erhalten und sich ihren Kinderwunsch erfüllen. Andererseits verzichten sie zunächst auf eine Operation, mit dem sich der Gebärmutterkrebs in vielen Fällen vollständig entfernen lässt. Sie könnten also ihren Tumor loswerden. Das Aufschieben der Gebärmutterkrebs-OP birgt das Risiko, dass sich der Krebs vielleicht doch weiterentwickelt und sich im Körper ausbreitet.

Auch die Behandlung mit Gestagenen ist nicht frei von Nebenwirkungen. Je nach eingesetztem Gestagen können sie unterschiedlich ausfallen. Auch sind die Nebenwirkungen von Frau zu Frau verschieden stark ausgeprägt.

Einige Tipps bei einem Kinderwunsch:

  • Lassen Sie sich eventuell vorher von einem Reproduktionsmediziner oder einer -medizinerin beraten, um die Chancen auf die Erfüllung Ihres Kinderwunsches besser abschätzen zu können.
  • Wenn Sie sich für das Aufschieben der Operation entscheiden: Ihr Kinderwunsch sollte wirklich konkret sein und Sie sollten nicht nur einen abstrakten Wunsch nach dem Erhalt der Fruchtbarkeit haben.
  • Lassen Sie sich gut informieren, beraten und über alle Risiken aufklären. Nur so können Sie sämtliche Vor- und Nachteile abwägen und eine fundierte Entscheidung treffen.
  • Ein zertifiziertes gynäkologisches Krebszentrum ist eine gute Möglichkeit für die Behandlung von Gebärmutterkrebs und für alle Fragen, die damit zusammenhängen.

NP-DE-AOU-WCNT-230030/ (07-2023)

Mit freundlicher
Unterstützung von GlaxoSmithKline

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Die Informationen auf dieser Seite können eine professionelle Beratung durch ausgebildete und anerkannte Ärztinnen und Ärzte nicht ersetzen. Auch dienen sie nicht dazu, eigenständig eine Diagnose zu stellen oder eine Therapie einzuleiten.