Mamma Mia › Gebärmutterkrebs › Immunvermittelte Nebenwirkungen: Maßnahmen
Die Immuntherapie mit sogenannten Immun-Checkpoint-Inhibitoren kommt bei bestimmten Frauen mit Gebärmutterkrebs zum Einsatz. Das Prinzip: Die Medikamente setzen am Immunsystem an und nicht direkt an den Krebszellen. Die Immuntherapie soll das Abwehrsystem schärfen, damit es Krebszellen wieder erkennen, gegen sie vorgehen und sie beseitigen kann.
Im Gegensatz zu anderen Krebsbehandlungen wie einer Chemotherapie oder Strahlentherapie aktivieren Immun-Checkpoint-Inhibitoren jedoch das Immunsystem. Durch diese Stimulation des körpereigenen Abwehrsystems können wiederum einige Nebenwirkungen auftreten. Medizinische Fachleute sprechen von „immunbedingten“ oder „immuntherapie-bedingten“ Nebenwirkungen.
Diese unerwünschten Wirkungen können sich zu jedem Zeitpunkt entwickeln, auch bis zu einem Jahr nach dem Abschluss der Behandlung. Im Prinzip können sie alle Organe und Gewebe betreffen, zum Beispiel die Haut oder den Verdauungstrakt. Aber: Nicht alle immunbedingten Nebenwirkungen müssen bei jeder Frau mit Gebärmutterkrebs auftreten. Auch das Ausmaß und die Intensität können verschieden sein.
Wie entstehen immunbedingte Nebenwirkungen?
Das Immunsystem besitzt sogenannte Immun-Checkpoints. Das sind besondere „Kontrollpunkte“ des Abwehrsystems, die sich auf den T-Zellen (spezielle Immunzellen) befinden. Diese „Check-Points“ haben normalerweise die Aufgabe, eine überschießende Reaktion des Immunsystems zu verhindern und eine Immunantwort zu stoppen. Sie sorgen also dafür, dass gesunde Zellen nicht attackiert und geschädigt werden.
Krebszellen nutzen diese Mechanismen jedoch aus. Vereinfacht erklärt: Sie „deaktivieren“ die T-Zellen und verhindern somit, dass sie die Krebszellen aufspüren, angreifen und unschädlich machen.
Immun-Checkpoint-Inhibitoren richten sich wiederum gegen diese „Bremsen“ des Immunsystems und können sie wieder lösen. Wichtige Kontrollpunkte, an denen Immun-Checkpoint-Hemmer ansetzen, haben die Abkürzungen CTLA-4 und PD-1/PD-L1. Weil durch die Immuntherapie der körpereigene Schutz vor einer überschießenden Immunreaktion aufgehoben ist und das Immunsystem stimuliert wird, kann es auch dazu kommen, dass es das normale Gewebe angreift. So können autoimmune (also durch das eigene Immunsystem ausgelöste) Nebenwirkungen entstehen.
Die immunbedingten Nebenwirkungen entstehen also aufgrund der gleichen Mechanismen wie auch der therapeutische Effekt der Immuntherapie zustande kommt – nämlich durch das Lösen der natürlichen Bremse des Immunsystems.
Welche Nebenwirkungen sind möglich?
Immunbedingte Nebenwirkungen können prinzipiell überall im Körper auftreten. Am häufigsten sind die Haut, der Dickdarm, die Lunge, Leber und hormonproduzierende Organe wie die Schilddrüse oder Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) betroffen. Meist sind die Nebenwirkungen der Immuntherapie bei Gebärmutterkrebs leicht bis mäßig ausgeprägt. Oft bilden sie sich wieder zurück, wenn Ärztinnen und Ärzte sie früh erkennen und ausreichend behandeln. Allerdings können die Nebenwirkungen der Immuntherapie auch schwerwiegend ausfallen und sogar lebensbedrohlich werden. Das gilt vor allem, wenn sie unbehandelt bleiben. Deshalb ist die Früherkennung und Behandlung der unerwünschten Wirkungen auch so wichtig.
Informieren Sie Ihr Behandlungsteam möglichst sofort über alle neu auftretenden Symptome. Suchen Sie ärztlichen Rat auch, wenn sich bestehende Beschwerden verschlechtern oder Sie über Ihre Symptome beunruhigt sind. Nebenwirkungen der Immuntherapie können auch noch bis zu einem Jahr nach dem Ende der Behandlung auftreten.
Maßnahmen gegen immunbedingte Nebenwirkungen
Während einer Therapie mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren ist es wichtig, immunbedingte Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Eine schnelle Behandlung der Nebenwirkungen ist entscheidend. Sagen Sie daher sofort Bescheid, wenn Sie Beschwerden haben, sich diese verschlimmern oder neue Symptome hinzukommen.
