Mamma Mia › Brustkrebs › Brustkrebserkennung – Früherkennung und Diagnose › Biopsie bei Brustkrebs
Jedes Jahr erhalten ungefähr 74.500 Frauen in Deutschland neu die Diagnose Brustkrebs, berichtet das Robert Koch-Institut (RKI). Für die Diagnostik von Brustkrebs und anderen Krebsarten ist die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) aus den verdächtigen Bereichen unverzichtbar. Pathologinnen und Pathologen untersuchen dieses Gewebe anschließend genauer im Labor unter dem Mikroskop. Brustkrebs lässt sich so eindeutig feststellen – oder ausschließen.
Warum ist eine Biopsie bei Brustkrebs wichtig?
Die Biopsie ist eine sehr wichtige Diagnosemethode, wenn der Verdacht auf Brustkrebs (Mammakarzinom) besteht. Manchmal liefern bildgebende Verfahren wie der Ultraschall (Sonographie) oder die Mammographie Hinweise darauf, dass Brustkrebs vorliegen könnte. Ob es sich aber tatsächlich um Brustkrebs handelt oder vielleicht doch eine gutartige Veränderung dahintersteckt, lässt sich oft anhand von Ultraschall- oder Mammographie-Bildern nicht genau sagen. Diese Auffälligkeiten klären Ärztinnen und Ärzte dann mit Hilfe einer Biopsie ab.
Dabei entnehmen sie mit Hilfe einer Nadel eine Gewebeprobe aus dem verdächtigen Bereich der Brust, zum Beispiel aus einem tastbaren Knoten. Es gibt verschiedene Biopsietechniken beim Verdacht auf Brustkrebs. Der Standard ist die Stanzbiopsie, aber auch die Vakuumbiopsie. Feinnadelbiopsie oder chirurgische Biopsie kommen in speziellen Fällen zum Einsatz.
Das entnommene Gewebe untersucht ein pathologisches Labor anschließend feingeweblich (histologisch). Gut- und bösartige Zellen lassen sich unter dem Mikroskop unterscheiden und die Diagnose Brustkrebs lässt sich eindeutig stellen – oder eben ausschließen.
Die Biopsie liefert aber nicht nur Informationen über die Art und das Aussehen der Zellen. Sie zeigt zusätzlich, an welcher Stelle der Brustkrebs genau wächst (Milchgänge = duktales Mammakarzinom, Drüsenläppchen = lobuläres Mammakarzinom) und wie groß der Tumor ist. Auch Brustkrebsvorstufen wie das duktale Carcinoma in situ (DCIS) oder das lobuläre Carcinoma in situ (LCIS) lassen sich aufspüren und charakterisieren.
Im pathologischen Labor lassen sich zudem besonderen Eigenschaften von bösartigen Zellen ausfindig machen. Einige Beispiele für besondere Merkmale:
- Hormonrezeptorstatus: Manche Krebszellen besitzen Bindungsstellen (Rezeptoren) für die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und/oder Progesteron. Diese Brustkrebsart ist hormonempfindlich oder hormonrezeptorpositiv.
- HER2-Status: Manchmal tragen die Tumorzellen übermäßig viele Rezeptoren für den humanen epidermalen Wachstumsfaktor 2 (HER2). Dann erhalten die Krebszellen verstärkt Wachstumsimpulse und teilen und vermehren sich schnell.
- Ki-67-Wert: Dieser Wert ist ein Maß dafür, wie viele Zellen sich gerade in der Teilungsphase befinden und wie hoch das Wachstumstempo des Tumors ist. Ist der Ki-67 hoch, teilen und vermehren sich die Krebszellen rasch und der Tumor gilt als aggressiv.
- Biomarkertests (Genexpressionstest, Multigentests, Multigenassays): Sie zeigen die Aktivität verschiedener Krebsgene und können dabei mithelfen, den Krankheitsverlauf, die Rückfallgefahr und manchmal auch den Nutzen einer Chemotherapie abzuschätzen (prädiktive und prognostische Faktoren).
