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Nachsorge bei Eierstockkrebs

Redaktion Mamma Mia!

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© istockphoto / Jelena Stanojkovic

Eierstockkrebs und dessen Behandlung kann bei den Patientinnen verschiedene körperliche und seelische Folgen nach sich ziehen. Außerdem besteht das Risiko eines Rückfalls. Darum stehen für die Patientinnen nach Beendigung der Therapie weitere Arzttermine und Klinikbesuche an: die Nachsorgeuntersuchungen.

Die Nachsorge kann in Form von Kontrolluntersuchungen beim Arzt, als Anschlussheilbehandlung, als Kur in einer Rehabilitationsklinik oder als weitere Rehabilitationsmaßnahmen, wie beispielsweise Wiedereingliederungshilfen in Familie, Gesellschaft und Beruf, erfolgen.  

Wichtige Ziele der Nachsorge sind es, Rezidive oder Fernmetastasen durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen rechtzeitig zu erkennen, notwendige Rehabilitationsmaßnahmen in die Wege zu leiten sowie betroffene Frauen im Rahmen einer Langzeittherapie psychoonkologisch und psychosozial zu betreuen. Ein weiteres wichtiges Ziel der Nachsorge ist es, Ängste abzubauen und die Lebensqualität der Patientinnen zu verbessern.

Therapiemonitoring/ Nachsorge

Bei Patientinnen mit fortgeschrittenen Ovarialkarzinomen erfolgt nach der Operation eine Chemotherapie. In der Regel sollte nach Beendigung der Chemotherapie eine Erhaltungstherapie durchgeführt werden, um die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Rezidives zu reduzieren. Diese Erhaltungstherapie nach Ende der Chemotherapie dauert zwischen 1 Jahr und 3 Jahren. Während dieser Behandlung müssen zu einen Therapie-bezogenen Untersuchungen wie regelmäßige Blutdruckuntersuchungen und Blutbild-Auswertungen durchgeführt werden. Aber auch eine körperlich-gynäkologische Untersuchungen sowie regelmäßige CT-/MRT-Untersuchungen sind alle 3-6 Monate empfohlen.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen einhalten

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen können den Betroffenen die Sicherheit geben, dass im Falle eines Rückfalls oder beim Auftreten von Begleit- und Folgeerkrankungen rechtzeitig eingegriffen wird. Zu den regelmäßigen Kontrolluntersuchungen der Nachsorge gehören in der Regel eine Befragung nach Beschwerden und Symptomen durch den Arzt – die sogenannte Anamnese, eine gynäkologische körperliche Untersuchung, bestehend aus einer Tastuntersuchung und einer Spiegeluntersuchung mit Spekulum, eine Tastuntersuchung des Enddarms sowie ein Ultraschall über die Scheide und eine Oberbauchsonographie. Bei Beschwerden, Symptomen oder auffälligen Befunden können auch weitere Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen, gegebenenfalls auch eine Computertomographie, erforderlich sein.

Wie häufig die Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden, richtet sich nach der individuellen Krankheitssituation, der Tumorart- und dem Tumorstadium bei Diagnose sowie den Wünschen und Bedürfnissen der Patientin.

Da das Thema Langzeitüberleben bei Eierstockkrebs – englisch Survivorship – aber verstärkt in den Fokus rückt, wird nun eine lebenslange Nachsorge empfohlen. So sollten Patientinnen auch nach einem krankheitsfreien Intervall von fünf Jahren halbjährlich bis jährlich an der Nachsorge teilnehmen.

Der Nachsorgeplan bei Eierstockkrebs

 

 

 

Nachsorge nach Abschluss der Therapie

Nachsorge nach Rezidivtherapie
“Survivorship-Programm”nach 5 Jahren
Zusäztlich: Therapiemonitoring bei Erhaltungs-therapie
 1. – 3. Jahr
4. – 5. Jahr
   