Alle Frauen mit Gebärmutterkrebs, die eine Immuntherapie mit diesen Medikamenten erhalten, sollten sich gut über mögliche Nebenwirkungen informieren (lassen). Auch über die Möglichkeit, dass diese unerwünschten Wirkungen erst verzögert einsetzen, sollten Sie Bescheid wissen, damit Sie richtig reagieren können.
Die Behandlung der Nebenwirkungen hängt zunächst vom betroffenen Organ ab. Auch die Intensität der Nebenwirkungen spielt eine Rolle für die Therapiewahl. In der Regel behandeln Ärztinnen und Ärzte die Symptome, bis sie sich wieder gebessert haben. Zum Einsatz kommen verschiedene Medikamente, zum Beispiel entzündungshemmende Arzneimittel.
Die Patientenleitlinie der European Society for Medical Oncology (ESMO) bietet weitere laienverständliche Informationen zu den Nebenwirkungen der Immuntherapie und deren Behandlung.
Manche Behandlungen der immunbedingten Nebenwirkungen erfolgen ambulant, für manche müssen Sie stationär ins Krankenhaus. Aber insgesamt gilt: Wichtig ist immer eine rasche Behandlung der auftretenden Symptome.
Selbsthilfemaßnahmen: Was können Sie selbst tun?
Wichtiges vorab: Eine ärztliche Behandlung durch medizinische Fachleute ersetzen Selbsthilfemaßnahmen auf keinen Fall! Diagnostizieren und therapieren Sie Ihre möglichen Beschwerden niemals selbst, sondern wenden Sie sich an Ihr Behandlungsteam!
Die Patientenleitlinie der Europäischen Gesellschaft für Medizinische Onkologie (European Society for Medical Oncology, ESMO) nennt einige Maßnahmen bei leichten bis mäßigen immunbedingten Nebenwirkungen, die Sie selbst anwenden können.
- Hautprobleme: Achten Sie darauf, dass Ihre Haut nicht mit reizenden Substanzen in Berührung kommt. Dazu gehören zum Beispiel Putz- und Reinigungsmittel oder Kosmetika. Gehen Sie außerdem nicht in die Sonne und vermeiden Sie die Sonnenbestrahlung.
- Durchfall /Entzündungen des Dickdarms: Nehmen Sie größere Mengen an Flüssigkeit zu sich, zum Beispiel Wasser oder Tee. Vermeiden Sie eine Ernährung, die reich an Ballaststoffen und Laktose ist.
Patientenkarte bei sich tragen
Hersteller von Immun-Checkpoint-Inhibitoren stellen Ihnen meist eine vorgefertigte Patientenkarte (Patientenpass) zur Verfügung, die das Behandlungsteam Ihnen aushändigt (ansonsten danach fragen). Diese Karte enthält unter anderem Informationen über mögliche immunbedingte Nebenwirkungen und an welchen Symptomen sie erkennbar sind. Außerdem betont sie die Wichtigkeit, das medizinische Fachpersonal zu informieren, wenn Symptome auftreten oder sich verschlimmern und sich auf keinen Fall selbst zu behandeln.
Einige Tipps zur Patientenkarte:
- Füllen Sie die Karte vollständig aus. Notieren Sie vor allem die Kontaktdaten Ihrer Ärztin oder Ihres Arztes, die oder der die Behandlung verordnet hat.
- Tragen Sie das Dokument jederzeit bei sich, wenn Sie außer Haus sind oder verreisen. Sie enthält auch Hinweise für das medizinische Fachpersonal. Manchmal sind medizinische Fachleute nicht mit der Behandlung von immunbedingten Nebenwirkungen vertraut, weil die Immuntherapie eine noch vergleichsweise neue Behandlung ist. Mit Hilfe der Daten auf Ihrer Patientenkarte können sie schnell Kontakt zu Ihrem Behandlungsteam aufnehmen.
- Bringen Sie die Patientenkarte zu allen ärztlichen Untersuchungen mit.
- European Society for Medical Oncology (ESMO), Patientenleitlinie „Was sind Immuntherapie-bedingte Nebenwirkungen?“, abgerufen am 19.2.2024
- Krebsliga Schweiz, Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren, abgerufen am 19.2.2024
- Marika Henriette Princk, Mascha Pervan & Jörg Riedl: Nebenwirkungsmanagement unter Immuntherapie, Die Gynäkologie, 28 März 2023 Volume 56, pages 253–259, (2023), abgerufen am 20.2.2024
- Braun GS. Nebenwirkungen neuer onkologischer Immuntherapien. Nephrologe. 2020; 15(3): 191–204., abgerufen am 20.2.2024
NP-DE-AOU-WCNT-240005 (03/24)
Die Informationen auf dieser Seite können eine professionelle Beratung durch ausgebildete und anerkannte Ärztinnen und Ärzte nicht ersetzen. Auch dienen sie nicht dazu, eigenständig eine Diagnose zu stellen oder eine Therapie einzuleiten.