Vom Vorhandensein oder Fehlen dieser speziellen Merkmale hängt die Brustkrebstherapie ab. Die Biopsie spielt daher für die Planung der Therapie eine wesentliche Rolle. So lässt sich zum Beispiel ein Mammakarzinom, das unter dem Einfluss von Hormonen wächst, mittels Antihormontherapie behandeln. Für HER2-positiven Brustkrebs gibt es besondere Medikamente in Form der Anti-HER2-Therapie.
Welche Biopsie-Methoden gibt es bei Brustkrebs?
In der Diagnostik von Brustkrebs kommen verschiedene Biopsietechniken zum Einsatz, um die Gewebeprobe zu gewinnen. Zur Kontrolle und Orientierung während der Gewebeentnahme nutzen Ärztinnen und Ärzte bildgebende Verfahren wie den Ultraschall, die Mammographie oder die Magnetresonanztomographie (MRT). Man sagt, die Biopsie ist Ultraschall-, Mammographie- oder MRT-gesteuert.
Welche Biopsiemethode und welches bildgebende Verfahren Ärztinnen und Ärzte wählen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Manchmal ist ein Knoten von außen tastbar und lässt sich mittels Ultraschall gut sichtbar machen. In anderen Fällen zeigt sich Mikrokalk in der Mammographie. Mikroverkalkungen deuten auf Umbauprozesse im Gewebe hin und gelten als Hinweis auf Brustkrebs. Mikrokalk ist jedoch nicht spürbar oder tastbar.
Stanzbiopsie
Die Stanzbiopsie ist der Standard, um Gewebe aus Knoten oder verdächtigen Herden in der Brust zu entnehmen, die zu ertasten oder im Ultraschall sichtbar sind. Die Stanzbiopsie funktioniert mit Hilfe einer dickeren Hohlnadel (ca. 1,5 mm) und mit einem Stanzgerät.
Über eine Führungskanüle wird die Hohlnadel mit hoher Geschwindigkeit in den verdächtigen Gewebebereich der Brust „geschossen“. Die richtige Platzierung der Biopsienadel kontrollieren Ärztinnen und Ärzte bei der Stanzbiopsie mittels Ultraschalls. Sie stanzen mehrere kleine zylinderförmige Gewebeproben aus verschiedenen Arealen des verdächtigen Gebietes aus. Das Gewebe gelangt in die Hohlnadel und lässt sich dann nach außen transportieren.
Die Stanzbiopsie geschieht unter örtlicher Betäubung der Brust und dauert etwa 15 bis 30 Minuten. Sie kann mit einigen Nebenwirkungen verbunden sein, die aber meist nur mild ausgeprägt sind und innerhalb kurzer Zeit wieder von selbst abklingen. Mögliche Nebenwirkungen sind leichte Schmerzen, Blutungen, Blutergüsse oder eine Druckempfindlichkeit an der Einstichstelle.
Vakuumbiopsie
Die Vakuumbiopsie kommt bei auffälligen Veränderungen zum Einsatz, die nur in der Mammographie oder MRT sichtbar sind, zum Beispiel bei Mikroverkalkungen oder Stellen, die schwer zugänglich sind. Ärztinnen und Ärzte kontrollieren die Vakuumbiopsie durch eine stereotaktische Mammographie (stereotaktisch bedeutet, dass die Brust aus zwei Richtungen aufgenommen wird) oder eine MRT.
Wie die Stanzbiopsie wird die Vakuumbiopsie unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Sie lässt sich im Stehen wie bei einer normalen Mammographie oder im Liegen auf dem Bauch auf einem speziellen Tisch durchführen.
Bei einer Vakuumbiopsie wird ein Vakuum erzeugt, wodurch das Gewebe in eine spezielle Nadel gesaugt, dann abgetrennt und nach außen befördert wird. Die Nadel ist etwas dicker (bis zu 3,5 mm) als bei einer Stanzbiopsie und es lässt sich mehr Gewebe entnehmen. Am Ende der Biopsie markieren Ärztinnen und Ärzte die entsprechende Stelle mit einem kleinen Clip, einem Metallteilchen. Wenn der Befund bösartig ist, dient der Clip dazu, später die richtige Stelle für die Operation wiederzufinden. Stellt sich der Befund als harmlos heraus, kann der Clip in der Brust verbleiben.
