Brusterhaltende Operation (BET) bei Brustkrebs

Redaktion Mamma Mia!

Brusterhaltende Operation BET
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Die brusterhaltende Operation ist heute der Standard bei Brustkrebs. Die OP-Methode kommt zum Einsatz, wann immer es möglich ist. Erfahren Sie, wann sich die brusterhaltende Therapie (BET) eignet, wann nicht, welche Vor- und Nachteile sie hat und wie sie abläuft.

Für die Operation bei Brustkrebs gibt es zwei Möglichkeiten, um den Tumor in der Brust zu entfernen: Bei einer brusterhaltenden Operation (brusterhaltende Therapie = BET) wird nur der Tumor und wenig weiteres Gewebe (Sicherheitsabstand oder Sicherheitsrand) im Rahmen des chirurgischen Eingriffs herausgeschnitten. Man sagt, der Tumor wird „im Gesunden entfernt“.  Andere Namen für die BET sind Lumpektomie oder Segmentresektion.

Ärztinnen und Ärzte versuchen dabei, so viel Brustgewebe wie möglich zu belassen. Es gilt, die ursprüngliche Form und das Aussehen der Brust so gut wie möglich zu erhalten. Bei einer Mastektomie (Ablatio mammae, Brustamputation) wird dagegen die gesamte Brustdrüse inklusive des Tumors entfernt.  

Wann ist die brusterhaltende OP geeignet – wann nicht?

Die brusterhaltende Operation ist heute der Standard und eignet sich für viele Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind. Etwa drei von vier Frauen in Deutschland werden brusterhaltend operiert, berichtet das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Nur selten ist also eine Mastektomie bei einem Mammakarzinom notwendig. An eine BET schließt sich in der Regel eine Bestrahlung (Strahlentherapie, Radiotherapie) an, um eventuell noch verbliebene Krebszellen in der Brust zu beseitigen.

Geeignet ist die brusterhaltende Therapie laut der Leitlinie „Mammakarzinom“ in folgenden Fällen:

  • Duktales Carcinoma in situ (DCIS) – dabei handelt es sich um Brustkrebsvorstufen, die lokal begrenzt und nicht-invasiv sind. DCIS können unterschiedlich groß und verschieden aggressiv sein. Durch eine brusterhaltende Operation lässt sich das Risiko ausschalten, dass diese Vorstufen in einen invasiven Brustkrebs übergehen.
  • Örtlich begrenzter Brustkrebs – wenn das Verhältnis von Tumorgröße zum Brustvolumen günstig ist. Der Tumor muss im Verhältnis zur Brust relativ klein sein. Allerdings gibt es heute die Möglichkeit, den Tumor vor einer OP mittels (neoadjuvanter) Chemotherapie zu verkleinern und ihn so operabel zu machen. Dann lässt sich die Brust eventuell doch noch erhalten.
  • Der Brustkrebs muss die Chance bieten, dass er sich vollständig entfernen lässt. Die Lokalisation des Tumors ist daher wichtig. Für eine BET sollten nicht mehrere Tumoren an verschiedenen Stellen der Brust vorhanden sein, die weit auseinander liegen.
  • Es dürfen keine Metastasen vorhanden sein, zum Beispiel in der Haut oder Brustwand.

 

In manchen Fällen führen Ärztinnen und Ärzte keine brusterhaltende Operation durch. Einige Beispiele, die gegen diese Art der Brustkrebs-OP sprechen:

  • Inflammatorischer Brustkrebs – der entzündliche Brustkrebs gilt als besonders aggressiv und gefährlich, meist ist hier eine Mastektomie ratsam.
  • Nach der brusterhaltenden OP ist eine Strahlentherapie notwendig, um die Rückfallgefahr zu bannen. Sie kann jedoch aus bestimmten Gründen (z.B. gesundheitliche Gründe, Wunsch einer Frau) nicht möglich
  • Der Tumor ließ sich nicht vollständig entfernen, auch nicht nach einer erneuten OP (Nachresektion)
  • Der Wunsch einer Frau, sich nicht brusterhaltend operieren zu lassen. Nach einer Mastektomie ist eine Brustrekonstruktion möglich, sogar innerhalb der gleichen OP, in der die Brust abgenommen wird. Es gibt verschiedene Materialien und Verfahren, um die Brust zu rekonstruieren. Bevor Sie diese Entscheidung treffen, sollten Sie sich jedoch ausführlich informieren, über alle Therapiemöglichkeiten beraten lassen und sämtliche Vor- und Nachteile gut abwägen – am besten gemeinsam mit Ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten (Shared Decision Making oder partizipative Entscheidungsfindung).