AnamneseAlle 3 MonateAlle 6 MonateAlle 3 MonateHalbjährlich bis jährlichAlle 3 Monate
Allgemeine körperliche UntersuchungAlle 3 MonateAlle 6 MonateAlle 3 MonateHalbjährlich bis jährlichAlle 3 Monate
Gynäkologische UntersuchungAlle 3 MonateAlle 6 MonateAlle 3 MonateHalbjährlich bis jährlichAlle 3 Monate
VaginalultraschallAlle 3 MonateAlle 6 MonateAlle 3 MonateHalbjährlich bis jährlichAlle 3 Monate
Ultraschall des AbdomensAlle 3 MonateAlle 6 MonateAlle 3 Monate und bei Symptomen bzw. Verdacht auf RezidivHalbjährlich bis jährlichAlle 3 Monate
CT/MRT, ggf. PET-CT oder PET-MRTVerdacht auf RezidivVerdacht auf RezidivVerdacht auf RezidivBei Symptomen bzw. Verdacht auf RezidivAlle 3 – 6 Monate, bei Symptomen bzw. Verdacht auf Rezidiv/Progression
TumormakerKein routinemäßiger EinsatzKein routinemäßiger EinsatzBei SymptomenBei klinischer IndikationAlle 3 Monate
LaborBei klinischer IndikationBei klinischer IndikationBei SymptomenBei klinischer IndikationEntsprechend den Empfehlungen der Erhaltungstherapie
Mammadiagnostikzweijährlichzweijährlichzweijährlichzweijährlichzweijährlich

Zu den Aufgaben in der Nachsorge beziehungsweise bei Langzeitüberlebenden gehört neben der Erkennung eines möglichen Rezidivs auch das Erkennen und die Therapie von Langzeitnebenwirkungen sowie die Prävention. Es wird empfohlen, die wichtigsten Empfehlungen in einem sogenannten „Survivorship Care Plan“ festzuhalten. Die Aufgaben der Nachsorge-Sprechstunde sind sehr umfangreich:

  • Erklärung und Aufarbeitung durchgeführter Behandlungen bezüglich Wirkung und Nebenwirkungen;
  • Erkennung und Behandlung von postoperativen Komplikationen (z.B. Lymphödem) und Therapienebenwirkungen (u.a. Polyneuropathie, kognitive Störungen, Fatigue, funktionelle Darmbeschwerden);
  • Adressierung von Hormonersatztherapien (prämenopausal) bzw. Diskussion der Behandlungsmöglichkeiten bei Wechseljahresbeschwerden. Bei fertilitätserhaltenden Therapien (Frühstadien): Beratung zu Familienplanung;
  • Beratung zu Lifestyle-Fragen wie Ernährung, Sexualität und Bewegung und Sport, Gewicht, Nikotin, Alkohol;
  • Sozialmedizinische Beratung und psychosozialer Support;
  • Motivation zur Kontaktaufnahme mit Selbsthilfegruppen;
  • Nebenwirkungsmanagement und Therapiemonitoring bei Erhaltungstherapien;
  • Die Erkennung und Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen/Kardiotoxizität (Herzinsuffizienz, Hypertonie);
  • Erkennung und Behandlung und Prävention von ossären Folgen der Therapie (Osteopenie, Osteoporose, Knochenschmerzen);
  • Erkennung von Rezidiven;
  • Erkennung von Zweitmalignomen (cave: genetisches Risiko (BRCA-Formenkreis, Chemotherapie);
  • Motivation zur Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen (Kolonkarzinom, Mammakarzinom, malignes Melanom);
  • Genetische Beratung (wenn noch nicht primär erfolgt);
  • Einleitung von Maßnahmen zur Verbesserung des körperlichen und psychischen Zustandes und damit der Lebensqualität (Psychoonkologische Angebote, Physiotherapie, Rehabilitation, Ernährungsberatung);
  • Psychologischer bzw. psychoonkologischer Support (Empfehlung systematisches Screening auf psychische Belastungen, z.B. mittels HADS oder Distressthermometer);
  • Die (kommunikative) Koordination der versorgenden Akteure und Organisation im Gesundheitswesen rund um die Patientin;

Bestimmung von Tumormarkern – in der Regel nicht empfohlen

Bei vielen Krebserkrankungen können heutzutage sogenannte Tumormarker zum Einsatz kommen, die auf eine Krebserkrankung hinweisen können. Tumormarker sind spezielle Stoffe im Körper, die entweder von Krebszellen produziert werden. Ab einer bestimmten Menge können Tumormarker im Blut nachgewiesen werden. Es ist jedoch zu beachten, dass die nachgewiesenen Stoffe im Blut nicht unbedingt auf eine Krebserkrankung deuten müssen, sondern beispielsweise auch durch Entzündungsprozesse ausgelöst werden können.

Für Eierstockkrebs wurde bisher kein eindeutiger Marker identifiziert, der verlässlich auf ein Ovarialkarzinom hinweist. In der Leitlinie werden Tumormarker daher weder zur Diagnostik oder Therapieplanung noch zur Behandlungskontrolle im Rahmen der Nachsorge eines Ovarialkarzinoms empfohlen.