Die Vakuumbiopsie bietet eine sehr hohe Sicherheit bei der Diagnose, weil sich größere Gewebemengen entnehmen lassen. Ein weiterer Vorteil ist, dass Ärztinnen und Ärzte die Biopsieproben direkt im Anschluss röntgen können. Sie können sehen, ob in der Probe zum Beispiel Mikrokalk enthalten ist. Manchmal lässt sich die auffällige Veränderung allein durch die Vakuumbiopsie entfernen.
Die Vakuumbiopsie dauert länger als die Stanzbiopsie (ca. 30 bis 60 Minuten). Aufgrund der dickeren Nadel hinterlässt sie eine kleine Narbe. Weitere Nebenwirkungen können leichte Schmerzen, Blutungen oder Blutergüsse an der Einstichstelle sein.
Andere Biopsie-Methoden
Die Feinnadelaspirationsbiopsie (FNAB) wird heute nur noch selten angewendet, weil sie zwar Auskunft über das Aussehen von Zellen gibt, aber keine Rückschlüsse über besondere Merkmale von Zellen zulässt. Sie funktioniert mit Hilfe einer dünnen Nadel, mit der Gewebe aus dem verdächtigen Areal entnommen wird.
Manchmal ist auch eine offene chirurgische Biopsie nötig, die in einer Klinik durchgeführt wird. Sie kommt zum Einsatz, wenn andere Biopsiemethoden nicht möglich sind. Dies kann zum Beispiel bei mehreren verdächtigen Herden der Fall sein, die weiter auseinander liegen und mit einer Biopsie nicht alle erreichbar und abzuklären wären. Der Herd wird dabei vollständig oder teilweise entfernt (Exzisions- beziehungsweise Inzisionsbiopsie). Die chirurgische Biopsie ist ein invasiver Eingriff, der unter einer Vollnarkose stattfindet.
- Theoretisch können sich bei der Biopsie Krebszellen aus dem Tumor lösen, an der Nadel hängen bleiben, in umliegendes Gewebe gelangen und dort Metastasen bilden.
- Dies ist jedoch äußerst unwahrscheinlich, weil den meisten abgelösten Tumorzellen die Eigenschaften fehlen, um im Körper zu überleben.
- Das Risiko lässt sich außerdem durch eine Führungskanüle vermindern, bei der die Nadel durch eine Hülse geführt wird. So kommt die Probe beim Herausziehen nicht mit dem weiteren Gewebe oder der Haut in Kontakt.
Quelle: DFKZ
Wie läuft eine Biopsie ab?
Eine Biopsie können Sie ambulant durchführen lassen, zum Beispiel in einer radiologischen Facharztpraxis oder in einer Klinik. Nach der Gewebeentnahmen können Sie wieder nach Hause gehen.
Vorbereitung und Aufklärungsgespräch
Vor der Biopsie führen Ärztinnen und Ärzte ein Aufklärungsgespräch mit Ihnen. Sie erklären Ihnen, warum sie notwendig ist, wie der minimal-invasive Eingriff abläuft und welche Risiken und Nebenwirkungen er bergen kann. Außerdem möchten sie wissen, ob Sie Grunderkrankungen mitbringen und welche Medikamente Sie einnehmen. So können zum Beispiel blutverdünnende Mittel (Gerinnungshemmer) die Blutungsgefahr nach der Biopsie erhöhen. Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, ob Sie gerinnungshemmende Medikamente eventuell absetzen sollten.
Ablauf der Biopsie
Eine Biopsie wird unter einer örtlichen (lokalen) Betäubung durchgeführt. Das Narkosemittel wird in das Hautareal injiziert, in dem die Nadel platziert und die Gewebeproben entnommen werden sollen. Sie müssen zu Biopsie nicht nüchtern erscheinen, können also vorher normal essen und trinken.