 

Ob eine brusterhaltende Operation bei einer Frau möglich ist, überlegen Ärztinnen und Ärzte immer individuell. Dafür nutzen sie die Ergebnisse aus bildgebenden Verfahren (zum Beispiel Mammographie, Ultraschall, Magnetresonanztomographie = MRT). Auch die besonderen Merkmale und Eigenschaften der Krebszellen fließen in die Entscheidung ein.

Wer führt die brusterhaltende Operation durch?

Eine Brustkrebs-Operation sollten Sie von erfahrenen Operateurinnen und Operateuren durchführen lassen, die auf Brustkrebs spezialisiert sind. Solche medizinischen Fachleute aus der Chirurgie oder plastisch-ästhetischen und rekonstruktiven Chirurgie arbeiten zum Beispiel in einem zertifizierten Brustzentrum. Die Deutsche Krebsgesellschaft zertifiziert diese Zentren und sie müssen strenge Qualitätskriterien erfüllen. Dort arbeiten zudem Fachleute anderer ärztlicher Fachrichtungen, zum Beispiel aus der Onkologie, Anästhesie oder Strahlentherapie. In sogenannten Tumorkonferenzen besprechen Sie jeden Fall einzeln. Auch onkologische Spitzenzentren sind gute Anlaufstellen für eine BET.

Markierung des Wächterlymphknotens

Auch die Lymphknoten in der Achselhöhle tasten Ärztinnen und Ärzte sorgfältig ab und stufen sie vor der Operation als „auffällig“ (verdickt) oder unauffällig ein. Davon hängt es ab, wie viele Lymphknoten während der Operation entnommen werden.

Brusterhaltende Operation
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Vor der Brustkrebsoperation wird der sogenannte „Wächterlymphknoten“ (Sentinellymphknoten, engl. „Sentinel“ = „Wächter“) aufgespürt und markiert. Dieser ist erster Lymphknoten im Abflussgebiet des Tumors (manchmal gibt es auch mehrere Wächterlymphknoten). Dafür kommt ein besonderes Verfahren aus der Nuklearmedizin zum Einsatz, das mit einer schwach radioaktiven Substanz arbeitet. Sie wird mit einer feinen Nadel in die Brust injiziert und verteilt sich dann mit der Lymphe. Mit Hilfe einer speziellen Gammakamera lässt sich der Wächterlymphknoten darstellen. Während der OP wird er entnommen und auf Krebszellen hin analysiert.

Wie läuft die brusterhaltende OP ab?

Der Ablauf der Brustkrebs-OP lässt sich vereinfacht so beschreiben:

  • Eine brusterhaltende Therapie wird unter einer Vollnarkose im Krankenhaus durchgeführt.
  • Der Tumor wird mit einem gewissen Sicherheitsabstand herausgeschnitten. Das heißt, es gibt einen Sicherheitssaum aus gesundem Gewebe. Dieses wird anschließend auf Krebszellen hin untersucht. Sind die Tumorränder frei von Krebszellen, wurde der Tumor „im Gesunden“ entfernt. Im pathologischen Befund lässt sich dies anhand des Kürzels „R0“ erkennen. Waren noch Krebszellen vorhanden, steht dort „R1“. Dann ist eine erneute OP – eine Nachresektion – notwendig.
  • Während der OP wird der Wächterlymphknoten entfernt. Dies geschieht über einen zweiten feinen Schnitt in der Achselhöhle. Der Sentinellymphknoten wird in einem Schnellschnittverfahren untersucht. Sind dort keine Krebszellen nachweisbar, bedeutet dies, dass sich der Brustkrebs noch nicht auf „Wanderschaft“ begeben hat. Ist der Wächterlymphknoten dagegen nicht krebsfrei, werden weitere Lymphknoten aus der Achselhöhle entnommen und anschließend im Labor unter dem Mikroskop untersucht.
  • In die Wunde wird eine Drainage eingelegt, um Sekrete wie Blut und Wundwasser nach außen in einen kleinen Behälter zu befördern.
  • Danach werden die OP-Wunden vernäht. Die Fäden lösen sich in der Regel später selbst auf, nur die Fadenenden werden später entfernt. Die Wunde wird mit Pflastern abgeklebt. Die Dauer der Brustkrebsoperation hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem vom Umfang der OP und wie viele Lymphknoten entfernt werden müssen.
  • Sie erhalten anschließend in der Regel einen Kompressionsverband (meist Kompressions-BH), der die frisch operierte Brust stützt und stabilisiert.
  • Nach der OP müssen Sie in der Regel für wenige Tage im Krankenhaus. Dort überwachen Ärztinnen und Ärzte das Ergebnis der OP und Ihren Gesundheitszustand. Bei Nebenwirkungen, Folgen und Komplikationen können sie schnell reagieren. Sie selbst können sich im Krankenhaus von dem Eingriff erholen.
  • Nach einigen Tagen, wenn kein oder nur noch wenig Wundsekret gebildet wird, ziehen medizinische Fachleute die Drainage. Manche Frauen gehen auch mit der Drainage nach Hause und lassen sie später entfernen. In der Regel ist dies nicht besonders schmerzhaft, höchstens ein wenig unangenehm.