Für Eierstockkrebs wurde CA 125 als potenzieller Tumormarker untersucht. In Studien stellte sich hierbei zwar heraus, dass ein Rückfall rund fünf Monate früher erkannt werden konnte als bei den Betroffenen ohne Tumormarker-Bestimmung. Aber: die frühere Diagnose und damit früher einsetzende Therapie führten nicht zu einer Lebensverlängerung. Zudem schien sich die frühere Behandlung schlecht auf die Lebensqualität der Betroffenen auszuwirken. Die Bestimmung von CA 125 bringt zusammenfassend keine Vorteile mit sich und wird somit bei beschwerdefreien Patientinnen nicht routinemäßig empfohlen. Eine Ausnahme bilden Patientinnen mit Keimzelltumoren und Keimstrangstromatumoren.

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Anschlussheilbehandlung als Rehabilitationsmaßnahme

Bei der Rehabilitation geht es in erster Linie darum, das körperliche, seelische und soziale Wohlbefinden so weit wie möglich wiederherzustellen. Wenn durch die Krankheit oder die Behandlung, wie beispielsweise durch eine Operation, erhebliche Folgen und Beschwerden aufgetreten sind, können Betroffene im direkten Anschluss an die Therapie eine Anschlussheilbehandlung in einer spezialisierten Rehabilitationsklinik in Anspruch nehmen.

Wenn eine solche Anschlussheilbehandlung nicht direkt nach Therapieabschluss wahrgenommen wurde, können Patientinnen innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Therapie eine sogenannte Regelheilbehandlung über ihre Renten- oder Krankenversicherung beantragen.

Nachbetreuung von psychischen Folgeerscheinungen

Zur Nachsorge gehören nicht nur die medizinischen Untersuchungen, sondern auch die Nachbetreuung. Die Therapie von Eierstockkrebs belastet viele betroffene Frauen körperlich und seelisch oft stark. Die Angst vor einem Rückfall oder auch vor Organverlust ist häufig belastend und kann das Selbstwertgefühl und die Lebensqualität massiv einschränken. Hier können eine Rehabilitation oder Kur, professionelle Unterstützung zum Beispiel durch Therapeuten oder Krebsberatungsstellen oder die Beteiligung an einer Selbsthilfegruppe guttun und hilfreich sein.

Der behandelnde Frauenarzt bleibt auch in der Nachsorge der wichtigste Ansprechpartner für jede Patientin und kann – neben den regelmäßigen Kontrolluntersuchungen – auch weitere Kontakte, wie beispielsweise zu Psychologen, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen vermitteln. So kann der Frauenarzt auch Maßnahmen in die Wege leiten, die sich an Folgeerscheinungen der Erkrankung oder der Therapie richten. Dies können beispielsweise Schmerzen, Verdauungsprobleme, Schlafstörungen, sexuelle Probleme oder die Wiedereingliederung in den Beruf sein.

Verlaufskontrollen bei unheilbarem Eierstockkrebs

Ist der Eierstockkrebs nicht heilbar, sind regelmäßige Verlaufskontrollen wichtig, um die Lebensqualität der Betroffenen möglichst lange zu erhalten und um die richtigen Therapien zu finden, die das Tumorwachstum verlangsamen. Wie in der Nachsorge und Rehabilitation sollen bei einem unheilbaren Ovarialkarzinom körperliche und seelische Probleme und Beschwerden frühzeitig erkannt, angesprochen und behandelt werden. Eine psychosoziale Betreuung ist im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung besonders wichtig. Wie in der Nachsorge, kann auch hier der behandelnde Arzt Kontakte zu Psychotherapeuten oder Beratungsstellen herstellen.

  1. Onko Internetportal. Eierstockkrebs, Ovarialkarzinom – Nachsorge und Rehabilitation, Abgerufen am 17.11.2022 
  2. S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren (Version 5.1 – Mai 2022 AWMF-Registernummer: 032/035OL)
  3. dkfz – Krebsinformationsdienst. Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom). Nachsorge bei Eierstockkrebs, Abgerufen am 17.11.2022 
  4. Leitlinienprogramm Onkologie. Eierstockkrebs – Ein Ratgeber für Patientinnen (April 2018). Nachsorge und Rehabilitation, Abgerufen am 17.11.2022
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