Bei einer BRCA-Mutation ist das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs erhöht. Allerdings erkranken nicht alle Menschen mit einer nachgewiesenen BRCA-Mutation an Krebs. Forschende vermuten daher, dass noch andere Faktoren das Krebsrisiko beeinflussen und sich eventuell schützend auswirken können. Welche das sind, ist jedoch noch unklar. Sie könnten aber auch im persönlichen Lebensstil begründet liegen.
Gibt es bei einer BRCA-Mutation auch schützende Faktoren?
Es gibt einige Hinweise darauf, dass Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel bei Trägerinnen und -trägern einer BRCA-Mutation das Risiko erhöhen, an Brustkrebs zu erkranken. „Es gibt vor allem Daten, die einen positiven Effekt regelmäßiger sportlicher Aktivität zeigen. Dagegen können Übergewicht und vor allem eine Diabeteserkrankung das Risiko negativ beeinflussen“, sagt Dr. Saida Agabejli, Funktionsoberärztin am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden im Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs. Außerdem wurde beobachtet, dass Mutationsträgerinnen, die die „Pille“ einnahmen, später seltener an Eierstockkrebs erkrankten.
Noch ist aber zu wenig über die möglichen Zusammenhänge bekannt. Allgemeine Empfehlungen, etwa der Verzicht auf risikoreduzierende Operationen oder die vorbeugende Anwendung von Medikamenten, lassen sich deshalb nicht ableiten. „Leider gibt es aktuell noch keine in Deutschland zugelassene präventive medikamentöse Therapie, um das Erkrankungsrisiko zu senken. Es wird aber an verschiedenen Optionen geforscht“, erklärt Dr. Saida Agabejli.
- Die LIBRE-Studie untersucht die Auswirkungen von Lebensstil-Intervention bei Frauen mit einer erblichen Mutation für Brust- und Eierstockkrebs.
- Die LIBRE-2-Studie (digital) möchte herausfinden, ob digitale Sportstunden und Online-Ernährungskurse hilfreich sein können.
- Mehr Infos unter www.librestudie.de.
Das können Sie selbst für Ihre Gesundheit tun
Bei einer BRCA-Mutation können Sie auch selbst etwas zu Ihrer allgemeinen Gesundheit beitragen. Hier gelten die gleichen Empfehlungen für einen gesunden Lebensstil wie für Menschen ohne familiäres Krebsrisiko. Für Frauen mit nicht-erblichem Brustkrebs haben Studien gezeigt, dass sich das Erkrankungsrisiko und der Krankheitsverlauf günstig beeinflussen lassen, wenn sie regelmäßig körperlich aktiv sind, sich gesund ernähren und eine positive Lebenseinstellung besitzen.
Gesunde Ernährung
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat neue Ernährungsempfehlungen herausgegeben, die überwiegend auf pflanzliche Lebensmittel setzen. Dazu gehört:
- Mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag; wählen Sie überwiegend saisonale und regionale Produkte.
- Bevorzugen Sie Vollkorngetreide, zum Beispiel Brot, Nudeln, Reis und Mehl aus Vollkornmehl.
- Essen Sie mindestens einmal pro Woche Hülsenfrüchte. Dazu gehören zum Beispiel Erbsen, Bohnen, Kichererbsen oder Linsen.
- Verzehren Sie tägliche eine kleine Hand voll Nüsse.
- Greifen Sie zu pflanzlichen Ölen und Fetten, wie Rapsöl und -margarine, Walnuss-, Lein-, Soja- und Olivenöl.
- Trinken Sie außerdem täglich rund 1,5 Liter. Ideal sind Wasser und andere kalorienarme Getränke wie ungesüßter Früchte- oder Kräutertee.
- Zucker- und alkoholhaltige Getränke sind nicht empfehlenswert.
Moderat, aber regelmäßig sollten Sie tierische Lebensmittel verzehren. Bei Fleisch und Wurst werden nicht mehr als 300 g pro Woche empfohlen. Besser ist es, ein- bis zweimal wöchentlich Fisch (zum Beispiel Lachs, Hering oder Makrele) zu verzehren. Milch- und Milchprodukte wie Joghurt, Quark, Kefir oder Buttermilch dürfen aber täglich konsumiert werden. Und auch wenn es schwerfällt: Süßes (wie Kuchen, Torten), Salziges (zum Beispiel Knabbereien) oder Fettiges (zum Beispiel Pommes, Pizza) lassen Sie besser stehen. Genießen Sie außerdem Ihre Mahlzeiten und nehmen Sie sich Zeit – Essen Sie langsam, bewusst und in netter Gesellschaft.
Bewegung und Sport
Ernährung und körperliche Aktivität sind ein starkes „Team“. Seien Sie daher in Ihrem Alltag so aktiv wie möglich oder treiben Sie Sport. Sie können dadurch nicht nur das Risiko für Übergewicht senken, sondern auch für weitere Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mellitus. Außerdem hilft Bewegung dabei, das Wohlbefinden und die Stimmung zu verbessern sowie Stress und Ängste abzubauen. Bewegung erhöht zudem die Leistungsfähigkeit und Fitness und verbessert kognitive Fähigkeiten wie das Gedächtnis und die Merkfähigkeit.
Suchen Sie sich eine Sportart, die Ihnen Freude bereitet – so bleiben Sie eher dabei. Manchmal macht Sport in der Gemeinschaft mehr Spaß. Zusammen aktiv zu sein, ist zudem ein gutes Mittel, um den „inneren Schweinehund“ erst gar nicht zum Zug kommen zu lassen. Dann ist die Chance größer, dass Sie sich regelmäßig bewegen und Sport treiben.
Psyche
Auch wenn es zwischen der psychischen Gesundheit und der Entstehung einer Krebserkrankung keinen nachgewiesenen Zusammenhang gibt: Seelische Ausgeglichenheit, die Fähigkeit zur Entspannung und gute Strategien zur Stressbewältigung können sich positiv auf den Körper, die Lebensqualität, das Lebensgefühl und das Wohlbefinden auswirken.
- Achten Sie darauf, was Ihnen guttut sowie Glück und Zufriedenheit vermittelt.
- Gönnen Sie sich regelmäßige Erholungspausen, in denen Sie regenerieren und entspannen. Genießen Sie diese „Auszeiten“ bewusst.
- Auch Freude und Spaß sowie soziales Miteinander sollten nicht zu kurz kommen, etwa durch Zeit mit der Familie oder Freundinnen und Freunden.
- Erlernen Sie eine Entspannungsmethode wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Auch Yoga, Meditation oder sanfte Bewegungsarten wie Tai-Chi und Qigong können zur Entspannung beitragen.
- dkfz. Krebsinformationsdienst. Krebs vorbeugen: Das persönliche Krebsrisiko senken, abgerufen am 12.10.2023
- Uniklinik Köln in Zusammenarbeit mit dem Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs des Universitätsklinikums Köln und dem Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen. BRCA1/2-Mutation und das Risiko für familiären Brust- und Eierstockkrebs – Wie geht es weiter nach dem Genbefund? Eine Entscheidungshilfe (06/2022).
- Klinikum Rechts der Isar, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde. LIBRE-Studie. Lebensstil-Intervention bei Frauen mit einer erblichen Mutation für Brust- und Eierstockkrebs.
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE). Gut essen und trinken – die DGE-Empfehlungen.
- Robert Koch Institut (RKI). Körperliche Aktivität / Sport, abgerufen am 19.02.2024.
- dkfz. Krebsinformationsdienst. Stress und Krebsrisiko: Gibt es einen Zusammenhang? (02.10.2017).
DE-71766/2024
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