Die Biopsie geschieht unter der Kontrolle durch bildgebende Verfahren. Ärztinnen und Ärzte müssen die richtige Stelle finden und die Nadel korrekt platzieren. Dies kann ein Ultraschall, eine Mammographie oder eine Magnetresonanztomographie sein – abhängig davon, in welchem Verfahren die verdächtige Stelle vorher sichtbar gewesen ist.
Anschließend wird die Biopsienadel in die Brust eingebracht und es werden mehrere Gewebezylinder entnommen. Um die Blutung zu stillen, wird anschließend Druck auf die Einstichstelle ausgeübt, ein Pflaster aufgeklebt und dann ein Verband um den Brustkorb herum angelegt. Dieser verbleibt für einige Tage.
Direkt nach der Biopsie gibt es einige Tipps, die Sie beherzigen können:
- Kühlen Sie die Brust, um eventuelle Schmerzen zu lindern.
- Schonen Sie sich körperlich und gönnen Sie sich Ruhe und Zeit zur Erholung.
- Heben und tragen Sie in den nächsten zwei Tagen keine schweren Lasten und Gegenstände. Vermeiden Sie schwere Hausarbeit oder Gartenarbeit.
- Verzichten Sie in den ersten Tagen auf Sport, das Schwimmbad und die Sauna.
- Baden Sie in den ersten Tagen nicht. Duschen können Sie am Tag nach der Biopsie wieder.
Befund nach der Biopsie
Die entnommene Gewebeprobe wird in ein pathologisches Labor geschickt und dort feingeweblich unter dem Mikroskop analysiert. Bis das Ergebnis feststeht, dauert es in der Regel einige Tage. In einem weiteren Gesprächstermin teilen Ärztinnen und Ärzte Ihnen dann den Befund mit. Handelt es sich um Brustkrebs, erfahren Sie, welchen Tumor Sie haben, in welchem Stadium er sich befindet (z.B. Frühstadium, fortgeschritten, metastasiert) und welche Eigenschaften er hat. Danach richtet sich die Therapieplanung.
In der Regel erhalten Sie zu diesem Zeitpunkt bereits einen vorläufigen Fahrplan, welche weitere Schritte jetzt folgen, zum Beispiel eine Operation (brusterhaltende OP, Mastektomie), Chemotherapie, Strahlentherapie, Antihormontherapie oder Anti-HER2-Therapie. Die Krebstherapien hängen vom Stadium, der Aggressivität und den Merkmalen der Tumorzellen ab.
Die Brustkrebs-Behandlung sollten Sie in einem zertifizierten Brustzentrum durchführen lassen. Dort arbeiten Fachpersonen verschiedenster Disziplinen Hand in Hand. In einem Tumorboard überlegen sie die bestmögliche Behandlung für jeden einzelnen Fall.
- Robert Koch-Institut (RKI), Krebsarten, Brustkrebs, abgerufen am 2.6.2025
- Deutsche Krebsgesellschaft, Onko-Internetportal, Basis Informationen Krebs, Brustkrebs, Diagnose, Diagnoseverfahren Biopsie, abgerufen am 2.6.2025
- Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Brustkrebs, Diagnostik und Biopsie bei Krebs Metastasen durch abgelöste Tumorzellen, abgerufen am 2.6.2025
- Krebsliga Schweiz, über Krebs, Krebsarten, Brustkrebs, welche Untersuchungen sind notwendig?, abgerufen am 3.6.2025
- Bayerische Krebsgesellschaft, informieren, Fakten über Krebs, 16 Fragen zum Thema Krebs: Streut der krebs durch eine Biopsie?, abgerufen am (Abruf: 3.6.2025)
- Deutsche Krebshilfe, informieren, über Krebs, Krebsarten, Brustkrebs und Diagnostik, Biopsie, abgerufen am 3.6.2025
- Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs, Krankheiten, Brustkrebs, Diagnose, abgerufen am 3.6.2025
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