Brustkrebs-Operation: Nebenwirkungen und Komplikationen

Wie jede Operation kann auch die brusterhaltende Therapie einige Nebenwirkungen und Komplikationen mit sich bringen.

Allgemeine Operationsrisiken sind:

  • Schmerzen im Bereich der Operationswunde
  • Nachblutungen
  • Nebenwirkungen der Narkose, zum Beispiel Übelkeit und Erbrechen
  • Schädigung von Nerven und anderem Gewebe
  • Störungen der Wundheilung
  • Spannungsgefühle der Haut
  • Infektionen
  • Blutgerinnsel (Thrombose), Lungenembolie

 

Daneben gibt es noch einige weitere Folgen der Brust-OP. Wenn viele Lymphnoten entfernt wurden, kann die Beweglichkeit des Arms eingeschränkt sein. Frauen haben zum Beispiel Probleme, den Arm auf der operierten Brustseite anzuheben. Auch Empfindungsstörungen sind möglich, wenn Nerven durch den chirurgischen Eingriff beschädigt wurden. Außerdem besteht das Risiko, dass sich ein Lymphödem entwickelt. Wenn viele Lymphknoten entnommen wurden, kann die Lymphe nicht mehr ausreichend abließen und staut sich. Hier können eine Physiotherapie mit Bewegungsübungen (diese können Sie auch zuhause weiterführen) sowie eine Lymphdrainage hilfreich sein.

Verhaltenstipps nach der Brustkrebs-OP

Die Universitäts-Frauenklinik Tübingen gibt einige Tipps zum Verhalten nach einer Brustkrebsoperation:

  • Sie können duschen, sollten aber Folgendes beachten: Wenn die Drainagen noch nicht entfernt wurden, duschen Sie nur unterhalb des Wundgebietes. Es sollte kein Wasser an die Wunde gelangen. Ansonsten duschen Sie nur mit einem sanften Duschstrahl. Verwenden Sie keinen Waschlappen und keine Seife für die operierte Brust, sondern waschen Sie die Wundregion nur vorsichtig mit der Hand und rubbeln Sie nicht. Nach dem Duschen tupfen Sie die Brust sanft mit einem weichen Handtuch trocken.
  • Auf Baden sollten Sie für etwa sechs Wochen verzichten. Baden weicht die Haut auf und kann die Wundheilung stören.
  • Heben oder tragen Sie für mindestens sechs Wochen keine schweren Gegenstände, etwa Einkaufstüten oder Reisetaschen.
  • Vermeiden Sie schnelle oder abrupte Bewegungen.
  • Auch auf das Autofahren sollten Sie für mindestens eine Woche verzichten. Die Armbewegungen beim Schalten oder Kurbeln des Lenkrades können den Heilungsprozess stören. Auch kann der Gurt auf das Wundgebiet drücken.
  • Schonen Sie sich eine Zeit lang nach der brusterhaltenden Operation und absolvieren Sie keinen Leistungssport. Sie dürfen prinzipiell Sport treiben, aber vorsichtig und in Maßen. Fragen Sie am besten Ihr Behandlungsteam dazu. Eine Möglichkeit sind Bewegungsübungen, Gymnastik oder Spaziergänge an der frischen Luft. Mit Ausdauersportarten wie Schwimmen, Nordic Walking oder Radfahren sowie mit Kraftsport sollten Sie einige Zeit abwarten, um die Wundheilung nicht zu stören.

Vorteile einer brusterhaltenden Operation

Ärztinnen und Ärzte versuchen heute, die Brust zu erhalten – wann immer dies möglich ist. Früher war die Mastektomie die operative Standardbehandlung bei Brustkrebs. Die brusterhaltende Operation besitzt einige Vorteile, zum Beispiel:

  • Die brusterhaltende Therapie mit anschließender Bestrahlung der Brust ist der Mastektomie gleichwertig, was das Überleben angeht. Sie leben also genauso lange.
  • Die BET gilt als schonender im Vergleich zur Mastektomie. Die Operation kommt mit kleineren Schnitten aus, die Narbe ist kleiner und Sie erholen sich schneller wieder von der Operation. Der Krankenhausaufenthalt kann somit kürzer ausfallen.
  • Das kosmetische und ästhetische Ergebnis ist meist zufriedenstellender als nach einer Entfernung der gesamten Brust. Die Narbe ist später nicht oder kaum sichtbar.
  • Das Körperbild und das Selbstwertgefühl leiden weniger, wenn die Form und das Aussehen der Brust ähnlich wie zuvor sind.
  • Stillen ist nach einer brusterhaltenden Therapie noch möglich.

Nachteile einer brusterhaltenden Operation

Die BET kann auch einige Nachteile haben. Einige Beispiele:

  • Nach einer brusterhaltenden Therapie ist eine Strahlentherapie notwendig. Die Bestrahlung soll Krebszellen bekämpfen, die eventuell nach der Operation noch in der Brustregion verblieben sind.
  • Das optische Erscheinungsbild beider Brüste kann nach der brusterhaltenden Therapie ungleichmäßig sein. So ist manchmal die gesunde Brust größer als die an Brustkrebs erkrankte und operierte Brust. Auch Wölbungen können sichtbar sein. Dies lässt sich aber später angleichen. Die gesunde Brust lässt sich zum Beispiel verkleinern oder die operierte Brust mit Implantaten oder Eigengewebe vergrößern. Auch Teilprothesen können den Größenunterschied ausgleichen.
  • Es besteht das Risiko, dass nicht alle Krebszellen beseitigt wurden. Um möglichst sicher zu gehen, entfernen Ärztinnen und Ärzte den Tumor mit einem Sicherheitsabstand. Sie entnehmen zusätzlich eine gewisse Menge gesundes Gewebe um den Tumor herum. Dieses wird anschließend feingeweblich unter dem Mikroskop untersucht. Sind die Ränder tumorfrei (keine Krebszellen nachweisbar), wurde der Tumor im Gesunden entfernt. Ist dies nicht der Fall, folgt eine weitere Operation (Nachresektion).
  • Die OP-Methode ist nicht bei jeder Frau mit Brustkrebs anwendbar. Die Tumorgröße sowie die Anzahl und Lage der Tumore haben einen Einfluss auf die gewählte OP-Methode.

Nachsorge und Genesungszeit nach einer brusterhaltenden Operation

Wie lange die Genesungszeit nach einer brusterhaltenden Operation dauert, ist von Frau zu Frau verschieden. Sie hängt vom Umfang des Eingriffs ab, zum Beispiel wie viele Lymphknoten entfernt werden mussten. Aber auch Ihr Alter und Ihr allgemeiner Gesundheitszustand spielen dabei mit, wann Sie sich wieder von der Brustkrebsoperation erholt haben.

Nach der brusterhaltenden OP besprechen Sie den genauen Befund mit Ihrem Behandlungsteam in einem separaten Gesprächstermin, wenn alle Ergebnisse vorliegen. Dort erhalten Sie noch genauere Informationen über den Tumor und seine besonderen Eigenschaften.

Zudem erfahren Sie, welche Therapien weiter notwendig sind und wer sie durchführt. An eine brusterhaltende Operation schließt sich in aller Regel zur Sicherheit eine Strahlentherapie an. Sie soll womöglich noch verbliebene Krebszellen bekämpfen und die Gefahr senken, dass der Brustkrebs lokal in der Brust zurückkehrt (Rückfall oder Rezidiv). Die Bestrahlung kann zum Beispiel in der radioonkologischen Abteilung einer Klinik oder in einer spezialisierten ambulanten Fachpraxis (Radiologie, Radioonkologie) stattfinden. 

Manchmal ist zusätzlich eine Chemotherapie, Antihormontherapie oder Anti-HER2-Therapie nötig, je nach Stadium des Tumors und Eigenschaften der Krebszellen. Eine Chemotherapie können Sie ambulant durchführen lassen, zum Beispiel in der onkologischen Ambulanz eines Krankenhauses oder in einer onkologischen Facharztpraxis.

Wichtig ist es, nach dem Abschluss der ersten Krebsbehandlungen, die Nachsorge wahrzunehmen. Diese kann Ihre gynäkologische Arztpraxis, Hausarztpraxis oder eine onkologische Klinik beziehungsweise onkologische Praxis übernehmen.

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